Jump to content

[Spoiler] Orient Express: Mailand


Guest Gast
 Share

Recommended Posts

Aus meiner Sicht ist das Mailand-Kapitel in der Orient-Express-Geschichte völliger Nonsense.

Warum sollte Facci mit der "geliehenen Stimme" sich ausgerechnet im Dom aufhalten und Nachts auch noch wie ein Obdachloser durch die Strassen ziehen und mit seiner neuen Stimme unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen?

Ich meine: Wir reden hier von Mailand, also einer gro?en Stadt und nicht von Klein-Kleckersdorf, wo man zwangsläufig zu jedem Kontakt in der örtlichen Bierstube hat.

 

Wenn ich ein reicher Industrieller mit Dreck am Stecken währe, würde ich doch erstmal versuchen Aufmerksamkeit zu vermeiden und mich nicht in der Nähe der Oper sehen zu lassen, vor allem dann nicht, wenn ich meine Stimme vor dem wichtigen Abend (Aida-Premiere) ausprobieren will und somit das Risiko eingehe geschnappt zu werden oder zumindest in den Verdacht komme etwas seltsames bzw. kriminelles getan zu haben.

Facci ist ein Industrieller, und somit der Stadt wohl nicht ganz unbekannt (immerhin hat er ja auch Beziehungen in die "guten Kreise"). Wie währe es wohl, wenn Lisa Dräger (Chefin des Dräger-Imperiums) mit der Stimme eines Pavarotti um den Lübecker Dom schleicht und in der Nacht Arien trällert? Zumindest würde das eine lustige Titelstory der ansässigen zeitung nach sich ziehen.... ;)

 

Also baute ich das Abenteuer komplett um, und herraus kam eine Geschichte voller Intrigen, konkurrierender Mafiosis im Stil der Cosa Nostra und ein mindestends ABENDF?LLENDES Szenario (meine Gruppe war bereits etwas entgeistert, das das Lausanne-Kapitel relativ kurz war- der Vorwurf, das man lediglich von Stadt zu Stadt hetzt wurde erstmals laut).

Die Gruppe gerät zunächst zwischen die Fronten einer Mafia-Auseinandersetzung zweier verfeindeter "Familien".

Allerdings wird sich die Gruppe dann relativ schnell als Verbündete auf die seite einer der Familien (eine von mir eingeführte Gruppe) schlagen (müssen), da die andere Familie (Facci als Anführer) die Cavolaro (welche mit dem verfeindeten Mafia-Boss verschwägert ist) entführt hat.

 

Daraus ergeben sich eine ganze Reihe von lustigen Nebenhandlungen (Infiltration einer Villa die eine Menge Infos aber auch einen Haufen Gangster beinhaltet, Verfolgungsjagden mit dem Automobil in der verkehrsreichen Metropole Mailand, Scharmützel mit Gangstern und der Polizei etc. pp.).

Ein weiterer Vorteil: Zumindest in Venedig und Triest können die Gruppe Verbündete in Form des "langen Armes" des "verbündeten" Mafia-Clans bekommen.

Muss man zwar nicht zwangsläufig der Gruppe zugestehen (kommt darauf an, wie gut sich die Spieler machen), allerdings stelle ich mir eine strategisch ausgetüfftelte Strassenschlacht in den Strassen und Kanälen von Venedig zwischen Schwarzhemden und einem Verbrechersyndikat (mit den Spielern)- die Möglichkeiten sind vielfältig und man verlässt die Gefahr des "Rail-Roadings", welche sich aus dem Handlungsablauf bis nach Konstantinopel ergibt.

 

Somit kann man zumindest ganz Mailand als Schauplatz nutzen (immerhin hat man ja unendlich viel Bonus-Material im Anhang, was die Geschichte aber auch nicht rausreisst), und muss nicht das ganze Szenario auf einen Stadtteil eingrenzen (Galeria Emanuelle, im Norden die Scala und im Süden der Dom). Es ist doch schon etwas unglaubwürdig, wenn in einer der gro?en Metropolen der Welt sich die Gruppe quasi auf die Füsse mit dem Mann tritt, den man (über Umwege) sucht bzw. als Gegner hat.

 

Somit betrachte ich das Mailand-Kapitel als "Grundbausatz" für eigene Ideen und bin etwas enttäuscht über eine Reihe schnell zu durchspielender Szenarios (ich sage nur Lausanne: Ankunft, Gespräch Wellington, Gespräch Herzog, und dann gleich Traumwelt da meine Spieler schnell Lunte rochen, Ende- Spieldauer: ca. 6 Stunden. Paris war auch an einem Tag durch und somit haben sich die 25,- Euro für den zweiten Band kaum gelohnt- über den ersten Band schweige ich mich mal hier jetzt aus.... Weniger "Regonalia", dafür angemessenere Preise währen wohl besser gewesen, aber das wurde ja schon an anderer Stelle hier in diesem Theater besprochen...).

 

Es grü?t...

 

Vito Corleone aka Raven Unbekannt

Link to comment
Share on other sites

Na das klingt doch mal net uninteressant..

 

- ich denke das liegt letztlich bei jedem einzelnen von uns, wieviel Arbeit man als SL zusätzlich investieren kann.. inwieweit das wirklich dem OE-Material anzukreiden ist, ist allerdings eine andere Frage. Was du gemacht hast, war, das vorhandene Szenario um Elemente au?erhalb des Mythos zu erweitern. Und das, denke ich, ist (a) immer gut, aber (B) auch eine Frage dessen, auf was die Spieler denn so iA stehen... (wie du das darstellst, gibt's zwischen deinen Spielern und meiner alten Gruppe einige Affinitäten - so gut ich persönlich zB das "Mädchen im Schnee" finde, könnt ich's doch mit diesen Leuten niemals spielen; das rei?t die einfach net vom Hocker, das ist nicht ganz das, was die im Rollenspiel haben möchten).

 

Im Prinzip kann man das ja mit jedem Abenteuer in jedem gekauften Band machen; ich denke, es ist deren Grundaufgabe, vorrangig das darzustellen was in der einen oder anderen Weise mit dem mythos-relevanten Plot zusammenhängt. Wenn sie zusätzlich Extras au?erhalb des Mythos beinhalten (vgl Venedig), prima - aber grade wenn ich Kampagnen leite, hat das Einfügen von gruppenspezifischen Zusätzen besonderen Reiz, und man kann schon mal ziemlich ausführliche, ma?geschneiderte Nebenplots einbauen.

 

Das mal allgemein, und spezieller:

Faccia im Duomo: das Problem war mir nicht aufgefallen. Der Mann ist halt sehr seiner Heimatstadt und ihren Schönheiten verbunden. Und da wir uns zu Anfang der 20er befinden, ist der Rummel, der um Prominente gemacht wird, noch wesentlich geringer als heute; da müsste der schon mal auf eigene Faust und allein in die Stadt gehen können.

Gesang bei Nacht: Korrekt. Hat mich auch gewundert. (Logik beiseite, kann das aber sehr stimmungsfördernd sein.)

Ausweitung des Schauplatzes: Guuuuute Sache das; die Veröffentlichung deckt halt offenbar alles ab, was einem in Amerika als wichtig in Mailand erscheint - aber die räumliche Ausdehnung ist... wie wennste ein Abenteuer in München hast, das sich nur zwischen Stachus und Marienplatz abspielt.

Rivalisierende Familien: Hm hm ja ja, schon schon - aber ist das nicht vom Handlungsmotor her ein bissl arg nah am Nicht-Mythos-Plot in Venedig?

 

Aber, right on: ich find's'n guten Einfall, hier gelungene Erweiterungsideen mitzuteilen, dankeschön. (Wenn ich Zeit finde, umrei?e ich in nem Nachbarthread zu diesem hier mal noch meinen eigenen Nebenplot für Venedig.)

 

 

 

PS: Mach doch mal wer n Spoiler-Vermerk in den Titel von diesem Thread, wenn wir schon so unverblümt reden.

Link to comment
Share on other sites

Was das Paris/Mädchen im Schnee-Abenteuer angeht: Das war bisher der absolute Höhepunkt!!!

Ich hatte zwar auch meine Bedenken, mit meiner Gruppe bzw. mit einzelnen Spielern bestimmte Szenen zu spielen, ohne das die Geschichte ins kitschige bzw. lächerliche Gebiet der pubertären Einfalt abgleitet (diesem Alter sind meine Spieler Odin-sei-Dank schon seit einigen jahren entwachsen...). Vor allem denke ich da an die Szene, in der sich das Mädchen einem der Spieler hingibt bzw. intim mit ihm wird- aber grade das war eine grandiose Szene, die zumindest bei dem betroffenen Spieler einschlug wie eine Bombe!!

 

Grade das es mal NICHT um ein schleimiges Monster, sondern um eine mysteriös-melancholische Liebesgeschichte ging (und die damit verbundene Atmosphäre) kam sehr gut an.

 

Gru?...

 

Raven Unbekannt

Link to comment
Share on other sites

  • 3 weeks later...

Kleine Frage am Rande: Was geschieht eigentlich wenn die Spieler in Mailand beginnen Recherche über den Gremanci zu betreiben? Können sie dann schlichtweg nichts über ihn in Erfahrung bringen, oder finden sie Verweise auf Venedig?

Wie habt ihr das geregelt?

Link to comment
Share on other sites

Original von Testos

Kleine Frage am Rande: Was geschieht eigentlich wenn die Spieler in Mailand beginnen Recherche über den Gremanci zu betreiben?

 

Na, ja: wenn sie Glück haben, haben sie einen Reiseführer mitgenommen, in dem sie eigentlich immer den Verweis auf die richtigen Gremanci finden können, wenn sie denn drauf kommen, da nachzusehen (vgl. III 9:00).

Wenn sie da aber nicht drandenken und stattdessen in Mailand anfangen rumzurecherchieren... dann sollten sie - eben weil Gremanci so ein häufiger Name in Venedig ist (III 8:55) - sogar zwei oder drei Gremanci der Gegenwart erwähnt finden: Lokalpolitiker, Geschäftsleute, durchaus wohl auch ein wenig über den Conte Alvise... und warum nicht auch die Puppenmanufaktur.

Das alles wahrscheinlich nicht ohne leichte oder auch normale Bibliotheksnutzung (wenn sie in Mailand zu suchen anfangen, gibt's bestimmt mehr Texte über Venedig durchzuackern), und ggf auch wieder mit Glück... das Klingelputzen in Venedig ist IMHO vor allem eine gerechte Strafe für Charaktere, die die Lektion über zeitiges Recherchieren immer noch nicht gelernt haben. :evil:

 

Nur mal so ausm ?rmel geschüttelt, meine 2 Milligramm Hirn wieder für heute... 8o

 

Edit: grad seh ich noch, dass es ne ganze Reihe von Dogen des Nachnamens Grimani gab - ob das auch für 3 Minuten Verwirrung gut sein könnte?

Link to comment
Share on other sites

  • 8 years later...
 Share

×
×
  • Create New...