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Anubis (Wolfgang Hohlbein)


The_lone_Shoggoth
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Nachdem ich dieses Buch aus der Ramschkiste beim Libro billig erworben und nun schon ziemlich weit bin, frage ich mich, ob es sonst noch jemand hier besitzt.

 

Ich trage mich mit dem Gedanken, eine Rezension abzuliefern und sollte nicht noch ein Wunder geschehen, so wird diese nicht gerade nett ausfallen.

 

Eine Einleitung wie "Eigentlich sollte auf dem Buch der Warn-Aufkleber ?Mit Zutaten aus Cthulhu Mythos und Stargate lieblos gebraut nach dem Schnellschreibgebot von 1995? stehen" schwebt mit gerade vor...

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Mir hat das Buch auch nicht gefallen, dabei fand ich die Grundidee sehr vielversprechend: ?gyptische Hinterlassenschaften in Nordamerika, ein Professor mit einem düsteren Geheimnis und unheimliche Umtriebe, die bis in die Gegenwart der Protagonisten andauern.

 

Leider war die Umsetzung in meinen Augen nicht so gelungen. Der Mittelteil zieht sich, die Motivation der Charaktere war für mich nicht nachvollziehbar und das Finale war an den Haaren herbeigezogen.

 

Aber ich will deiner Rezension nicht vorgreifen... Ich würde sie gerne lesen, falls du sie schreibst.

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Vorwort:

Ich mag Hohlbein eigentlich, zumindest hab ich ihn früher gerne gelesen, während meiner Gymnasialzeit. Der erste Azrael war genial geschrieben, und bis inklusive zum Druidentor hat mich jedes Buch von ihm gut unterhalten. Ich bin also keiner, der ihn aus Prinzip bashen würde.

 

Dies ist keine spoilerfreie Rezension, ganz im Gegenteil. Aber ich kann meinen Unmut nicht in Worte fassen, ohne Details zu erwähnen.

 

 

 

SPOILER VORAUS

SPOILER VORAUS

 

 

 

Also, beginnen wir mit der Tragödie, 1. Akt:

 

*Vorhang auf*

 

Die Bühne wird betreten von unserem Protagonisten, Prof. Mogens vanAndt, einem am A der Welt lebenden Professor, der für ein Minigehalt an einer unbedeutenden Universität sein Dasein fristet, seit ihn vor langer Zeit ein schreckliches Ereignis aus der Bahn geworfen hat.

 

Tata, da ist er also, der Hohlbeinsche Archetyp, die "Copy of a Copy of a Copy", der Standardprotagonist des Autors. Na gut, damit musste man ja rechnen, und solange Hohlbein nur von sich selbst abschreibt, solls mir recht sein. Dass er noch eine übergewichtige Haushälterin / Wirtin hat, die ihm Avancen macht, ist eine nette Variation der weiblichen Begleitung, die fast jeder WH-Hauptdarsteller obligatorisch verpasst bekommt. Kein Grund zur Beschwerde, aber bereits jetzt wird es seltsam:

Die gesamte Charakterisierung des Protagonisten, sein Habitus, seine Reflektion, all das lässt beim Leser das geistige Bild eines mind. 50jährigen, grauhaarigen Altakademikers entstehen. Dass er laut Story nicht älter als 37 sein kann, ist in diesem kontext interessant, aber leider nicht die einzige Ungereimtheit.

 

Erklärung des Protagonisten warum er in dieser AdW Uni arbeitet:

"Weil die akademische Welt nichts von ihm wissen wollte nach dem ~Zwischenfall~"

15 Seiten später:

"Weil sich diese Uni mit einem bedeutenden Akademiker seines Kalibers schmücken wollte"

 

und so weiter...

 

 

Na gut, weiters haben wir NAT?RLICH den mysteriösen, unsympathischen, bösen (?), undurchschauberen Auftraggeber, den WH verzeifelt differenziert darzustellen versucht aber letztendlich nur den Eindruck erweckt, dass unser Big Boss sehr unschlüssig ist. Und natürlich kennen sich die beiden von früher, und, ja, der Auftraggeber war damals für den Absturz unseres Protagonisten verantwortlich.

Wem das jetzt bekannt vorkommt, bitte bei "Druidentor" nachlesen.

Witzig: Er heisst Graves. Jonathan Graves. Ja, wirklich, die Mehrzahl von Gräber im Englischen.

 

Dass der Boss kein Mensch mehr (oder zumindest nicht nur ist), wird dauernd angedeutet, manchmal (gegen Ende) sogar drastisch gezeigt, aber es ist unseren anderen Protagnoisten bis auf kurze Schreckmomente oder leichten Ekel SCHEISSSEGAL. Natürlich, wenn ein ehemaliger Studienkollege und jetztiger Auftraggeber plötzlich intelligente, schleimige riesenmaden statt Gliedma?en hat, würde mich das auch nie interessieren, und ich würde nie drauf kommen, genauer nachzufragen, sondern mich immer nur ekelnd abwenden.

 

(?????)

 

 

Ok, zum Kern der Handlung:

 

Boss hat ägyptischen Tempel in Nordamerika entdeckt, in der Nähe der San-Andreas-Verwerfung, drin unbekanntes Artefakt (natürlich ein Tor), das Protagonist entschlüsseln / aktivieren soll.

 

Als ich San Andreas Spalte, Jahreszahl und die Anmerkung über die herumwuselnden Geologen gelesen hatte, wusste ich bereits, was am Ende des Buches passiert. Sehr subtil, wirklich...

 

Der gesamte Mittelteil des Buches, eigentlich so ca. 60%, bestehen daraus, dass irgendwas schreckliches passiert, der Prof. sagt, dass er nie wieder in die Höhle runter geht, und es sich letztendlich doch wieder anders überlegt. Ein oder zweimal wärs einleuchtend gewesen, den gleichen Dialogablauf 10 oder 15 mal zu lesen, ist eine Zumutung.

 

Natürlich taucht ein schnabel / tentakelköpfiges Ungetüm als Statue auf, natürlich gibt es "falsche" Geometrie, die der Mensch nicht erfassen kann, und natürlich wurde Graves Ausgrabung von der Miskatonic University finanziert. Soweit der Mythos.

 

 

Die restlichen 20% sind dann der Showdown, wo man das Stargate entdeckt, die ägyptischen Götter vorbeischauen, die dauernd präsenten Ghoule als Wächter eben dieser enttarnt werden und der mit Abstand interessanteste Charakter derart sang- und klanglos verheizt wird, dass es weh tut (Er darf aber noch das gro?e Beben auslösen). Man wartet eigentlich darauf, dass Richard Dean Anderson mit seinem Sto?trupp vorbeiläuft, während gleichzeitig der Hexer von Salem einen Shoggothen verdrischt, der sich über die ägyptische Totenbarke hermacht, mit der unsere Truppe zu fliehen versucht...

 

Aber so spektakulär ists dann doch leider nicht, alle aufgewärmten Charaktere überleben und nur der interessante, gut aufgebaute Newcomer ist tot / verschwunden. Amen.

 

 

Fazit:

 

Trotz meiner Ausführungen ist es kein wirklich schlechtes Buch, und wenn man im Zug sitzt, der einen nach Wien / Linz / Salzburg zur Uni bringen soll, dann gibt es weitaus schlechtere Lektüre, die man trotzdem gerne lesen würde, um die Zeit vergehen zu lassen. Aber mehr schon nicht. 2 von 5 oder 2.5 von 5, wenns nach Amazon ginge.

 

PS: Professor vanAndt taucht im "Nachfolger" HORUS auch auf, nach dem Erdbeben von Kalifornien darf er dort für den Untergang der Titanic mitverantwortlich sein. Ich warte auf den dritten Teil, wo er dann wahrscheinlich die Hindenburg anzündet...

 

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