Jump to content

Einflüsse auf HPL


Magister Mirko
 Share

Recommended Posts

Eine kleine Sammlung der Einflüsse auf den Meister.

 

Neben Poe und dem New Yorker Exil sind viele Einflüsse auf den Meister zu verzeichnen. Ein sehr wichtiger Einfluss ist natürlich Lord Dunsany.

 

Edward John Moreton Drax Plunkett, 18. Baron von Dunsany, irischer Adliger. Neben zahlreichen Poemen und den bekannten Fantasy Geschichten, verfasste der Lord auch Theaterstücke.

 

Man kann sagen, dass der Lord ein typischer "Gentleman" war, wie R. Boerem ihn deffiniert (s. R. Boerem: Lovecraft an the Tradition of the Gentleman Narrator). Er war Offizier im Zweiten Burenkrieg und im Ersten Weltkrieg, galt aus guter Pistolenschütze, Cricket- und Schachspieler. Weithin bekannt ist seine exzentrische Behauptung, er habe seine Werke mit einer Gänsefeder geschrieben.

 

In HPLs Bibliothek befanden sich nicht weniger als 14 verschiedene Exemplare seiner Werke (s. S.T. Joshi: Lovecraft's Library).

 

Am 20.10.1919 wohnte HPL einer Lesung des Lords in Boston bei.

 

Eine bekannte Aussage des Lords ist:

äIch schreibe niemals über Dinge, die ich gesehen habe, nur über die, von denen ich geträumt habe.ô

 

Bereits bevor der Lord diese Aussage machte, dürfte HPL diese besonders eigene Poetik erkannt haben. Die erste "Dunsanian story" HPLS war "The White Ship". Einflüsse des Dunsanischen Werks sind vor allem in den Traumlande Erzählungen aufzufinden.

 

Bemerkenswert ist, dass der Lord offenbar einige der Erzählungen HPLs kannte. Das jedenfalls soll aus einem Brief an A. Derleth hervorgehen (vom 28.3.1952):

"I had an odd interest in Lovecraft's work because in the few tales of his I have read I found that he was writing in my style, entirely originally & without in any way borrowing from me, & yet with my style & largely my material." (cit. nach S.T. Joshi: H.P. Lovecraft - A Life)

Joshi nennt den Lord "Lovecraft's God of Fiction."

 

Letztlich haben wir eines der drei "Hauptthemenfelder" , die Traumlande, dem Einfluss Dunsanys auf HPL zu verdanken. Neben den Mythoserzählungen die vielleicht wichtigtste Sammlung von Erzählungen und, wie ich anmerken darf, die schönste.

 

1922 widemte HPL dem Lord einen Essay, in dem er -natürlich- das Werk und die Herkunft des Lords pries.

Vielleicht ist bemerkenswert, dass HPL etwa zeitgleich mit der Lesung des Lords im Herbst 1919 erst angefangen hat, die Werke Dunsanys zu lesen. In unmittelbarer Folge schrieb Lovecraft die von Dunsany beeinflussten Werke. "The White Ship" folgte im Oktober 1919 (nach Joshi). Leider ist nicht übermittelt, ob Lovecraft diese Erzählung vor oder nach der Lesung Dunsanys geschrieben hat. Es folgten "The Doom That Came To Sarnath" (nach Joshi 3.12.1919), "The Street" (1920), "The Tree" (1920) u.a.

 

Das war nur ein klitzekleine Appetithappen, den Ansprüchen eine wirklichen Auseinandersetzung (noch) nicht genügend.

 

Wenn ich weiter anmerken darf auch nicht ohne mysteriösen Hintergedanken, denn letztlich bin ich selbst durch zwei Bücher zu Lovecraft gekommen. Einige kennen die kleine Geschichte schon.

 

Weihnachten 1989, ich war in Aachen. Erst vor ein paar Wochen hatte mich Hansi Kürsch von Blind Guardian in einer Diskussion über phantastische Literatur auf "Das gro?e Buch der Fantasy" aus dem Bastei Verlag aufmerksam gemacht, da dort eine kleine Biografie über Michael Moorcock zu finden war. Ich las mich also durch die Anthologie und blieb bei Lord Dunsany und Lovecraft hängen, deren Biografien mich faszinierten.

In Aachen dann, abgesetzt von der Weihnachtsstressfraktion, fand ich einen kleinen Buchladen unweit des alten Rathauses. Es war ein Samstag Abend und der Laden hatte noch geöffnet. Vor dem Laden befand sich die übliche Antiquariatskiste, die hier ein alter Koffer (!) war. Darin Lord Dunsanys "Fenster zu einer anderen Welt", Insel Ausgabe, Bibliothek des Hauses Usher, wer erinnert sich nicht gerne an die schwarzen Einbände und die grünen Seiten. Lord Dunsany, Einfluss auf Lovecraft, schönes Buch, netter Laden und rein.

Der Laden selbst war sehr ansprechend. Bücherregale bis unter die Decke und am Ende des Ladens ein dezent beleuchteter Schreibtisch und gegenüber der Regale, die mitten durch den Raum liefen (!), ein Sessel. Da sa?en also zwei Buchhändler und unterhielten sich über Tolkien. Was kann es besseres geben?

Unter anderem wegen dieser Geschichte bin ich Buchhändler geworden, was ich nicht so schätze wie die Bekanntschaft mit den Werken Dunsanys und Lovecrafts.

 

Vielleicht spielt mir die Phantasie einen Streich und der LAden war gar nicht so schön, aber das spielt keine Rolle, denn der Laden existiert nicht mehr.

 

Hier noch einige links:

 

Eintrag aus der Bibliotheka Phantasia:

http://bibliotheka-phantastika.de/autoren/autordunsany.htm

 

 

Eine wirklich hochinteressante Seite mit verschiedenen links (mal runterscrollen und staunen, welche Autoren da noch angeführt werden)

http://alangullette.com/lit/dunsany/

 

Die offizielle Seite der Familie Dunsany:

http://www.dunsany.net/

 

Online Bücher Dunsanys:

http://onlinebooks.library.upenn.edu/webbin/book/search?author=Dunsany

 

Derzeit lieferbar ist u.a. "Das Land des Yann" in der Neuedition der "Bibliothek von Babel"

 

http://www.bibliothekvonbabel.de/bibliothek/band-8.shtml

 

 

Hoffe denn mal, nicht zu sehr gelangweilt zu haben.

Ahoi

M.

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...