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[König!Reich!Unten!] Kapitel 6: Telefongespräch mit Kurt von Wellershausen– Dreiländereck Vogtland, 09. Mai 1924, Plauen, 09:15 Uhr


grannus
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Der Mann am anderen Ende der Leitung stockt kurz, räuspert sich: "Mh, ähm, Herr Wollf ist derzeit nicht in der Stadt, wenn Sie ihn sprechen wollen....Fräulein, äh, Gravenstein." Ein erneutes Räuspern. Mit einem Mal klingt die Stimme fester. "Wer sind Sie überhaupt, wenn Sie mir die Frage erlauben? Ich bin der Verleger von Herrn Wolff, alles was Sie mit ihm besprechen wollen, können Sie auch mir sagen, immerhin bekommt er sein Geld von mir." Nervöses Lachen

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"Ich weiß, dass Herr Wolff nicht in der Stadt ist. Das weiß ich leider nur zu genau, denn ich war in dem Zug nach München, an... ähm... in dem Herr Wolff verschieden ist. Es klingt ein wenig so, als wissen Sie bereits in etwa, was geschehen ist. Stimmt das?"

 

Natürlich hört Katharina die Nervosität in der Stimme des Verlegers und prompt schlagen ihre Sinne an. Dieser Mann weiß etwas!

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"Sie waren im selben Zug wie Wolff? Frau Gravenstein, wer sind Sie? Ich nehme an, Sie sind nicht von der Polizei. Doch keine Verehrerin? Hören Sie, wenn dem so ist, nehmen Sie doch bitte mit der Polizei vor Ort Kontakt auf. Die kann Ihnen vielleicht mehr erzählen, ja? Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Gerade jetzt , wo mein bestes Pferd im Stall nicht mehr ist..."
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"Natürlich bin ich keine Verehrerin! Es konnte nun auch niemand wissen, dass er auf gerade diesen Zug springen würde. Ich bin einfach nur mit dem Zug unterwegs gewesen. Aber Herr Wolff hat noch versucht meinen Begleitern und mir etwas zu sagen, etwas, das ihm offenbar sehr wichtig war. Und seitdem passiert hier ein tragischer Unfall nach dem nächsten. Was soll ich der Polizei denn sagen? Dass ich vermute, dass das alles etwas mit Herrn Wolff zu tun hat? Ich denke die werden mich nur auslachen. Sie sind sein Verleger. Bitte, können Sie mir sagen, an was Herr Wolff und sein "Rudel" gearbeitet haben? Ich fürchte sie könnten da jemandem auf die Füße getreten sein, und eventuell haben bald nicht nur wir, die Passagiere des Zugs, sondern auch Sie ein Problem."

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"Sie meinen, das war vielleicht kein Unfall?" Der Mann schien in der folgenden Pause nachzudenken. "Hören Sie, ich mache Ihnen einen Vorschlag, ja? Der Tod von Herrn Wolff ist mehr als bedauerlich, doch kann man dies nicht rückgängig machen. Bei mir klingeln schon den halben Morgen die Telefone, die Mitteilung über seinen Tod hat in den Zeitungen für Aufsehen gesorgt. Und wissen Sie was? Das einzige was ich habe, ist ein halbfertiges Manuskript! Halten Sie mich nicht für gefühlslos, aber auch ich habe Mitarbeiter mit Familie. Ich muss für das Geschäft sorgen wie ein liebender Vater für sein Kind. Jetzt wo Wolff wieder einmal in aller Munde ist, wäre das die Gelegenheit, ein Buch herauszubringen. DAS Buch würde man für alle Ewigkeit mit ihm in Verbindung bringen." 

 

Wieder eine Pause. Der Mann scheint sich eine Zigarette anzumachen. Geräuschvolles Ausatmen.

 

"Wie Sie sich anhören, sind sie doch kein Mauerblümchen, Fräulein Gravenstein, sondern eine Frau mit einem gewissen Format. Sie wollen Informationen von mir, stimmt doch? Dann lassen Sie uns doch gegenseitig helfen. Wie Geschäftsmänner. Ich gebe Ihnen die Informationen und Sie helfen mir bei meiner misslichen Lage. Helfen Sie mir, das unfertige Buch zu Ende zu schreiben. Natürlich erhalten sie eine angemessene Bezahlung, wenn das Buch veröffentlicht wird."

 

Ausatmen. Ein Schmatzen (vielleicht doch eher eine Zigarre).

 

"Nun, was sagen Sie?"

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Katharina überlegt einen Moment. Mit so einem Angebot hat sie in keinem Fall gerechnet. Kurz wägt sie ab, bedenkt noch einmal was alles geschehen ist und handelt letzten Endes nach ihrem Bauchgefühl. Das halbe Manuskript bedeutet immerhin auch alle Informationen, die Wolff hatte.

 

"Sie brauchen jemanden, der ihr Manuskript zu Ende schreibt? Ich bin eventuell interessiert. Dazu müsste ich aber schon wissen über welches Honorar wir da sprechen. Und ich habe eine weitere Bedingung..." Immerhin schreibt Wolff über Übersinnliches und so einen hausgemachten Blödsinn... "Mein Name wird nicht erwähnt. Nur ein Pseudonym." Meine Eltern würden tot umfallen, wenn sie wüssten, dass ich mich mit so einem Blödsinn befasse. Und mein Chef erst...

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"Das Manuskript ist derzeit eine lose Blattsammlung verschiedener Geschichten, das Honorar richtet sich nach dem Arbeitsaufwand. Sagen wir, ich biete Ihnen 20% des Verkaufserlöses. Und auf dem Buchdeckel prangt der Name ihres Pseudonyms, können Sie sich ja noch überlegen wie das lauten soll. Sind wir im Geschäft?"

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"Sind wir!" Der Verleger muss wirklich recht verzweifelt sein, wenn er jemand Fremden einfach so diese Aufgabe anvertraut. Aber Katharina sieht es durchaus auch als Herausforderung. Warum nicht mal ein Buch? Auch wenn das Thema wirklich... fragwürdig ist. "Können Sie mir diese Blättersammlung möglichst schnell zukommen lassen? Hotel Wettiner Hof in Plauen." 

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"Sehr gut, Fräulein Gravenstein, dann ist das abgemacht. Ich werde Ihnen die Vertragsunterlagen zusammen mit einer Kopie des Manuskripts zusenden. Wenn Sie zu mir ins Büro in Berlin kommen, können Sie die ausgefüllten Unterlagen einfach mitbringen. Leider kann ich Ihnen nicht genau sagen, woran Wolff derzeit arbeitete. Ich weiß nur, dass er auf die Einladung eines vogtländischen Informanten nach Geilsdorf reiste um dort an einer örtlichen Geschichte, einem Spuk, zu recherchieren, welche von einem lokalen Bauvorhaben...gefährdet...werden soll. Fragen Sie mich nicht nach Einzelheiten. Bisher hatte ich mich nie in Wolffs Angelegenheiten eingemischt."

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