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[König!Reich!Unten!] Berlin, 5. Mai 1924, vor der Redaktion der Vossischen Zeitung, 8:13 Uhr


grannus
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Katharina tritt sehr erleichtert durch die offene Tür in das Redaktionsgebäude, schaut aber, ob Milan nicht doch noch einmal Probleme bekommt. Bei diesem Gesindel draußen kann man ja nie wissen...

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Draußen tut sich nichts, Milan geht auch rein, schließt die Tür und wünscht dir noch einen schönen Tag. Dann verschwindet er durch eine weitere Tür, allem Anschein nach in seine Werkstatt. Über eine Treppe erreicht man die eigentliche Redaktion im ersten Stock. Der ganze Laden summt und brummt wie ein Bienenstock. Die Ergebnisse der Wahl zogen ihre Kreise, viel Arbeit stand den Journalisten bevor. Katharina konnte sich sicher sein, dass ihr Chef Georg bereits etwas in petto hatte.

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Katharina atmet schon einmal durch, zieht aus ihrer Handtasche einen kleinen Handspiegel und überprüft ihr Aussehen. Die Kollegen müssen nicht zwingend von dem Vorfall unten erfahren.

 

Dann geht sie die Treppe hinauf, betritt die Redaktion und macht sich auf die Suche nach Georg.

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Die Doppeltür zum Redaktionsraum öffnet sich und Katharina wird von dem herrschenden Lärm fast erschlagen. Hatte sie extra dafür gesorgt, ordentlich auszusehen, so war die Mühe fast vergebens. Nur wenige der Kollegen beachteten  und grüßten sie. Die meisten waren damit beschäftigt in ihre Telefone zu brüllen, auf ihren Schreibmaschinen zu hacken oder manchmal auch beides zeitgleich. Das Büro von Georg befand sich auf am Ende des Saals.

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Katharina grüßt die wenigen Kollegen, die sie wahrnehmen und begibt sich sofort zu Georgs Büro. Vor der Tür zögert sie kurz und klopft dann laut dagegen, etwas anderes würde Georg gar nicht hören.

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Katharina klopft mit ihrer Faust gegen die Bürotür und schaut sich zeitgleich im Redaktionsraum um, in der Hoffnung Georg zu entdecken...

 

...da fällt sie fast vornüber, als sich plötzlich die Tür vor ihr mit einem Ruck öffnet. Sie kann das Gleichgewicht halten und blickt in das Gesicht ihres Chefredakteurs, der sie mit einem doch zornigen Gesichtsausdruck empfängt. Zwischen seinen Augen bildet sich eine Falte, die sich bis zur Nasenwurzel zieht. Irgendwie sieht sie doch aus wie ein stilisierter Blitz. In seinem Mundwinkel hat er eine brennende Zigarette, die Augen lodern fast schon diabolisch. Oh, einer seiner schlechten Tage!

Unwirsch macht er einen Schritt nach hinten und wedelt mit dem Glimmstängel vor Katharinas Gesicht herum. Fast könnte man meinen, der Rauch kommt aus seinen Nüstern. Ungeduldig wendet er sich um in marschiert in sein Büro hinein.

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Katharina beschließt, dass das heute wirklich nicht ihr Tag ist und folgt dem Redakteur in sein Büro. Sie beschließt erst einmal die versammelte Menge vor der Redaktion nicht zu erwähnen, denn sie kann sich vorstellen, dass genau das und das ungute Wahlergebnis Gründe für Georgs schlechte Laune sein könnten.

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Georg wartet bis Katharina durch die Tür trat und knallte sie dann ordentlich zu. Der Lärm draußen sorgte für wenig Zuhörer des Spektakels. So sah man den Chefredakteur nur äußerst selten.

Das Innere des Büros war schick eingerichtet. In der vorderen rechten Ecke befand sich eine Ledersitzgruppe mit passendem Tischchen. Direkt daneben stand die Minibar. Georg begrüßte damit gerne mal angesehene Gäste oder trank abends einen guten Schluck mit seinen besten Redakteuren. Katharina war in ihrer bisherigen Karriere nur ein einziges Mal auf das Sofa eingeladen worden.

Die Wände waren mit allerlei Bildern und Zeitungsausschnitten geschmückt-allesamt Highlights der letzten Jahre. Auf dem ausladenden Schreibtisch standen gleich drei Telefonapparate, ein schwerer Aschenbecher aus dunklem Glas und Unmengen Papieren. Immerhin hatte er eine schöne Aussicht- direkt auf die Hauptstraße darunter. Die Menschenansammlung hat er also auf jeden Fall schon bemerkt. Es schien ein vielversprechender Tag zu werden.

 

Georg ging um Katharina herum und setzte sich in seinen braunen Ledersessel hinter dem Schreibtisch. Er drückte seinen Glimmstängel aus um sich sofort die nächste anzuzünden. Sein Gesichtsausdruck drückte eine gewisse Erwartung aus, nervös klopfte er mit den Fingerknöcheln auf der Tischplatte...

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"Nun, Katharina, du hattest es heute morgen auch nicht für nötig erachtet auf die Uhr zu blicken als du irgendwann mal aufgestanden bist? Er zog kritisch seine Augenbraue hoch. "Jetzt, da du ausgeschlafen bist, könnten wir uns ja überlegen was du für dein Geld tun musst. Wäre das nicht ein wunderbarer Vorschlag?"

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  • 2 weeks later...

Katharina presst die Lippen aufeinander. Einen Moment lang ist sie versucht dem Redakteur von den Vorkommnissen vor der Zeitung zu erzählen, verwirft das aber. Sie will in keinem Fall als schwache Frau dastehen, schon gar nicht vor Georg. Also schluckt sie jeden bösen Kommentar herunter und geht auf den Tadel gar nicht ein.

 

"Hast du etwas Neues für mich?"

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Georg blickt sich um, als ob er Katharina auf das Chaos in seinem Büro hinweisen wollte. Es sah wirklich schrecklich aus.

"Natürlich, sonst wärst du ja arbeitslos, oder?" Er schnaubte noch einmal, dann im freundlicheren Ton. "Derzeit könnten wir gleich mehrere Sonderausgaben drucken- bei all dem Trubel um die Wahlen! Hast du dich heute schon mal auf der Straße umgehört? Es brodelt in der Republik. Im Moment sind wir damit beschäftigt, die Stimmen der Straße einzufangen, du weißt ja...Interviews und so. Nicht zu vergessen die Meinungen der oberen Zehntausend."

 

Er wühlt einen Augenblick in den Papieren auf seinem Schreibtisch, fischt einen Notizzettel heraus. "Aber für dich habe ich etwas anders. Ein Artikel, für den ich wohl dein Können benötige."

 

Der Chefredakteur scheint in Gedanken versunken den Zettel zu betrachten.

Edited by grannus
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