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[Bühne in Weiß] BiW Tagebuch - Faith Victoria Holmes


Blackdiablo
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20 März 1928

 

Arbeiten, ist die Therapie, die mir erlaubt weiterzumachen, ohne zu denken.

Denken ist tödlich.

Solange ich arbeite, denke ich nicht. Nicht an alle die Frage, die ich stellen könnte.

 

Wem denn? Einem dunken Raum.

 

Manche Nächte wache ich auf. Eine Stunde. Zwei. Dann kann ich mich wieder hinlegen.

Die Angst hat mich schnell verlassen.

Ich weiss nicht wer es war, der Sam getötet hat.

Aber wenn er (sie ist eher unwahrscheinlich) mich töten würde, hätte ich ohnehin keine Chance. Warum die ganze Aufregung?

 

 

Ich hasse ihn. HASSE IHN!

Ich hasse nicht, was ist nicht begreifen kann.

Ich fürchte auch nicht, was ich nicht begreifen kann.

 

Hass, Fürcht, müssen begründet werden. So bin ich halt.

 

Vielleicht deswegen weigere ich mich, mehr erfahren zu wollen?

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20 Aprile 1928

 

Zwei Monate her, daß Sam tot ist. Morgen ist es soweit. Ich muss unser Haus verlassen. Die Feuerwher halten es nicht mehr für sicher. Ausserdem ist es auch zu teuer geworden. Miss Longbottom hatte vorgeschlagen, ich sollte zurück ins Weisenhaus ziehen, als Betreuerin, und ich könnte da leben.

Ich habe abgelehnt. Werde mich aber weiter einmal in Monat um die kleinen kümmern. Unentgeltlich.

 

Es schmertz mir sehr, das alles hier zu verlassen. Aber das Bett ist ohnehin zu groß für mich allein.

 

Veränderungen sind immer etwas positives. Sagt man nicht so?

Die Arbeit im Krankenhaus ist nicht so, wie ich es erwartet habe. Ich habe nicht so viele Patienten, immer noch vertraut mir sogut wie keine hier.

Zur Zeit nur drei Fälle. Ich befasse mit damit umso intensiver.

 

Hektor ist seit 4 Tage sehr unruhig. Ich wette, es kommt wieder einen Sturm.

Edited by Nyre
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20 Mai 1928

 

 

Es sieht so aus, als würde den Frühling endlich da sein. Mehr Sonnenstunden, gleich weniger Erkrankungen. Auch psychologische Erkrankungen, vor allem die Patientinnen die unter starker Depression leiden, zeigen Verbesserungen.

Ich versuche eine Tabelle zu erstellen, um das besser recherchieren zu können.

Ich begleite jetzt die Patientinnen immer in den Park, und wir haben unsere Sitzungen nur im Freien.

 

Chester, oder besser Dr. Watson, hat gestern mich zum Essen eingeladen. Was ich recht merkwürdig fand, bis mir klar geworden ist, daß es sich um einen blöden Witz handelte. Aber ich muss zugestehen, "Dr. Watson und Miss Holmes gehen zusammen aus", ist echt witzig.

Ich musste auch lachen.

Was die andere Kollegen natürlich auch taten.

 

Ach, Chester, du Witzbolt!

 

manchmal hat Schikaniererei doch Vorteile. Ich werde demnächst eine Kurzgeschichte darüber schreiben, und an der Pinnwand in bereitschaftraum aufhängen.

Mal schauen, wie ihm es gefallen wird.

Edited by Nyre
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20 Juni 1928

 

Heute ist etwas wirklich unangenehm passiert. Mr. Jarvis platze einfach hier herein, ohne sich vorheranzumelden. Ich war gerade fertig mit dem Abendessen.

Als ich ihn fragte, was das sein sollte, sagte ich wäre viel zu Spät mit der Bezahlung.

 

Unverschämt. Er weisst ganz genau, an welchem Tag ich meine Vergütung bekomme.

 

Ich würde gerne ausziehen, aber bis ich die verbliebene Schulden abbezahlt haben werde, habe ich keine Wahl.

 

Die Leute bei der Bank sind höflich gewesen, aber sie haben sich klar ausgedrückt:  keine Kreditwürdigkeit.

 

 

In den Park spazierengehen, die Enten beobachten, sich das Glück ausmalen.

Beobachten.

Das Verb steuerte mein Leben.

Und tut es immer noch.

 

 

Vielleicht sollte ich wieder heiraten?   Ich habe den Schloß auswechseln müssen. Dr. Finnigan ist schlimmer geworden. Ich habe seine Briefe. Der Mann ist krank.

 

Das Gefängnis, das meinen Kopf mir bietet, ist weniger schön als erwartet.

Die Lust, die ich habe, mich einfach gehen zu lassen ist gross. Meine Gelüste richtig zu leben.. [..]

Aber diese Gedanken, sind so peinlich, so krank, daß ich mir nichtmal traue sie auszuschreiben.

Jetzt muss ich lachen.

 

Ich habe keine Ahnung, was oder WIE das gehen sollte.

 

Heute habe ich Miss Dawson als neue Patientin bekommen. Sie lebte auf der Strasse, spricht kein Wort, und verkleidet sich gerne. Mal ist sie eine Prinzessin. Mal ist sie ein Cowboy. Mal ist sie ein Scheich.

 

Ich mag sie.

 

Heute Nacht habe ich davon geträumt, ich wäre eine Egypterin. Vielleicht sogar die Frau des Pharaons. Oder doch eine Priesterin?

Es war ein schönes Gefühl.

 

Miss Dawson tut genau das gleich, was jede von uns macht. Sie träumt. Aber am helligen Tag.

 

Das ist, was die Menschen so sehr stört...

 

[ ein paar Tränen haben die Tinte etwas verwischt]

 

 

Dr. Finnigan ist schrecklich geworden. Ich habe Angst vor Ihm. Und ich weiss nicht was ich gegen ihm unternehmen kann.

Edited by Nyre
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[zerknülletes Zettel, zwischen die Seiten zu finden]

 

 

Arkham 12 September 1921

 

Sehr geehrte Frau White,

 

es tut mir Leid Ihnen mitteilen zu müssen, daß die Kur angeblich doch nicht so angeschlagen hat, wie erhofft.

Ich schlage vor, noch zwei komplette Zyklen zu machen, doch die Hoffnung daß sie je Schwanger werden können, bleibt sehr gering.

Bitte melden Sie sich bei mir sobald sie den Brief erhalten.

 

Selbstverständlich, dies ist vertraulich. Ich werde mit ihrem Gatten kein Wort darüber reden.

 

Mit freudlichen Grüssen

 

Dr. Seymour D. Greene

Edited by Nyre
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20 Juli, 1928

 

5 Monate.

 

Noch über 5000 $ zurückzubezahlen.

Schlimmer Tag heute.

habe ein bisschen gerechnet:

 

kein Fleisch (nur Katzenfutter, für Hektor)

keine Butter (warum ist sie so teuer geworden?)

Brot? wenig.

Keine Zeitung.

Keine Bücher.

Kein Frisör.

Keine Blumen fürs Grab.

Klamotten sind nicht so wichtig, bei der Arbeit sind sie unter dem Kittel versteckt. Also keine mehr kaufen.

Schminksachen? unnötig.

Parfüm? Ebenso unnötig. Habe noch ein wenig. das muss reichen.

 

Zweite Job suchen?  Keine Zeit

Wieder heiraten? Hat man sonst keine Möglichkeit??

 

Ein Teil Sams Bücher, und Taschenuhr verkaufen. Das muss leider sein. Zusammen mit beide Eheringe, und mein Schmuck.

Ich werde morgen ins Pfandhaus gehen. Ich hoffe nur, keine sieht mich, das ist mir schon peinlich genug.

Edited by Nyre
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20 August 1928

 

Annie hat mich angerufen. Sie meinte 1000 $ würde sie mir geben, für das Kredit des Hauses zurückzuzahlen. mehr nicht, aber das ist schon grossartig.

Ich schaffe gerade 300 $ pro Jahr, das ist alles was ich kann.

 

Also noch 3800 $ ungefähr.

 

Mr. Jarvis ist unmöglich geworden. Er belästigt mich ständig. Ich muss etwas neues finden. Aber für den gleichen Preis ist beinahe unmöglich.

 

Vielleicht könnte ich mal im Krankenhaus fragen, ob nach 6 Jahre eine Gehalterhöhung vorgesehen ist. Das würde mal etwas helfen.

 

[...]

 

Gehaltserhöhung ist nicht möglich. Leider, sagten sie. Es würde ihnen leid tuen.

 

Mir tut es auch Leid. Vielleicht muss ich anfangen, mir einen anderen Job zu suchen. Aus Arkham weg.

Edited by Nyre
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10 September 1928,

 

Immer noch kein Glück, mit der Jobsuche. Habe bisher nur Absagen bekommen, eigentlich wundert mich das gar nicht. Na, was soll's. Wird irgendwie gut gehen. Aber fall DOCH nicht...

Ich glaube ich sollte langsam mich mit dem Gedanke anfreunden, daß für eine Frau der Weg der Unabhängigkeit einfach nicht möglich ist.

Also, stellt sich die Frage, nicht OB ich heiraten werde, sondern WEN. Und wann.

 

Mit Samuel ging es gut, sehr gut sogar, wobei damals keine Liebe war (was weiss ich schon von Liebe?). Ich denke gerade an Dr. Daniel Plankett. Er hat mehrmal angedeutet, daß er gerne...

Daniel ist ein lieber Mann. Fast so alt wie ich. Man sieht, daß er mich mag, und zwar sehr.

Ich

 

Ich weiss langsam, wie ich leben will. Darf ich es? DARF ICH?

Edited by Nyre
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20 september 1928

 

ich war in einem weißen Zimmer. Gefesselt. Ich hatte ein weißes Kleid an. Das Licht war so stark, daß ich nichts sehen konnte.

Aber ich hörte eine Stimme. Diese Stimme kannte ich.

"So siehst du schön aus. Fertig. Bereit. Bereit für mich. Da kannst solange weglaufen wie du es willst. Du redest nicht mit mir. Du redest nicht über mich. Du schaust mich nicht einmal an." Er lacht, und ich merke, daß noch jemand im Zimmer ist. Und dieser Jemand kommt auf mich zu. Hat etwas in der Hand. Kleines. Eine Ampulle vielleicht? Mit eine Kappe.

"Ich will dich nicht" sage ich.

"Und wer willst du? Daniel? Daniel Plankett?" Wieder lacht er, spöttisch. "Daniel ist tot"

"Das..das kann nicht stimmen." sage ich zaghaft.

Die andere Person nährt sich, und macht die Kappe von dem Ding weg. Dann beugt sie sich, und ich merke wie etwas cremiges, mir auf den Mund geschmiert wird. Immer wieder und wieder. Erst dann verstehe ich. Es ist Lippenstift.

"So siehst du noch schöner aus, Faith. Faith Faith...welche ist denn dein Glauben?"

"Ich will keine Familie, oder Kinder..." haucht er mir ins Ohr.

"Ich will einfach DICH, Faith. Du gehörst mir. Und ich werde dich haben. Bald. Ich weiss es schon. Dir läuft die Zeit davon."

"Gewöhn dich dran, wieder einen Mann bei dir im Bett haben zu müssen. "

Dann geht das Licht aus, und ich sehe ihn gut.

"Mrs. Finnigan. Das klingt so gut..findest du das nicht?"

 

Dann bin ich wach geworden.

Ich muss Dr. Finnigan wieder sagen, es sollte mir keine Briefe und keine Einladungen mehr geben. Er macht mir Angst.

 

Das wird ihm nicht gefallen. Ich bin zu seiner Obsession geworden.

Und er die meine.

Edited by Nyre
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10 Oktober 1928

 

Heute habe ich Daniel getroffen. Wir haben zusammen Kaffee getrunken, im Krankenhaus. Er hat mir von seiner Reise erzählt. Es geht nach Egypten. Ich habe still zugehört.

Es muss so schön sein, so weit weg gehen zu können.

Er hat dabei immer gelächelt.

Er hat mir versprochen, er wird mir eine Wüstenrose kaufen. Und mein Name mit buntem Sand in einem Glas schreiben zu lassen.

Wenn er zurückkommt, gehen wir zusammen essen, hat er gesagt.

 

Ja, es wird auch so sein. Es ist langsam Zeit. Schon wieder. Aber ohne Daniel, wird nichts gehen.

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[im Tagebuch liegt ein angenehm nach Pfeife riechender, gefalteter Brief]

 

Meine liebe Faith,

 

Ich trete nun bald meine Ägyptenreise an und ich bin unglaublich aufgeregt! Ich werde von Boston aus mit dem Schiff nach Alexandria reisen und von dort mit dem Zug direkt nach Kairo. Kannst Du Dir das vorstellen? Innerhalb so kurzer Zeit bin ich im Juwel der Wüste und werde von fremden Menschen um Bakschisch gebeten!

Pierce ist auch ganz hibbelig und kramt seine ganze Expeditionsausrüstung hervor. Weder will er auf mein Geheiß hin die Gasmasken zuhause lassen, noch die Borlösung. Als ob wir unsere Augen werden auswaschen müssen! So ein Blödsinn! Ich meine: In die Kanalisation werden mich keine zehn Pferde treiben. Aber deswegen habe ich ihn ja auch so gerne. Seine Dickköpfigkeit kennt einfach keine Grenzen.

Jonny Klein, du weißt, der Dritte unserer Truppe, kommt nun doch mit. Pierces Frau ist ziemlich froh darüber, da er ihrer Meinung nach nur ein Schnorrer ist, der sich dauerhaft bei ihnen einzunisten gedenkt. Aber das Schicksal meinte es schließlich in der Vergangenheit wirklich nicht gut mit ihm. Womöglich tut die staubige Luft ihm ganz gut.

Da mein Sprachkursus überraschend abgesetzt worden ist, habe ich mir auch noch ein geeignetes Wörterbuch zugelegt. Ist wohl besser so, bevor wir uns verirren und nicht mehr zum Hotel finden. Einen zweiten Reiseführer habe ich auch, denn mein anderer fällt schon fast auseinander, so oft, wie ich ihn gelesen habe.

Ich hoffe, du hälst im St. Mary's die Stellung, solange ich nicht da bin. Schließlich ist gutes Personal immer Mangelware. Lass dich von den anderen nicht ärgern und halte Dir im Bewusstsein, dass sie einfach nicht damit leben können, dass eine Frau eine so bedeutsame Stelle hat wie du. Ich verspreche Dir, dass ich Dir eine Kleinigkeit mitbringen werde und mich sofort melde, wenn ich wieder da bin. Zwei Wochen können eine lange Zeit sein, aber mache Dir bitte keine Sorgen. Ich könnte in keiner besseren Gesellschaft reisen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Daniel

 

PS: Das Abendessen habe ich nicht vergessen. Ich halte mein Wort. Sobald ich zurück bin ...

Edited by Blackdiablo
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[im Falle eines Falles aufbewahrt, um nachweisen zu können, wann die Korrespondenz zwischen Faith und Finnigan ihren Ursprung nahm.]

 

1.Juni 1928

 

An die reizende Miss Holmes,

 

Ich sehe, wie Sie sich abmühen. Das brauchen Sie nicht. Leben kann so einfach sein, wenn man Freunde hat.

 

Warum lernen wir uns nicht näher kennen? Vielleicht lade ich Sie auf einen Kaffee ein und wir plaudern ein wenig über die Arbeit? Wäre das nicht in Ihrem Sinne?

 

In tief empfundenster Ehrerbietung

Dr. Finnigan

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[schlechte Kopie des Briefes, Original abgegeben.]

 

1 Juni 1828

 

Geehrte Dr. Finnigan,

 

Ich danke Ihnen für ihre Einladung. Leider habe ich im Moment keine Zeit übrig, da meine Patienten mich sehr in Anspruch nehmen.

Ich hoffe Sie nicht beleidigt zu haben, und daß sie mich verstehen können. Ausserdem bin ich noch im Trauer Aufgrund des Todes meines Mannes.

 

Mit freudlichen Grüssen

 

Dr. Faith Holmes.

Edited by Nyre
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