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Everything posted by Blackdiablo
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Hurensohn, überlege ich, als ich die Klinke hinunterdrücke und in sein Lachen einfalle. "Lieutnant, Sie sind mir einer." Als ich die Tür aufstoße, knalle ich beinahe in Matilde rein. "Oh, Matilde. Was machen Sie denn hier?" Diese junge italienische Dame hat es nach einem rückblickend betrachtet anstrengendem Verhör als einzige geschafft, mich wirklich aus der Bahn zu werfen. Ich weise ihr mir einer Handbewegung, mir zu meinem Zimmer zu folgen und auf dem Weg zu sprechen.
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"Ich glaube, Lieutnant" Ich stehe auf und gehe zu ihm und zögere kurz. Tu es!, zischt Hasan. Sonst verdirbst du es noch! "Ich glaube, ich habe Sie falsch behandelt und das tut mir Leid. Ich war selber nicht ganz bei der Sache." Ich reiche ihm langsam die Hand und gehe dann zur Tür. Meine Schritte sind dumpf auf dem schweren Teppich. Ich greife die Türklinke und drücke sie herunter, doch dann wende ich mich noch einmal um. "Was meinen Sie, Lieutnant, bin ich der böse?" Mein Blick ist nicht fragend, sondern eher interessiert. Ich glaube aber kaum, dass er mich genau sehen kann, denn die Lampe am Schreibtisch ist noch immer auf mich gerichtet.
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Ich seufze. "Das Fest wird auch so ein Trauerspiel, glauben Sie mir." Ich schaue zu Boden, dann hebe ich nach einem Moment wieder den Kopf. "Versuchen wir es anders, Lieutnant. Versuchen wir es ganz anders. Hören Sie: Stellen Sie sich vor, eine Gruppe von Zivilisten stehen an einem Schild, das sie weder lesen noch verstehen können. Sie drehen sich um, schließlich haben sie Angst, etwas Unrechtes zu tun. Es sind gute Bürger, es sind eingeschüchterte Bürger in einem fremden Land. Wissen Sie warum sie eingeschüchtert waren, Lieutnant? Weil sie sich vor wenigen Tagen im Mündungsfeuer eines Irren befunden haben. Das ist hier los. Was passiert? Sie hören Schüsse. Mehrere Schüsse fallen und die alptraumgleichen Erinnerungen schießen in die Köpfe dieser Menschen. Fragen Sie Andrews, den Psychologen, nach der durchschnittlichen nervlichen Strapazierung der Menschen aus dem Zug. Der wird Ihnen einiges erzählen können, schätze ich. Von bleibenden Traumata bis hin zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen. Jedenfalls steigen wir in unseren Schlitten und fahren, als wäre der Teufel persönlich hinter uns her. Tja und da kam schließlich auch ein militärisches Fahrzeug hinterhergesaust. Es mag sein, dass meine Ohren von den Warnschüssen taub geworden sind, sodass ich Ansagen oder Befehle anzuhalten, überhörte, aber meinen Augen, Lieutnant, denen vertraue ich. Das muss ich, schließlich verdiene ich mein Brot damit. Die Verfolger schossen auf uns! Ich sah mich angegriffen und zückte die Sportarmbrust meines Mitreisenden und schoss. Ich bereue es nicht, bin aber froh zu hören, dass aufgrund dieses Missverständnisses niemand zu schaden gekommen ist. Den Rest der Geschichte inklusive der Maschinengewehrsalven kennen Sie. Es wirkt fast wie ein schlechter Krimi, wenn es nicht so verdammt ironisch wäre." Ich seufze erschöpft. Dann schaue ich ihn an. Zum ersten Mal bittend. "Kommen Sie zur Sache, Lieutnant. Bitte. Sagen Sie mir, worum sich das alles hier dreht. Ich habe das Gefühl, ich spiele als einziger mit offenen Karten. Was hat das Militär damit zu tun? Oder nein, sagen Sie es mir nicht." Ich hebe die Hand, als hätte er mir angeboten, etwas zu verraten. "Entweder sind Sie nicht befugt oder wenn Sie das sind, muss ich nach diesem Verhör bestimmt sterben. "Ich lächle über diesen kleinen Witz, fahre aber ernst fort. "Fragen Sie einfach weiter, was Sie wissen wollen."
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"Kein Grund sich aufzuregen, Lieutnant. WAS werfen Sie mir schon vor? Sie meinen, ich hätte von einem Bekannten keinen Urlaub spendiert bekommen. Gut, fein, wollen Sie mich verhaften? Sie meinen, ich sei auf einem militärisch abgesperrten Bereich gewesen? Nicht mit Absicht!, erwidere ich da. Weder konnte die Rezeption dieses Etablissements Auskunft geben über dieses Sperrgebiet, noch war ich in der Lage, das Schild zu lesen. Ich spreche viele Sprachen, Lieutnant, aber der norwegischen bin ich leider nicht mächtig. Das Schild, das ich als jenes vermute, das Sperrgebiet auszuschildern, war absolut unverständlich für mich und meine Mitreisenden und da verwundert es doch wohl kaum, wenn Sie in einem touristenfreundlichen Gebiet auf solche Missverständnisse stoßen. Was ich mich eher frage, ist folgendes: Warum sehe ich mich in einer beschaulichen Fahrt auf einem Pferdeschlitten mit Zivilisten plötzlich von einem Maschinengewehrhagel konfrontiert? Haben Sie irgendeine Ahnung?! Irgendeine?! Der ganze verdammte Schlitten wurde zersiebt, alles hin, überall Kugeln! Also wollen Sie reden? Antworten Sie mir besser, denn ich bin es Leid von Ihnen in Unkenntnis gelassen zu werden! Das macht mich krank!"
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"Meine Antwort lautet: Nein. Ich bin " Der Mörder aller Mörder! "kein Mörder. Ich weiß nicht, wie Sie auf solche Vermutungen kommen, aber ich schätze, diese Anschuldigung bekommt jeder zu hören, der bei Ihnen im Verhör sitzt." Ich mache eine kurze Pause und stoße etwas Asche von meiner Zigarette in den Aschenbecher. "Viel interessanter ist doch, wie Sie darauf kommen, Sir Cleary so genau einschätzen zu können. Ich meine, woher wissen SIE, bei wem er in der Schuld steht und bei wem nicht? Oder wie habe ich Ihre Skepsis zu verstehen? Und bitte entschuldigen Sie, aber ich fühle mich eigentlich wirklich sehr komfortabel in Ihrem so genannten 'Verhör'. Meinetwegen können wir die ganze Nacht fortfahren, wenn das denn notwendig ist. Sie merken, ich bin sehr kooperativ, wenn Sie eine Frage nach der anderen stellen. Der Orangensaft ist übrigens ausgezeichnet, aber ich spare ihn mir besser auf, für Zeiten, in denen Sie vielleicht nicht mehr so edel sind, etwas zu trinken anzubieten." Meine Augen funkeln belustigt. "Aber unsere Fortschritte in diesem kleinem Disput sprechen doch für sich, finde ich. Wir kommen ganz gut voran."
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"Die Herkunft meines Namens spielt keine Rolle, Lieutnant, ich analysiere schließlich auch nicht Ihren. Meine Papiere befinden sich auf meinem Zimmer und sie beweisen eindeutig meine Identität. Ich werde Sie Ihnen gerne holen." Ich nippe etwas an meinem Orangensaft und versuche herauszuschmecken, ob dem Getränk etwas beigemischt wurde. Sollte dem so sein, so trinke ich nicht weiter und stelle den Orangensaft wieder vor mich hin. "Aber später. Erst einmal sind Sie in der unangenehmen Position, meinen Namen als gesetzt zu betrachten." Ich lächle gequält. "Nun gut. Fahren wir fort. Sir Eugene Clarence Cleary ist ein Freund von mir - nein, streichen wir das - er ist ein Bekannter, der mir noch etwas geschuldet hat. Die Schuld ist mit dieser Reise wohl getilgt, schätze ich. Sie haben sich gefragt, warum ich unter falschem Namen reise und ob ich ein Spion sei? Zu letzterem muss ich direkt anführen, dass ich wünschte, es wäre so. Ich wünschte, es wären große Drahtzieher hinter meiner Person und dass ich mir keine Gedanken über mein Wohlergehen machen muss. Das würden sie schon für mich erledigen. Aber die Realität sitzt vor Ihnen. Ein Mann, der sich durch den Alltag schlagen muss und ganz auf sich allein gestellt ist, seit sein einziger Freund im Krankenhaus im Koma liegt. Also, Lieutnant, nein, leider bin ich kein Spion." Ich hebe entschuldigend die Hände. "Zu meinem geheimen Namen muss ich sagen, dass ich mir diese Spitzfindigkeit nicht selber ausgesucht habe. Es war Farids Idee gewesen, unter falschen Namen zu reisen. Sie müssen wissen, ich bin Privatdetektiv - ja ich habe auch dafür alle Papiere auf meinem Zimmer - und Farid ist mein Assistent. Wir leiten gemeinsam eine Detektei in London und haben uns schon in sehr verwegenen Milieus bewegen müssen. Damit macht man sich keine Freunde, Lieutnant. Man ist nicht der saubere Cop, den die Kinder anstrahlen, man ist ein Mann im Schatten. Und wenn man gesehen wird, wird es unschön." Ich zünde mir eine zweite Zigarette an und schaue herüber zu ihm. "Unter denen, die ständig versuchen herauszufinden, WER zur Hölle die Fotos von ihm und der kleinen Nutte von nebenan geschossen hat und die Bilder der lieben Ehefrau gesteckt hat, sind leider einflussreiche Leute. Farid hat regelrecht darauf bestanden, dass wir unter falschem Namen reisen, so ist das. Keine große Verschwörung. Wir sind zwei überarbeitete Männer, die sich einmal in ihrem Leben entspannen wollte und dann diese Scheiße im Zug. Eine Sauerei! Entschuldigen Sie die Wortwahl, Lieutnant, Sie können ja nichts dafür. Mein Freund wird Ihnen das alles mit absoluter Sicherheit bestätigen können, wenn es ihm denn bald besser geht."
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Aaaaaaaah. Ja genau. -
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komm, ich streich es einfach. -
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Wie heißt denn nochmal das aus "Flüsterer im Dunkeln"? Oder vielleicht etwas mit einem ähnlichen Effekt? -
"Sie irren, Lieutnant, aber ich will es Ihnen gar nicht vorwerfen, wirkt doch dieses ganze Verhör etwas unstrukturiert und ... - mit Verlaub - emotionsgeladen. Nun will ich gar nicht näher darauf eingehen, dass vor der Frage meiner Identität noch einige andere wirre Fragen Ihrerseits folgten und komme geradewegs zum Punkt von Interesse. Ich sehe es in Ihren Augen. Ihre Augen fragen geradezu: Wer zur Hölle ist dieser Kerl? Wer zur Hölle ist dieser Mensch? Ich spanne Sie nicht weiter auf die Folter: Tatsächlich bin ich bereit Ihnen zu bestätigen, dass Hasan Al-Saud mein Reisebegleiter war. Er liegt im Krankenhaus im Koma. Sie wissen: das Zugunglück." Ich sehe, dass er etwas sagen möchte und fahre ungestüm fort. "Mein Name lautet jedoch nicht Fairwell, wie Sie bereits brilliant geschlossen haben, sondern Paul Anderson. Wollen Sie sich das notieren, Lieutnant, oder kann ich fortfahren ...?" Mein Lächeln ist freundlich und zuvorkommend.
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"Irgendwie mag ich Sie, Lieutnant. Sie erinnern mich an mich. Und Sie sind so gnädig. Jetzt bekomme ich im Verhör sogar etwas zu trinken angeboten. Nein nein, verstehen Sie mich nicht falsch, bitte. Ich hätte tatsächlich gerne etwas zu trinken." Ich lächle vorsichtig und meine Augen leuchten. "Orangensaft, bitte."
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Aye, nochmal von vorne, SL. Eine Frage nach der anderen, sonst kommt bei mir wieder so ein Mammut-Post raus. -
"Lieutnant!", spotte ich mit höhnischer Betroffenheit. "Ist das da eine WAFFE, die Sie auf einen Zivilsten richten? Ich kann es kaum glauben. Sind das Ihre Methoden?" Schweigen herrscht um uns herum und einen Augenblick schalte ich ab. Mein Lächeln stirbt für einen Augenblick und ich sehe, was sein könnte. Ich sehe mich langsam zu ihm gehen, die Zigarette zwischen Zeigefinger und Daumen, locker und lässig. Seine Augen sind zornig und bevor er seine Lippen auftut, um seine letzte Warnung zu brüllen, schnippse ich den glühenden Stummel in sein Gesicht und werfe mich zur Seite. Sein Schuss geht neben mir vorbei und ich zücke das Messer. Mit tödlicher Geschicklichkeit springe ich auf und stoße ihm die Klinge in den Magen und schlage die Waffe in seiner Hand zur Seite. Ein zweiter Schuss knallt durch den Raum und ich drehe das Messer. Schwach wehrt sich der gute Lieutnant und sackt dann schließlich blutend und keuchend in sich zusammen. Wenn schließlich Menschen hereinkommen (vermutlich Polizisten) bin ich wie ein zum Leben erwachter Alptraum. Ich habe aber keine Chance einen von ihnen mitzunehmen, denn mein Revolver, der Revolver in meiner Tasche- ... Ich zücke mein Messer und schlitze mir die Kehle auf und während ich blute und röchel und sterbe, da lache ich und lache, dass es in der ganzen Lodge zu hören ist! ALLE HÖREN MICH UND ICH LASSE SIE AUS DEM EWIGEN KREISLAUF AUSTRETEN! Denn NIEMAND vergisst dieses Lachen! NIEMAND! Es schallt über alle Bergen und Täler und sie alle wissen, dass sie nie mehr ruhig schlafen werden! Nie wieder! Der Moment vergeht und ich sehe den Lieutnant noch immer zornig an der Wand lehnen. Es ist noch nicht die Zeit. Jetzt noch nicht. Mein Gegenüber wird diese Zeit einläuten, aber jetzt noch nicht. Da ist noch Matilde, die ich schützen muss, und die anderen Untiere, die ich zu strafen habe! Ohne ein Quäntchen meiner Würde einzubüßen, laufe ich zurück zu meinem Stuhl und lehne ich vor, um meine Zigarette auszudrücken. "Es wird Sie in Ihrer Schwarz und Weiß-Sicht überraschen, Lieutnant, aber ich bin nicht der, für den Sie mich halten, und auch nicht der, den Sie gerne gegenüber sitzen hätten." Lächelnd zeige ich kurz auf ihn. "Aber zurück zu Ihren vorherigen Fragen: Nehmen wir an, Sie hätten mir diese ersten holprigen Fragen, auf die ich bereits eingegangen bin, nicht gestellt, Lieutnant. Dann muss ich Ihre Intelligenz nicht anzweifeln und Sie können vergessen, dass ich etwas ... in Rage geraten bin." Trockenes Lachen. "Wo waren wir also? Stellen Sie mir eine Frage nach der anderen, Lieutnant, ich verliere meine Konzentration, wenn mich gleich ein Dutzend Fragen belauern und dann schweife ich gelegentlich ab. Sie verstehen?"
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Ich fürchte, Rick Fairwell kann gar nichts mehr helfen ... Das wird echt knapp und ich bin schon auf Läuterers Antwort gespannt. -
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Abgesendet. Viel Freude damit. Wenn du etwas machst, dann lass mir bitte Gelegenheit zu reagieren. Rick kommt grad erst in Fahrt! Bwahahahahahaaa! -
'Tomorrow and tomorrow and tomorrow, / Creeps in this petty pace from day to day' Ich habe keine Angst. Die Zeit kriecht und dabei darf ich nicht zu überstürzt reden! Ich zähle die Sekunden. 1, mein hübsches Pony; 2, mein hübsches Pony. Das hat mir meine Mutter beigebracht, als sie mir das Wesen der Zeit erklärt hatte. "Wenn du diese Phrase sagst", hatte sie gemeint, "vergeht genau eine Sekunde. Nur eine. Es mag dir wie ein Moment vorkommen, aber diese Spanne ist genau eine Sekunde. Nicht mehr und nicht weniger." Nun sitze ich hier, das Licht blendet mich nicht wirklich, nein, es stellt etwas viel Furchtbareres mit mir an. Es reizt mich. Diese Situation reizt mich. Dieses Ding, das mir da gegenüber sitzt, reizt mich. Aber da ist auch Hasan, der seine Hand auf meinen Arm gelegt hat und langsam seinen Kopf schüttelt. 18, mein hübsches Pony; 19, mein hübsches Pony. Schluss mit diesem Unsinn. Ich kann nicht länger warten. Ich hebe meine Stimme und sie ist fest und stolz. Hinter ihr schwingt eine Erhabenheit, die nur Menschen am Rande des Abgrunds zu empfinden vermögen. "Lieutnant. Sie denken, Sie sind in der Position, mir das Fürchten zu lehren. Sie glauben, Sie werfen mir Ihre halbgaren Anschuldigungen an den Kopf und ich würde mit schlotternden Knien alles gestehen. Was gibt es schon zu gestehen? Sie kennen mich nicht. Sie kennen mich ganz und gar nicht. Aber ich kenne Sie." Ich zünde mir eine Zigarette an und lehne mich zurück in den Sessel. Der Rauch sinkt träge um mein Haupt und umnebelt meine Augen. "Ich habe mein Leben lang mit" UNTIEREN! "Menschen Ihres Schlages zu tun gehabt, um zu wissen, wovon ich spreche. Ihre Nahrung ist Angst und für Sie ist der passabelste Zeuge nach wie vor ein wimmerndes Weib. Pah! Ich würde Ihnen gerne soviel erzählen, Lieutnant!" Ich spucke das Wort beinahe aus. "Soviel, dass es gar nicht mehr in Ihr kleines Notizbüchlein passen kann. Ich habe Kreaturen in London beobachtet, die Sie bei Gott lieber gar nicht lebend sehen würden. In Ihrem Leben ist alles beschaulich und leicht. Makel werden ausradiert, bröckliger Putz saniert. Aber in London, da scheint es eine Aura zu geben. Ich kann es mir selber kaum erklären, aber vielleicht können wir uns ... später darüber unterhalten. Schließlich haben wir Zeit, nicht wahr?" Der Anflug eines Grinsen huscht über mein Gesicht und ich stemme mich aus dem Sessel. Mein Gegenüber wirkt direkt etwas unruhig. "Aber kommen wir zurück zu Ihren Fragen, Lieutnant. Fragen, Fragen, Fragen. Sie haben viele Fragen, und bei Gott Sie wissen gar nicht, wie froh ich bin, dass Sie sie mir gestellt haben!" Ich lache und laufe mit den Händen am Rücken verschränkt vor dem Schreibtisch hin und her. Ich bin ganz ruhig und besonnen. Fast erheitert fahre ich fort. "Ich liebe Fragen und ich liebe Antworten, Lieutnant. Das haben wir wohl gemeinsam. Haben Sie Frau und Kinder? Familie? Natürlich haben Sie das. Die sitzen zuhause am Kamin. Trinken ihren Kakao und denken, Daddy ist böse Menschen fangen. Ist Rick Fairwell böse, Lieutnant? Das ist doch die Frage, die Sie sich nicht trauen zu stellen. DAS ist die Frage, die Sie stellen sollten. Aber wir haben Zeit, darauf haben wir uns geeinigt, und insofern verdenke ich es Ihnen nicht, wenn Sie mir gleich" Ich halte einen Moment lächelnd inne und zähle angedeutet an meinen Fingern. "Bestimmt ein Dutzend Fragen gestellt haben, die sich im Grunde um diese eine Frage drehen. Könnten auch ein paar mehr sein, so schnell konnte ich leider nicht mitzählen. Excuse-moi." Nun grinse ich und ziehe wieder an meiner Zigarette. Der Kerl wirkt undurchschaubar, seine Hände hat er vor seinem Gesicht verschränkt und er blickt mich ohne Unterlass an. Ich habe ihn da, wo ich ihn haben will. Er lauscht mir aufmerksam. "Trotzdem. Fangen wir am besten an mit Ihrer Frage, ob ich betrunken bin. WIRKE ICH BETRUNKEN, Lieutnant?" Meine Stimme ist plötzlich laut geworden. Mein Hand ruht auf dem Schreibtisch, aber beinahe hätte ich auf das Holz geschlagen. "Wäre ich betrunken, könnte ich nicht so vernünftig mit Ihnen hier reden und mich so einwandfrei ar-ti-ku-lie-ren.", sage ich im ruhigen und vernünftigen Ton. "Sie kennen Trunkenbolde, Lieutnant. Die kennen wir alle irgendwoher und Sie wissen, dass ich keiner von denen bin. Und es wäre dumm von Ihnen, anzunehmen ich wäre einer, denn dann glaube ich kaum, dass diese Befragung Sinn machen würde. Nehmen wir also zu unser aller Heil an, ich sei frei von alkoholischem Einfluss, Lieutnant, denn schließlich lieben wir beide Antworten. Sie und ich. Und wir brauchen unseren Schuss, hm?" Ich setze meinen Gang schweigend fort und blicke ihn schließlich wieder an. "Matilde kennen Sie nicht? Das kann ich leider nicht annehmen, Lieutnant. Sie lebt hier in der Lodge. Ihr Gesicht muss in allen Zeitungen gestanden haben. Das Unglück ist doch in aller Munde gewesen. Wer würde je die traumatisierten Opfer vergessen? Wer? Für einen Mann wie Sie sind es entbehrliche Verluste, oder nicht? Wären Sie vielleicht daran interessiert, dem Amokläufer seiner gerechten Strafe zuzuführen - und ich meine keine einfache Tötung, ich meine, ihn wirklich seine Taten bereuen zu lassen! - , wenn dafür ein Junkie oder namenloser Tourist aus welchem Land auch immer mehr gestorben wäre? Wenn Ihr System dadurch gesichert bleibt und die Bahnen Ihres Lebens nicht aus dem Ruder laufen, hätten Sie wahrscheinlich darüber nachgedacht. Sie sind ein Mensch, der Gerechtigkeit liebt und schätzt wie ich auch. Sie kennen die Opfer nicht, die lernen Sie schließlich auch kaum kennen außer vielleicht ihre toten Namen. Namen, die in Vergessenheit geraten. Was macht da schon einer oder mehr aus? Es tut mir leid, ich muss leider davon ausgehen, dass genau diese obigen Vermutungen meinerseits der Wahrheit entsprechen, denn warum - bitteschön - befassen Sie sich sonst mit mir, wenn dort im Schnee dutzende und aberdutzende Menschen verstört oder getötet wurden?! Haben Sie zuviel Freizeit oder ist Ihnen dieses verdammte Massaker nicht schon genug? Wäre sehr freundlich, wenn Sie mir das kurz schildern würden, bevor ich fortfahre." Ich stehe an der linken Ecke des Schreibtischs und tippe sanft mit meinen Fingern auf das glatte Holz. Ich gebe ihm ein kurzes Zeitfenster, um eine Antwort zu geben.
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Blackdiablo replied to Der Läuterer's topic in Nightmare in Norway
Ok. Nur nicht, dass ich Namen durcheinander gebracht habe. Das wär blöd und würde die Atmosphäre etwas töten ... -
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Blackdiablo replied to Der Läuterer's topic in Nightmare in Norway
Eine Frage: Handelt es sich echt nicht um Venstram? Ich dachte, das sei der Kommissar, mit dem ich spreche ... -
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Blackdiablo replied to Der Läuterer's topic in Nightmare in Norway
So, liebe Mitspieler. I'm back und ich hatte ein tolles Fest mit leckerem Essen! Gestärkt und voller Tatendrang kommt nun Ricks Reaktion (die mir im übrigen im Gottesdienst gestern eingefallen ist! hehe). Ich weiß noch nicht, wie lang es wird, aber ich bin jetzt auf jedenfall dabei. -
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Blackdiablo replied to Der Läuterer's topic in Nightmare in Norway
Ganz ehrlich, Artio, ich habe auch keine Ahnung, warum Rick mit Olga etwas zu tun haben sollte. Oder mit den anderen. Nichtsdestotrotz hat er sie auf jeden Ausflug mitgenommen, immer wieder Möglichkeiten zu einem Gespräch gegeben und versucht sie in Aktionen einzubeziehen. Dann kam immer "ist zu konzentriert aufs Schlittenfahren" oder "will nichts mit dir zu tun haben" usw usf. Sie scheint eigene Ziele zu verfolgen, die für die anderen nicht nachvollziehbar sind, und wenn jene dich zu sehr einschränken, kann auch kein Gruppengefühl aufkommen. Rick ist eine tickende Zeitbombe. Besser kann man es nicht ausdrücken. Aber zu der ist er auch erst gemacht worden. Am Anfang wollte ich nämlich nur nett im Salon im Zug mit anderen Charakteren quatschen. Das wichtigste an Rick ist seine Jähzornigkeit, er wurde provoziert und ich habe es ausgespielt. Warum sollte ich meinen Charakter nicht spielen können, wie ich es will, wo du das doch auch darfst (abgesehen von den Stellen, an denen ich dich übernommen haben soll und dir Wörter in den Mund gelegt habe. Stellen, die mir in der Retrospektive auch nicht mehr einfallen wollen ...)? Das ist einfach unfair und ich finde es schade, dass du das scheinbar anders siehst. Mehrmals habe ich noch mal zurückgeschaltet, aber eine Resonanz blieb großflächig aus. Ich fürchte, du nimmst Ricks Beleidigungen persönlich. Das solltest du nicht tun. Die sind NUR auf Charakterebene und haben rein gar nichts mit dir zu tun. Werde dir darüber im Klaren, ob du eine Motivation findest. Lass dir Zeit dafür. Denke aber daran, dass im Endeffekt alle unsere Charaktere ein zusammengewürfelter Haufen sind und dass zumindest bei den anderen zu funktionieren scheint, was die Motivation angeht. Übrigens: Einige Male, wo ich das Tempo anziehen sollte, war das nicht meine Entscheidung, sondern die der anderen, die mich gebeten hatten, einzugreifen. Gruß Blackdiablo PS: @SL: Meine nächste Aktion will gut überlegt sein. Ich werde verständlicherweise für meine Antwort eine Weile brauchen. Gedulde dich und genieße das Fest! PPS: @arme Leser: Wenn unser Spielstil zu krank ist, wie wäre es denn dann, wenn ihr einfach nicht mitlesen würdet? Nur so als Idee. -
"Aber natürlich kenne ich ihn! Und ich denke, das wissen Sie ganz genau, Mr. Venstram." Ich seufze und blicke zu Boden, dann schaue ich wieder hoch. "Hören Sie zu, es war nervliche Zerrüttung. EIn Ausrutscher, Angespanntheit oder Reflex, nennen Sie es wie Sie wollen. Ich kann es mir selber kaum erklären." Ich blicke ihm eindringlich in die Augen. "Er hat das Mädchen umgebracht. Es ging so schnell. Ich wollte ihn aufhalten. Das können Sie gerne Matilde fragen. Er hat das Mädchen aus meinen Händen geschlagen, um mich zu beschützen. Ich weiß nicht, was er in dem Augenblick gesehen hat, aber im Namen des Erlösers es kann kein freier Wille dahinter gestanden haben. Ich schätze aber, dass sie wenigstens auf der Stelle tot war." Ich richte meine Krawatte. "Haben Sie sie gesehen? Sie war mehr tot als lebendig. Sie litt grausame Schmerzen. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch gehen konnte. Ich verurteile Ha-... ich meine Farid nicht dafür. Es war eine schwere Nacht für uns alle. Nichtsdestotrotz musste ich Ihnen einfach dieses Geständnis machen. Was nützt Ihnen schon eine Lüge." Nun lächle ich wieder zufrieden.
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"Was kann ich Ihnen erzählen, Herr Venstram? Nun ich kann Ihnen genau erzählen, WAS vorgefallen ist. In allen Details, aber Ihre und auch meine Zeit ist kostbar, schätze ich, und so wäre es doch wünschenswert, dass Sie etwas näher definieren würden, was Sie interessiert. Soll ich Ihnen von dem wahnsinnigen Amokläufer berichten oder der armen Matilde, die wohl auf ewig Alpträume haben wird? Soll es lieber etwas mehr davon sein, wie das Zugpersonal versagt hat, oder lieber doch über die Toten? Ich war dabei. Sie werden niemanden finden, der Ihnen besser weiterhelfen kann als ich. Doch dafür wäre es wirklich freundlich von Ihnen, mir klar artikulierte Fragen zu stellen." Ich lächle und blicke ihm tief in die Augen. Schweineaugen. Ich wette, er würde alles blind in sich hineinfressen.
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"Danke, Torben. Ich werde mich nun am besten selber davon überzeugen." Torben entfernt sich mit einem Nicken. Ich betrete das dunkle Reich des Schweins und wirke gefasster, als ich es mir je hätte vorstellen können. "Herr Venstram", rufe ich erfreut. "Konnten Sie Ihre weiteren Befragungen zu Ihrer Zufriedenheit abschließen?" Ich bleibe hinter dem Stuhl vor dem Schreibtisch stehen und lege meine makellos reinen Finger auf den Rücken des Stuhls.
