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Mediis Tranquillum In Undis - Auf den Inseln


Guest Studer
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Wir haben diesen Auftakt der genannten Kampagne mit 5 Spielern (alles Veteranen aus dem 1. Weltkrieg, die schon sämtliche Abenteuer aus dem Niemandsland-Band überstanden haben) in ca. 4,5 Stunden durchgespielt.

 

Vorbemerkung: Ich habe mich bei der Vorbereitung ganz bewusst dafür entschieden, den Bäder-Antisemitismus auf Borkum nicht wegzulassen. Hierfür reicht im Prinzip schon ein Original-Reiseführer zu Borkum aus den 1920er Jahren. Was dort zu lesen ist, ist schlicht unglaublich und sollte bei einem historischen Rollenspiel mit historisch interessierten Spielern m.E. nicht unter den Tisch fallen. Dazu kam, dass die von mir erworbene Ausgabe dieses Reiseführers noch mit (original 1920er?) antisemitischen Bleistifteintragungen ergänzt war. Ohne Worte.

 

Beim Abenteuer hatte ich die Befürchtung, dass dieses einer sehr erfahrenen Gruppe schlicht zu seicht erscheinen würde. Daher habe ich mich für einen sehr konzentrierten Handlungsablauf entschieden:

 

1. Die SCs fuhren mit dem schneidigen Dampfer Rheinland auf die "Deutsche Insel". An Deck erkannte der SC von Hodenberg seinen alten Klassenkameraden von Gehrenfels wieder, der die SCs euphorisch in das Nordsee-Hotel einladen wollte, da man so doch zusammen eine großartige Zeit miteinander verbringen könne. Die im Zuge der Inflation fast ausnahmslos schwer gebeutelten SCs willigten gerne ein. Bereits während der Überfahrt begannen sie, einen Reiseführer über Borkum zu lesen.

 

2. Von der Reede aus ging es mit der Inselbahn durch eine Dünenlandschaft in kurzer Fahrt bis zum Hauptbahnhof von Borkum. Man suchte das direkt an der Strand-Promenade gelegene Nordsee-Hotel auf und quartierte sich ein. Von Gehrenfels schlug vor, sich abends auf einer Vergnügungsfahrt auf der MS Gretchen wieder zu treffen.

 

3. Die SCs kauften zunächst Badekarten, stürzten sich dann aber am Familienstrand ohne Badewagen in die Fluten. Danach machten man sich auf dem Weg zum örtlichen Heimatmuseum, um mit der Statue aus Hamburg (vgl. Ein Fund vom Meer) im Gepäck herauszufinden, was es mit dieser auf sich habe. Im beschaulichen Heimatmuseum arbeitete halbtags der Heimatforscher Kuhlmann, der sich zunächst sträubte, den SCs das Archiv der nicht ausgestellten Museumsstücke zu zeigen. Man überredete ihn, verbunden mit dem Hinweis, dass die vermisste Statue in Hamburg aufgetaucht sei. Im Archiv und durch Gespräche mit Kuhlmann konnten die SCs wenig neues über die Statue in Erfahrung bringen. Die Spur der damaligen im Museum arbeitenden Saisonkraft Annette und ihres damaligen Kavaliers Malte verlor sich im Nichts. Die SCs sammelten erste Eindrücke über die Geschichte Borkums und insbesondere die Blütezeit der Walfänger unter Roeloff Gerritz Meyer und seiner unglaublichen Fangquote. (Die Sagen um Störtebeker ließen die SCs hingegen links liegen.) Beim Abschließen des Museums versuchten ein SC Herrn Kuhlmann noch den Schlüssel zu stehlen, konnte aber nur eine Pfeife ergattern.

 

4. Man prommenierte noch etwas die Strandprommenade entlang. Einer der SCs, Pietje (der stärkste Mann der Welt), bot her dann Tauziehwettbewerbe mit seinem Hab und Gut als Gewinn an. Nach einem gewonnenen Wettbewerb gegen zwei (!) Touristen, zog man sich in das Nordsee-Hotel zurück, um sich auf den Abend vorzubereiten.

 

5. Man begann die Vergnügungsfahrt auf der MS Gretchen. Von Gehrenfels stellte den SCs seinen Freund Freiherr Darbenhausen vor. Letzterer erschien den SCs als unsympathischer Aufschneider, da dieser als Großwildjäger nichts von Afrika hielt und die heimische Robbenjagd bevorzugte (was die SCs als alte Kriegsveteranen als lächerlich ankreideten, auch wenn sie sich für das Huxen, also das Ranrobben an die Robben zwecks Erlegung interessierten). Auf dem Deck des Dampfer floss mittlerweile der Alkohol in Strömen. Einige SCs tanzten Foxtrott. Da vernahmen zwei SCs ein lautes Platschen und im nächsten Moment ein zweites Platschen, nachdem eine Frau über die Reling fielt. Währen noch "Frau über Bord" gerufen wurde, sprangen zwei SCs beherzt hinterher, währen einer einen Rettungsring suchte und ein anderer dem Kapitätn anhalten wollte, die Motoren zu stoppen. Im Wasser begann der stärkste Mann der Welt zu ertrinken, weswegen sein Kamerad ihn retten musste (die Frau war ohnehin nicht zu sehen). Plötzlich tauchte die Frau wie ein Korken aber wieder über der Wasseroberfläche auf. Zurück auf dem Deck der Gretchen stammelte die Frau von etwas fischigem, was sie gepackt und unter Wasser gehalten habe. In der Ferne tuckerte ein Fischerboot vor der in der lauen Sommernacht glitzernden Nachtkulisse Borkums vorbei (was die SCs zunächst aber nicht interessierte). Die Helden der MS Gretchen ließen sich noch etwas feiern und früh am Morgen ging es zurück auf die Insel.

 

6. Am nächsten Morgen wollten zwei SCs dem Heimatforscher unauffällig nach Hause folgen, da dieser offenbar mehrere interessante Sagenbücher aus der lokalen Bibliothek ausgeliehen hatte. Man sah ihn nach seiner Museumsarbeit in das Hause Konstanze einkehren. Dort schrieb er etwas in seinem Arbeitszimmer und verließ nachmittags das Haus. Zwei SCs schlichen sich in sein Arbeitszimmer und fanden ein altes Buch über den Walfang sowie Skizzen von Fischwesen, die den Walfängern offensichtlich bei ihrer Arbeit beistanden. Unterdessen wurden andere SCs darüber informiert, dass von Gehrenfels von der Robbenjagd nicht zurückgekehrt sei. Darbenhausen hatte bereits die Küstenwacht eingeschaltet, die aber nur das gemietete Motorboot Godo finden konnte. Auch von dem Eigner, Haaye Tietjen, war zunächst weit un breit keine Spur. Währen drei SCs noch nach einem passenden Boot suchten, um von Gehrenfels im Wasser zu suchen, wurde Tietjen mit zerschmetterten Schädel von einem Angler an einem Wellenbrecher gefunden. Auch die Godo hatte man samt Algen und einem zerbrochenen Gewehr entdeckt. Als die SCs nun endlich ihre Erkundungstour beginnen wollten, stapfte plötzlich ein wahnsinniger von Gehrenfels aus den Fluten. Dieser stammelte etwas von einem Fischwesen, dass ihn angegriffen habe. Von Gehrenfels wurde in medizinische Obhut übergeben und die SCs berieten sich.

 

7. Währen vier SCs mit Darbenhausen zu Abend Fisch speisten, brach von Hodenberg in das Zimmer von Darbenhausen ein und durchsuchte dies. Hier fand er aber nur viele Bücher über die Großwildjagd in Afrika, ein Gewehr und fleckiges Ölzeug zum Huxen. Unterdessen zappelten im Restaurant plötzlich die Fische/Fischstücke auf den Tellern der SCs. Man beschwerte sich beim Kellner. Der stärkste Mann der Welt ging sogar in die Küche und erfuhr, dass die Fische bei Jan Lübben eingekauft worden seien, einem anständigen, örtlichen Fischer.

 

8. Noch am Abend ging man zu Fuß in den Hafen und fragte nach Jan Lübben. Ein Fischer konnte den SCs den Weg zu Jan's Hütte in den Dünen am Südstrand weisen. Dort klopften die SCs an die Tür und wurden von Jan in seine einfache Hütte gebeten. Jan zündete sich seine mit einem Halluzinogen versetzte Meerschaumpfeife an und die SCs unterhielten sich mit dem offenbar stark degenerierten Fischer. Man erfuhr von seinem Familienleiden, seiner Neugier an der Statue aus dem Heimatmuseum (die man ihm aber nur zeigen wollte), seinem Hass auf Touristen und Robbenjäger. Die SCs solidarisierten sich mit Jan (! - damit hatte ich nicht gerechnet, auch wenn das vom Autor durchaus beabsichtigt war!), gingen dann aber irgendwann zurück ins Hotel, weil Jan es so w o l l t e (siehe Pfeife). Noch in der Nacht las der SC Hauke Bold die alten Aufzeichnungen aus dem Arbeitszimmer von Kuhlmann und erfuhr im Detail von der Kooperation zwischen Walfängern und Fischwesen. Auch von der Paarung der Walfängerfamilien mit den Fischwesen erfuhr er. Schließlich entdeckte er ein Bild, dass die Familie Meyer mit deren Sohn zeigte, der einige Deformationen aufwiese, die den SCs irgendwie bekannt vorkamen . . .

 

9. Noch während des Frühstücks am nächsten Morgen kam plötzlich Darbenhausen mit einem von zwei lokalen Fischern getragenen, schweren und in Segeltuch gehüllten Bündel in das Hotel geschritten. Stolz sprach er von einer sensationellen Entdeckung. Vor den Augen der SCs breitete er in seinem Zimmer den erschossenen Körper eines weiblichen Fischwesens aus. Den SCs wurde etwas mulmig zumute. Auch konnten sie nicht verhindern, dass auf dem Weg zwischen Hotelbar und Zimmer von Darbenhausen plötzlich Jan Lübben erschien, der Darbenhausen mit einer alten Walfängerharpune in die hölzerne Treppe "einpflockte" und so tötete. Die SCs folgten dem nun offenbar stark degenerierten Jan, der sich die tote Fischfrau schnappte und in Richtung seiner Hütte floh. Diese zündete er an. Die SCs erreichten ihn gerade noch, als er mit dem toten Fischwesen auf dem Arm in die Brandung eilte. Die SCs sprachen ihm ihr Beileid aus, doch Jan verfluchte nur die Menschen und erklärte, dass der Leichnam seine Frau gewesen sei, auf die er so lange habe warten müssen, da seine Verwandlung erst jetzt vollendet sei und er hierauf fast 200 Jahre habe warten müssen. Und jetzt sei er wieder allein . . . Dann verschwand Jan in den Fluten und die SCs sahen nur noch die Köpfe einiger Robben aus dem Wasser auftauchen.

 

 

Fazit: Lief besser als gedacht. Ein würdiger Auftakt für die Kampagne, die sehr interessant zu werden verspricht, da die (mitlesenden) SCs sich mit den Fischwesen solidarisieren wollen . . .

Edited by Studer
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liest sich sehr schön der Bericht! das macht ordentlich Lust das Abenteuer wieder zu spielen ^^ Wir haben damals drei Sessions á 3,5 Stunden gebraucht, haben aber auch sehr viel von dem Urlaub ausgespielt. Insgesamt ein sehr cooles deutsches Abenteuer. Halte uns auf dem Laufenden was die Kampagne angeht.

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Ihr habt Muscheln sammeln und Krabben pulen vergessen.
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Ein wunderbarer Auftakt...wir Spieler hatten wirklich viel Spass...besonders die historische Austattung mit dem original Reiseführer, die Dekoration (der SL hat ein Fischernetz auf dem Spieltisch ausgelegt und Muscheln ausgestreut...)

 

Die Motivation der Spieler nach dem Abenteuer ist eher gespalten:

Sollten wir nicht eher diese Nazi-Insel von Menschen befreien und uns auf die Seite der Fischmenschen schlagen?

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