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[Bühne in Weiß] Kapitel 2: "Von Tod und Liebe" (NP)


Blackdiablo
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'Death, death, death comes sweeping down, filthy death the leering clown, death on wings, death by surprise, failing evil from worldly eyes, death that spawns as life succumbs, while death and love, two kindred drums, beat the time till judgement day, an actor in a passion play, without beginning, without end, evermore, amen.'

 

- Michele Soavi: "Dellamorte Dellamore"

 

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Arkham, Massachusetts, Vereinigte Staaten von Amerika

5.11.1928

 

[Krantz' und Faiths Eintritt aus dem Nebenplot: "Im hohen Gras"]

 

Sei es des Schicksals oder Alices Verdienst, dass die belebende Sonne wohlwollend, hoffnungsvoll, beinahe neugierig auf die kärgliche versammelte Mannschaft blickt, die sich um den Sarg der Verblichenen schart. Kaum einer ist gekommen. Da ist Faith, Ellie, Howard, Krantz (der ein kleines bisschen fehl am Platz wirkt), ein paar unbekannte Gesichter (die höchst wahrscheinlich Präsenz zeigen wollen, um von dem Tod der Unterweltprinzessin irgendwie Profit zu schlagen) und sonst nur die Krähen. Alle in Schwarz. Die Pfützen des gestrigen Tages lassen die Szenerie trotz des Sonnenscheins trostlos und verwaschen erscheinen, das Begräbnis eine Art ironische Seebestattung.

Vater Iwanickis Stimme ist klanglos, er wirkt abwesend, seine Toleranz für eine Niegeborene und damit eine Niegetaufte ist begrenzt. Doch wie könnte er der lieben Ellie etwas ausschlagen? Er ist gekommen, das ist, was zählt. Es bedeutet Faith viel, ihn dabei zu wissen, obgleich seine Worte kaum Trost zu spenden fähig sind.

Ellie ist gefasst und kann ihre Tränen im Zaum halten. Die letzten Tage ist sie nervös gewesen, dass er auftaucht und bloß ein Lachen für die Trauernden übrig hat, doch ist er nicht mehr in Erscheinung getreten. Seit Cypher ihm begegnet ist, ist er wie vom Erdboden verschluckt. Aber er ist noch da. In Arkham. Er beobachtet euch und er will, dass ihr wisst, dass es nicht vorbei ist, dass die Zeit der Probe jetzt beginnt!

 

Kürzlich verkündete die Zeitung, dass Alices Mörder nun gestanden hat. Ein Chinese, der im Opiumgeschäft offenbar eine große Nummer gewesen ist. Ja gewesen, denn man fand ihn ein Tag später mit einem Schnürsenkel erhängt in seiner Zelle wieder. Selbstmord, sagen die einen. Gerechtigkeit, die anderen. Die gesamte Unterwelt in Arkham ist in Aufruhr, die Polizei hat alle Hände voll zu tun, mehr Vermisste, ein gewisser Professor Hawk gilt als verschollen, noch ein Kind aus der Schule entführt, die Welt geht den Bach herunter.

 

Faith weint bitterlich, als sie zu dem Grab tritt. Nährt die Seebstattung mit salzigen Tränen. Liebe ist wie eine Erdbeere, denkt sie. Liebe und Tod sind zu eng miteinander verwoben, als dass man sich wirklich daran erfreuen könnte. An jenem Morgen hält das Publikum den Atem an. Das Stück hat den erstenTribut gefordert. Bitterlich weint Faith.

Edited by Blackdiablo
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Ich schaue mich an, und merke, daß schwarz ein Teil von mir geworden ist. Als hätte ich nie aufgehört zu trauern. Als wäre immer so gewesen. Hatte ich je eine andere Farbe getragen?

Ich weiss es nicht mehr.

 

Ich nähre mich dem Grabstein, und knie davor.

 

Keine Zahlen.

 

Du wirst keine Zahl sein, Alice.

 

 

                                 Alice S.C. in wonderland

 

Das ist auch alles, was steht.

Ich rieche die frische Erde, die ein Haufen über sie baut.

Und immer der einer Satz im Kopf.

 

Ich wollte ihr bloß helfen.

 

Ich kann an nichts anderes denken. Sie hätte es geschafft, mich zu retten. Ich hatte mich zu ersten Mal richig gefühlt.

 

Ich stehe auf, und murmele dann ein kleines Gedicht.

 

"Heavenly cursed and heavily sinned I
No more i like to add them, so, I want to die
And I want to become a holy ghost
Whom the people would like the most".

 

Einen Moment lang, wünsche ich mir, es wäre so.

Edited by Nyre
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Ich gehe zum Grab und lege eine weiße Rose darauf.

 

Ich weiß nicht was du im Leben getan hast, doch im Tod hat jeder die Reinheit verdient. Oder zumindest als rein in Erinnerung zu bleiben.

 

Ich drehe mich um und räuspere mich, das Publikum schweigt.

 

"Da der Vater wenig zu sagen hatte, werde ich jetzt etwas sagen. Ich kannte Miss Crow nicht, und obwohl sie nicht getauft war, und auch ich kein Christ bin, gibt es etwas zu sagen, etwas, das sowohl Christ als auch Jude teilen sollten.

Wir alle kennen die Psalmen. Wir alle kennen den Psalm 23."

 

Ich falte mein Hände.

 

"Der Herr ist mein Hirte, mir wird es an Nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. - Dies wird oft zu Beerdigungen gelesen, obwohl er nicht in unsere Situation passt, oder in die Situation der der Verstorbenen Gedenkenden. Wenn man bedenkt, wie viel Leid dieser Person wiederfuhr, fällt es mir, und ich denke uns allen schwer, Gott als den guten Hirten zu bezeichnen, der es uns an nichts mangeln lässt. Kalt, in jungen Jahren herausgerissen. Es mangelte an Freundschaft, Liebe, Freiheit des Geistes. Stattdessen sahen wir in ihr Leid,Verzweiflung, Tränen, durchwachte Nächte. Schier unsagbares Leid widerfuhr ihr. Es gab Menschen die mit ihr litten, und nun weiter leiden, ob ihres Verlustes."

 

Ich räuspere mich noch einmal. - Meine Stimme ertönt lauter.

 

"Da will niemand beten 'Gott, du bist mein guter Hirte!'"

 

Stille.

 

"Nein, man möchte schreien. 'Gott was hast du ihr zugemutet! Warum so viel unerträgliches Leid, Schmerz und Verlust? Was mutest du uns damit zu?

Wenn da ein guter Gott im Himmel ist, von dem man sagt er seie ein guter Hirte, für uns, seine Schafe, dann hört und sieht er unseren Trauer, unsere Schmerzen, unsere Zweifel, und die Enttäuschung.

Uns allen wurde viel zugemutet, so viel, dass wir nicht mehr so einfach an den guten Gott glauben können, das Leid der letzten Tage, Wochen, Monate, Jahre, es bedrückt uns, es wird nicht von uns vergessen werden."

 

Ich sehe in die Runde, niemand unterhält sich mehr, sie sind fixiert auf die Rede, sogar der Pater staunt, ob der Wortwahl des Riesen.

 

"Doch nun, lasset uns Abschied nehmen, und sie nicht weiter sehen als leidende Frau, die sie geworden ist. Lasset sie uns in Erinnerung behalten, als junge, glückliche Frau, eine Seite die sie selten zeigte, doch sie war existent, da bin ich mir sicher.

 

Wir wollen sie so in Erinnerung behalten: Voller Liebe, Lebenskraft und Engagement, unter dieser düsteren Hülle.

 

Wir können auf ihr Leben zurück blicken, war ihre Kindheit nicht unbeschwert, ihre Jugend nicht lebenslustig, eine Hochzeit der Liebe gab es nie, doch viele Leute zählten auf sie, und das trieb sie an weiter zu machen. Wünsche, Hoffnungen, vieles erfüllte sie anderen Menschen."

 

Ein paar Leute fangen, bei diesen Worten an zu nuscheln, zu lachen, ich werfe ihnen einen finsteren Blick zu, sie verstummen.

 

"Gemessen an dem was sie tat, war ihr Leid nur von kurzer Dauer, und so sollte unseres ebenso sein.

Darum sagen wir in die Trauer hinein: Danke.

Danke an den Gott, der ihr das Leben schenkte und begleitete, wie ein Hirte seine Schafe.

Danke, dass wir sie kennen durften.

Danke, obwohl wir ihr nurnoch hilflos nachblicken dürfen, bis wir sie wieder sehen in seiner großen Herde.

Danke, für alles was sie uns gab, was wir niemals vergelten können.

 

Wir geben ihr diesen Abschied, ein Leben lang jeden Tag erneut:

 

Auf Wiedersehen."

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Ellie und Howard, Hand in Hand, gefundene Liebende, ein Stich in dein Herz, treten zu dir.

Ellie flüstert, sodass nur du sie hören kannst: "Sie ist dein Schutzengel, Faith, ich bin mir sicher. Bei allem, was du mir von deinen Erlebnissen im hohen Gras erzählt hast, kann nicht stimmen, was Jackson mir im Traum erzählt hat. War es Jackson? Wirklich? Er erzählte mir viele Dinge. Einige habe ich vergessen, einige wollte ich vergessen. Ich bin mir absolut sicher, dass er eigentlich wollte, dass sie dich begleitet. Dass sie bei dir ist. Dass sie an dem Stück teilnimmt. Vielleicht war es ein Zufall, dass der Chinese sie umgebracht hat, vielleicht war auch Schicksal im Spiel und er hat sich später an dem Mörder gerächt. Das ist alles nur Vermutung von mir, aber es ist tröstlich. Denn das bedeutet, dass er nicht alles weiß. Dass wir ihn überraschen können. Gemeinsam. Cypher, Krantz, du und ich - wir werden Schmidt finden. In Maine. Und gemeinsam kommen wir wieder aus der Sache heraus. Alice wir uns behüten, da besteht kein Zweifel." Dann löst sie sich von Howards Hand und umarmt dich.

 

Howard wendet sich an Krantz. "Ich bin kein Freund von Religionen, wie Sie sich denken können. Alles, was ich von Ihnen weiß, weiß ich von meiner Frau. Aber Sie sind eine inspirierende Präsenz, Soldat, und ich bin froh, Sie bei ihr zu wissen." Er salutiert dir und bleibt dabei absolut ernst. "Passen Sie auf die Mannschaft auf. Aber das werden Sie tun, hein? Niemand kann Sie aufhalten." Er legt dir eine Hand auf die Schulter und lächelt. Jemand, der mit sich selbst mehr zu kämpfen hatte, als mit anderen. Trotzdem kommen seine Worte von Herzen.

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Ich umarme sie auch, und sage nichts. Lächele sie nur an.

 

Wenn das die Art ist, Alice als Schützengel zu haben, hätte ich vom Herzen darauf verzichtet. Aber ist sowieso zu spät. Zu spät für vieles.

 

Ich ignorieren alles um mich herum, und bleibe lange, still vor ihrem Grab.

 

"So ist das Leben, Faith".

 

Wer sagte das immer, nochmal? Miss Longbottom, als sich heraustellte, das ich wohl nie adoptiert gewesen wäre.

 

"Man muss immer das beste draus machen. Ein Lächeln muss immer dabei sein. Das Leben ist schwer genug, und traurig zu leben hat noch nie jemandem geholfen".

 

Ich seufze.

 

Ich streichele den Grab. Es mag sein, daß sie Recht hat.

 

Aber vielleicht ist der Punkt gekommen, den Wind anzuschreien.

 

Vielleicht.

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Ich lege Howard eine massige Hand auf die Schulter.

 

"Sie wissen wovon sie sprechen, vertrauen sie mir, eher würde ich sterben alsdass jemand Hand an ihre Frau, oder Miss Holmes legt. Ich bin Soldat, Altruist, ich lasse niemanden zurück. Für jeden von ihnen würde ich in die Schussbahn springen."

 

Ich erwidere seinen Salut.

 

"Wenn das ein Befehl ist, wird er ausgeführt werden."

 

Ich lächele scherzhaft.

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Der Zug der Trauernden setzt sich in Bewegung. Bald geht die Fahrt los. Alle hoffen, den Friedhof nächstes Mal erneut lebendig zu betreten. Die Krähen bleiben und bilden die letzte Gesellschaft der Niegeborenen. Niegeboren, früh gestorben. Ein trauriger Wink des Lebens.

 

Als alle weg sind, auch die Krähen, betritt eine bekannte Gestalt den Friedhof. In den Händen trägt sie eine Rose, deren Dornen sich in die fahlen Hände bohren. Er ist es. Sein Mund zittert. Seine Finger schließen sich schmerzhaft um den Stiel der Blume.

 

"Das war nicht witzig, Alice.", presst er hervor. "Gar nicht witzig."

 

Er ist abwesend. Seine Augen leer. Seine Hände formen wie von selbst die blutige Pflanze. Knoten und krümmen, biegen und brechen.

"Ich hab dich gerächt, Mädchen." Er ist wieder anwesend. "Und bei Gott ich hoffe, dass die anderen ihren Weg gehen." Abfällig wirft er das an eine Krone gemahnende Stück auf das frische Grab. Dort verharrt das Stück, ein Kreis, Unendlichkeit. "Ka ist ein scheiß Rad, Alice." Er wendet sich um, schiebt die Hände in die Taschen. "Wir sehen uns also wieder."

 

Mit gesenktem Kopf läuft er vom Friedhof, lässt die Tote allein. Nachdenklich und verschwiegen. Er macht sich selber auf den Weg.

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