Jump to content

BdW: Dyer Text Einführen und Frage zu der Orientierung in der Antarkti


Kiri
 Share

Recommended Posts

Hallo Leute,

 

ich bereite gerade die Kampagne vor und da meine Spieler in der Mehrzahl den Buchtext kennen und ich beide Varianten (Roerich Entführung in der englischen Ausgabe und geklautes Päkchen aus der deutschen) der Dyer Textfindung nicht so doll finde, habe ich mir überlegt:

 

Kann nicht einfach Starkweather von Anfang an das Manuskript von Dyer bekommen und sich gegen eine Weitergabe entschieden haben, weil:

a) Lexington da hin will und er deshalb nicht zögern darf

B) er denkt, das war ne komische Art von Massenhysterie, die auf der alten Expedition passiert ist, das kann einer Starkweather Expedition nie passieren

 

Er kann ja sogar schon bei dem Bewerbunggespräch so ne Bemerkung loslassen wie: "Die alte Expedition war schlecht vorbereitet. Die sahen nachher merkwürdige Hirngespinste und waren mit den Nerven am Ende... wir werden dagen heroisch obsiegen!"

 

Ich bin mit dem gesamten RPG noch nicht durch, sehe im Moment aber nicht, warum das zu Komplikationen im weiteren Verlauf führen könnte.

 

Irgend jemand Argumente dagegen?

 

Eine weitere Frage noch: In den Texten hei?t es immer, die Expedition von Lake ging gen Nordwesten - aber die Berge des Wahnsinns liegen doch im Nordosten, oder hab ich da was verpasst?

 

Viele Grü?e und schonmal vorab Danke für die Hilfe!

 

Gru? Kiri

Link to comment
Share on other sites

Hm.

 

Dass Starkweather sagt, "Bah! Schnickschnack! Pillepalle!" - das ist schon richtig nachempfunden. Aber das wirklich gro?e Fragezeichen ist in diesem Fall Moore. Der sollte in diesem Fall derjenige sein, dem der Dyer-Text zugestellt wurde - d.h. er fragt sich nicht mehr, was dort passiert sein mag, sondern er kennt mindestens die Version seines Kollegen, Freundes und Lehrers Dyer. Damit fällt schon mal ein Teil seiner Motivation für diese Expedition flach.

 

Auch wenn er dem nicht um und um Glauben schenken sollte, stünde für ihn doch au?er Frage, dass der Dyer-Bericht mindestens die subjektiv zutreffende Wahrnehmung eines Beobachters widergibt, den die empirische Forschung gelehrt hat, potentieller Subjektivität der eigenen Wahrnehmung zunächst einmal zu misstrauen. Sein erstes Bestreben sollte in diesem Falle sein, von Dyer weiteres zu erfahren, um die naheliegende Hypothese der Massenhalluzination zu überprüfen, die du ja bereits Starkweather in den Mund gelegt hast. Da das nicht möglich ist, würde Moore (radikal gegensätzlicher Charakter zu Starkweather, der er ist) wohl die Gefahr weiterer Massenhalluzinationen extrem ernst nehmen und das gesamte Forschungsprogramm auf diese Möglichkeit hin abstellen - die wichtigsten Forscher wären dann weder Geologen noch Meteorologen noch Paläontologen, sondern eine Crew von Physiologen, Medizinern und Psychologen, die unaufhörlich die Körperfunktionen und das allgemeine Verhalten aller Expeditionsteilnehmer messen, aufzeichnen und nach möglichen Vorzeichen bevorstehender Halluzinationen absuchen. (Die Arbeitshypothese wäre, dass unter der Kombination von gro?er Kälte und wechselnden Magnetfeldern am Pol die Schwelle für psychosomatische Effekte niedrigen Luftdrucks und/oder der Höhenkrankheit wesentlich niedriger liegt, als bisherige Kenntnisse vermuten lie?en.) Da du auch die Originalausgabe kennst, wei?t du, was im ersten Kapitel von Band 2 der deutschen Ausgabe kommt - das würden die Physiologen als offensichtlichen Hinweis darauf werten, dass da etwas *ist*, und dringend von allen Vorstö?en ins Landesinnere abraten. Dementsprechend würde D. sicherlich mit einiger Begeisterung für mehr desselben sorgen...

 

Ob zur ?berprüfung dieser Hypothese überhaupt eine Expedition nötig ist, oder ob nicht erst einmal zuhause kontrollierte Versuchsreihen zur Grundlagenforschung stattzufinden hätten (die erstmal auch weniger kosten), das wäre abzuwägen. Und ob Starkweather auf so eine langweilige Expedition mitkäme, das ist erst recht noch die Frage...

 

Sollte Moore in diesem Gedankenspiel überhaupt die Möglichkeit ins Auge fassen, ans Lake-Lager zurückzukehren, dann nur unter äu?ersten Vorsichtsma?nahmen (mindestens ständige Sauerstoffbeatmung). Das wäre bereits der äu?erste Vorsto?, dem er seine Zustimmung geben würde - um klarzustellen, was sich tatsächlich am Ort des Lake-Lagers befindet. Den sollten dann aber nur Leute unternehmen, die den Inhalt des Dyer-Berichtes nicht kennen, um eine Fortsetzung der 'alten' Massenhalluzination durch mitgebrachte Erwartungshaltungen zu unterbinden. Die Feststellung, dass die Fundlage am Lake-Lager mit dem Dyer-Bericht übereinstimmt, würde dann als Bestätigung von dessen grundlegender Richtigkeit gelten, diverse sterbliche Reste würden zurück ins Hauptlager auf dem Schelfeis gebracht, und alles wäre ganz ganz anders.

 

Solange die o.e. Hypothese nicht widerlegt ist, muss Moore als verantwortungsbewusster Wissenschaftler jegliches Ersuchen ablehnen, etwa auch die Berge zu überqueren. Es würde von vornherein auch gar nicht genug Treibstoff mitgenommen werden.

 

Und nein, Moore lässt sich da nicht von Starkweather breitquatschen, auch nicht annäherungsweise. Er wei?, dass sein über alles stark reflektierender Charakter ihn davon abhalten kann, Dinge zu tun, die einfach gleich getan werden müssen, und Starkweather hilft ihm, da auch mal über seinen Schatten zu springen... aber hier geht es um die Planung einer wissenschaftlichen Expedition, ein Unterfangen aus seiner, Moores, Kernkompetenz: da lässt er sich von seinem impulsiveren Freund nicht dreinreden.

 

 

 

Dass die Spieler Lovecraft gelesen haben, das ist so und lässt sich nicht mehr ändern. Das ins Abenteuer reinschreiben zu wollen, ist zwar verständlich, bringt aber mehr Schwierigkeiten, als es löst. Im Prinzip gilt hier wie meist: Vorabkenntnisse der diesbezüglichen Erzählungen mag den Spielern das Gefühl unabwendbaren Verhängnisses geben, führen im Spiel aber meist nur zu Aktionen, die für Au?enstehende völlig unmotiviert sind und den Charakteren möglicherweise ganz anders geartete Schwierigkeiten eintragen. Man wird die Spieler auch schwerlich daran hindern können, "Schatten über Innsmouth" zu lesen, bevor ihre Charaktere die ersten Abenteuer aus Küstenstadt am Teufelsriff erleben (während sie doch in der Realität der Spielwelt grö?tenteils erst zum "Sturm auf Innsmouth" überhaupt wissbar werden, zum kleineren Teil selbst danach nicht).

Die Spieler, die Lovecraft gelesen haben, befinden sich nicht selten in einer Situation, als würden sie einen Film zum zweiten Mal sehen - kein Problem, solange sie nicht dazwischenquatschen...

 

 

 

Und was schlie?lich die geographische Lage angeht: das kann schon ein bisschen verwirrend sein, weil man sich da ja auf der anderen Seite und am Pol befindet - und Ausschnittskarten machen das nicht leichter.

Aber es stimmt schon: um zu den Bergen des Wahnsinns zu gelangen, fliegt man vom Lager am Ross-Schelfeis nach Westen und Norden - nicht nach der Bucht der Wale, sondern über das transantarktische Gebirge hinweg. Es mag zwar sonderbar erscheinen, dass das transantarktische Gebirge die sogenannte Westantarktis (zu der das Rossmeer gehört) und die Ostantarktis voneinander trennt, und dass der Flug in westlicher Richtung einen infolgedessen in die Ostantarktis bringt - aber, hey, Norditalien liegt ja auch im Süden...

Link to comment
Share on other sites

Danke für Deine Hinweise dazu! Ich glaube, ich werde es echt erstmal auf mich zukommen lassen...

 

und wenn die Charaktere zusehr in Richtug Mythos pressen, kann ich ja immernoch so eine Bemerkung von Starkweather fallen lassen, der ja vielleicht das Manuskript kurz vor der Abreise abgefangen hat und Moore nichts davon erzählt... Moore kann es ja dann immernoch irgendwo entdecken...

 

Original von Phil Maloney

und dass der Flug in westlicher Richtung einen infolgedessen in die Ostantarktis bringt - aber, hey, Norditalien liegt ja auch im Süden...

 

Hm - klingt echt mathematisch kompliziert... ich werd mir Deine Erklärung aufschreiben und bei Nachfragen der Spieler einfach zitieren :))

 

Gru? Kiri

Link to comment
Share on other sites

...Charaktere, die zu sehr in Richtung Mythos pressen, sprechen doch (für den Rest der Welt jedenfalls) von Wahnvorstellungen.. ob die sich für so ne anstrengende Expedition eignen? Wenn sich rausstellt, dass jemand so 'n "Geisterbeschwörer und Gesundbeter" ist, wird er bestimmt ganz noch um einiges mehr in die Expeditionskasse einzahlen müssen, damit Starkweather "diesen Spinner" (O-Ton Starkweather) mitzunehmen bereit ist... :D (Moore andererseits dürfte im Prinzip nichts gegen Anhänger solcher wissenschaftlich unfundierter Glaubensrichtungen haben - solange sie beruflich-wissenschaftlich gute und fundierte Arbeit leisten und ihn sonst nicht mit diesem ihrem Privatvergnügen behelligen...)

 

Das mit den Richtungen ist eigentlich ganz einfach. Egal wo du auf der Welt bist - wenn du nach Norden schaust, ist Westen links und Osten rechts. Wenn du nach Süden schaust, ist Westen rechts und Osten links. Und weil die Karte der Antarktis den Südpol in der Mitte hat, ist Westen gegen den Uhrzeigersinn um diesen rum und Osten im Uhrzeigersinn. :rolleyes:

 

Edit: selber in den Drehrichtungen verheddert! 8o

 

Edit2: Dass die Ostantarktis vom Lager am Schelfeis aus im Westen liegt, ist im Prinzip so ne ähnliche Geschichte wie die Datumsgrenze...

Link to comment
Share on other sites

  • 3 years later...
 Share

×
×
  • Create New...