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  1. Ich habe das Gefühl, dass die Geister, die mich verfolgen, angeführt von Hasan hinter mir her sind. Sie rufen mich: "Rick! RIIIICK!" Dann verstummt ihr Rufen und ich bin wieder allein mit meinen Gedanken. Meine Mundhöhle fühlt sich blutig und wund an und der Speichel an meinem Mund beginnt zu frieren. Wie toll hechte ich über den Schnee und komme Matilde unaufhörlich näher. Bald schon vermag ich zu sehen, dass sie irgendeinem Wolf verfolgen zu scheint. Die Hand um meine Magnesiumfackel wirkt, als wäre sie längst ein Teil des Stabes, und ich habe das Gefühl, die Finger nicht mehr bewegen zu können. Ich fühle mich, als sei mein Geist von meinem Körper gelöst und schwebe wie eine astrale Lebensform über meinem Körper, als beobachte er das ganze Schauspiel von oben. Hier ein fanatischer Fackelträger, dort hinten eine halberfrorene junge Dame mit einem Wolf. Kann es etwas Seltsameres geben auf dieser weiten Welt?
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  2. kurz bevor der Lastschlitten endlich abfahrt bereit, ist erleuchtet plötzlich ein unheimliches blutrotes Licht die Nacht. "Ein Signallicht, Sie haben die Comtessa gefunden. Wir haben keine zeit mehr zuverlieren, Sie und sie," Olga deutet auf die beide Jäger, die sie schon in Matlidas Begleitung gesehen hat, "kommen sie mit." Wieder macht ihr Befehlston jedem Feldwebel Ehre Schnell befestig Olga die Schneeschuhe und macht mit den beiden auf den Weg durch den jetzt blutig wirkenden Schnee.
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  3. "MATILDE!", schreie ich, doch meine Luftröhre brennt, als hätte ich flüssiges Feuer geschluckt, und so bleibt es bei einem halblauten Krächzen. Ich sacke vor Erschöpfung auf die Knie. Durch mein Gesichtsfeld tanzen neben unscharfen Punkten verschiedenste Silhouetten, als wäre ich einer Ohnmacht nahe: Da ist das kleine Mädchen, der Zugführer, Farid, Paul und schließlich Hasan. Solltest du jetzt nicht aufstehen und sie retten?, spottet Hasan. Hast du nicht geschworen, sie zu beschützen? Hast du den Plan nicht verstanden, Rick? Ich gehe in den Gepäckwagen und du, du passt auf sie auf! War das zuviel für dich? Selbst diese einfache Aufgabe?! Rick, du solltest sie beschützen und HAST AUF SIE GESCHOSSEN! Verdammt! "Nein", krächze ich und grabe meine blutigen Finger in den Schnee, nahe einer von Matildes Blut gefärbten Stelle. "Nein, nein, nein, nein. Ich habe nicht auf sie geschossen ... Nie! Nein, nein! Nie hätte ich auf sie geschossen!" Verdränge es, sakiki, verdränge es solange du es noch kannst. Nicht mehr lange und es spielt keine Rolle mehr, was du ihr angetan hast. Dann ist sie tot. "... und ich wäre kein Mörder ...", hauche ich. Hasan grinst und deutet mit einem Finger auf mich. Er mustert mich mit einem Du-Hast-Es-Erraten-Blick. "Ein Unfall ... Das geschieht! Denk nur an Edward, Sir Cleary's Neffe. Es war ein Unfall, mehr nicht. Mehr war nicht dabei! Sie wird erfrieren und dann wäre ihre Existenz auf ewig bewahrt. Ist das nicht der schönste aller Tode? Ist es nicht so?" Plötzlich ertönt ein Wolfsgeheul (Geri und Freki! Sie kommen, um mich zu holen!), dann zerreißt ein Kreischen die Luft um mich herum: "RIIIIIIIIIICK!! DIE WILDE JAGD!!!" Die Punkte in meinem Gesichtsfeld verschwinden und Hasan ist verschwunden, wie auch sein übel verlockender Bann auf mich. Ich richte mich auf und stürme in Richtung von Matildes Stimme. Währenddessen wühle ich die Leuchtpistole aus meiner Tasche und ziele in die Luft. "MAAAAAAAAATILDE! WEHR DICH! KÄMPF DAGEGEN AN!" Mein klammer Zeigefinger schließt sich um den Abzug der Leuchtpistole und ein nervtötendes Surren erschallt über mir, bis ein lauter Knall die gesamte Landschaft in der Umgebung in einen unheilverkündenen roten Schein taucht. Vom weiten glaube ich eine in Weiß gepuderte Gestalt auszumachen (Matilde!) und weiter vor ihr ein undeutbares Schemen, dem sie irgendwie zu folgen scheint. Über mir glitzert das Nordlicht, doch der noch immer vorhandene Wind treibt mir Tränen in die Augen. "Bleib stehen.", keuche ich. "Bitte bleib stehen ..." In mir erwachen nun ungeahnte Kräfte und ich renne zunehmend schneller.
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  4. Irgendwo her müssen die Nervzwerge ja kommen, oder?
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  5. Als ich ihm deutlich zu erkennen gegeben habe, dass die Zeit knapp ist, schultere ich meine Sachen und springe flink, aber vorsichtig aus dem Fenster. Spuren, denke ich mir. Ich darf die Spuren nicht verlieren. "Andrews!", brülle ich durch den heulenden Wind. "Nehmen Sie diese Magnesiumfackel! Nicht dass wir uns noch verlieren!" Damit entzünde ich zwei dieser Fackeln, stecke die eine in den Schnee, so dass Andrews sich seine später abholen kann, schnalle meine Schneeschuhe an und die Schneebrille auf und beginne über den Schnee zu hechten. Die Fackel trage ich vor mir wie ein Olympischer Läufer. "Wenn wir uns verlieren, achten sie auf das Signal meiner Leuchtpistole!" Auf dem Weg durch diese eisige Tundra (Taiga, es ist eine Taiga, erschallt Hasans Stimme, die im Gegensatz zu meiner völlig munter und von dem Sprint unbeeindruckt zu sein scheint) analysiere ich die Spuren Matildes und merke, wie unregelmäßig sie sind. Teils ist sie offenbar durch den hohen Schnee gekrochen (wie eine Made ... eine eifrige Made ist sie) und vereinzelt finden sich kleinere und größere Lachen scharlachroten Blutes im frischen Schnee. "Sie kann nicht weit sein, Hasan!", rufe ich und werde kein bisschen langsamer. Mein Atem ist keuchend, aber dank Hasans wunderbarer Winterausrüstung ist das ganze Unterfangen nicht sofort zum Scheitern verurteilt. Die Fackel wirft weiterhin ihr gespenstisches Licht in diese stygische Nacht. Ich muss sie finden, ich muss, MUSS sie finden! ICH MUSS SIE FINDEN!, wie eine Beschwörungsformel in meinem Kopf, die, wenn sie nur häufig genug aufgesagt wurde, zum entsprechenden Erfolg führt. Ihr und mein Blut läuft mir wie die zärtlichen Finger einer Spinne durch den Ärmel an meine Finger, die ich langsam nicht mehr zu spüren beginne. Wie auch die Schmerzen. "MATILDE?!", schreie ich. "HE MATILDE?!! ANTWORTE MIR!" Währenddessen überlege ich mir in dieser unnatürlichen Kälte, ob das Blut an meiner Hand (und was das für eine sündige Hand ist! DIE eines Mörders!) wohl gefrieren wird. Ist das nicht ein lieblicher Tod, hier draußen im weißen, stillen Schneegestöber? Ich liebe den Schnee hier in Norwegen, flüstert Hasan und ich sehe, wie er neben mir groteskerweise zu schmunzeln beginnt. Ich hechte nur atemlos weiter.
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