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[Elegie eines Träumers] NP: Der Druck steigt


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I ran like vampire from a thousand burning suns,
But even then I should have stayed,
But I ran away.
Now all my friends are gone,
Maybe I’ve outgrown all the things that I once loved.
Runaway,
But what am I running from?
A show of hands from those in this audience of one,
Where have they gone?

 

[Lloyds Eintritt aus NP: Die erste Dissonanz]

 

Du schluckst, Hände in den Taschen, Kopf gesenkt, fragst dich was du erwartet hattest, du hast sie schließlich allein gelassen. Die Straßen ziehen sich vor dir, kalt, abweisend, kein Lüftchen rührt sich, du kannst die Luft praktisch schneiden.

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Na das ist doch prima gelaufen ..., überlege ich enttäuscht. Sie ist weg, drogenabhängig und sie GIBT mir die Schuld. Und seien wir mal ehrlich, so ist es doch auch. Ich bin Teil einer unruhigen Menschenmasse, sie wissen wenigstens, wohin sie möchten. In ihre Büros, ihre Wohnungen, zum Essen oder wohin auch immer.

 

"Und wohin gehe ich?" Niemand stört sich an jemandem, der mit sich selber plaudert. Passt zu ihrem Stil. Alle hier sind verrückt. "Wohin soll ich gehen, hein?", Ich erfreue mich daran, dass die Leute glauben, sie seien nicht angesprochen. Keiner würdigt mich eines Blickes. Ich bin einer von ihnen. "Na dann.", murre ich und schlendere weiter.

Ellenbogen rempeln mich an, ein Kerl tritt mir ständig in die Hacken, eine Frau brüllt in ihr Handy ständig etwas von "Kaufen ... Verkaufen!", als könne das arme Ding etwas für ihre auffällige Exaltiertheit.

 

Ich denke an Fiona. Ihre abgekauten Fingernägeln, ihre klopfenden, unruhigen Finger, ihren blassen Teint. Sie sah nicht sehr gesund aus. Muss echt ein harter Job sein. Ein Job, der sie irgendwie selber zugrunde richtet.

Ja, sie schlägt mir nach. Ich muss es zugeben. Sie schlägt mir nach. "Und der alte Säufer hat sich über sie die Haare gerauft, das wette ich!" Ein Lachen entfährt mir und ich schaue in den grauen Himmel. Ein Tropfen, zwei, treffen mich mitten im Gesicht. Eine leise Ahnung, nicht mehr als ein Bauchgefühl überkommt mich. PLATZREGEN.

Ich stelle also meinen Kragen hoch und eile durch die wuselnden Leute, die noch nichts bemerkt haben, in Richtung meiner Wohnung. Vorbei am Dixie Pig mit der grünen Markise, vorbei an Copyshops und schmuddeligen Fressbuden.

 

Als ich trocken oben in meiner Wohnung ankomme, geht draußen sprichwörtlich die Welt unter. Der Regen spült gnadenlos die Leute in die Obhut ihrer trauten Heime. Irgendwie hatte Amber also doch recht, bemerke ich amüsiert.

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Du starrst aus dem Fenster, lehnst dich auf die Bank darunter als du dir eine Zigarette anzündest.

 

Amber, eigenartig, du und Fiona ihr habt schon viel Eigenartiges zusammen erlebt. Doch wer ist diese Amber? Was hat sie mit euch zu tun?

 

Es klopft laut an deiner Tür.

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Amber ist ein Geheimnis und ich will dem auf die Schliche kommen.

 

Ich schnippse meinen Zigarettenstummel nach Rapture und eile zur Tür. Kurz bevor ich die Klinke ganz runtergedrückt habe, blitzt der Gedanke auf, dass dies der Moment sein könnte, in dem sich einer meiner ehemaligen Mitspieler sein sauber Erspartes zurückholen will. Doch es ist schon zu spät, und die Tür offen. "Ja?"

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Ein großer, muskulöser Mann betritt deine Wohnung, streckt dir seine Brust entgegen, bäumt sich auf.

 

"Du und Fiona, wie steht ihr zueinander?", tönt ea laut von ihm als er eintritt und die Tür hinter sich zuschlägt.

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Ich weiche vorsichtig, aber nicht ängstlich zurück. Mental bin ich vorbereitet: "Woher wollen Sie sie kennen? Wer sind Sie?" Ich muss nach oben schauen, um in die Augen des Mannes zu blicken. Eins ist klar, er versteht keinen Spaß. Ich schiebe meine beiden Hände locker in meine Hosentaschen und greife ein wenig Kleingeld. Manche wären überrascht, zu welch nützlicher Waffe es in solchen Situationen taugen kann.

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"Die Antwort wird Sie enttäuschen.", antworte ich ruhig und beruhigend. "Ich bin ihr verlorener Bruder. Sie und ich, wir haben uns heute zum ersten Mal wieder gesehen. Wenn Sie einen Beweis haben möchten, kann ich ihnen meinen Personalausweis anbieten. Oder Sie rufen noch in diesem Augenblick meine kleine Schwester an und fragen, wer ich bin. Ich bin sicher, sie wird meine Aussage bestätigen. Also entscheiden Sie, bitte." Ich lächle freundlich.

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Meine Stimme ist geduldig, aber betont: "VERLORENER Bruder. Mann, ich hab damals echt scheiße gebaut. Über Details will ich nicht reden. Sagen wir so: Ich habe vergessen, meiner Familie einen Abschiedsbrief zu schreiben. Das hat sie mir offenbar nachgetragen. Wenn Sie ihr Freund sind, dann sollte Sie diese Info doch eigentlich freuen: Sie haben Fiona nun ganz für sich." Und das ist vermutlich wahr, sie wird mich nie wieder sehen wollen. Gott, Sie hat nicht einmal meine Adresse!

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Sobald er verschwunden ist, schließe ich die Tür hinter ihm. Das war knapp. Nächstes Mal werde ich die Türkette vorschieben oder ... Ich schaue zum Türspion. Der wäre auch eine Idee.

 

Ich seufze erleichtert und mache mir einen Kaffee. Kaffeesatz wäre eine Idee oder -

 

"Karten. Die Tarotkarten." Mit der heißen Tasse in der Hand gehe ich zu der Schublade meiner EAFZI (was soviel bedeutet wie: Esoterik-Ausrüstung für zahlende Idioten). Eigentlich benutze ich sie nicht gerne. Für so einen Humbug Geld zu verlangen, grenzt schon an Körperverletzung. Doch nach allem, was passiert ist und ich mich zweifellos wie ein Idiot fühle, der für einiges zu zahlen hat, könnte ein Tripp in die Esoterik genau das Richtige sein. Ich greife also mein verziertes, alten Tarotdeck und setze mich in meinen Sessel. Einen kleinen Tisch ziehe ich zu mir an und die Prozedur kann beginnen.

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Du, vor deinem Tisch. Du schluckst bevor du die Karten ziehst, es ist zwar Humbug, doch trotzdem fürchtest du dich vor dem Aufgebot der Karten in diesen, mittlerweile schicksalsträchtigen, Tagen.

 

Du ziehst die erste Karte, deckst sie auf:

 

Das Rad des Lebens.

 

Das Rad dreht sich pausenlos, es gibt immer einen Sonnenaufgang nach dem Sonnenuntergang, ob wir es glauben oder nicht. Es zeigt uns auf, dass wir nicht warten sollen, wie sich das Rad für uns dreht, sondern, dass wir es selbst in die Hand nehmen können, unsere Handlungen sind jedoch auf das 'Jetzt' begrenzt. Entscheidungen sollen getroffen werden.

 

Die zweite Karte:

 

Der Mond.

 

Das Unbewusste, Sehnsucht, Träume. Der Mond scheint unerreichbar, doch trotzdem sollte man nicht aufgeben ihn zu fangen. Intuition wird dich ohnehin übermannen wenn du das Unbewusste ignorierst. Gib dich den Träumen und der Sehnsucht hin.

 

Du schluckst, atmest kurz durch, die dritte Karte:

 

Der Gehängte.

 

Die einfachste Lösung, ist nie die falsche, du bist gegenüber vielen Dingen hilflos ergeben, warum also lange an Entscheidungen haften? Dies bewies schon oft genug Ockhams Rasiermesser. Übe dich in Geduld, harre aus.

 

Eine weitere Karte wird gezogen, Nummer 4:

 

Der Turm.

 

Illusionen werden zerbrechen, Blitze einschlagen, Realitäten verschmelzen, der uneinnehmbare Turm wird fallen, die armen Seelen in ihm frei, doch nicht nur das Gute, alles wird frei werden.

 

Die letzte Karte legst du mit zitternder Hand, kann es wahr sein?

 

Der Tod.

 

Endgültigkeit. Unumkehrbarkeit. Nichts wird sein wie es war. Der Kreislauf des Lebens ist ein Werden und Vergehen, starre Strukturen müssen durch neue ersetzt werden.

 

Vorsichtig legst du die Karten zur Seite, das Tarotblatt bleibt aufgeschlagen vor dir liegen.

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Unendlichkeit. Sehnsucht. Schlichtheit. Umsturz. Wandel.

 

Mit leicht bebenden Fingern richte ich die Karten, drehe sie penibel gerade, als würden sie mir so neue Botschaften mitteilen.

 

Sie bilden einen Kreis, die Botschaft (falls ich diese Karten wirklich als solche verstehen kann) liegt in dem Fließen von Ereignissen, von einem ins nächste. Wohin sie fließen, das liegt in meiner Hand. Werde ich die richtigen Entscheidungen erkennen? Chancen kommen einen jeden Tag, ich werde mich auf meine Gefühle, meinen Drang, verlassen, um die richtige zu wählen. Dann kommt der Umbruch.

 

Ich krame mein Notebook heraus und suche auf diversen sozialen Plattformen ein Bild von Amber. Es dauert eine Weile, da ich ihren Nachnamen nicht kenne, doch irgendwann habe ich Glück. Ich mische das Deck neu, dann berühre ich mit einer Hand einer Hand den Bildschirm, mit der anderen ziehe ich eine Karte vom Deck. (Ganz neue Methoden hier ... vielleicht funktioniert es.)

 

Der Stern

 

"Empfänglichkeit, Offenheit, Hoffnung." Ich lege die Karte beiseite.

 

Als nächstes denke ich an mich selber, ein Bild steht mir klar vor Augen. Ich ziehe die nächste Karte.

 

Der Eremit

 

"Isolation, Entfremdung, Distanz, Einsamkeit." Auch diese Karte kommt neben die anderen.

 

Aus meinem Portemonnaie krame ich ein altes Foto von der kleinen Fee. Es ist ein wenig zerknittert und von häufiger Konsultierung rissig, aber sie ist noch klar zu erkennen. Ein letztes Mal ziehe ich eine Karte.

 

Die Liebenden

 

"Leidenschaft, Liebe, Hingebung, innige Verbindung."

 

Ich stocke. "Sie muss viel gelitten haben. Wegen mir." Ich seufze und vergrabe mein Gesicht kurz in meinen Händen. Dann fasse ich einen Entschluss. Ich werde sie aufsuchen. Noch heute Abend. Ich werde ihr einen Strauß Blumen kaufen und sie überraschen. Das wird ihr gefallen! Wir gehen essen und die Atmosphäre wird nicht mehr so angespannt sein wie noch am Morgen.

 

"Ich bin es ihr schuldig, mich für sie einzusetzen." Dann stehe ich auf und mache mir etwas zum Mittag. Dabei pfeife ich sogar ein wenig.

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Dein Essen schmeckt dir nur mäßig, du beginnst dir deiner Sache aber sicherer zu werden.

 

Es ist nie zu spät um Reue zu zeigen.

 

Heute Abend, Fiona, Blumen, ein Restaurant, teuer, wofür hast du sonst deinen Geldbeutel gefüllt, Geld sollte das geringste Problem sein.

 

Der Nachmittag bricht langsam an.

 

15:00

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