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Realismus in Rollenspielen?


Corpheus
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Mir geht es nicht in erster Linie um Realismus, sondern darum, dass die Regeln nicht der Stimmung des Settings im Weg stehen.
Um also etwas zum Realismus/ zur Abbildung der Stimmung sagen zu können, muss ich erstmal erklären, wie ich mir Das Setting vorstelle (Es geht um MEINE Vorstellung. Ich bin mir durchaus bewusst, dass andere nur ähnliche oder auch stark abweichende Vorstellungen haben.):


Die Welt von Shadowrun ist für mich dabei eine düstere Dystopie mit extremen Unterschieden zwischen Arm und Reich.
Alles wird von den Konzernen, von (kriminellen) Organisationen und einzelWesen (KIs, Drachen etc.) beobachtet und beherrscht. Es gibt zwar Magie, sie ist aber selten und entsprechend wertvoll.

Als Cyberpunk-Setting liegt für mich der Fokus eher auf der Technologie. Und dabei sollte, insbesondere außerhalb der reichen Glitzerwelt, sichtbare Technologie (offensichtliche Cyberware etc.) das Blickfeld beherrschen.

 

Die Welt ist korrupt und aufstiegsorientiert. hinter einer dünnen Fassade heiler Welt versucht jeder sein Ziel zu erreichen und setzt dafür ggf. alle Mittel ein mit denen er durchzukommen glaubt.


Die Shadowrunner spielen dabei in der Grauzone zwischen Arm und Reich. Sie erfüllen Ihre Aufträge, können somit idR agieren (d.h. Sie haben die Initiative und können über das genaue wann und wo entscheiden). Dafür stehen Ihnen Oppositionen entgegen, die ihnen in Quantität und gelegentlich in Qualität von Material und Personen um Längen überlegen sind. Gleichzeitig müssen die Oppositionen aber ihre Ausgaben rechtfertigen, was oftmals für billige Lösungen und Schlupflöcher sorgt. Aber auch diese billigen Lösungen sind gefährlich, wenn man sie auf die leichte Schulter nimmt.

 

So, das vorweg geschickt habe ich einige Probleme mit den Regeln, denn sie drängen mich manchmal in eine Richtung, die meinen Vorstellungen entgegenläuft.

  • Schaden gegen Rüstung
    Damit hatte ich in meinem Balancing-threat die Diskussion angestoßen, hab viele Tipps bekommen, die aber darauf abzielten, wie ich aufrüsten kann, obwohl es mir nur um eine konsistente Umsetzung meiner Vorstellung ging.
    Das es mit überschaubaren Mitteln Möglichkeiten gibt, sich gegen einfache Bedrohungen quasi zu immunisieren passt mir nicht in meine Vorstellung. Ein Gegner mit einer Schusswaffe sollte immer auch eine potentielle Gefahr darstellen. Niemand sollte in der Lage sein einfach im Kugelhagel stehen zu bleiben. Die Spieler haben genug Möglichkeiten und die allgegenwärtige Bedrohung ist Teil des Spielerlebnisses.
     
  • Magie
    Magie ist toll. Gleichzeitig sollte sie selten sein. AUCH AUF SPIELERSEITE. Es passt weder in meine Vorstellung, dass jede drittklassige Bar magische Verteidigung braucht und hat, noch, dass jedes Charakterkonzept mit Magie besser wird. Magie ist zwar vielseitig einsetzbar, sie sollte aber nicht jedes Problem besser lösen können, als ihr technologisches Pendant.
     
  • Offensichtliche Technologie
    Im Zuge der Regelwerksgenerationen wird Technologie immer subtiler. Bioware ersetzt Cyberware, Nanoware ersetzt Bioware. Alles wird immer unscheinbarer. Dein Gegenüber kann einen Essenzrest von 0,1 haben ohne dass man es von außen sieht.
    Dies sind zwar die logischen Entwicklungsschritte, aber sie passen nicht in mein Bild des Settings. Insbesondere auf der armen Seite. Es darf das gerne alles geben, aber bitte ergänzend und TEUER. Dann wird halt die alte offensichtliche Cyberware immer billiger. Schon allein dadurch bleibt sie im Setting erhalten.
     
  • Wartungsanfällige Technologie
    In meiner Vorstellung muss Technologie gewartet werden und kann auch schonmal (z.B. durch Beschuss :rolleyes: ) ausfallen oder nur eingeschränkt funktionieren. Das betrifft auch Waffen und Cyber/Bioware. Diesen Aspekt wird von den Regeln völlig außen vor gelassen, was ich ausgesprochen schade finde (SR3 hatte da mal einen guten Ansatz mit Cyberwarestress).
    Wenn man sich eine Reparatur nicht leisten kann, dann muss man halt schonmal mit eingeschränkten Mitteln arbeiten. Und wenn etwas nicht verfügbar ist (Ersatzteile etc.) hat man im Zweifel gleich einen Aufhänger für einen Run.
    Gerade auf der armen Seite sollte man einiges an notdürftig geflickter Technologie sehen, die teilweise oder gar nicht funktioniert.

Im Gegensatz dazu gibt es Dinge, die mit heutigem Technologieverständnis noch weit in der Zukunft liegen (und damit unrealistisch sind) oder nicht existieren, die aber perfekt in das Setting passen oder es Überhaupt erst ermöglichen. Z.B Magiedarstellung, Matrix (AR/VR), KIs, Cyberware im Allgemeinen und DNI im Besonderen.
 

Es gibt noch mehr Punkte, aber ich glaube das hier gibt einen ganz guten Überblick darüber,  was ich meine und warum Abbildung der persönlichen Vorstellung und Realismus völlig unterschiedliche Dinge sind. Da die eigene Vorstellung der SR Welt sich in den Spielrunden unterscheidet, ist es um so schwieriger eine gemeinsame (Regel-)Basis zu finden.

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  • 2 weeks later...

Ich würde hier gern betonen das es mir weniger um Realismus geht, als um ein logische Gesamtkonstrukt.

Das Spiel muss nicht realistisch sein, die ausgearbeiteten und beschriebenen Regeln aber in sich "logisch". Hier scheitern viele Spiele und auch Shadowrun in einigen Bereichen fundamental.

 

(Ein Beispiel für mich für ein regeltechnisches "in sich nicht logisch" wäre Nahkampfschaden Titanknochen vs. Cybergliedmaßen)

(ein spielweltliches "nicht logisch" ist für mich die Anzahl der magisch Begabten im Shadowrun Umfeld, die eigentlich bequem und sicher einen "Konzernjob" haben könnten)

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