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Spielern ihre Spielzeuge wegnehmen?


Trochantus
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... was mich seit kurzem beschäftigt, ist die Frage, ob man als SL seinen Spielern auch die Spielzeuge wegnehmen kann und sollte?

 

Hmmm.... darauf gibt es keine einfache Ja/Nein Antwort.

 

Es gibt mehr als nur einen Grund, den Charakteren ihre Spielzeuge auch mal abzunehmen. Wenn man als SL die 6. Welt plausibel präsentieren will, kommt man nicht immer um solche Situationen herum. Shadworunner ist ein gefährlicher Job. Aber wie sieht das tatsächliche Risiko aus? Was können die Charaktere verlieren?? Im Grunde bleibt da nur das Leben und ihre Spielzeuge/Ressourcen. Und wenn man die Runner nicht gleich umbringen will, kann man entweder gelegentliche Verluste der Ressourcen/Spielzeuge einbauen (wenn die Situation glaubwürdig ist) oder die Runner im Grunde ohne tatsächliches Risiko handeln lassen (wovon ich persönlich abrate. Ohne Risiko/Gefahr keine Spannung. Und ohne Herausforderung/Probleme schmeckt jeder Sieg/Erfolg einfach nur schal.).

Und wenn man die Möglichkeit des Verlustes der Spielzeuge/Ressourcen pauschal ausschließt, kann man als SL sehr leicht in die Situation kommen, dass die Spielwelt inkonsistent wirkt.

 

Für mich der einzige Grund, den Charakteren ihre Spielzeuge/Ressourcen nicht wegzunehmen, ist eigentlich ein Outgame Grund. Viele Spieler reagieren beim Verlust der Lieblingsspielzeuge ihrer Charaktere ziemlich angepisst. Psychologisch einfach zu erklären... mit Karma/Ressourcen wird das Belohnungsprinzip angesprochen. Für viele Spieler ist das eine der Hauptmotivationen. Zudem macht es wenig Spaß, wenn der Verlust für die Handlungsfähigkeit des Charakters essentielle Dinge betrifft. Ein Decker ist ohne Deck für`s erste "kastriert".

Hier greift dann die Mentalität der Spieler. Die einen sehen in solchen Situationen eine rollenspielerische und/oder eine taktische Herausforderung... eben eine weitere (besonders schwere) Herausforderung. Andere Spieler lehnen sich frustriert zurück, zerknüllen ihren Charakterbogen und pfeffern ihn in die Ecke.

 

Dh. du solltest deine Spieler gut kennen, wenn du ihnen ihre liebsten Spielzeuge weg nimmst, damit das nicht Outgame zu Frust & Streit führt.

 

 

Mich würde jetzt am meisten interessieren, ob und inwieweit in euren Gruppen schon Spielzeuge temporär oder permanent entfernt wurden und wie die Gruppen darauf reagiert haben.

 

Noch nicht bei Shadowrun (hier hat es sich noch nicht ergeben). Aber zb. bei DSA kam das schon vor. Ich sage nur Magier und ihr Zauberstab ;)

Die Gruppe hat so reagiert, wie wohl die meisten Gruppen reagieren. Die Spieler waren ziemlich angepisst und wollten nicht ohne ihr Ausrüstung weiter machen. Hätte fast den Plot gesprengt, weil das verhalten der Charaktere Ingame ziemlich unlogisch und extrem wurde. Am Ende hatten sie ihre Spielzeuge wieder...

 

Wichtig: Verlust der Spielzeuge darf kein Selbstzweck sein. Er muß in glaubwürdigen Ingame Handlungen begründet sein.

 

 

Habe auch schonmal brennende Wohnungen angedeutet, da war der Gruppenkonsens, dass sie natürlich versuchen würden herauszufinden, wer das gemacht hat. Wie ich meine Gruppe kenne, würden sie vermutlich versuchen den Auftraggeber (reicher Typ aus LA) aufzutreiben und dann zu geeken. Besonders bei der Methode die Wohnungen abzufackeln hätten die Runner nicht viele Möglichkeiten zu reagieren, sobald sie mal für 2 Tage weg sind, zack - brennt die Bude. Einzige Möglichkeit der versteckte Wahrnehmungswurf auf "du bemerkst ein paar zwielichtige Typen, die um deine Wohnung rumschleichen".

 

Das die Handlungen der Charaktere Ingame Konsequenzen haben, ist imho sehr wichtig für die glaubwürdige Darstellung der Spielwelt. Und das ist imho Vorraussetzung für Immersion. Auf der anderen Seite möchte man bei seinen Spielern vielleicht Frust vermeiden.

Hier bietet es sich an, solche Reaktionen erst mal Ingame anzudeuten. Dafür bieten sich zb. Nachrichten...

 

http://www.foren.pegasus.de/foren/topic/28562-nachrichten-spielern-darstellen/?p=522459

 

... an. Ein Interview mit dem Überlebenden bzw. Vater in den Nachrichten (in denen er andeutet, die Täter zu finden und "zur Rechenschaft" zu ziehen. Aber auch eine Connection/Bekannter der Charaktere, der in einem Gespräch die Gefahr andeutet:

 

"Man habt ihr das gehört? Da haben tatsächlich ein paar Idioten den Sohn von X von der Straße gedrängt. In deren Haut möchte ich nicht stecken. Wissen die nicht wer X ist???"

 

 

Konkret zu deiner Situation:

Als allererstes solltest du dir einige Gedanken zu dem "reichen Geschäftsmann" machen. Denn davon hängt die Reaktion ab. Und auch seine Möglichkeiten. Hat er Verbindungen zu den Schatten, Verbrecherorganisationen oder BlackOps Abteilungen eines Konzerns? Will er den Charakteren das Messer persönlich an den Hals halten?? Reicht ihm ein Kopfgeld auf die Charaktere oder geht er den Weg des aufrechten Bürgers und zeigt die Charaktere an???

 

Egal welchen Weg der reiche Geschäftsmann geht, der Verlust der Lieblingsspielzeuge muß noch gar nicht feststehen. Möglichserweise gibt es ein richtig gutes Abenteuer, in dem die Charaktere von einem anderen Runnerteam gejagt werden... und der Verlust der Lieblingsspielzeuge wäre da nur ein möglicher Ausgang.

 

Am Ende steht wieder der Charakter und die Wesenszüge des reichen Geschäftsmanns. Was für eine "Strafe" stellt er sich für die Runner vor. Seine Mentalität entscheidet darüber, ob er die Runner Tod, im Gefängnis oder irgendwo dazwischen sehen will.

 

 

Mir persönlich gefällt das Szenario des aufrechten Bürgers, der die Runner bei den Cops anzeigt und mithilfe eines Top-Anwalts ins Gefängnis bringen will. Das zwingt die Runner erst mal unterzutauchen (von den Cops gesucht bietet die Möglichkeit auf viele interessante und unterhaltsame Szenen). Ihre Ressourcen stehen erst mal nicht zu Verfügung (Wohnung) und die Spielzeuge auch nicht (vermutlich in der von den Cops gesperrten Wohnung. Im weiteren Verlauf können die Runner dann ihre Ausrüstung aus der Wohnung stehlen. Aber SINs sind vermutlich verbrannt... und ja. Der Lebensstil der dazu gehört auch. Gerade permanente Lebensstile sind für aktive Runner sehr riskant. Diese SIN würde ich als Charakter wie ein rohes Ei behandeln und auf keinen Fall in irgendwelche Aktionen verwickeln lassen.

 

GRW s. 375

"Ein Charakter kann sich einen Lebensstil permanent kaufen, indem er die Kosten für 100 Monate dieses Lebensstils auf einmal zahlt. Zum Beispiel kann man sich mit 10 Millionen Nuyen einen permanenten Luxus-Lebensstil kaufen. Diese Summe repräsentiert Geldanlagen, Aktiendepots und Ähnliches, die für die laufenden Kosten aufkommen. Doch nichts im Leben ist sicher. Ein Charakter kann einen permanenten Lebensstil durch Aktionen eines Gegners oder durch schlichtes Pech verlieren. Ein Hacker kann Investitionen in Trümmer hacken, Feinde können Immobilienwerte in die Luft jagen. Solche Ereignisse hängen vom Verlauf der Geschichte des Charakters ab, nicht von seinem Bankkonto."

 

Dh. hier werden im Idealfall nur Geldwerte verbrannt. Außerdem solltest du damit rechnen, dass in diesem Fall die Runner dem reichen Geschäftsmann auf die Pelle rücken. Dh. der reiche Geschäftsmann und seine Lebensumstände sollten gut und glaubwürdig ausgearbeitet sein.

Edited by Corpheus
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Wie regelt ihr das dann mit den Leuten, die Chars haben, die nicht so viel Bares benötigen? Als logische Konsequenz, sind die bald raus aus den Schatten.

Das Dilemma beobachte ich schon lange :unsure:

 

Meine Spieler können Geld in Karma und umgekehrt wandeln. Als Faustregel habe ich, dass 1 Karmapunkt immer 10% der Bezahlung des Runs kostet und umgekehrt. Als Maximum sind immer 10 Punkte umtauschbar. Damit verhindere ich, dass die Spieler nur auf einen günstigen Kurs warten und dann alles tauschen. 

 

@Corpheus, genau da überlege ich noch, wie viel Rache der reiche Geschäftsmann wirklich nehmen will. Die Idee, dass er ihnen seinen Anwalt auf den Hals hetzt, finde ich momentan genauso vielversprechend genial, wie die, dass er die Connections unter Druck setzt und einfach die Wohnungen aufkauft, in denen die Charaktere eingemietet sind (er ist sowieso schon reich geworden durch Immobiliengeschäfte in LA, da kann er seine Interessen auch Richtung Seattle ausdehnen mit seiner Investment Kapitalgesellschaft) um damit einfach nur seine Macht zu beweisen und die Charaktere in ihre Schranken zu weisen. Bei Ersterem habe ich schon Ideen wie es weitergeht, wahlweise im Knast oder auf der Flucht in einem neuen Sprawl. Bei zweiterem sehe ich momentan nur, dass es ein Machtbeweis ist, gegen den die Gruppe nicht viel machen kann. Außer beim Geschäftsmann vorsprechen und für ihn die Drecksarbeit zu erledigen, bis ihre Verfehlungen in seinen Augen wiedergutgemacht sind.

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Das klingt ehrlich gesagt etwas unglaubwürdig. Etwas überspitzt ein paar Einwürfe:

 

Immobilientyp: "Mein Sohn ist ein Krüppel, weil diese Runner ihn ins Dauerkrankenhaus befördert haben? Ha, denen werde ich es zeigen, wenn ich ihre Wohnungen kündige"

 

Runner "Warum genau jagen wir ihm keine Kugel in den Kopf (und dem Sohn im Krankenbett gleich hinterher) und regeln seine Datenbank mit unserem Decker?"

 

Schieber: "Dudes & Dudedesses, wenn ihr die Sache mit dem Immobilientyp nicht regelt, zweifle ich an Euren Fähigkeiten"

 

Runner: "Steht der mit der Mafia, den Ringen, denn Vory oder den Yaks im Bettchen? Nein?"

 

Innerhalb einer grauen/schwarzen Runnersubkultur fällt es mir nur schwer zu glaube, daß diese auch nur einen Furz auf eine Wohnungskündigung von einem Immobilienmarkler. Auch nicht wenn er mächtig und reich ist (das sind nämlich andere Spieler in den Schatten ebenfalls). Wenn, dann sollte der Hintergrund deutlich angepasst werden, zb daß der der Immobilienhai der Yakuza ist und deren Bunraku-Bordelle an der Westküste hochzieht und verwaltet.

 

SYL

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Etwas mehr Einfluss hätte der Immobilienhai schon, aber ich versteh worauf du hinaus willst, apple  :) .

 

Der Immobilienverwalter für Yakuza/Mafia/etc finde ich aktuell einfach zu klischeehaft für meine Vorstellungen. Dann geht die Tendenz wohl doch mehr zum Top-Anwalt und Lone Star vor den Türen der Runner, die sie verhaften wollen für versuchten Mord/Totschlag. Und dann Knast/Flucht und SINs verbrennen. 

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Dieses Thema hatten wir doch schonmal im Forum, vor einem vielleicht zwei Jahren? Auf jeden Fall finde ich, ist das ein wichtiger Aspekt der SR-Welt. Ausrüstung und Ressourcen jeder Art. Das kann ja immer ganz anders verlaufen, je nach Gruppe und jeder SL hat andere Probleme mit der Gruppe. Lootende Spielermeute, Super-Imba Lieblingsmethoden oder weinerliche klammeraffen. Kennen wir doch alle.

Ich handhabe es so, dass geklaute oder aufgehobene Ausrüstung oft nicht das beste vom Markt ist (verringerte Präzision, eine 1 weniger für Patzer benötigt etc.) Oder aber sie mit Folgen behandelt wird, wenn die Ausrüstung besser wird (Tracking-Chips, regestrierte Daten eines anderen Nutzers, diebesgut). Wenn ein Spieler mal die Waffe vom gegner aufnimmt, weil sein Magazin leer ist ist das verdammt cool. Wenn er sich die Taschen vollstecken will - nicht. Ebenso kann im Einsatz viel kaputt gehen. (Kritische Patzer - Schwertgriff fällt ab, Waffenlauf verzieht, Schulterstütze wird zerstört). Gerne mache ich es so, dass die Spieler durchaus die möglichkeit haben, das Stück nochmal zu retten, oder Ersatzteile zu beschaffen. Wenn sie sich dann für eine neue Waffe entscheiden - bitte!

 

Und während die Ballermänner sich alle 2-3 Spieleabende neue Ausrüstung kaufen können, hat der Straßensamurai seit Tag 1 ein Katana und wird einfach nicht besser. Auch daran sollte ein SL denken. Wenn jemand einen Nahkämpfer spielt, hat er schon genug schwierigkeiten. Warum sollte ein Herr Schmidt nicht also mal ein seltenes Sammlerstück aus Japan besitzten, dass 1 Präzision mehr hat, als ein 0815 Katana? Oder eine spezielle Monofilamentbeschichtung, was zusätzlich 1 DK gibt.

 

Das gleiche mit Connections. Ein aufstrebender Straßen-Runner wird ja nicht ewig und dreitage in der Vorstadt sitzen bleiben. Er wird reisen. Dabei lässt er ja auch vieles zurück. Vielleicht stirbt eine Connection, was das neue Kaptiel einleiten wird. Oder sein  loyaler straßendoc, den keine sau kannte taucht einige Monate später in einer großen Stadt als Kliniksarzt neu auf... Objekte und Personen die großen Wert für einen Spieler haben, lasse ich möglichst unangetastet. Aber gleichermaßen sehe ich es so, dass alles was ich ihnen gebe, auch wieder genommen werden kann.

 

Beispielsweise habe ich auch vor, Belohnungen zu geben, welche für die Charaktäre vielleicht keinen 100% nutzen haben. Wenn wir einen Nahkämpfer, einen Fernkämpfer mit pistolen/MPs und einen hacker haben, kann vielleicht keiner was mit einer Schrotflinte anfangen. Aber vielleicht ermutigt das ja mal jemanden, etwas neues zu probieren. Oder es landet beim örtlichen Hehler. Nicht jeder Schmidti hat zufälligerweise genau DAS was die Gruppe nutzen kann.

Ich bin gerne gewillt soviel zu nehmen wie ich es für angebracht halte und verlange von meiner Truppe, mir zu vertrauen, dass sie ihre Cookies bekommen. Immerhin bin ich ja auch für Runideen offen.

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