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Ähnlicher Schreibstil wie Lovecraft


Fremdwanne
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Hi ihr Leser

Kürzlich habe ich die Kurzgeschichtensammlung Die Offenbarungen des Glaaki von Ramsey Campbell gelesen und war ernüchtert.

Während Lovecraft subtil vorgeht, der Geschichte Zeit lässt und das Meiste nur andeutet schreibt Campbell geradezu plump! Zack-zack zur Sache, null Mysterium, alles klar und gut sichtbar. Und damit nicht im geringsten gruslig.

 

Kann mir jemand einen Nachfolgeautor empfehlen der mehr wie Lovecraft schreibt?

Gerne einen der auf deutsch übersetzt wurde, vielleicht auch mit einem Tipp welches eure Lieblingsgeschichte von ihm ist:-)

 

Danke + Gruss Fremdwanne

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Kürzlich habe ich die Kurzgeschichtensammlung Die Offenbarungen des Glaaki von Ramsey Campbell gelesen und war ernüchtert.

Während Lovecraft subtil vorgeht, der Geschichte Zeit lässt und das Meiste nur andeutet schreibt Campbell geradezu plump! Zack-zack zur Sache, null Mysterium, alles klar und gut sichtbar. Und damit nicht im geringsten gruslig.

Zwar finde ich großartig, dass deutschen Lesern vom Festa-Verlag nun auch Ramsey Campbell (reißerische Stimmen munkeln: "Der Stephen King Großbritanniens!") zugänglich gemacht wird, und ich werde mir demnächst eben den Band auch besorgen, aber ich stimme vollständig zu. Campbells Geschichten sind meistens leider unglaublich generisch, plump und versuchen nur, verzweifelt gruselig zu sein. Für subtilen Horror bist du da definitiv an der falschen Adresse (wobei die Geschichten aus dem Festa-Band, glaube ich, sogar noch die besseren sind, das hier war für mich eine Tortur).

 

Nun aber zu deiner Frage:

Kann mir jemand einen Nachfolgeautor empfehlen der mehr wie Lovecraft schreibt?

Gerne einen der auf deutsch übersetzt wurde, vielleicht auch mit einem Tipp welches eure Lieblingsgeschichte von ihm ist:-)

Es fällt mir sehr schwer, dir darauf eine Antwort zu geben. Der offensichtlichste Gedanke ist es, mit einem der anderen Urgesteinen weiter zu machen.

 

Die Art, wie Lovecraft schrieb, lässt sich bei meinem hochgeschätzten Clark Ashton Smith durchaus erkennen, doch könntest du in Versuchung geraten, die Thematiken Lovecrafts wie den kosmischen Horror zu erwarten. Du würdest enttäuscht werden. Vom Stil her gibt es deutliche Parallelen, aber die Thematiken und Grundeinstellungen sind einfach zu verschieden, als dass ich dir guten Gewissens sagen könnte: "Nimm Smith!"

 

In aller Kürze und ganz grob umrissen meine Einschätzungen zu den drei Urgesteinen, damit wir uns verstehen:

 

Lovecraft

  • Adjektivlastigkeit, wiederkehrende Phrasen (zyklopisch, nicht-euklidisch, etc.)
  • Fokus auf die Pointe, zielgerichtet, Poes "Wirkung des Effekts" (alle Abschweifungen, die nicht zu der Atmosphäre oder der Geschichte beitragen, werden rausgelassen)
  • kosmischer Horror, Nihilismus, Degeneration, Atavismus

 

Howard (vollständigkeitshalber, deiner Frage entsprechend eher nicht zu empfehlen)

  • simple Sprache, weniger blumig, prägnant und auf den Punkt, ohne Umschweife
  • Fokus auf das Erzählen einer spannenden, unterhaltsamen Geschichte, durchaus mit Liebesgeschichten à la "Dame in Not", ethnische Mythologien eng verwoben mit der Handlung
  • Tapferkeit, Gewalt, Sword and Sorcery, Unten im Süden-Stories, selten Horror

 

Smith

  • blumige Sprache, fantastische Wortvielfalt (hat in der Jugend Wörterbücher auswendig gelernt ;) ), poetisch
  • Fokus auf exotische Landschaften und Welten, in die die Charaktere stoßen, bitterböser schwarzer Humor, ironisch, manchmal wirken die Geschichten unpointiert
  • Dark Fantasy, Science Fiction (fremde Planeten), Horror-Touch

 

Erwarte also nicht, Smith ist ein anderer Lovecraft. Er hat eigenes geschaffen, einen eigenen Stil und steht erhobenen Hauptes neben dem Meister. Meiner Meinung nach triumphiert er sogar. ;) Gib ihm am besten eine Chance und schau, ob es dir liegt. Es ist etwas anderes, aber doch relativ verwandt. Aber fang nicht mit diesen Bänden an, von der Auswahl der Geschichten und der Aufmachung ist es eher für Fans gedacht. In diesem hier findest du die Auswahl an Geschichten, die genau beschreiben, was ich oben ausdrücken will.

 

Wer auch recht nah an Lovecrafts Stil kommt, aber weniger adjektivlastig bleibt, ist Frank Belknap Long, dessen Roman jüngst in der Reihe erschienen ist. Long wird ironischerweise immer vergessen, wenn es um Lovecraft geht, obwohl er einer der engsten Vertrauten des Autors war. ;)

 

Sonst gibt es natürlich den berühmten Poe, von dem man hier eine mammutartige günstige HC-Ausgabe erlangen kann. Neben gefühlt 75% Schrottgeschichten, von denen Poe-Fans noch nie gehört zu haben scheinen, sind fast alle klassischen Poe-Geschichten drinnen, die dann auch wirklich überzeugen können. Nur bitte glaube nicht, dass alle davon Gold sind. Ich habe mich durch diese 800 Seiten (!), weil ich ein elender Komplettist bin, arg durchgekämpft.

 

Auch wenn hier viel Müll zwischen ist, will ich auch diese günstige und üppige Ausgabe nicht verschwiegen, in der sich auch so manche Perle befindet.

 

Ich hoffe, du findest etwas!

 

Mit freundlichen Grüßen

Blackdiablo

 

PS: Gönn dir einen Bogen um August Derleth ...

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Wow, tausend Dank Blackdiablo! Damit kann ich was anfangen. Wobei ich seh' dass ein paar der besten Tipps schon vergriffen sind...Jetzt wüsst' ich was gut ist und kann's nicht kaufen.

Denke ich werde Smith, Long und Howard eine Chance geben, soweit ich was finden kann. (und lustige Sidenote: das Grauen aus den Bergen von Frank Belknap Long muss wohl noch mind. ein Jahr warten. Ich will mir ja nicht unsere momentane Kampagne spoilern:-)

 

"kosmischer Horror, Nihilismus" - jetzt wo du es schreibst glaube ich dass die beiden Elemente nicht unwichtig für mein Lesevergnügen sind. Dieses Gefühl dass der Mensch klein und machtlos ist (und scheitern muss).

 

Was ich auch liebe bei Lovecraft ist dieses Gefühl, dass der Protagonist nie sicher weiss dass alles echt ist und seine sichergeglaubte Existenz bedroht ist. Die Hinweise verdichten sich nur und er sträubt sich dagegen, muss aber am Schluss mit verdammt hoher Wahrscheinlichkeit annehmen dass der Horror real ist. Das Grauen im Museum fällt mir dazu als erstes ein.

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Kein Ding, ich freue mich über jeden Thread im Literatur-Unterforum. ^_^

 

... und Howard eine Chance geben, soweit ich was finden kann.

Ich muss gestehen, dass ich kein Fan bin. Die berühmten Conan-Geschichten habe ich zwar noch nicht gelesen, dafür aber so manche andere Geschichte. "Der Schwarze Stein", der dem Mythosgdanken unglaublich nahe kommt, ist noch das imposanteste und horrorlastigste Erzeugnis von ihm, das ich bisher gelesen habe. Sehr empfehlenswert (und zum Beispiel in "Hüter der Pforten" enthalten).

Die anderen Geschichten fand ich bei aller Mühe, ihn lieben zu lernen, nicht berauschend. Hin und wieder mal eine Perle, aber erwärmen konnte ich mich bisher nicht. Wäre natürlich toll, einen Howard-Fan mal von ihm hier berichten zu lassen. ;)

 

das Grauen aus den Bergen von Frank Belknap Long muss wohl noch mind. ein Jahr warten. Ich will mir ja nicht unsere momentane Kampagne spoilern:-)

Da hast du gut mitgedacht, denn die Kampagne (oder eher das erste Abenteuer) ist beinahe eins zu eins dem Roman nachempfunden, nur nach Deutschland verlegt.

 

 

"kosmischer Horror, Nihilismus" - jetzt wo du es schreibst glaube ich dass die beiden Elemente nicht unwichtig für mein Lesevergnügen sind. Dieses Gefühl dass der Mensch klein und machtlos ist (und scheitern muss).

Ein Funkeln dieses Nichtigkeitsgefühls gibt es bei C. A. Smith allerdings auch. Nur nicht kosmisch, sondern eher mit bitterböser Note. Auf die Spitze getrieben ist das in der Geschichte: "The Seven Geases". Trotzdem immer mit gewissem Ernst. Es sind also nicht wirklich "lustige" Geschichten, falls das den Eindruck erweckt. "Necropolis" hat da die entschlackte Kulmination eben dieser tollen Stories, wobei in den gesammelten Werken doch erschreckend viele weniger gute Geschichten vereint sind (auch wenn die Bände sehr sehr gut gemacht worden sind, inklusive Annotationen).

 

 

Was ich auch liebe bei Lovecraft ist dieses Gefühl, dass der Protagonist nie sicher weiss dass alles echt ist und seine sichergeglaubte Existenz bedroht ist. Die Hinweise verdichten sich nur und er sträubt sich dagegen, muss aber am Schluss mit verdammt hoher Wahrscheinlichkeit annehmen dass der Horror real ist. Das Grauen im Museum fällt mir dazu als erstes ein.

Das gibt es bei Smith nicht. Bei ihm bricht das Grauen auf ganz andere Weise in das Leben der Protagonisten. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du das schäten gelernt hast. Vielleicht ist das noch viel subtilere König in Gelb etwas für dich? Da wird viel mit dem Element, was real und was irreal ist, gespielt. Ist aber nicht für jeden etwas.

 

Das Grauen im Museum ist eine fantastische Geschichte (und der gleichnamige Band ist auch großartig!).

 

Gruß

Blackdiablo

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Wer auch recht nah an Lovecrafts Stil kommt, aber weniger adjektivlastig bleibt, ist Frank Belknap Long, dessen Roman jüngst in der Reihe erschienen ist. Long wird ironischerweise immer vergessen, wenn es um Lovecraft geht, obwohl er einer der engsten Vertrauten des Autors war. ;)

 

Das fand ich jetzt eine echte Enttäuschung. Der Stil mag ähnlich sein, nach meiner Einschätzungen sind die Geschichten aber ziemlich schwach. Bisher finde ich Howard und Smith am besten als "Alternativen", auch wenn die Stile wie Blackdiablo so super ausgeführt hat sich doch stark unterscheiden. Die beiden liefern aber Qualität und Abwechslung.

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Guest Seanchui

...ich muß gestehen, dass ich nicht wirklich tief in der Materie drin bin. Aber ich habe früher den einen oder anderen Autoren gelesen, den ich hier mal in den Ring werfen möchte. Zwar kein Schüler Lovecrafts dabei (passt ja auch zeitlich gar nicht, wenn ich das richtig im Kopf habe), aber schön gruselig. Und auch wenn ich Poe gelesen habe - den nicht. Ist viel unnützer Kram in den Sammelbänden drin, da hat BlackDiablo völlig recht.

 

1. Arthur Machen

Mein persönlicher Liebling. Seine Novelle "Furcht und Schrecken" ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingswerke.  Neben "Furcht und Schrecken" würde ich noch "Kardinal Napellus" (hieß die Geschichte so?) empfehlen.

 

2. Algernon Blackwood

Von diesem Autor kenne ich mit "Tanz in den Tod" nur eine Kurzgeschichtensammlung, aber die hat mir beim Lesen sehr gut gefallen.

 

3. Villiers de L'Isle-Adam

Hier insbesondere "Der Tischgast zur letzten Feste".

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Wer auch recht nah an Lovecrafts Stil kommt, aber weniger adjektivlastig bleibt, ist Frank Belknap Long, dessen Roman jüngst in der Reihe erschienen ist. Long wird ironischerweise immer vergessen, wenn es um Lovecraft geht, obwohl er einer der engsten Vertrauten des Autors war. ;)

Das fand ich jetzt eine echte Enttäuschung. Der Stil mag ähnlich sein, nach meiner Einschätzungen sind die Geschichten aber ziemlich schwach.

Ich fand sie dramaturgisch merkwürdig aufgebaut, ansonsten aber recht klassisches Schema. Interessant für mich wegen der Chaugnar Faugn Hintergründe.

 

"Die Hunde des Tindalos" finde ich allerdings sehr gelungen. Und die Raumfresser unsagbar schlecht. :D

 

Zu "Die Bedrohung aus dem Weltall" gibt es eine witzige Anekdote (die ein wenig spoilert):

 

Man muss wissen, dass es sich um eine Kettengeschichte handelt, bei der ein für mich namenloser Autor einen Einstieg liefert. Soweit, so belangslos. Irgendwann fällt es an Lovecraft, die Geschichte weiterzuführen, und mit dem üblichen Cosmic Horror entgleist die Geschichte immer mehr, bzw. erfährt mehr Tiefe. Sehr witzig zu beobachten. Doch der Knüller kommt noch: Kaum trägt Robert E. Howard seinen Teil bei, wird aus der subtilen Horrorgeschichte fast ein blutiges Actionmassaker. xD An diesem Beispiel kann man wunderschön die Proritäten von Howard und Lovecraft erkennen. ;) Das Ende ist verblüffend und meines Ermessens nach gelungen. ^^

 

 

1. Arthur Machen

Mein persönlicher Liebling. Seine Novelle "Furcht und Schrecken" ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingswerke.  Neben "Furcht und Schrecken" würde ich noch "Kardinal Napellus" (hieß die Geschichte so?) empfehlen.

 

Ich kenne vom Großen Machen nur "The White People". Durchaus mysteriös und faszinierend, aber auch langatmig und nicht unbedingt darauf erpicht, mit der Sprache zu bestechen wie bei Lovecraft. Die vorgeschlagenen Werke kenne ich allerdings nicht. Ich habe auch vor, bei ihm mal eindringlicher einzusteigen und dein Tipp kommt mir da gelegen. ;)

 

 

2. Algernon Blackwood

Von diesem Autor kenne ich mit "Tanz in den Tod" nur eine Kurzgeschichtensammlung, aber die hat mir beim Lesen sehr gut gefallen.

 

Voller Begeisterung habe ich vor kurzem festgestellt, dass der Festa-Verlag "Der Zentaur" von Blackwood herausgeben wird. Die Geschichte selber kenne ich nicht, aber ich finde toll, dass der Verlag nun auch "exotischere" Sachen angeht und das mit einer bewundernswerten Qualität. Vielleicht wäre der Roman ja auch etwas.

 

PS: Ach wie ich immer vom Festa-Verlag schwärme ... ^^ Elendig.

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Bei so viel Expertenrat wage ich es kaum ganz leise einfach mal E. A. Poe oder Franz Kafka zu erwähnen.... ;)

Wenig cthuloides, aber schön subtil und eine angenehm beklemmende Atmosphäre.

Poe hatte ich schon erwähnt, aber bei Kafka will ich auch gerne einsteigen. Hast du zufällig Empfehlungen für gute Ausgaben seiner Geschichten? Also vielleicht mit ein paar Features, Hardcover, hübsches Cover, Annotationen, Vorwörter, gesammelte Ausgaben. Vielleicht generell einen guten Einstiegsband?

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Ich habe mir irgendwann diese Ausgabe für sehr kleines Geld gekauft:

http://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Kafka+Romane-und-Erz%E4hlungen/id/A01AA0Bb01ZZ2?zid=f70e6030146588e0f313a8674bde540f

 

Keine Features, kein Vorwort, dafür Hardcover / gebundene Ausgabe, etwas über 1000 Seiten auf denen sich alles Relevante findet (Das Schloss, Der Prozess, Die Verwandlung, Der Hungerkünstler, uvm.) und einige Illustrationen von Kafka.

Wer "mehr" haben möchte (Echtledereinband, Goldschnitt... ;)  )  sollte eine andere Ausgabe wählen. Für kleines Geld macht man hier jedoch nichts falsch. Zumindest reicht mir diese Ausgabe völlig.

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