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Liste der Sekundärliteratur


Magister Mirko
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Meinem geschätzen Kollegen Yug-goth folgend, möchte ich hier den Versuch unternehmen, soviel an Sekundärliteratur über Lovecraft vorzustellen, wie mir möglich ist.

 

Diese Liste ist "Work in progress" und wird laufend erweitert.

 

?ber Lovecraft ist viel geschrieben worden. Sehr viel. Wie es mit Sekundärliteratur so ist, alles ist weit verstreut und längst nicht mehr lieferbar, weil es eher zum Gebiet äSpecial Interestô gehört.

Das ist mehr als bedauerlich. Viele Sekundärtexte sind nicht mehr zu bekommen und die Jagd nach ihnen ist schwierig genug. Längst wäre es Zeit, Texte aus den Lovecraft Studies oder Nyctalops oder ähnlichen online zu stellen, um dem Forscher -denn als solche dürfen wir uns bezeichnen!- Zugang zu wichtigem Quellenmaterial zu gewähren, meinetwegen auch gegen Gebühr.

Es gibt natürlich einige Bibliografien über Lovecraft und das sich mit ihm beschäftigende Material, aber auch diese sind nur bedingt vollständig. Alles, was wir leisten können, sind Quellen zu nennen, die erreichbar sind, oft genug leider nur erreichbar waren.

Die Suche nach bestimmten, interessanten und leider nicht mehr erhältlichen Texten gleicht der Suche nach dem Necronomicon, den Unaussprechlichen Kulten, de vermiis mysteriis und anderen finsteren Texten aus der von uns geschätzten Mythologie. Eine ironische Antizipation Lovecrafts, die er so nicht im Sinn hatte, aber die wir als Analogie gern gebrauchen dürfen: Ein merkwürdig aussehender Fremder kommt an die Universität zu Köln und verlangt dort, den wohl gehüteten Band äH.P. Lovecraft: Four Decades of Criticismô einzusehen, was ihm nur unter Aufsicht gewährt wird.

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Der Einsiedler von Providence û Lovecrafts ungewöhnliches Leben

Hrsg. Von Franz Rottensteiner

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1992

 

Nicht mehr lieferbar. Gelegentlich wird das Buch antiquarisch angeboten, allerdings -wie so oft- zu ziemlich hohen bis absurden Preisen, die irgendwo zwischen 20 und 70 Euro schwanken.

 

Eine der besten Sammlungen biografischer Aufsätze über Lovecraft.

 

Winfield Townley Scott:

Seine eigene phantastische Schöpfung

(His Own Most Fantastic Creation: Howard Phillips Lovecraft.)

Zuerst erschienen im Providence Journal 1943, dann in einer erweiterten Fassung im Lovecraft-Sammelband äMarginaliaô von Arkham House, weitere Male wiederveröffentlicht, u.a. in dem von Peter Cannon editierten Sammelband äLovecraft Rememberedô, Arkham House, Sauk City, Wisconsin 1998.

Dieser Essay ist eine der ersten Arbeiten über Lovecraft, die bis heute gültig sind. Dieser biografische Abriss hat besondere Bedeutung, weil Winfield Townley Scott nicht nur ein Zeitgenosse Lovecrafts war, sondern auch in Providence gelebt hat. Er selbst ist Lovecraft nie begegnet, hat sich aber in seiner Eigenschaft als Literaturredakteur des Providence Journal intensiv mit Lovecrafts Leben und Werk beschäftigt.

 

 

 

Kenneth W. Faig, jr.

Die Eltern Howard Phillips Lovecraft

(The Parents of Howard Phillips Lovecraft)

Zuerst erschienen als Broschüre bei Necronomicon Press 1990-

Faig ist ein Kenner der Familengeschichte Lovecrafts. Entgegen den üblichen klischeehaften und oberflächlichen Darstellungen über Lovecrafts Mutter als neurotisches Monster, schildert Faig die Beziehung der beiden sehr eindringlich und nachvollziehbar. Ebenfalls widmet sich Faig der Geschichte des Vaters und seiner Krankheit. Ebenfalls finden sich hier viele Details über Lovecrafts Leben in Providence. Sehr einfühlsam versucht Faig Lovecrafts Leben und Beziehung zu seinen Eltern, hauptsächlich natürlich zu seiner Mutter nachzuzeichnen. S.T. Joshi macht in einem Essay von 1982 den Vorschlag, äsich in seinen (Lovecrafts) Geist zu versetzen und durch die vorläufige ?bernahme seiner eigenen Haltungen herauszufinden, ob jede seiner Handlungen und Anschauungen sich zu einem Muster zusammenfügt oder nicht. Nur auf diese Art und Weise kann es uns gelingen, eine geschlossene, einfühlsame Untersuchung von Lovecrafts Leben und in der Folge seines Werkes anzustellen.ô Nicht zuletzt Faigs intensive Forschungen helfen auch Joshi dieses Prinzip in seiner Biografie äLovecraft: A Lifeô von 1996 anzuwenden. Faig veröffentlichte einen weiteren hervorragenden Essayband über Lovecrafts familiäre Hintergründe (Faig: The Unknown Lovecraft, New York 2009). ?ber diesen Band wird gesondert berichtet.

 

 

W. Paul Cook

In memoriam Howard Phillips Lovecraft

(In Memoriam: Howard Phillips Lovecraft)

Zuerst als Privatdruck in kleiner Auflage erschienen 1941 bei Driftwind Press, dann 1968 bei Mirage Press und 1977 bei Necronomicon Press. Wiederveröffentlicht in äLovecraft Rememberedô.

Dieser Text gilt als die besten Erinnerungen an Lovecraft. Cook kann als eine Art Eckermann Lovecrafts gelten. Gelegentlich schleichen sich Fehler ein und er selbst gibt zu, dass seine Erinnerungen nicht immer korrekt sein mögen, aber dennoch vermitteln seine Eindrücke und Anekdoten einen lebhaften Eindruck des Menschen und Schriftstellers Lovecraft.

 

 

Sonia H. Davis

Das Privatleben H.P. Lovecrafts

(The Private Life of H.P. Lovecraft)

Erschienen am 22. August 1948 unter dem Titel äHoward Phillips Lovecraft as His Wife Remembers Himô im Providence Sunday Journal, allerdings gekürzt und bearbeitet von Winfield Townley Scott. Dann 1949 in deiner von August Derleth bearbeiteten Fassung in äSomething about Catsô bei Arkham House. 1985 wurde der Text dann von Necronomicon Press erstmals in seiner ursprünglichen Form anhand des Originalmanuskripts rekonstruiert. Das Original besteht aus einem Schreibmaschinenmanuskript mit handschriftlichen Ergänzungen und Verbesserungen und befindet sich in der John Hay Library der Brown Universität wo sich auch der Nachlass Lovecrafts befindet.

Der Text der Suhrkampausgabe folgt der Broschüre von Necronomicon Press und ist damit authentisch. Sonia H. Davis war Lovecraft nahe wie kaum jemand anders. Zum besseren Verständnis wird eine Einleitung von S.T. Joshi vorausgeschickt. Zwar gibt es auch hier einige Ungereimtheiten und chronologisch nicht zutreffende Beschreibungen, nichts desto trotz gehört dieser Text ebenfalls in den Kanon der biografischen Erinnerungen aus erster Hand.

 

 

R. Alain Everts

Der Tod eines Gentleman: Die letzten Tage

(The Death of a Gentleman)

Zunächst 1987 als Broschüre im Eigenverlag The Strange Company erschienen, dann 1990 im Fantasy Commentator nachgedruckt.

Diese Darstellung ist die wohl ausführlichste Darstellung der Krankheitsgeschichte Lovecrafts. Auch wenn Everts Darstellung in weiten Teilen objektiv und nüchtern ist, beeindruckt sie sehr. Es ist bedauerlich, dass die Quellen auch hier versiegen, denn Erverts hat wohl im Laufe der Jahre einige Essays über Lovecrafts Eheleben veröffentlicht, die nicht mehr erhältlich sind.

 

 

 

Will Murray

Ein Interview mit Harry K. Brobst

Murray ist ein Kenner Lovecrafts und schrieb einen wichtigen Aufsatz über Lovecraft und die Tradition der Pulp Fiction (in An Epicure in the Terrible).

Brobst arbeitete in den Jahren 1932-1937 als psychatrischer Krankenpfleger Im Butler Hospital, eben jenem Krankenhaus, in dessen psychatrischer Abteilung Lovecrafts Eltern starben. Brobst kann als einer der besten Freunde Lovecrafts gelten. Er besuchte ihn oft im Butler Hospital und gibt hier Lovecrafts Zustand wieder. Brobst und seine Frau gehörten zu den wenigen Gästen, die bei Lovecrafts Beerdigung zugegen waren. Er ist der Garant diverser Aussagen über Lovecraft, die uns erstaunen dürften: Lovecrafts Abscheu vor den Nazis (von deren absto?enden Verhalten gegen die Juden eine Bekannte, Mrs Shepherd, nach einem Besuch in Deutschland berichtete, sowie die Tatsache, dass Lovecraft kurz als Ticketverkäufer in einem Kino gearbeitet hat.

 

 

J. Vernon Shea

H.P. Lovecraft: Das Haus und die Schatten

(The House and the Shadows)

Der Text erschien 1966 in The Magazine of Fantasy and Science Fiction. Shea war ein der Briefpartner Lovecrafts. Er relativiert die Traumatheorie bezüglich Lovecrafts Mutter, stellt aber auch fest, dass ihr Verhältnis zu ihrem Sohn schädlich gewesen sei. Die Anekdoten ähneln denen, die Cook erzählt. Sie zeigen die vielen menschlichen Facetten und Eigenheiten Lovecrafts, die ihn in den Augen seiner Freunde so besonders und liebenswert machten. Er betont seinen Sinn für Humor, erwähnt seine Gro?zügigkeit gegenüber anderen Schriftstellern. Letztlich ist es auch diese Gro?zügigkeit, die Lovecrafts Ruhm mitbegründet hat.

 

 

Alles in allem versammelt äDer Einsiedler von Providence û Lovecrafts ungewöhnliches Lebenô einen sehr lebhaften Eindruck von Lovecrafts Leben. Die zahlreichen Anekdoten und kleinen Geschichten sind vielleicht nicht immer korrekt, aber wessen Erinnerung ist das schon? Doch tragen sie dazu bei, Joshis Sympathie-Konzept auf eine gute Basis zu stellen. Letztlich kann selbst das Studium aller zugänglichen Primärtexte (also auch der Briefe und Essays), der Sekundärtexte und Erinnerungen immer nur einen Eindruck vermitteln. Dieser Eindruck bleibt vorläufig, ist widerrufbar und immer ergänzbar.

Wer diesen Band sein Eigen nennt, kann sich glücklich schätzen und sollte sich dem Studium dieser Texte widmen.

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