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Kosmologie vs. Lovecraft


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Ich empfinde das Problem der nicht mehr ganz so zeitgemä?en naturwissenschaftlichen Annahmen Lovecrafts ebenfalls als störend.

 

Ich wei? nicht wie es so weit kommen konnte, aber meine aktuelle Runde wird von Physikern, Ingenieuren und Informatikern bevölkert. :D

Wie auch immer, die Denkweisen der Spieler (und ihres SL) sind schwer durch die aktuelle naturwissenschaftliche (und westliche) Weltanschauung geprägt. Fantasy, die Traumlande oder der Mythos sind ok, denn hier wird erwartet, dass die Dinge nicht so laufen, wie wir es im täglichen Leben gewohnt sind. Aber gerade kleine Brüche, wie Taucheranzüge im Weltraum könnte ich in meiner Runde nicht bringen, ohne Kritik zu ernten. Letztendlich erschweren solche Brüche den Spielern sich ganz in die Spielwelt und ihre Charaktere hineinzuversetzten. Solange es nur solche "Kleinigkeiten" sind, erlaube ich mir Details anzupassen. Das kann entweder in die wissenschaftliche Richtung gehen (au?erirdische Technik, Prototyp eines Erfindergenies,...) oder mental entgegengesetzt in die fantastische Richtung (Mythosmagie), wobei ich letzteres nur als Notlösung betrachte.

 

Ich finde gerade bei Cthulhu sollten die Spieler sich in der Welt mental zu Hause fühlen, denn dadurch wird der Kontrast zwischen dem "Normalen" und dem "Unbegreiflichen" maximal.

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Original von Paradroid

Ende des 19. Jahrhunderts konnten bereits Aussagen über die Erscheinung des Mondes getroffen werden, die auch heute noch weitestgehend Gültigkeit besitzen.

- es war aber auch noch ebensogut möglich, Aussagen zu treffen, die heute völlig fremdartig erscheinen; hätte Hörbiger seine Glazialkosmogonie 15 Jahre früher veröffentlicht, wäre sie bis zu Einstein noch auf jeden Fall ernstzunehmen gewesen. (?ther-erfülltes Weltall inklusive dadurch hervorgerufener Planetenbremsung, Hei?-Kalt-Dialektik als Grundmotor allen kosmogonen Geschehens)

 

Original von Paradroid

Jeder wissenschaftlich interessierte Mensch wird demnach in den 1920er-Jahren gewusst haben, dass der Mond keine Atmosphäre hat.

Aber auch da gab's Leute, die heute Verschwörungstheoretiker, Kreationisten o.ä. wären. Auch wir heutigen sind keineswegs in der Lage, diejenige Lesart der String-Theorie korrekt wiederzugeben, die in 80 Jahren im Abitur abgefragt werden wird.

 

In Lovecrafts "Bergen des Wahnsinns" gibt's allerdings schon einen Hinweis auf Plattenverschiebung. Mit dem, was zu seiner Zeit klar als pseudowissenschaftlicher Unfug erkennbar war, hatte er's also auf jeden Fall nicht. (Und das ist die wichtige Unterscheidung, IMHO.)

 

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Original von Phil Maloney

Auch wir heutigen sind keineswegs in der Lage, diejenige Lesart der String-Theorie korrekt wiederzugeben, die in 80 Jahren im Abitur abgefragt werden wird.

 

String-Theorie ist kein schlechtes Beispiel, aber auch die Quantentheorie in all ihren Schattierungen kann einem das Hirn verdrehen. In regelmä?igen Abständen versuche ich immer wieder mein Verständnis für diesen Zweig der Physik zu vergrö?ern, aber da die Aussagen der Quantentheorie unserem alltäglichen Verständnis der Wirklichkeit teilweise so konträr gegenüber stehen, will es mir nicht gelingen. Bin wohl einfach zu doof ;)

 

Aber ernsthaft, die Quantentheorie ist für mich das realweltliche Gegenstück zu Lovecrafts kosmischer Wirklichkeit. Ein Mensch kann diese nicht begreifen, es sei denn er verändert sein Weltbild, sprich seine persönliche Vorstellung von der Wirklichkeit. Und im Falle von Lovecrafts Kosmologie bezahlt er diesen Perspektivenwechsel mit seiner geistigen Gesundheit.

 

Um zum Thema zurückzukommen:

Letztendlich ist Rollenspiel (und Lovecrafts Kosmologie) Fiktion und Spieler und Spielleiter gestalten gemeinsam die Spiellregeln dieser gedachten Spielwelt. Also, werde deiner Rolle als Schöpfer dieser Welt gerecht, werde kreativ, tu was du willst und hänge nicht zu sehr am Buchstaben eines Abenteuers wenn es dir nicht gefällt.

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Original von Phil Maloney
Original von Paradroid

Jeder wissenschaftlich interessierte Mensch wird demnach in den 1920er-Jahren gewusst haben, dass der Mond keine Atmosphäre hat.

Aber auch da gab's Leute, die heute Verschwörungstheoretiker, Kreationisten o.ä. wären. Auch wir heutigen sind keineswegs in der Lage, diejenige Lesart der String-Theorie korrekt wiederzugeben, die in 80 Jahren im Abitur abgefragt werden wird.

 

Wieso String-Theorie beschwören, wenn es auch einfacher geht? Man braucht sich doch einfach nur anzuschauen, welch abstruse Vorstellungen die meisten Menschen von Computern haben, obwohl diese heute weit gegenwärtiger sind als die Atmosphären fremder Planeten es jemals waren.

 

 

Zwei Off-Topic-Anmerkungen:

ò Die String-Theorie ist eine nach heutigem Stand der Technik unfalsifizierbare Hypothese û im Gegensatz zur Quantenmechanik oder Atmosphären fremder Planeten.

ò @Yig: Ich habe zwar keine Ahnung, auf welchem Wege Du versuchst, die Quantenmechanik zu verstehen, aber lass Dir gesagt sein, dass die meisten populärwissenschaftlichen Beschreibungen schlichtweg falsch sind.

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Original von Wrzlprmft

ò @Yig: Ich habe zwar keine Ahnung, auf welchem Wege Du versuchst, die Quantenmechanik zu verstehen, aber lass Dir gesagt sein, dass die meisten populärwissenschaftlichen Beschreibungen schlichtweg falsch sind.

 

Falsch, weil zu sehr vereinfacht oder falsch weil die Autoren es ebenfalls nicht geblickt haben?

Wie auch immer, falls sich die Gelegenheit ergibt, sollten wir uns zu einem netten, philosophischen Plausch zusammensetzten und ich gebe dir die Chance mir zu erklären, was richtig ist. :D

Wie viel mathematisches Grundlagenwissen muss ich mitbringen? :)

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Original von Wrzlprmft

Wieso String-Theorie beschwören, wenn es auch einfacher geht?

 

Stimmt im Prinzip, aber ich wollte ja im kosmologischen Bereich bleiben. Um aber nachzubessern, schön: Wer unter uns Heutigen (Nicht-Physikern) könnte schon die Lesart der Quantentheorie erläutern, die in 80 Jahren als Abiturwissen gelten wird?

 

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Es haben sich in dieser Diskussion eigentlich zwei Lösungsansätze für meine Frage herausgebildet:

 

fnord würde die Naturgesetze dem Genre anpassen. Das hat den Vorteil, dass sich Geschichten dem Genre entsprechend spielen lassen, kann aber zu unfreiwillig lachhaften Szenen führen, siehe Dumon.

 

Yig würde den heutigen Stand der Erkenntnis zu Grunde legen und Widersprüche möglichst gerade biegen. Das hat den Vorteil, dass das Spielgeschehen für viele realer wirkt, schränkt aber die Möglichkeiten der Story ein, da man auch die Technikentwicklung sorgfältiger prüfen müsste: Also keine Mondlandung in den 1920ern oder eine Nautilusfahrt in den 1890ern usw.

 

(Dritte versuchen, die String-Theorie zu verstehen oder sämtliche naturwissenschaftlichen Kontraste zu Lovecrafts Zeit derart klein zu reden, dass man sie nicht mehr diskutieren muss.)

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