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Spielbericht: Elmsfeuer


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Hallo zusammen,

 

hier beginnt mein (erster) Spielbericht. Das Abenteuer hat mir schon beim ersten Lesen sehr gefallen.

 

Schön, dass ich hier gleich Pionierarbeit leisten kann und den ersten Spielbericht beisteuern kan. Nun bin ich gespannt ob das „puristische“ Gefühl des Ausgeliefertseins sich auch einstellen wird.

Nach diesem Abenteuer soll es einen Zeitsprung geben und mit möglichst vielen Chars die ToC-Kampagne „Eternal Lies“ nach CoC 7 gespielt werden. Ein großer Brocken, aber die Leber wächst mit ihren Aufgaben :P

 

Es spielen mit/Dramatis Personae:

 

  • Leopold Rupert Cavendish: Zweiter Sohn des Baronet Cavendish aus Devonshire, England. Echter britischer Gentleman. War beim Royal Flying Chor im Weltkrieg, ist aber mit Ende 20 in den Schatten des allmächtigen Vaters und älteren Bruders noch immer auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Vielleicht fühlt er sich auch deshalb nur am Steuer eines Flugzeugs wirklich frei.
  • Lilly Cavendish (geborene Hesketh-Forthescue): Ehefrau von Leopold. Stammt ebenfalls aus britischem Landadel und konnte als einziges Kind und Augapfel ihrer Eltern künstlerisch-musischen Interessen nachgehen. Talentiert in Fotografie und Malerei sowie passionierte Kunstsammlerin. Interessiert sich auch für Okkultismus und östliche Mystik und Philosophie.
  • Thomas Thatcham: Britischer Gutmensch, Lebenskünstler und Weltenbummler. Stammt als Gärtnerssohn aus einfachen Verhältnissen. Er hat im Krieg als Sanitäter bei der Marine und in der Army viel erlebt. Der Krieg hat ihm zwar nicht seinen Glauben  an das Gute nehmen können, allerdings doch soweit „entwurzelt“, dass er seitdem ein eher rastloses Wanderleben führte. Im Krieg hat er auch Leopold das Leben gerettet und die beiden blieben in Verbindung. Nach langem Leben „von der Hand in den Mund ist er nun seit einiger Zeit als „Mädchen für Alles“ auch dessen Bindestück zur Welt der „einfachen Leute“.
  • Professor Jacques Arthur Fournier: Französischsprachiger Schweizer und Professor der Biologie an der Universität Zürich. Ist auf botanischen Expeditionen in die Dschungel dieser Welt schon weit herumgekommen. Hasst es oft für einen Franzosen gehalten zu werden. Mehr oder weniger freiwilliger Doktorvater von Remy (s.u.).
  • Remy de Cazaud: Ebenfalls aus der französischsprachigen Schweiz. Spross einer Pharmazeutendynastie. Absolviert als Vorbereitung für die Firmenleitung ein biologisch-chemisches Studium an der Universität Zürich. Obwohl nicht unbegabt schlägt sein Herz in Wahrheit für den Sport, genauer gesagt dem Fechten und er träumt von olympischem Gold. Seine Eltern sind großzügige Spender der Universität, so dass sich Professor Fournier als Doktorvater wohl oder übel mit ihm und seiner geteilten Aufmerksamkeit herumschlagen muss.

 

Erster Spielabend (Von Kairo nach Ceylon 1)

Die Charaktere befinden sich in Port Said und checken auf der SS Callabar ein. Als Einstiege habe ich mich auf zwei Empfehlungen im Abenteuer selbst gestützt:

  • Professor Fournier und Remy nehmen an einer botanisch-zoologischen Exkursion nach China statt, die über universitäre Netzwerke organisiert wurde. Um Geld für die eigentliche Expedition zu sparen und billig mehr Gepäck mit Expeditionsausrüstung unterzubringen, wurde von den Geldgebern ein Frachtschiff als Beförderung gewünscht.
  • Leopold, Lilly und Thomas wollen sich in Shanghai über die chinesische Medizin informieren um abzuwägen, ob Importe von chinesischer Arznei für das Import-Geschäft von Leopolds Familie profitabel wäre. Zusätzlich könnte Leopold auch mal beim Bau einer Eisenbahnstrecke vorbeischauen, bei der die Familie Anteile gekauft hat (halte ich mich offen um ggf. nachher das auf diesem Einstieg aufbauende Abenteuer aus dem China PDF-Band einzuschieben). In Wirklichkeit geht es aber auch um die Rastlosigkeit der Drei und die Suche nach einem Leben außerhalb des Schattens von Leopolds Familie. Allerdings ist die Passage auf einem noblen Passagierschiff aufgrund von Maschinenschaden futsch und die Gesellschaft hat Ihnen die Kosten erstattet sowie eine Passage auf der Callabar angeboten, damit ihr Zeitplan eingehalten werden kann.

Leider konnte der Spieler des Professors (und zugleich der rollenspielerfahrenste Spieler in der Gruppe) kurzfristig nicht teilnehmen, so dass der Spielleiter spontan beschloss, den guten ab Ablegen per Seekrankheit außer Gefecht zu setzen und in jedem Fall nur den Auftakt der ersten Reiseetappe von Ägypten nach Ceylon zu spielen.

 

Nachdem Leopold, Lilly und Thomas vom Platzen ihrer komfortablen Passage erfahren haben, setzt sich Leopold durch und man begibt sich -trotz insbesondere Lillys Bedenken zum mangelnden Komfort- zum Liegeplatz der Callabar. Die Unmengen an Gepäck, ein Großteil davon Lillys, werden im Lastwagen hinterhergebracht. Dort trifft man auf Remy und Professor Fournier, deren trotz Expeditionsausrüstung geringeres Gepäck von mehreren einheimischen Trägern zum Schiff gebracht wurde. Man macht sich bekannt und Captain Mac Rory unterbricht das stattfindende Kohlebunkern um sich vorzustellen. Der Captain gibt sich angesichts der potentiellen hochgestellten Passagiere noch sehr zugänglich, insbesondere Lilly kann aber ihr Entsetzen aufgrund des Nichtvorhandenseins von Sonnenstühlen und der geringen Kabinengröße an Bord kaum verbergen. Leopold nimmt das Ganze ganz britisch mit Gleichmut obwohl auch ihm das Fehlen von Freizeitangeboten sowie eines Shuffleboards Unbehagen einflößt, akzeptiert die Passage und bemüht sich Lilly das Ganze als „rustikales Erlebnis“ zu verkaufen. Im Anschluss verweist Mac Rory sie an den dritten Offizier Johansen, der angesichts der Gepäckmassen schwer beeindruckt ist. Thomas bietet zudem an einen Großteil des unmittelbar persönlich nötigen Gepäcks in seiner Kabine zu lagern, damit Lilly und Leopold mehr Platz haben. Remy und Professor Fournier gehen auf Leopolds Bitte ein, dass Gepäck von Ihren Trägern auch an Bord bringen zu lassen.

 

Nachdem das unmittelbar nötige Gepäck in den Kabinen verstaut ist, brechen Leopold und Lilly auf, um vor dem Ablegen in sechs Stunden noch einmal „richtig“ zu essen und Leopold weist Thomas abseits an, noch einmal Tabak und Tee für die Reise zu besorgen sowie Blumen und Dekorationsmaterial für die Kabine um Lilly zu besänftigen. Remy übernimmt währendessen mit den Trägern und Johansen das Verstauen des restlichen Gepäcks im hinteren Frachtraum. Auf halbem Weg dorthin an Deck greift wie vorgesehen Captain Mac Rory ein und offenbart seine weniger angenehme Seite, als er Johansen befiehlt das Gepäck in die vorderen Frachträume zu bringen und Johansen Einwände barsch abbügelt. Zumindest den Tonfall bekommen auch die noch in Hörweite befindlichen anderen drei Spieler mit und insbesondere Thomas Interesse am Inhalt des hinteren Frachtraums wird daraufhin stark geweckt.

 

Am frühen Abend legt die Callabar schließlich ab und die Gruppe wird zumindest für die erste Nacht der Reise mit schönen Ausblicken auf die belebten Ufer und Landschaften des Suezkanals entschädigt. Der Professor bekommt davon wie gesagt allerdings wenig mit…. Captain Mac Rory tritt hinzu und macht deutlich, dass er wenig von langen Aufenthalten der Passagiere unter Deck oder Abhalten der Crew von ihrer Arbeit hält. Dafür hat er einige Sonnenstühle an Bord bringen lassen.... Zuletzt fordert er, etwaige Waffen zur Wahrung der Bordsicherheit an ihn zu übergeben. Während Remy einen auf dem Basar gekauften Krummdolch bereitwillig übergibt, sieht Thomas davon ab seine Pistole zu erwähnen oder gar zu übergeben. Leopold behauptet, niemand von ihnen trage eine Waffe. Mac Rory glaubte ihm bzw. verzichtet auf eine Überprüfung (hier ist der Abenteuertext meiner Meinung nach etwas dünn, denn es ist nicht klar, ob Mac Rory falls er nicht davon überzeugt ist, Charaktere wirklich durchsuchen lassen würde. Angesichts von Leopolds hoher Finanzkraft und Auftreten würde ich es trotz Mac Rorys Machtbewusstsein nicht annehmen….) Beim ersten Dinner lernt die Gruppe alle Offiziere sowie den Bordingenieur Wiechmann kennen. (Tipp: Da das Abenteuer im weiteren Verlauf stark auf der Interaktion der Spieler mit den NSCs aufbaut und den sich daraus ergebenden persönlichen Verhältnissen, habe ich mir ab diesem Zeitpunkt eine +/- Skala für jeden der Offiziere und Mac Rory angelegt, so dass ich später auf einen Blick Einstellung zu den Charakteren einsehen und mögliche Reaktionen darauf aufbauen kann).

 

Ich habe an diesem ersten Abend, um eine Überforderung der Spieler zu vermeiden, Mac Rory, und Bootsmann Braga sowie den Funker Aidan eher ruhig und zuhörend gehalten. Auch Johansen war seinem Naturell entsprechend eher ruhig – tiefere Interaktionen zu ihm werde ich eher im kleineren Kreise oder Zwiegesprächen stattfinden lassen. Dagegen waren die anderen beiden Offiziere Cole und van der Merwe umso gesprächiger genau wie der reichlich dem Alkohol zusprechende Wiechmann. Cole suchte dabei zwecks Einschätzung stark das Gespräch, wobei Leopolds Einsilbigkeit bezüglich der genauen Reisegründe von Leopold, Lilly und Thomas der Gruppe erst Minuspunkte einbrachten. Als Leopold jedoch, nach den Folgen des Lindbergh-Transatlantikflugs für die britische Seefahrt befragt, als geübter britischer Konversationist (und trotz seiner Begeisterung für die Luftfahrt) die Handelsschifffahrt auch in Zukunft als „Blut in den Adern des Empires“ bezeichnete und Cole ihm dies dank gelungenem Psychologie Wurf auch abnahm, war ein gutes Fundament gelegt und Cole lud die Gruppe ein, ihn einmal im Kartenraum zu besuchen. (Anmerkung: Coles Foto im Abenteuer zeigt ihn mit einer Katze, was Lillys Spielerin als Katzenliebhaberin natürlich sofort zur Frage veranlasste, ob er die Katze auch wirklich hat….ich denke ich werde nicht drum rum kommen eine Bordkatze einzuführen*g*; wenn die „Seuche“/Farbe sich bemerkbar macht bietet sich zudem auch die Möglichkeit die Spielerin emotional gut zu involvieren).

 

Van der Merwe sammelte durch sein gutes, schneidiges Aussehen (da es im Abenteuer kein Foto für ihn gibt, habe hier das Foto eines Wehrmachtsoffiziers genommen…was für van der Merwe passend erschien) sowie gute Manieren erst bei Lily und Leopold Punkte, die er durch allzu offene rassistische Bemerkungen zu Schwarzafrikanern und Chinesen sowie die schlechte Behandlung des goanesischen Schiffskochs Lorso gleich wieder verlor. Leopold und Lilly sind zwar selbst nicht ohne Vorurteile und Chauvinismus, würden Sie aber als Briten nie so plump ausdrücken. Zusätzlich erwartete sich Lilly dank Lorsos Herkunft auch automatisch eine asiatische Ausrichtung und damit Aufwertung der Schiffsküche (wobei sie die eingeschränkten Möglichkeiten an Bord und eher klassischen kulinarischen räferenzen der Offiziere natürlich gar nicht mitbedenkt…).

 

Wiechmann war Leopold als Kriegsteilnehmer und aufgrund seiner schnoddrigen Art sofort unsympathisch und ließ sich nur durch Lillys mäßigenden Einfluss von allzu vielen politischen Diskussionen und kritischen Bemerkungen abbringen. Ich entschied jedoch, dass Wiechmann da schon einiges gewohnt war, somit ein dickes Fell hatte und ihm dies nicht allzu krumm nahm. Er lud die Gruppe ein, ihn bei Zustimmung des Captains demnächst im Maschinenraum zu besuchen.

 

Die Gruppe verbrachte nach dem Dinner noch eine geraume Zeit an Deck um die abwechslungsreiche Aussicht weiter zu genießen. Am nächsten Tag wachte Remy zuerst wie gewohnt früh auf und absolvierte an Deck seine Morgengymnastik, was ihm ungläubige Blicke der Crew einbrachte. Da er jedoch auf allzu raumgreifende Bewegungen verzichtete, blieb es dabei. Beim Frühstück traf er im Anschluss den lesenden Johansen an und man kam etwas ins Gespräch. Ich habe dabei Johansen neben dem Interesse an anthropologischen Themen auch zu einem Joseph Conrad Leser gemacht, da dieser zu den von mir geschätzten Schriftstellern gehört, Conrad als ehemaliger Seemann viel über das Verhältnis Mensch und Natur geschrieben hat und zudem sein eher pessimistisches Menschenbild gut zu Johansen und zur Stimmung des Abenteuers passt. Über ein Zitat kam Johansen schließlich auch zu seiner Frage bezüglich möglicher übernatürlicher bzw. schwer zu erklärender Erlebnisse. Da war er jedoch bei dem jungen und dem eher rationalen Remy an die falsche Adresse geraten, so dass hier noch nicht die Basis für ein mögliches Vertrauensverhältnis gelegt wurde. Im Anschluss ging Johansen schlafen, da seine Schicht zu Ende war. Einige Zeit danach wurde auch Thomas wach, kümmerte sich um Teewasser und sprach an Deck Lorso an um pflichtbewusst Lillys kulinarische Wünsche weiterzugeben. Lorso reagierte zwar aus bereits genannten Gründen eher verhalten was die Umsetzung anging (eventuell eine Vor- oder Nachspeise), freute sich aber über die damit verbundene Wertschätzung.

 

Später stießen auch Leopold und Lilly dazu und versuchten dem Porridge-Frühstück das Beste abzugewinnen. Im Anschluss erkundete man das Deck etwas, bemerkte das eine der hinteren Frachtluken offenbar defekt ist und wurde bevor man eigenständig über die Offiziersquartiere in den Maschinenraum hinabsteigen konnte, von einem Matrosen abgefangen. Der machte klar, dass dies nur mit Erlaubnis Mac Rorys ginge (auch hier sollte einmal mehr Mac Rorys Kontrollbedürfnis gegenüber seinen Passagieren herausgestellt werden), die er sich erst einholte. Im Maschinenraum stellte Wiechmann seine Maschinisten (Leopold: "wenigstens Australier und Kanadier") und –fast zärtlich- die Maschine vor. Fragen nach dem Treibstoff (Kohle) wurden gestellt, aber die Spieler machten sich noch keine Gedanken wer die Kohle eigentlich schaufelt. Bevor die Charaktere auf Wunsch Lillys den heißen und lauten Maschinenraum wieder verließen, lud Wiechmann den ihm am sympathischsten und zudem erdigsten aussehenden Thomas („echte Engländer vertragen doch ‘nen Tropfen“) zum Trinken und Kartenspielen an einem der folgenden Abende ein.

 

Draußen begab man sich dann in die Sonnenstühle und las vorm Lunch noch etwas, wobei Lillys Vertiefung in daoistische Werke immer wieder von Leopold unterbrochen wurde, der mit seinen seinen John Carter of Mars/Barsoom SF-Romanen von Rice-Burroughs einen Abstecher ins Triviale unternahm und seine Erheiterung teilen wollte. Der investigative Thomas fragte, währenddessen einen Matrosen nach der Besatzungsstärke und erhielt eine recht genaue Antwort, wobei jedoch auch hier die Heizer weggelassen wurden, da die weißen Matrosen sie nicht als Teil der Crew betrachten. (diese Unsichtbarkeit der Heizer plane ich noch einzusetzen um Braga und den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu ihm etwas stärker und effektvoller eins Spiel zu bringen). Thomas äußerte auch den Wunsch das Gepäck in den Frachträumen zu inspizieren und Dinge in die Kabinen zu bringen und wurde einmal mehr an Mac Rory verwiesen. Vorerst ließ sich Thomas jedoch durch Remys Versicherung davon abbringen, dass das Gepäck gut verstaut sei und zudem in den vorderen Frachträumen auch wirklich die Fracht gelagert sei, die von Mac Rory und Johansen aufgeschnappt wurde.

 

Beim Lunch waren dann wieder nicht alle Offiziere anwesend, so dass ich Aidan und Braga mehr ins Spiel bringen konnte. Bragas Rolle als Bindeglied zur einfachen Crew  und seine Auffassung als „strenger aber guter Vater“ der einfachen Schiffsfamilie wurde dabei angedeutet. Die Gruppe hört außerdem von Johansens Interesse an indonesischen Kulturen. Aidan habe ich –gerade in Gegenwart Lillys- als etwas schüchterner dargestellt. Hier kommt noch mehr am nächsten Spieleabend. Damit endete die erste Sitzung, auch um dem Spieler von Professor Fournier noch einen guten Einstieg zu gewähren. Wir befinden uns noch mitten in der Expositionsphase, so dass es außer dem Verhalten Mac Rorys und dem geheimnisvollen hinteren Frachtraum noch wenig direkte Handlung gab. Die Spieler hatten jedoch schon viel Spaß am Ausspielen der Charaktere, der Interaktion mit den NSCs in und es kam zu einigen lustigen Szenen. Dies ist ein guter Kontrast zur verschlechternden Stimmung ab der zweiten Etappe. Ich teile auch die Ansicht des Autors, dass die Vorstellung des Beziehungsgeflechts an Bord und Etablierung des Verhältnisses der NSCs zu den Charakteren Zeit braucht, zugleich aber auch auf der ersten Etappe nicht in einem „Vorbeidefilieren“ der NSCs durch aneinandergereihte „Encounter“ zu offensichtlich werden darf. Dies abwechslungsreicher umzusetzen wird eine Herausforderung bleiben, wobei in der nächsten Sitzung auf jeden Fall Ceylon erreicht und die ereignisreichere zweite Reisetappe begonnen werden soll. Außerdem muss ich mir noch überlegen, wie allzu forsche Recherchen z.B. durch Thomas zum Frachtraum trotz der geringen Möglichkeiten zu anderweiter Ablenkung verzögert werden können, bis es genügend andere (Plot-)Ablenkung davon gibt.

 

Nächster Spieltermin ist Anfang Februar….

Edited by finnerud
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  • 1 month later...

Mit etwas Verzögerung wird der Spielbericht nun fortgesetzt, was aber auch den angenehmen Nebeneffekt hat, dass nun schon zwei weitere Sitzungen stattgefunden haben. Durch sind wir aber noch immer nicht, allerdings spielen wir auch nur 3-4 Stunden und die Gruppe ist „ausspielfreudig“. Heute folgt erst einmal der Bericht der vorletzten Sitzung, derjenige der letzten Sitzung kommt leider - urlaubsbedingt- wohl erste Ende März, bevor dann Anfang April die hoffentlich finale Sitzung folgt. Ich muss wohl auch noch lernen, mich etwas kürzer zu fassen, aber es ist ja der erste Spielbericht ;)

 

Zweiter Spielabend (Von Kairo nach Ceylon 2)

 

Der Spieler von Jacques Fournier war diesmal mit dabei, so dass der gute Professor nun von seiner Seekrankheit genesen war. Leopold war froh in ihm einen weiteren gebildeten Gesprächspartner zu haben. Nach ersten Gesprächen über die Forschungsarbeiten des Professors und die Expeditionsziele in China (Remy: Doktorarbeit über chinesische Sumpfpflanzen, Fournier nähere Bestimmung neu gefundener Fossilien), war seine Freude umso größer in ihm auch einen würdigen Gegner im Schach zu finden. Beim „Briefing“ des Professors über die ersten Reisetage äußerten die restlichen Gruppenmitglieder bereits den Verdacht, dass Kapitän Mac Rorys Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Passagiere und Geheimniskrämerei um den hinteren Frachtraum mit Schmuggel zu tun haben könnte. Man war sich aber noch nicht sicher, um was es sich dabei handeln könnte.

 

Beim nächsten Abendessen streute ich über die Offiziere auch Informationen über den kürzlich niedergeschlagenen kommunistischen Aufstandsversuch im niederländisch kontrollierten Teil Indonesiens ein, damit die Gruppe später bei Bekanntwerden der verbotenen Fracht auch sinnvolle Schlüsse bezüglich des Adressaten des Senfgases ziehen kann. In diesem Kontext interessierte sich die Gruppe auch für das Thema Piratengefahr, was sich später noch als nützliche Ablenkungsmöglichkeit für die SL erweisen sollte. Die Gefahr wurde jedoch eher kleingeredet und auf die Erfahrung des Kapitäns sowie die für solche Fälle gut gefüllte Waffenkammer verwiesen. Lorsos Ermutigung durch Lily bzw. Thomas zu kulinarischer Experimentierfreudigkeit trug zudem erste Früchte und sollte sich bei Vor- und Nachspeisen bei den weiteren Mahlzeiten steigern - sofern Van der Merwe nicht mit am Tisch saß.

 

Am nächsten Tag nahm die Gruppe Coles Einladung zum Besuch im Kartenraum wahr. Mehr (Thomas, Professor Fournier und Lily) oder weniger (Leopold, Remy) aufmerksam lauschte man seinen Ausführungen zur Reiseroute und nautischer Navigation. Thomas, der Professor und Lily entschieden sich wiederzukommen und durften sich deshalb auch bereits ein Astronomiehäkchen setzen. Auch Cole wurde noch einmal zur Piratengefahr befragt, die sich in den Köpfen offenbar festgesetzt hatte, und wiegelte ebenfalls ab.

 

Im Laufe des Tages sah sich der stets investigative Thomas nochmal an Deck um und nahm insbesondere die als defekte ausgewiesene und abgeschlossene Frachtluke 3 nochmal in Augenschein. Lily und Leopold saßen wieder einmal in ihren Sonnenstühlen und lasen. Als der vorbeigehende Johansen Lilys Lektüre zum Daoismus bemerkte und sie darauf ansprach, versuchte ich erneut eine Verbindung zu diesem interessanten und von mir geschätzten NCS über das Interesse am Mystischen aufzubauen. Erneut scheiterte dies aber. Zwar stand Lily – ganz im Gegensatz zu Leopold –  solchen Themen recht offen gegenüber, versuchte ihm auch etwas nach dem Mund zu reden, hatte aber keine wirklichen ungewöhnlichen Erfahrungen zu berichten und verlor sich eher in Allgemeinplätzen. Auch als Leopold, von solchen Themen eher genervt, zum Schachspiel mit Professor Fournier flüchtete, kaufte Johansen Lily ihre Ernsthaftigkeit nicht recht ab, weil ihm sein Psychologie-Wurf gelang. Immerhin erzählte er Lily etwas über indonesische Mythologie (hier kann ich Wiki-Recherchen zu Indonesischer Mythologie nur empfehlen um sein Interesse daran glaubhaft darstellen zu können und neben der plotrelevanten  Nyai Roro Kidul-Sage noch weitere Pfeile im Köcher zu haben) und erwähnte die Bordbibliothek. Lily behielt Letzteres nicht für sich und man lieh fleißig aus den mageren Beständen aus: Leopold versuchte sich tatsächlich am Werk zum Seerecht, Professor Fournier naheliegender Weise an der „Flora und Fauna des Indischen Ozeans“, Remy an Schundromanen („Francis Drake – Die Geißel Spaniens“) und Thomas am Werk über berühmte Seefahrer. Nur Lily selbst hatte noch genug mit dem Daoismus zu tun.

 

In dieser Nacht setzte ich mein Vorhaben um, die Heizer direkter als im Abenteuer angegeben ins Spiel zu bringen und die Darstellung des sozialen Bordgefüges abzurunden. Ich ließ Professor Fournier (Spieler sollte als „Neuzugang“ gleich gut involviert werden) aufgrund eines nicht genau erinnerten Alptraums verschwitzt aufwachen und der Spieler ging wie von selbst gleich mal raus an Deck um frische Luft zu schnappen. Dort bemerkte er eine schlaksige Gestalt die sich verstohlen zu den Offiziersquartieren schleichen wollte, wo sie bereits von Jemand erwartet wurde. Der Professor schaffte den Verborgen bleiben Wurf nicht und wurde bemerkt, worauf die erste Gestalt hastig Richtung Bug davonrannte. Der Professor ging zur zweiten Gestalt und erkannte Bootsmann Braga, der ihn über die Heizer, ihre geringe Stellung an Bord und häufigen gesundheitlichen Probleme aufklärte. Er bat darum, ihm Medikamente für die Heizer zu verkaufen. Nach dieser Aufregung ging der nun um eine weitere Facette des Bordlebens schlauere Fournier dann ins Bett.

 

Am nächsten Morgen berichtete er zeitig den Anderen davon. Lily reagierte erst reserviert, dann empört über die Diskrepanz in der Behandlung zwischen Mannschaft und Heizern. Dies war dabei allenfalls in zweiter Linie humanistisch motiviert, denn sie sorgte sich vor allem um die Reisegeschwindigkeit sollten zu viele Heizer aus gesundheitlichen Gründen ausfallen. Sie stellte Kapitän Mac Rorys Führungsqualitäten deshalb in Frage und nahm sich vor ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden. Man entschied, die Medikamente ganz ohne Entgelt abzugeben, was Thomas als „Halbarzt“ übernahm. Der bestand deshalb allerdings darauf, die Medikamente direkt an die Heizer auszugeben und sie zu untersuchen, was Braga nicht so lieb war (Passagiere unter Deck im Boilerraum….). Letztlich blieb ihm aber keine andere Wahl und Thomas wurde gegen Abend von Braga in den Boilerraum geschleust (ich ließ dies ohne Probleme gelingen, obwohl mir ein so enger Kontakt zu den Heizern gar nicht so recht war). Bevor es losging wurde Thomas auch von einem der Maschinisten mitgeteilt, dass das Kartenspielen und Trinken im Maschinenraum heute Abend stattfinden würde. Thomas diagnostizierte Staublungen, Gelenkprobleme und Hautprobleme und gab Schmerzmittel sowie Salben aus. Außerdem wies er die Heizer an, sich zukünftig feuchte Tücher vor den Mund zu binden. Ein gutes Verhältnis zu Braga und den Heizern war damit hergestellt und zugleich die Grundlagen für ein (noch) schlechte(re)s zu Van der Merwe. (Erst am Ende dieser Szene ging mir auf, dass ich Angst vor einer Entdeckung Muggamadoes hatte, diese aber grundlos war, weil er ja erst in Colombo an Bord kommt. Gut strukturiert, Herr Droste!)

 

Anschließend folgte auf die Arbeit das „Vergnügen“ bei Wiechmann und Konsorten im Maschinenraum. Thomas ertrug dabei - ganz Brite - stoisch Wiechmanns derbe Witze und es gelang ihm dank guter KO-Würfe beim Trinken mitzuhalten. Auch Thomas stand scheinbar noch unter dem Eindruck einer möglichen Piratengefahr und befragte den ziemlich betrunkenen Wiechmann dazu. Dies hatte zur Folge, dass die „Wumme“ in Frachtluke Drei eher vage als „etwas mit dem wir uns vor keinem Piraten zu fürchten brauchen“ umschrieben wurde. Thomas verstand dies so, dass in den hinteren Frachträumen verbotene (Schuß-)Waffen zum Schmuggel lagerten. Leopold, dem er am nächsten Morgen von allem erzählte, teilte diese Ansicht und man war in der Gruppe dann geneigt dem Kapitän diesen „kleinen Nebenverdienst“ zu gönnen und sich nicht weiter einzumischen. (Dieses „Missverständnis“ kam mir als SL sehr gelegen, nahm es dem neugierigen Thomas wieder Wind aus den Segeln und half die hinteren Frachträume wieder bis zu späteren Ereignissen aus dem Fokus der Gruppe zu bringen. Ich würde es auch anderen SLs empfehlen, solche sich vielleicht bietenden Gelegenheiten zu nutzen. So kann man allzu neugierige Gruppen bremsen oder ablenken, bevor die Zeit „reif“ ist).

 

Am nächsten Morgen stieg der pflichtbewusste Thomas dennoch wie üblich früh aus den Federn um Lorso beim „standesgemäßen Frühstück“ für Leopold und Lily zu unterstützen (im Endeffekt hieß das vor allem besseren Tee und gewürzten Porridge). Danach ließ ich die Zeit schneller vergehen und man lief schließlich nach über zwei Wochen Fahrt in den Hafen von Colombo ein. Mac Rorys strikte Vorgaben zum Aufenthalt (keine Heuer ausbezahlt, nur ca. sechs Stunden Freigang, nachts alle zurück an Bord) hieß die Gruppe gut (Professor Fournier: „Der hat das Schiff im Griff!“) und man stieg auf Mac Rorys anschließenden Vergleich der Matrosen mit Kindern – sicher auch aus sozialen Vorurteilen – voll ein. Die Gruppe selbst wollte natürlich unbedingt an Land um sich die Beine zu vertreten und wieder vernünftig zu essen. Zuvor nahm man aber bei der Inspektion durch den Zoll noch Mac Rorys Nervosität wahr, spielte aber brav die zugedachte Rolle als Deckmäntelchen und Ablenkung– nicht zuletzt dank Leopolds mühelos gelungenem Charme Wurf.

 

Damit endeten der zweite Spielabend und mehr oder weniger auch die Expositionsphase des Abenteuers. Die Spieler haben nun das Bordgefüge und die wichtigen NSCs im Wesentlichen kennengelernt und es wird nun Zeit die „Urlaubsatmosphäre“ auf der nächsten Etappe allmählich einzureißen. Mir wurde auch deutlich, dass es den Spielern nun allmählich reicht bzw. man nun langsam auf den cthuloiden Schrecken wartet. Mehr zu tun wird es beim nächsten Mal schon geben, aber der nicht-natürliche Schrecken wird immer noch etwas auf sich warten lassen. In den Gesprächen nach Spielende wird deutlich, wie einfach die Vorstellung der meisten Spieler (bis auf einen relative Cthulhu-Neulinge) von eben jenem cthuloiden Schrecken noch ist. Man erwartet vor allem versteckte Kultisten und Beschwörungen schrecklicher Wesenheiten. Gerade deshalb wird das Abenteuer hoffentlich auch den vom Autor (und mir) intendierten Zweck erfüllen die Vielfältigkeit des Mythos aufzeigen. Die nötige Setting-Aufbauarbeit und das Spielen mit den Erwartungen sollten aber auch nicht zu lange dauern - selbst bei ausspielfreudigen Gruppen.

 

In der Praxis zeigt sich, dass eine genaue Vorstellung aller Offiziere und Positionierung der Charaktere zu ihnen schwer zu machen ist. So hatte ich z.B. noch vor Aidan stärker ins Spiel zu bringen und habe letztlich darauf verzichtet den „Trigger“ (Mann über Bord) zur Gewinnung seines Vertrauens einzubauen. Eventuell tue ich dies noch später, womöglich aber auch nicht. Das ist nicht weiter schlimm, da es für das Gelingen des Abenteuer bzw. die Einflussmöglichkeiten der Spieler in den kommenden Krisen reicht, Vorstellung und Beziehungsaufbau für die Mehrheit der Offiziere zu machen. Hier ist weniger tatsächlich mehr und die SL sollte nicht dafür zu viel Tempo opfern.

 

In derselben Nacht kam mir bei der geistigen Nachlese des Spielabends und Planung des nächsten auch noch ein toller Gedanke. Ihn weiterzuspinnen hat Potenzial die durch Coles NSC-Porträt und meine Spielerin nahegelegte Bordkatze anders als als „Farben-Opfer“ ins Spiel zu bringen ohne der katzenliebenden Spielerin ein Trauma zu beschweren und zugleich auch ein langfristiges Spielelement für spätere Abenteuer/Kampagnen darzustellen. Vielleicht ahnen einige aufmerksame Leser Lovecrafts oder des „Reisen“-Bandes schon, was mir vorschwebt, ansonsten müsst ihr euch bis zum nächsten Mal gedulden.

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  • 2 months later...

Nun endlich der Bericht vom dritten und vierten Spielabend. Leider sind wir immer noch nicht durch, da der vierte und bislang letzte Spielabend schon nach kurzer Zeit abgebrochen werden musste. Dafür wird es aber übermorgen weitergehen und ich werde als SL alles mögliche tun, um zum Finale zu kommen – quick and dirty nötigenfalls :D

 

 

Beim Landgang in Colombo ging Thomas für Leopold auf Einkaufstour (Gewürze, Tee) und der Rest macht einen Stadtrundgang. Ich habe hier über das Abenteuer hinaus recherchiert und das Bild einer architektonisch und kulturell vielfältigen Stadt präsentiert (Moscheen, Tempel, Kolonialarchitektur+Straßenbahn sowie buddhistische Mönche die zum Teil auch unter Pappelfeigen meditieren). Allzu sehr in die Länge ziehen wollte ich den Landaufenthalt aber auch nicht.  In einer Seitenstraße fiel den Charakteren auf, dass ihnen eine Katze folgt die doch recht große Ähnlichkeit mit der Schiffskatze Neptun hat. Zwar fand die Gruppe solches Verhalten recht ungewöhnlich, aber Lily nahm den allzu willigen Neptun gleich auf den Arm und kaufte auf dem nächsten Markt ein Körbchen für ihn. Wieder in Hafennähe angekommen kehrte man in einem Restaurant mit gemischter Küche ein und dank Leopolds Großzügigkeit wähnte man sich mit Roast Beef, Sherry und Whisky fast wieder kulinarisch in der Heimat.  Gegen Ende der Mahlzeit sprang Neptun plötzlich auf Remys Schoß und starrte ihn an. Der Student aus gutem Hause hatte plötzlich das Gefühl als würde ihm die Katze auf den Grund seiner Seele blicken. Ganz Naturwissenschaftler fühlte er sich damit unwohl und setzte die Katze schnell ab.  Die mögliche Begegnung mit dem „Kaufmann in Nöten“ habe ich weggelassen, da die Spieler schon genügend für Mac Rorys Geheimniskrämerei um den hinteren Laderaum sensibilisiert sind und es nur mehr vom selben gewesen wäre. Zudem sollen sie ja auch noch nicht zu neugierig sein.

 

Wieder zurück auf dem Schiff musste der Professor seine Waffe wieder abgeben und der erstaunte Cole bekam Nepton von Lily samt Körbchen zurück. Die Fahrt ging weiter und es wurde Zeit die Stimmung an Bord allmählich etwas rauher zu gestalten. Nach einer schwülen Nacht stellte Lily fest, dass ihr schöner Jadeschminkspiegel verschwunden war. Außerdem hatte Remy bei seiner Morgengymnastik eine unangenehme Begegnung mit einem übellaunigen Matrosen, der ihm nahelegte seine Gymnastik doch auf die hohe See zu verlegen. Er wäre ihm auch gerne dabei behilflich...  Thomas wurde währenddessen losgeschickt aus dem vorderen Frachtraum Ersatz für Lilys Morgentoilette zu holen, was wieder nur mit Johansen und Mac Rorys Erlaubsnis möglich war. So saßen Lily und Leopold erst spät beim Frühstück und waren empört als sie Remys Morgenepisode erfuhren.

 

Der Rest des Tages verging mit Schachspiel, Sonnen etc. ereignislos. Beim Abendessen in der Messe wurde aus einem Austausch zwischen Thomas und van der Merwe zum Burenkrieg bald eine allgemeine Diskussion zum Umgang mit den indigenen Völkern der Kolonien. Zur zivilisatorischen „Mission des weißen Mannes“ herrschte relativer Konsens und selbst Thomas war einer Idee von Reservaten für renitente Volksgruppen nicht abgeneigt. Hierbei brachte ich auch Aidan etwas ins Spiel, der über seine Einsätze beim Marinekorps im „chaotischen“ Mittelamerika berichtete (seine militärische Vergangenheit wird im Abenteuer kurz erwähnt und die Marines waren in den Zwanzigern primär dort im Einsatz…). Hier wurden die Chars zur Abwechslung mal wieder zeitgemäßer und damit chauvinistischer ausgespielt.

 

Am nächsten Morgen hatte Remy wieder eine unangenehme Begegnung beim Frühsport: diesmal war es Neptun der ihn beobachtete. Er blieb seinem Unbehagen der seltsamen Katze gegenüber treu und scheuchte sie weg. Wenn er wüsste, was er sich damit entgehen lässt…  Thomas erkundigt sich währenddessen bei Braga zum Befinden der Heizer und bietet an, diese nochmals zu untersuchen. Da nun bereits „zusätzlicher Besuch“ im Kohlebunker ist, lasse ich das Ansinnen von Braga freundlich abweisen, da es gegenwärtig nicht nötig sei und zudem immer die Gefahr der Entdeckung durch andere Offiziere und den Kapitän bestünde.

 

Weiter investigativ unterwegs fühlt Thomas Spieler nun dem von der Gruppe ja bereits als etwas seltsamen empfundenen Johansen auch einmal auf den Zahn. Doch auch er scheitert daran mit seiner Auffassung vom Überleben von zwei Kriegen als Wunder bzw. mögliches Wirken einer höheren Macht Johansens „Übersinnlichkeitstrigger“ wirklich zu aktivieren. Da ihm auch sein Psychologie-Wurf spektakulär misslingt, versteht er auch die Intention hinter Johansens Frage, ob er schon einmal etwas wirklich Wichtiges verloren habe nicht richtig. Johansen öffnet sich also auch Thomas nicht und ist nun bei einem weiteren Mitglied der Gruppe als „weirdo“ angeschrieben. Thomas überlegt kurz Johansen auch zu Wiechmanns Sauf- und Spielabend im Maschinenraum einzuladen um vielleicht so mehr über ihn zu erfahren, allerdings überzeugt ihn ein diesmal gelungener Psychologie-Wurf davon, dass dies angesichts der gegensätzlichen Natur der zwei Männer eine schlechte Idee wäre. Er beschließt aber, sich bei der Crew einmal zu Johansen umzuhören.

 

Nachmittags besuchen der Professor, Remy und Lily wieder Cole im Kartentraum und erhalten dabei Infos zur weiteren Reiseroute über die weniger befahrene Sundastraße sowie den Ausbruch des Krakatau vor mehreren Jahrzehnten. Sie glauben allerdings Coles Aussagen zur Erfahrung des Kapitäns, dem schlechten Wetter in der Straße von Malakka, der Zeitersparnis sowie der Unwahrscheinlichkeit eines weiteren Krakatau-Ausbruchs. Vor dem Abendessen besucht Neptun Lily in ihrer Kabine und blickt auch tiefer in sie hinein. Lily reagiert darauf freundlicher als Remy, sieht dabei aber noch nichts Besonderes setzt aber das Tier auch nach einer Weile wieder hinaus. Es wird jedoch reichen um später noch ganz eigene Erlebnisse der besonderen Art, eine freundliche Warnung und quasi eine Eintrittskarte zu einer anderen Welt zu erhalten…

 

Ebenfalls noch vor dem Abendessen macht Lily auch ihre Ankündigung wahr, Mac Rory zu den skandalösen Zustanden bei den Heizern zu konfrontieren. Der ist angesichts solcher Impertinenz und Anzweiflung seiner Bordführung seitens einer Frau gefährlich ruhig, steht aber kurz vor einer Explosion. Leopold versucht zwar abzuwiegeln, aber letztlich rettet vor allem die Meldung eines ertappten Lebensmitteldiebs aus der einfachen Mannschaft die gute Lily. Ich habe diese Episode eingebaut, um die im „Reisen“-Band erläuterten noch rauen Sitten auf See sowie die aggressiver werdende Stimmung auf der zweiten (und letzten) Reiseetappe noch stärker zu betonen. Beim Dieb handelt es sich im Übrigen um denselben Matrosen, der Remy am Vortag anpöbelte. Da der Übeltäter auf frischer Tat ertappt wurde, macht es dies Mac Rory leicht ein Exempel zu statuieren und es setzt Gruppenprügel sowie einen Tag Einzelhaft bei Brot und Wasser. Lily wird für den Strafvollzug unter Deck geschickt bzw. zieht es auch vor diese Barbarei nicht mit anzusehen. Der (männliche) Rest der Gruppe sieht zu und (insbesondere Leopold) die Maßnahme auch als notwendig an. Insbesondere Braga ist aber anzumerken, wie unangenehm ihm die Umsetzung ist.

Abends herrscht gedrückte Stimmung und man geht früh zu Bett. Am nächsten Tag folgt zum Mittagessen die „Frischer Fisch“-Szene. Auf eine Stabilitätsprobe habe ich dabei verzichtet. Die Gruppe kritisiert Van der Merwes heftige Reaktion ist aber ähnlich angewidert. Da sie Lorso eher verteidigen und Thomas sogar tapfer vom Fisch probiert, haben sie sich ein weiteres Plus bei ihm verdient. Remy und der Professor können den Fisch dabei dank guter Proben und ihrem Hintergrund bestimmen und Mac Rory lässt seine Faszination für die Fangmethode der Spezies erkennen. Ich habe hier für die späteren Ereignisse durchaus auch dick aufgetragen, damit sich die Gruppe vielleicht auch daran erinnert. Wie allerdings ein solcher Tiefseefisch an Lorsos kurze Angel kam, bleibt ein Rätsel.

 

Abends folgt die „Klabautermann“-Szene zu der Johansen die Charaktere nochmal aus ihren Kabinen holt. Als einer der Matrosen der staunenden Lily die Lichterpracht im Wasser mit dem abergläubischen „Venus“-Ansatz erklären will, wird er von Leopold mit barschen Worten ferngehalten. Der Versuch die Stimmung zwischen Gruppe und Schiffsbesatzung gegenseitig mit Misstrauen anzureichern, scheint also schon mal gelungen. Remy und Professor Fournier liefern dann wieder die naturwissenschaftlich korrekte Erklärung. In der Nacht gelingt nur Lily die Horchen-Probe und sie weckt ob der seltsamen Geräusche aus dem Schiff Leopold. Da beide aber in der Folge ihre Proben nicht mehr schaffen, legen sie sich wieder schlafen.

 

Am Morgen ist Professor Fourniers Rasiermesser verschwunden und der erboste Professor holt nach gelungenem Verborgenes Erkennen den Rest der Gruppe zur Deutung der seltsamen Spuren dazu. Die Form der Spuren gibt Rätsel auf, aber dank Thomas medizinischen Tätigkeiten im Kesselraum wird schnell klar, dass die Heizer etwas damit zu tun haben müssen. Da Spurensuche erfolgreich ist, entdeckt man den engen Aufstiegsschacht hinter den Wandpanelen. Man debattiert mögliche Handlungsoptionen: den Schacht hinuntersteigen, Mac Rory informieren  und eigene Nachforschungen bei den Heizern anstellen (da die Lage des Schachtes auch eine Verbindung zum Kohlebunker nahelegt).

 

Letztlich entscheidet man sich wegen der Schachtenge und dem Misstrauen gegenüber Mac Rory, gemeinsam in den Kesselraum hinunterzusteigen. Ich lasse dies –trotz vorgetäuschter Glückswürfe- auch unbemerkt gelingen, um den Charakteren den „grünen Heiligen“ voll präsentieren zu können. Dort angekommen geben die Heizer trotz Wohlwollens gegenüber Thomas nicht zuletzt aufgrund der Sprachbarriere kaum Informationen Preis und nur dank Entschlossenheit und gelungener Stärke-Proben gelingt es sich einen Weg durch den Pulk zu bahnen. Als Thomas und Leopold durch die Luke kriechen, verlieren sie ob des Anblicks von Muggamadoe, der Zeichnung und den „Gaben“ an die grüne Göttin etwas an Stabilität. Ähnlich ergeht es auch Remy und dem Professor, als sie nachkommen. Nur Lily wird zurückgehalten. Der Leprabefall wird schnell erkannt, aber aufgrund  zu geringen Fachwissens die geringe Ansteckungsgefahr nicht. Die Gruppe reagiert geschockt und angewidert, insbesondere Professor Forunier, dessen Spieler trotz geringem Verlust von nur 2 Punkten das schwache Nervenkostüm des Akademikers ausspielt (nur 40 Punkte Gesamtstabilität). Große Kommunikation mit Muggamadoe findet nicht statt. Man reagiert nicht großartig auf seine Aussagen, das Diebesgut sei Opfergabe für Nyai Roro Kidul, sondern verlässt entsetzt den Schacht um Mac Rory zu benachrichtigen.

 

Während Leopold vor allem Lily schnell nach oben befördert und herrisch einen nichtsahnenden Mac Rory und die Offiziere auffordert die unerträglichen Zustände auf dem Schiff zu beenden, bleiben Remy und der Professor im Kesselraum. Sie bekommen so auch das Abführen von Muggamadoe mit und das Johansen nach seiner Rückkehr aus Muggamdoes Kammer verstört wirkt. Sie deuten die abwartenden Blicke der Heizer in Muggamadoes Richtung dabei so, dass er ihnen als Rädelsführer und heimlicher Herrscher über die der Crew und den Passagieren feindlich gesinnten Heizer erscheint. Insbesondere der Professor versteigt sich im Folgenden auf diese Theorie und drängt in der folgenden Diskussion mit Mac Rory an Deck auf die Bewaffnung der Mannschaft sowie drastische Maßnahmen gegen den blinden Passagier um das von Muggamadoe ausgehende doppelte Gefahrenpotenzial (medizinisch und politisch) auszuschalten. Die Lage ist aufgeheizt und interessanterweise erscheint Mac Rory mit seiner Absicht einer Anhörung/Gerichtsverhandlung am Abend noch als einer der Besonnensten. Um die Lage (und den Professor zu beruhigen) lässt er Muggamadoe von zwei bewaffneten Matrosen abführen und in den Heizerquartieren auf dem Vorderdeck bis zur Verhandlung einsperren. Damit endet dieser Spielabend.

 

Tatsächlich entwickeln sich die Dinge nun schneller auf das Ende zu, auch wenn die Spieler noch keine Ahnung haben, dass auch diese Ereignisse eigentlich nichts mit der wahren Bedrohung zu tun haben. Es ist gelungen den Stimmungswechsel an Bord für die Charakter deutlich zu machen und sie reagieren bereits durch ihr Handeln darauf. Die heftigen Reaktionen auf Muggamadoe haben mich doch etwas überrascht, sind aber durchaus im Sinne der geplanten Entwicklung. Offensichtlich haben die Charaktere einfach genug von all den Sonderheiten an Bord und haben nur noch wenig Vertrauen zu Mac Rory. Die Gerichtsverhandlung verspricht interessant zu werden und möglicherweise tritt die Gruppe bzw. zumindest Teile davon gerade nicht als Stimme der Vernunft und Mäßigung auf. Dies kann sich jedoch später noch rächen, wenn die Heizer angesichts späterer Ereignisse die Verursacher aus ihrer Sicht klar zuordnen können…. Andererseits haben sich die Gemüter (eher der Spieler) bis dahin vielleicht auch etwas beruhigt. Letztlich ist man beim Charakterspiel wie schon gesagt nun etwas zeitgemäßer unterwegs und erinnert sich stärker daran, dass man trotz aller Humanität weiße Oberschichtler in den Zwanzigern spielt. Man darf gespannt sein, wie das Pendel hier weiterhin ausschlägt. Am Wochenende geht es hoffenltich weiter und das Finale beginnt (und endet vielleicht auch schon). Es wird spannend zu sehen, wie die Gruppe auf den allgemeinen Zerfall des Bordgefüges und die Seuche reagiert. Allzu lange zuschauen wird man glaube ich wohl kaum und ich denke Meuterei liegt dann in der Luft..... Was ich mit Neptun genau vorhabe, kann man sich vielleicht nun schon besser denken, aber ich lüfte erst beim nächsten Bericht gänzlich den Schleier. Bis dahin gerne raten :P

 

 

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