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interessantes Spielerverhalten


G4schberle
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Ich habe vor etwas längerer Zeit mit einem guten Freund ein Einzelabenteuer (1 vs SL) gespielt. Nach den ersten zwei Begegnungen mit dem Mythos, war das Leben des SC schon ziemlich zerstört (rechter Arm amputiert, Ehe zerrüttet, Freund tot, von der Arbeit beurlaubt), aber seine GS war durchaus noch ausreichend, um ihn spielen zu können. Allerdings hat der Spieler seinen SC damals, ab dieser Stelle, alle Mythoseinflüsse ignorieren, und nichts mehr aktiv unternehmen lassen. Sowohl SC als auch Spieler empfand ich, in der Endphase des Abenteuers, als flegmatisch. Das führte dann natürlich zu einem sehr tragischen Ende.

 

Wie sich herausstellte, als ich vor Kurzem mit ihm darüber redete, hatte er das mit Absicht so gemacht. Er empfand die Story als so spannend, dass er sie voll genie?en wollte und keine Lust hatte, sich Gedanken zu machen, wie er den Mythos aufhalten könne. Er hat absichtlich ein Höhrbuch aus dem Abenteuer gemacht.

 

So etwas habe ich noch nie erlebt und finde es von daher interessant, da es konträr zur einschlägige Meinung (Ein Spiel ohne Handlungsspielraum ist kein RPG mehr. Der SL hat den Spielern immer möglichst viel Freiraum zu gewähren. Nur Geschichten erzählen ist "der letzte Mist") läuft.

 

 

Hattet ihr schon ähnlich skurrile/unnormale/unvorhergesehene Erlebnisse mit euren Spielern?

 

 

 

Reingehaun, G4.

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Zum Teil kann ich Deinen Spieler da voll verstehen (das "auskosten wollen"), zum Teil aber auch nicht (die "phlegmatische Sache"). Was ich dabei aber als wesentlich problematischer empfinde, ist, dass so etwas für den SL vielleicht sehr unbefriedigend ist. Schlie?lich geht es eben auch für den SL ja nicht darum, ein Buch vorzulesen (also eine vorgegebene Story herunterzuleiern), sondern (und grade beim 1:1) die Story durch die Entscheidungen des Charakters mitzuerleben...

 

Ansonsten finde ich da nichts "verwerfliches" dran. Solange es allen Beteiligten Spa? macht, ist mEn letztendlich alles erlaubt...

 

Ich hatte auch einmal eine skurrile Erfahrung. Allerdings war die Situation umgekehrt - ich war der Spieler. Das Ganze war allerdings in nem anderen System - beim alten Mage RPG. Ums zu erklären, muss ich (leider) kurz meinen Charakter darstellen...

Ich hatte einen verbitterten jungen Goth gebaut, der Zeit seines Lebens von Märchen, Romantik, Magie und Mythos fasziniert war. Allerdings wurde er zuhause mishandelt, und lernte schon früh auf, dass die wahre Welt so eben nicht ist. Magie gibt es nicht, usw. Er fühlte sich als im falschen Jahrhundert geboren (und ihn zog es eher zum viktorianischen Zeitalter hin), und haderte mit seinem Schicksal. Schlie?lich ri? er von zuhause aus, fand ein leerstehendes altes Gebäude mit einer gro?en Bibliothek an Romanen usw., und zog sich in seine eigene tragische Welt zurück, nur ab und an auf Dichterlesungen auftretend, und kellnernd, um sich über Wasser zu halten.

Joa, und wie konnte es anders sein - dann kam sein Erwachen als Magus. Plötzlich geschahen Dinge, die nicht sein konnten. Als Romantiker hätte er gerne an all das geglaubt, aber als Realist hatte er gelernt, dass die Realität so nicht ist. Daher konnte er all das nicht glauben, und auch nicht annehmen. Im Gegenteil - er vermutete eher, einem Wahn erlegen zu sein. Und schlie?lich musste ihm vom Magier-Konzil seine Fähigkeit (i.e. sein Avatar) wieder entzogen werden, da er sonst zu gefährlich hätte werden können. Der Charakter wurde also aus seiner eigenen Situation heraus zum NSC, da er als Charakter nicht mehr taugte...

 

Sorry wegen dem Exkurs.

Ich hatte es so angelegt, dass er quasi seine Träume zum Greifen nah hat, allerdings nicht glauben kann, dass diese Träume real sind, und so an seinem eigenen Schicksal scheitert. Eine tragische Figur par excellence, und es war eine super Geschichte.

 

...nur leider machte sich mein SL danach noch lange Vorwürfe, dass er es nicht geschafft hätte, aus meinem Char einen funktionierenden ebensolchen zu machen. Und er entschuldigte sich für sein Versagen, und die schlechte Story. Wobei dies für mich die beste Geschichte überhaupt war...

 

Mir fällt grade auf, dass es vielleicht gar nicht zum Thema passt, so richtig. Aber ich lass es trotzdem mal stehen...

;)

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So etwas habe ich bei meinen Spielern bisher nicht erlebt, die sind trotz schrecklicher Erlebniss immer voll und ganz bei der Sache.

 

Ich spiele auch Warhammer Fantasy und hier hatte ich mal einen Mitspieler, der war auch furchtbar phlegmatisch und hat wirklich fast nichts gemacht, dass war für mich als Spieler und auch für den SL nicht so berauschend. Konnte mich dann natürlich mit meinem Char schön ausleben, da der andere ja praktisch keine Aufmerksamkeit des SL brauchte!

 

Mein unvorhergesehendstes Erlebnis bei Cthulhu war bisher: Zu Weihnachten habe ich TEMPUS FUGIT (sehr zu empfehlen) aus dem Deutschland Band geleitet: Recht zu Beginn des Abenteuers läuft den Chars ein Kind vors Auto, sie steigen aus und das Kind greift, weil besessen (oder besser befallen), mit einem Messer an. Eine meiner Spielerinnen, die sonst die Vorsichtigste und Umsichtigste ist, hat sofort das Kind niedergeschossen. Da war ich als SL baff, dass diese Reaktion gerade von ihr kam. Sogar mein eher Hau-Drauf orientierter Spieler war etwas baff. ;)

 

 

 

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Original von G4schberle

Er empfand die Story als so spannend, dass er sie voll genie?en wollte und keine Lust hatte, sich Gedanken zu machen, wie er den Mythos aufhalten könne. Er hat absichtlich ein Höhrbuch aus dem Abenteuer gemacht.

 

Ich behaupte mal, dass Cthulhu ein solches Spielerverhalten fördert. Warum? Weil oftmals recht plotzentriert gespielt wird: die Geschichte steht im Mittelpunkt, wohingegen es nicht ungewöhnlich ist, dass die Charaktere als 'normale' Menschen eher nebensächlich sind und am Rand stehen. Das kann auf manche Spieler als eine Art Einladung wirken, sich vom SL und der guten Story berieseln zu lassen.

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G4schberle, ein solches Verhalten ist insbesondere beim 1:1 natürlich problematisch, da es zu Frust auf Seiten des SL kommen kann. Hat man ne grö?ere Gruppe, geht das etwas unter. Ein passiver Spieler kann sich da einfach zurücklehnen, und interagieren, wenn nötig, aber eben nur dann. Und der SL ist durch die anderen Spieler beschäftigt.

 

Ich erinnere mich an noch ne Situation. Eine Con-Runde, in der ich

a) nur Neulinge und

B) nur passive Spieler am Tisch sitzen hatte.

Das Abenteuer war eine absolute Quälerei, ich musste allen 5 Spielern jedes einzelne Detail, und jede noch so marginale Handlung aus der Nase ziehen. Aber ein Patent-Rezept hab ich da halt auch nicht parat...

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