Dann will ich mal. Zunächst finde ich leider den sehr lesenswerten Beitrag von Synapscape zum Geisterschiff nicht mehr. Er hatte es unter der Vorankündigung geschrieben, doch die ist scheinbar verschwunden. Er hatte - in meinen Augen - in vielem Recht, was ich hier nicht nochmal in ganzer Länge wiedergeben kann, aber ich will es kurz versuchen. Das Geisterschiff von Caerdon: Das Abenteuer lässt mich mit einem sehr zwiespältigen Eindruck zurück. Auf der einen Seite ist es eine schön schaurige, mythosschwangere Geschichte, die die Autorin hier vorlegt. Auch die Ausarbeitung Caerdons als Abenteuerort ist sehr gut gelungen, es gibt reichlich zu entdecken – und nicht zuletzt sind einige wirklich erinnerungswürdige Szenen enthalten. Leider ist die Ausarbeitung des Szenarios alles andere als gelungen: Es liest sich eher wie ein "Roman" (oder halt eine Kurzgeschichte...) und es dürfte schwer sein, während des Leitens die wichtigen Informationen aus dem Fließtext herauszufiltern. Darüber hinaus degradiert es die Investigatoren in weiten Teilen zu Zuschauern des Geschehens, die vor dem großen Finale kaum eine Möglichkeit haben, etwas an den vorgesehenen Ereignissen zu ändern. Nicht zuletzt wegen den doch streckenweise schwierig miteinander zu koordinierenden Handlungssträngen ist es in meinen Augen damit längst kein Einsteigerabenteuer mehr.Als besonders störend fand ich die Passagen, in denen bestimmte Handlungen der SC vorgekaut worden (..."werden sicher ausschlafen wollen"...) oder die Gemütslage beschrieben wurde. Das gehört nicht in einen Abenteuertext, das hält nur auf und ist in meinen Augen auch nicht stimmungsfördernd. Um das Thema Einstiegsabenteuer auch noch einmal aufzugreifen: dafür sind beide "Gegner" eigentlich zu "grau", und viel zu wenig "schwarz und/oder weiß". Da könnte man jetzt natürlich "typisch Cthulhu" hinterschreiben, aber für Einsteiger hätte ich mir etwas moralisch leichter verdauliches gewünscht. Böses Erwachen: Ein handwerklich gleich sehr viel besser aufbereitetes Szenario, dass mit dem Wahnsinn und den Albträumen der Investigatoren spielt. Damit eignet es sich thematisch wohl für einen cthuloiden Einsteigerband. Ich kann nicht sagen, ein persönlicher Fan von dem Abenteuer zu sein (ich hatte es bereits zu CW-Zeiten gedanklich aussortiert), aber das ändert ja nichts an der Qualität des Textes. Allerdings weist der Autor selbst darauf hin, dass es von Vorteil ist, wenn der Spielleiter bereits einige Abenteuer mit den Investigatoren bestritten hat. Wiederum wird der Band damit seinen eigenen Ansprüchen kaum gerecht. OPTIK: Für die optische Aufarbeitung gibt es allerdings wiederum eine gute Note. Die Seiten wirken vergilbt und bestehen aus angenehm rauen und schwerem Papier. Auch die wie immer zahlreichen Handouts liegen weiterhin in beeindruckender grafischer Qualität vor. MEIN Fazit: Schwierig. Beide enthaltenen Szenarien enthalten starke Szenen und eignen sich thematisch vielleicht gut, um cthuloide Erfahrungen zu sammeln. Allerdings ist zumindest das titelgebende Abenteuer unhandlich aufbereitet, das zweite erfordert eine erfahrene Gruppenkonstellation: Insofern wird „Das Geisterschiff von Caerdon“ seinem Anspruch als Einsteigerband schlicht nicht gerecht. Für erfahrene Gruppen allerdings wiederum ein Band mit einem ordentlichen Preis-Leistungsverhältnis.