Jump to content

Reise, Reise


Deadroth
 Share

Recommended Posts

Wie kommt man von Deutschland im Jahre 1920 nach Sibiren? Am besten ohne den Umweg über die Resiebüros der Kommunistischen Gefangenlager zumachen ;)

Meine Gruppe muss demnächst ins tiefeste Sibiren, aber inwiefern ist es möglich von im Jahr 1920 (nicht die Epoche sondern das jahr) durch Russisches Gebiet zu fahren und wie hoch sind die Reisekosten?

Alle Tips sind nützlich auch zum Ambieten der Zeit in Russland etc.

Danke im Vorraus!

Link to comment
Share on other sites

Da der kommunistische Staat damals seine Bürger noch nicht so unterdrückt hat wie später und der Ha? auf die Deutschen damals auch nicht so gro? war wie nach dem 2. Weltkrieg sollte eine Reise 1920 (noch) keine grö?eren politischen Probleme bereiten. Die Bevölkerung wird die (deutschen) Charaktere vielleicht nicht mögen, aber wenn man sich freundlich und nicht provokativ verhält, sollte man schon durchkommen.

 

Es bietet sich dann natürlich eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn an (seit Oktober 1916 fertiggestellt), alternativ kannst Du auch ein Stück per Automobil, dann weiter mit Pferdewagen und später -schlitten (Reise selbst organisiert).

 

In der CW 9 ist ein Artikel "Terra Inkcgnita", in dem die Expedition zum Tunguska-Katastrophen Gebiet erwähnt wird. Da ist auch kurz geschildert, wie die Reise dahin vonstatten ging.

Link to comment
Share on other sites

Guten Abend,

 

Die Farbe schrieb:

Da der kommunistische Staat damals seine Bürger noch nicht so unterdrückt hat wie später ...

 

Eine schwierige Aussage. Schon mal vom Russischen Bürgerkrieg und dem Stichwort Kriegskommunismus gehört?

 

Aber egal, lieber was Praktisches.

 

Ich gehe davon aus, da? die Charaktere nicht mit offiziellem Diplomatenpa? reisen. Ansonsten sieht die Sache anders (nicht unbedingt einfacher) aus.

 

Der direkte Weg vom Deutschen Reich nach Russland ist 1920 über Polen nur schwer möglich - seit 1919 herrscht Krieg zwischen Polen und Russland (Polnisch-Russischer bzw. Polnisch-Sowjetischer Krieg), der erst im Oktober 1920 mit einem Waffenstillstand und im März 1921 mit einem Friedensvertrag beendet wurde.

 

?hnliche Probleme gelten für die südliche Route - praktisch alle Balkanstaaten führen 1920 miteinander mehr oder weniger ausgedehnte Grenzkonflikte - keine angenehme oder verlä?liche Grundlage für einen Transit.

 

Offiziellen Flugreiseverkehr gibt es 1920 noch kaum, geschweige denn internationalen Flugverkehr mit geregelten Flugplänen.

 

Die verlä?lichste und bequemste Methode, russisches Territorium zu erreichen, dürfte der Seeweg über die Ostsee sein. Allerdings auch nicht vollständig ungefährlich wegen der zahlreichen gelegten Seeminen.

 

Ziel der kurzen Seereise dürfte Petrograd (Leningrad/St. Petersburg) sein, da auch Estland und Lettland erst Mitte/Ende 1920 ihre Unabhängigkeit gegenüber Russland vertraglich sichern können.

 

Von Petrograd geht es auf die lange, spartanische Reise mit der Eisenbahn gen Sibirien, ab Moskau auch offiziell auf der Trasse der Transsibirischen Eisenbahn (Fahrtzeit, je nach Zielstation in Sibirien, zwischen 5 und 14 Tagen).

 

Weitere Unannehmlichkeiten, die den Expeditionsteilnehmern drohen können (oder auch sollten):

 

Reisende, auch und vor allem Wissenschaftler, erregen sicher den Argwohn der Partei und der Tscheka. Ein offizieller Reisebegleiter wird gerne beigestellt. Ohne einen solchen dürfte das Reisen ob der ungesicherten Lage und Regierungsgewalt der Bolschewiki kompliziert, gefährlich und kurz werden.

 

Die Versorgungslage der Bevölkerung, vor allem der ländlichen, ist äu?erst prekär. Requirierungstrupps von Partei und Armee durchstreifen das Land und beschlagnahmen mehr oder weniger willkürlich die Vorräte der Bauern und Dörfer, um sie der arbeitenden Bevölkerung in den Städten und der Armee zuzuführen. Zurück bleibt in der Regel ein Dorf, das dem aktuen Hunger ausgesetzt bleibt. Eventuell ein paar erschossene Dorfbewohner zur Erhöhung der Moral und Produktionswilligkeit.

 

Dies betrifft vor allem die an geeignete Transportwege angeschlossenen Gebiete in den ersten beiden Dritteln der Reise nach Sibirien, so da? hier auch westlichen Besuchern (au?er besonders privilegierten Freunden der Arbeiterklasse) akute Versorgungsprobleme oder Höchstpreise drohen.

In den abgelegenen Gebieten Sibiriens fernab der Eisenbahn könnte es dagegen mit der Nahrungsmittelversorgung besser gestellt sein (in gewissen Grenzen, versteht sich).

 

Reisekosten

 

Keinen blassen Schimmer. Angeblich kostete eine staatlich geförderte Fahrkarte für eine Bauernfamilie zur Ansiedlung in Sibirien Anfang des 20. Jhd. zwischen 5 und 10 Rubeln.

 

Aktuell kostet eine Fahrkarte für die Teilstrecke von Moskau nach Irkutsk zwischen 70 und 400 Euro.

 

Durchschnittliche Reisegeschwindigkeit: Je nach Streckenabschnitt irgendwas zwischen 20 und 60 km/h.

 

Ich hoffe das hilft.

 

Vale

 

Ylorcron

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...