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Frieden auf Erden


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Die bereits im Topic "Wünsche werden wahr" angedeutete Idee für ein Abenteuer mit der Empathie-Droge habe ich ein bisschen ausgearbeitet. Den reinen Teil mit der Droge "Orange Eden" und ihrer Wirkung stelle ich mal hier da:

 

Frieden auf Erden

 

Einführung

Prof. Gregory Healey erforschte 1965 einen Indianerstamm und entdeckte eine unbekannte alte Droge, die au?ergewöhnliche Stärkung des Gemeinschaftsgefühls während kultischer Handlungen erzeugte. Der inzwischen fast ausgestorbene Stamm kante die Drogen nur noch in Legenden, aber Healey konnte noch den letzten Medizinmann ausfindig machen, der kurz vor seinem Tod das Geheimnis über die Herstellung der Droge preisgab.

Er stellte bald fest, da? die Droge keine telepathischen, aber starke empathische Fähigkeiten verlieh. ?ber einen begrenzten Zeitraum bewirkte sie, da? Menschen die Gefühle von Lebewesen in ihrer unmittelbaren Umgebung direkt spüren konnten. Nach langen Forschungen und Experimenten entwickelte Healey eine neue Variante der Droge aus dem synthetisierten Wirkstoff, die dauerhaft und ungleich stärker war. Er nannte die Droge "Orange Eden"

Er erkannte schnell das ungeheure Potential dieser Droge, die das ganze Weltgefüge auf den Kopf stellen könnte. Er kodierte seine Aufzeichnungen und hielt seine Entdeckung geheim, die ihm vielleicht den Nobelpreis eingebracht hätte. Seine Pläne waren grö?er; er wollte Gewalt, Grausamkeit, Gier und Neid aus der Welt verdrängen. 1968 war seine Arbeit weit genug fortgeschritten, um die Umsetzung seines Plans zu starten. Er zog in den abgelegenen kleinen Ort Abrahams Crack, um den ersten Testlauf zu wagen. Nachdem die se?haften Bewohner erfolgreich kontaminiert wurden, zieht es der philantrophische Professor vor, nun auch mobilere Personen in den erlauchten Kreis der von Orange Eden Erleuchteten aufzuziehen û nämlich die Charaktere.

 

Orange Eden und seine Wirkung

Orange Eden ist ein orangefarbenes (man könnte es auch als maisgelb bezeichnen) Pulver, das über Hautkontakt oder als Aerosol aufgenommen werden kann. Für seine Ausbreitung verwendet Healey jenes noch näher beschriebene Gerät aus der Farmwirtschaft, da? in variierter Form als "Mighty Mite" in Vietnam eingesetzt wurde.

Wie erwähnt ist die Wirkung der Droge empathisch und nicht telepatisch. Es werden keine Gedanken oder äu?eren Sinneswahrnehmungen übermittelt, sondern Empfindungen. Die Auswirkung dieser Droge sind mehr als revolutionär, sie stellen das gesamte Weltbild in Frage. Der Folterknecht erleidet die Qualen seines Opfers am eigenen Leibe, und der Diktator spürt die geballte Furcht seines Volkes, wohin er sich auch verkriechen mag. Der General im sicheren Bunker nimmt die Leiden seiner Soldaten im Schützengraben durch die Betonmauern wahr, und der Mörder spürt das Messer im eigenen Rücken. Der volle Kühlschrank im eigenen Haus nutzt nichts, wenn der Nachbar hungert, und der Reiche hat keine Freude an seinem Luxusgebi?, wenn er die Schmerzen des Rentners spürt, der sich die Zahnbehandlung nicht leisten kann. Aber Orange Eden beschränkt die Empathie nicht nur auf Menschen. Der Pelzjäger erschlägt sein letztes Robbenbaby, und der muslimische Metzger, der dem Hammel ohne Betäubung die Kehle durchschneidet, teilt sich die Agonie mit dem langsam verblutendem Schaf. Auch Tiere können unter den Einflu? von Orange Eden geraten, was besonders schwerwiegende Folgen für die Íkologie hätte. Alle höher entwickelten Raubtiere wären zum Aussterben verurteilt, und die sich dann massenhaft vermehrenden Beutetiere könnten nur mit schmerzlos wirkenden Mitteln bekämpft werden.

Doch nicht alle Folgen der Droge sind negativ. Der freundliche Philosoph überträgt seine Ruhe und Gelassenheit auf seine Umgebung, und der Freudenausbruch des Einzelnen überträgt sich auf die Stimmung vieler anderer. Zum ersten mal kann man Freude wirklich teilen, und Mitgefühl erhält eine neue Dimension. Danke, Bitte und Gesundheit sind keine leeren Höflichkeitsflosskeln mehr; sie werden überflüssig weil die Empfindungen die Wahrheit übermitteln. Geteilter Schmerz ist wirklich halber Schmerz; der Verletzte wird nach dem Unfall nicht mehr liegengelassen, und der Verzweifelte mu? nicht mehr bitten.

Orange Eden wirkt im Gegensatz zu der indianischen Droge nach einmaliger Einnahme dauerhaft. Die Indianer wollten nur in ihrem kleinen Kreis und zu festgelegten Zeiten gemeinschaftlich fühlen; das Massakrieren und Foltern der Feinde mu?te dagegen mit sowenig Mitgefühl wie möglich stattfinden. Die Wirkung von Orange Eden ist ebenfalls ungleich stärker als die originale Droge, aber die Wirkung wird durch verschiedene Faktoren begrenzt.

Die vier Faktoren für die Stärke der Wirkung sind:

1. Die Komplexität des Nervensystems. Der Mensch, der einen Käfer zertritt, wird selbst einen heftigen Schmerz spüren, der aber nur von kurzer Dauer ist. Ermordet er einen Menschen, wird er mit gro?er Wahrscheinlichkeit an dem Schock sterben. Umgekehrt wird es den Käfer wenig berühren, ob ein Mensch oder Käfer in seiner Nähe stirbt, obwohl er beides als unangenehme Wirkung verspürt. Allgemein spüren alle Säugetiere genug, um durch den Tod eines anderen Säugetieres in der Nähe einen gefährlichen oder gar tödlichen Schock zu erleiden.

2. Die Entfernung. Der Berliner spürt nichts von den Qualen des Bergsteigers, der mit gebrochenen Beinen in einer abgelegenen Felsspalte des Himalayas liegt. Aber die Ohrfeige, die er seinem Gegenüber verpa?t hat, spürt er genau auf den eigenen Wangen. Es ist keine genaue Entfernungsangabe durch die vielen mitspielenden Faktoren zu geben. Aber alles, was sich im Bereich von einem Meter Entfernung abspielt, wird mit fast unveränderter Intensität wahrgenommen. Selbst auf eine Entfernung von 50 Meter sind die Empfindungen nur gering abgeschwächt.

3. Die Qualität einer Empfindung. Eine starke Qual überträgt sich intensiv über weite Entfernungen, eine oberflächliche Stimmung strahlt wenig ab. Aber auch starke positive und ekstatische Gefühle sind in ihrer Wirkung genauso intensiv wie die negativen; der gemeinsame Orgasmus gelingt zu 100%.

4. Die Quantität einer Empfindung. Die Qual des Fisches an der Angelrute fügt dem Angler keinen körperlichen Schaden zu, aber sie ist stark genug, um ihn das Angeln für alle Zeiten zu vermiesen. Die millionenfache Agonie eines Fischschwarms in dem Schleppnetz wird die Fischer bewu?tlos auf die Planken schicken. Den Hungernden in 30 Kilometern Entfernung wird man nicht bemerken. Ein ganzes hungerndes Volk summiert seine Leiden so sehr, da? es für das wohlgenährte Nachbarland unerträglich wird.

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Hm, mal aus reiner Neugierde: Kann es zu Kettenreaktionen kommen?

Wenn die Qualen eines hungernden Volkes sich auf das Nachbarland übertragen, spürt man dann im nächsten Land genau das Gleiche? Und wenn das Volk des Nachbarlandes in der selben Situation ist, wird dann diese Qual verstärkt oder würde sich da nichts ändern?

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Das Problem der Charaktere ist, da? sie von Orange Eden kontaminiert werden. Wenn die Wirkung nur temporär wäre, bräuchten sie sich nur an einem abgelegenen Ort verkriechen, bis die Wirkung vorbei ist. Bei anhaltender Wirkung müssen sie aber versuchen, die Wirkung loszuwerden, da sie sonst früher oder später wahnsinnig werden, wenn sie alleine die hässlichen menschlichen Gefühle der "normalen" Menschen spüren. (Der Ort, an dem die Droge zuerst getestet wurde, wird im abenteuer genau beschrieben). Wenn schlie?lich noch die Empfindungen von Mythoskreaturen hinzu kommen, gibt es ein echtes Problem. Und die Probleme mit der Waffe zu lösen, ist ganz und gar vorbei - Die Charaktere bekommen den Schaden, den sie einem anderen Wesen zufügen, direkt in Stabilitätspunkten abgezogen. Und bei jedem Wesen da? sie töten, besteht eine prozentuale Wahrscheinlichkeit, da? sie selber am Schock sterben. (Die Prozentchance könnte z.B. der Intelligenz des Opfers entsprechen).

 

Zu der Frage mit der Kezttenreaktion: Die Stimmung überträgt sich untereinander, nimmt aber auch jeweils etwas ab (Entropie). Der Psychopath drückt die Stimmung seiner Familie mit Angst und Hass nieder, die Stimmung der Familie hat einen negativen Einflu? auf die übrigen Bewohner in dem Mietshaus, etc.

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  • 2 weeks later...

Ich hab noch einpaar Fragen zu dieser interessanten Abenteueridee für die Praxis:

Wenn zwei widersprüchliche Gefühle aufeinandertreffen, wie ist es damit? Wenn ein Samariter neben einem Menschenfeind daher geht? Wenn ein Lüstling neben einer Prüden im Lokal sitzt? Heben sich die Gefühle auf, wenn sie etwa gleich stark sind oder gewinnt derjenige mit dem höheren MA-Wert?

Wären Widerstandswürfe angebracht, um von den Gefühlen des Gegenübers nicht übermannt zu werden?

 

 

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Klingt auf jeden Fall extrem faszinierend. Vollkommen permanent klingt für mich aber auch etwas schwierig zu handhaben, obwohl als One-Shot recht reizvoll.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es übrigens in Joe Haldemans "Der Ewige Friede".

In diesem Roman sind Soldaten per Computer "zusammengeschaltet" um Drohnenteams besser als Team kämpfen zu lassen. Die Dauer dieser Einsätze ist begrenzt, da sich bei den ersten Testläufen herausstellte, dass die kontrollierenden Soldaten irgendwann auch eine starke Form der Empathie entwickelten, die es ihnen unmöglich machte, weiter zu kämpfen und zu töten.

Das Buch endet damit, dass die auf "friedlich" gepolten Soldaten den Rest der Menschheit zwangsweise zusammenschalten, um jegliche Form von gewaltsamem Konflikt abzuschaffen.

 

Theoretisch denkbar für Dein Szenario wäre ja auch eine langsame Anreicherung im Körper, die sich erst langsam bemerkbar macht, bis man schlie?lich feststellt, was tatsächtlich mit einem geschehen ist.

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Ich habe an dem Abenteuer noch ziemlich weitergeschrieben, worin sicher noch ein paar Fragen geklärt werden. Es ist so, da? niemand die Denkweise eines anderen übernimmt, sondern es ist eine zusätzliche Sinneswahrnehmung vorhanden, mit der man die fremden Gefühle wahrnimmt. Diese ersetzen nicht die eigenen Empfindungen, sondern ergänzen sie. Der Pazifist neben dem Militaristen kann die Agressivität des Gegenüber spüren und der Schläger die ruhige Austrahlung des anderen. Die Gefühle heben sich nicht gegenseitig auf.

Bei sehr vielen Eindrücken in Menschenmassen verschmelzen jene zu einer art mentalen Suppe, die das Individum stets wie ein Hintergrundrauschen spürt.

Besonders heftige Empfindungen (Schmerz, Todesangst) überlagern natürlich schwächere Empfindungen und sorgen so zu einer starken Belastung, die im Interesse aller abgestellt werden mu?.

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So, da? Abenteuer ist in seiner ersten Fassung fertig. Wenn es jemand probespielen möchte, kann er die "geheime" Erstversion haben. Dann würden mich auch Reaktionen interessieren, ob solche Abenteuer auch auf Gegenliebe bei offiziellen Publikationen oder der CW stie?en - auf der Homepage scheinen sie ja an vielen nicht zur Kenntnis genommen zu werden.

 

(Jetzt war ich zu schnell zum einloggen)

Zodiak

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Spannende Idee ! Ob sie spielbar ist, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wird man sich als Spielleiter den Mund fusselig schildern müssen. Da sollte einem das "gute Alkfrei" besser nicht ausgehen, sonst machts die Stimme nach...

 

Viele Glück mit Deiner Idee, Jack

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