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[König!Reich!Unten!] Kapitel 5: Morgengrauen– Dreiländereck Vogtland, 09. Mai 1924, Plauen, 04:55 Uhr


grannus
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In der Stadt hat sich das Chaos ein wenig gelegt. Nach wie vor wird das brennende Gebäude von Polizei und Feuerwehr gesichert, vereinzelt hört an Rufe, hört das Zischen des niedergehenden Feuers, das Weinen der Hinterbliebenen. Im "Wettiner Hof" wurden die Reporter von der Polizei "vertrieben", so dass die Gäste Ruhe finden konnten. In der Lobby brennt noch Licht, der neue Tag kündigt sich an und Vorbereitungen für den Betrieb werden getroffen.

 

Die Küche ist ein Ort der Ruhe. Die Dienstmädchen und das Küchenpersonal verrichten ihre Arbeit in fleißiger Stille, nehmen Rücksicht auf die beiden dösenden Männer in den Stühlen am Eingang. Rudolfs Oberkörper ruht auf der Tischplatte, die Atmung ruhig und regelmäßig, nur vereinzelt redet er unzusammenhängend im Schlaf. Eduard hat seine langen Beine ausgestreckt und den Oberkörper nach hinten verlagert, er zeigt die Ruhe einer Statue. Ab und an öffnet er ein wenig die Augen, bevor sie wieder zufallen.

 

Dies ist das Bild welches sich den Neuankömmlingen, den beiden Männern und der jungen Dame, bietet, als sie die Küche betreten. Es dauerte nicht lange nach ihrer Ankunft in der Lobby, dass eines der Dienstmädchen, Magda, sie in die Küche führte mit dem Hinweis, dass dort die anderen "Helden von Plauen" ruhten. 

 

Die Türe schließt sich hinter Katharina, Erich und Jacques und sie befinden sich in der Küche, den Blick auf ihre schlafenden Kameraden gerichtet.....

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Eduard bemerkt die Ankunft....öffnet ein Auge (aber auch nur halb) und lässt sich dann genüsslich in den Tiefschlaf fallen....

"Nu, wo Scheffe een paar Jestalten mehr hat, die auf ihm uffpassen können, kann der Edu mal kurz die Schäfken zählen, wa?" murmelt er unhörbar.....

...und ist eingeschlafen...

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Als ich Rudolf und Eduard am Tisch schlafend vorfinde, setze ich mich wortlos an den Tisch und ziehe mein Zigarettenetui hervor.

 

Schlafen. Das wäre jetzt was. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal geschlafen? Werde ich überhaupt jemals wieder schlafen können... nach den ganzen Geschehnissen der letzten Studen bezweifele ich das irgendwie.

 

Ich entzünde eine Zigarette und nehme den ersten Zug. Ich schaue Jaques und Katharina an. Die Beiden wirken genauso ratlos wie ich. Wie soll es hier nur weitergehen?

 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Rudolf oder Eduard wecken will. Eigentlich hat jeder von uns Schlaf verdient.

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Jacques setzt sich ebenfalls hin und zündet sich eine Zigarette an. Er nimmt ein paar tiefe Züge und murmelt dann vor sich hin.

 

"Und jetzt. Wie soll das alles weiter gehen? Wann endet dieser Alptraum?"

 

Seine Selbstsicherheit und sein Tatendrang vom Zeitpunkt als man Eduard und Rudolf verlassen hat scheinen wie verflogen. Ratlosigkeit und Müdigkeit spiegeln sich im Gesicht des Franzosen wieder.

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Eduard öffnet langsam die Augen....

"Keene Angst Lämähr...dit wird schon allet, in der früh kommt dit Auto aus München und denn könn wa fahren, wohin wa wollen....und für die Sicherheit is denn och jesorcht...."spricht er und formt aus Zeigefinger und Daumen eine Pistole.

 

 

..."wennse vastehn, wat ick meine...."

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Eduard setzt sich auf....schaut seinen Chef an und entnimmt seiner Sakkoinnentasche ein sauberes, weisses Taschentuch...tupft ganz vorsichtig die Tränen von den Wangen....und murmelt':

"..dit hat er manschmal....dit kommt vom Krieg....isch denke Senfgas, wa?"

 

Dann leise an die Gruppe gewandt:

"...und, wat habt ihr so schönet erlebt?"

Edited by Ruud van de Grachtenspeel
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Ich winke ab. Ich schaue in die Gesichter der anderen. Müdigkeit. Zweifel. Schock. Es macht keinen Sinn mehr, groß was zu planen oder zu tun, solange wir nicht ausgeschlafen sind. Die Dinge der heutigen Nacht verdaut haben.

 

Mit einigen Worten gebe ich genau das an meine Gefährten weiter und alle machen sich daran in die Zimmer aufzubrechen, um vielleicht doch noch etwas Schlaf zu bekommen.

 

Ich drücke die Zigarette aus und stehe auf. Mit einem schnellen Schritt hole ich die Gruppe auf und stoppe Katharina mit einem Griff auf die Schulter. Die Frau schreckt spürbar zusammen, so dass ich die Hand sofort wieder wegziehe. Ich blicke zu den anderen, die weiter die Treppe hochmaschieren.

 

"Katharina... ich wollte nur..." flüstere ich "Es tut mir wirklich Leid. Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen. Ich hätte dich nicht mit diesem Kerl allein lassen sollen. Du hättest nach Jaques suchen sollen und ich hätte mich um dieses Schwein kümmern sollen... Ich wollte das alles nicht." Betroffen blicke ich zu Boden. "Es tut mir wirklich Leid." Sage ich noch einmal und schaue ihr dabei in die Augen. Ich warte gar nicht auf die Antwort sondern gehe weiter die Treppe hoch und verschwinde auf mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir ab.

 

Ich bin ein Lügner... Es war sogar mein fester Plan, dass Katharina den Kerl ablenkt. Ich habe sogar gedacht, dass eine Frau für so eine Ablenkung die Beste Wahl ist. Das Männer bei weiblichen Reizen meisten anders reagieren und sich leichter ablenken lassen. Woher sollte ich denn ahnen das der Kerl ein Schwein ist, der dann gleich soweit geht. Verrückte... in der Stadt gibt es nur Verrückte.

 

Mit einem Seufzen lehne ich mich gegen die geschossene Tür. Ich greife in meine Jackettasche und ziehe das Zigarettenetui hervor. Ich wollte nicht, dass das passiert. Alles ist irgendwie außer Kontrolle geraten.

Ich öffene das Etui. Leer. Verdammt. Mit einem Klacken schnappt das Etui zu.

Was kümmert es mich überhaupt, was die Anderen von mir denken? Wieso hab ich mich überhaupt entschuldigt? Was mach ich hier eigentlich? Ich sollte mich auf das Wesentliche konzentrieren. Die Arbeit scheint nicht mehr das zu sein was mich antreibt.

 

Ich ziehe mich langsam aus und lege mich auf das Bett... Antrieb? Was ist es eigentlich was mich hier noch hält?

 

Ich bleibe lange wach liegen, bis mich die Müdigkeit übermannt.

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