Der Läuterer

"Du wurdest von zwei norwegischen Jägern kurz nach Sonnenaufgang gefunden. Die Namen werden Dir nichts sagen. Ein gewisser Ragnar Ringold und ein Olaf Bolga. Sie haben Dich in der Nähe eines Gletschers aufgefunden. Dem Styggebreen." [...] "Die Männer haben Dich halb erfroren in der Wildnis entdeckt. Sie haben Dich dann nach Lom gebracht. Aber Du wurdest schnell weiter nach Lillehammer, hier ins Sinnssyk Klinikum, geschickt und am 07.01. abends eingeliefert." [...] "Die beiden Norweger haben interessante Dinge erzählt. Verrückte Geschichten. Von Witiko und Wölfen. Runen und Wikinger Begräbnissen. Niemand hat ihnen geglaubt. Warum auch?" [...] "Bevor man sie in eine Irrenanstalt stecken konnte, schwiegen sie lieber und reisten schnell wieder ab. Verstehst Du?"

"Du traust mir ja viel zu, Matilde. Ich würde Dich nicht fragen, wenn ich es besser wüsste, das darfst Du mir glauben." Er schaut Dich nachdenklich an. Seine Mine hat sich verdüstert. "Oder traust Du mir so wenig und hältst alles nur für einen niederträchtigen Trick oder einem üblen Scherz?"

"Mir wurde berichtet, dass Sie, als man Sie völlig verstört auffand, ein Buch fest umklammert an Ihre Brust pressten und in der anderen Hand den Arm einer Porzellan-Puppe hielten." Er schaut Dich fragend an. Erwartungsfreudig. "Das Buch war in Geschenkpapier eingewickelt, das aber schon sehr zerschunden und auch angebrannt war." [...] "Ergibt das für Sie Sinn?"

Ich versuche mit Euch zusammen einige Lücken zu schliessen. Wenn diese Lücken bereits in der Lodge geschlossen worden wären, wären Eure Chars mit ziemlicher Sicherheit gestorben oder schlimmeres.

"Wilde?!" Er schaut Dich fragend an. "Nicht, dass ich ihn je gelesen hätte, aber Sie zitieren häufig Wilde, Carroll, Poe und Lovecraft."

Wenn Euch die Twists zu massiv sind, dann sagt es bitte. Ich finde es sehr genial so. Ich möchte nämlich Eure Ideen mit in die Geschichte einbinden.

"Äh häm!" Eine Stimme aus dem Hintergrund. Torben dreht sich erschreckt um und steht gleichzeitig auf. "Dr. Haverkamp?!" Scheppernd fällt sein Tablett zu Boden. Haverkamp's Stimme ist energisch. "Sie haben doch sicher noch etwas zu erledigen, oder? Also faulenzen Sie hier nicht rum, verstanden? Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit, Mann!" Und Torben entfernt sich schnell. "Verzeihen Sie, Patient Anderson, ich kam leider nicht umhin, etwas von Ihrem Gespräch mit Torben mitzubekommen." [...] "Die Dämonen der Fiktion führen ein hässliches Doppelleben als Dämonen der Wirklichkeit. Alles ist zu grausam, zu unerträglich, um wahr zu sein. Oder ist es so grausam wie die Wahrheit, die dann der Fiktion zuliebe geopfert wird. Als würde über der Wirklichkeit die Fiktion heilen, damit die Verletzung doppelt wieder aufreissen kann."

"Nicht so ganz. Was kann für Sie denn hier gut gewesen sein?" Torben runzelt die Stirn. "Was?"

Torben setzt sich. "Sie dürfen nicht wieder mit dem Alkohol beginnen. Das weckt die Dämonen in Ihnen. Sie haben sich doch gerade erst von Ihrem bösen Zwilling getrennt. Rick ist fort und Sie sind nicht länger psychotisch." Er schaut Dich überaus besorgt an.

Ihr geht schweigend durch die Abenddämmerung und es ist merklich kühl geworden. Und leicht fröstelt es Dich an den Armen. Vielleicht ist es das Tagebuch? In der Hütte ist es nicht wärmer als draussen. "Ich werde den Kamin anheizen." Hans ist ein Mann der Tat. Er nimmt eine Wolldecke vom Bett und legt sie Dir über die Schultern. Dann drückt er Dich an sich und küsst Dich sanft im Genick. "Setz Dich bitte. Das ist jetzt wohlmöglich zu viel für Dich." Du spürst sanften Druck auf Deinen Schultern.und dann sitzt Du auf dem Bett. Hans geht zum Kamin. Du hörst das Anreissen eines Streichholzes. Das Knistern von Papier und das Holz fängt bald an zu Knistern. "Dein Tagebuch fand ich in den Ruinen eines Hauses. Der Juvashytta. Sie war niedergebrannt worden. Der Gestank nach Diesel war überwältigend. Er pustet einen brennenden Span aus, den er noch in der Hand hält. "Dein letzter Eintrag stammt vom 05.01., Matilde." Er kniet sich vor Dir auf den Boden und nimmt Deine Hände in die seinen. "Der 05.01. Matilde."

"Ich freue mich, Sie gesund und wohl auf zu sehen, Paul. Ähm... Herr Anderson." Seine Augen zeigen Dir aufrichtige Freude. "Ist bei Ihnen alles in Ordnung, oder kann ich etwas für Sie tun? Geht es Ihnen gut? Sie sehen aus, als hätten Sie einen Schwindelanfall."

Während Du durch die Flure und Treppenhäuser schlenderst siehst Du für andere ziellos und verloren aus. Doch Du bist aufmerksam, während das Fläschchen Deiner Hand schmeichelt. Das Fläschchen. Ja, das Fläschchen. Dein kleines Fläschchen. Dein geliebter Schatz. Es ist schon etwas ganz Besonderes für Dich geworden. Eines Tages durftest Du Torben begleiten, als er die Medikamente aus dem Giftschrank holte und diese an die Krankenschwestern verteilte. Eine Gelegenheit. Ein unachtsamer Moment. Oder war das etwa Absicht. Ein Griff. Schnell. Gezielt. Verstohlen. Und es verschwand in Deiner Hand. Irgendwann kommt Dir der Pfleger Torben entgegen. Du erkennst ihn schon von weitem. Das bekannte Gesicht. Vertraut. Unter anderen Umständen könntest Du ihn vielleicht 'Freund' nennen...

Gern geschehen. Der Film hat unterschiedliche Titel. 'Murder by Phone' aka 'Bells' 'Starkstrom' aka 'Tod aus dem Telefon' Gibt es aber leider nicht als DVD.

DER ist es!!! Murder by Phone; 1982

When a Stranger Calls; 1979, Psycho-Horror! ???

"Manche Dinge kann ich Dir nicht sagen, weil ich nichts darüber weiss. Andere Dinge könnte ich Dir sagen, möchte damit aber noch warten. Und einige Dinge musst Du wissen." Er ist auf einmal todernst. "Vermutlich hast Du tatsächlich Ignatz Rosen erschossen. Der Mann ist kein Verlust. Es war nötig, dass er stirbt. [...] "Und noch eins. Ich habe Dein Tagebuch gefunden. Es ist leicht angebrannt. Aber trotzdem ist noch alles lesbar." Er schaut Dich lange an. "Dennoch habe ich es nicht gelesen. Es gehört Dir. Ich habe so meine Prinzipien." [...] "Vielleicht sollten wir es gemeinsam tun. Was meinst Du.?" Hans verkrampft sich leicht, als hätte er starke Schmerzen.

"Am besten würde es..." Er hustet erneut. "Es mir gefallen, wenn Du mir einen... einen Kosenamen geben würdest." Wieder ein Husten. Ein gequältes Grinsen. "Du mörderisches Biest. Du... Du bist gefährlich." "Ach ja. Noch etwas. Bei dem Telefonat hat mir Nordgren versichert, dass Du Luni mitnehmen darfst. John muss allerdings hier bleiben. Das versteht sich wohl. Ich werde für Dich auf das gute Stück aufpassen."

Hans grinst verwegen und schliesst die Augen, als würde er gerade an etwas angenehmes denken. "Wir könnten uns auch einen Zugwagen einrichten... Aber London ist ein gutes Pflaster." Dann ist er mit seinen Gedanken wieder im hier und jetzt. "Wenn Du also mal wieder jemandem in den Hals schiessen willst, dann wird man MICH dafür zur Verantwortung ziehen." Er lacht. Hustet. Geht in die Knie, hustet und lacht weiter. Gleichzeitig.

"Du musst noch einiges über die Anwendung von Magie lernen. Wir werden daher heute noch einiges durchsprechen müssen. Danach kannst Du Dir dann überlegen, wieviel Du lernen willst. Aber zuerst einmal gehen wir zurück zur Hütte."

"Und ich habe mit dem Doktor telefoniert, Matilde. Nordgren war nicht wirklich begeistert, als ich ihm sagte, dass ich Dich 'entführt' habe. Und so recht geglaubt hat er meine Ausführung wohl auch nicht. Aber ich konnte ihn beruhigen und er hat Dir noch zwei Tage gegeben. Unter meiner Aufsicht versteht sich. Du musst also immer alles tun, was ich sage."

"Sicherheit werden wir überall und nirgends finden, Matilde. Aber ich werde jetzt zumindest nicht mehr gejagt werden. Eine Grossstadt wäre von Vorteil. Paris, Berlin, London, Rom? Was darf es denn sein?"

Nordgren habe ich nach wie vor im Hinterkopf - das wurde nicht von mit vergessen - nur dass es zwei grosse Bereiche sind, die angesprochen wurden. Und ich wollte eins nach dem anderen abhandeln, ohne einen langen Monolog zu halten. Hans Posts sind schon lang genug. Und Matilde soll ja auch zum Zug kommen.

Der Prolog ist der Einstieg des Char Robert Olsen. Viel Vergnügen, Ichabod.

No Prob. Dann bekommt Matilde die volle Dröhnung.

Als Du am Abend nach Hause kommst, schaust Du in den Briefkasten. Die Tageszeitung und ein Brief. Die Nachricht stammt von Dr. Livingstone. Die Kanal-Insel hat geantwortet. Endlich.