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Ausbeutung von (Computer-)Spieleentwicklern


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dass ist freiwillig gewählt bei der aktuellen Arbeitsmarkt Situation (Stichwort Fachkräftemangel) und daher keine Ausbeutung

 

Dem kann ich nach eigenen beruflichen Erfahrungen in der Gastronomie und Gamingbranche nun wirklich nicht zustimmen. Auch der 19 Stunden Arbeitytag für unterbezahlte Bankettmitarbeiter (Überstundenauszahlung? *LOL* ÜBERSTUNDENAUSGLEICH? *DOPPELLOL*)  ist ja freiwillig. Die Argumentation hört man gerade in künstlicherichen Berufen sehr oft (*Leidenschaft!!!*), sie trifft aber am Ende genauso wenig zu wie beim Paketzusteller, Kellner, Putze oder sonstwas.

 

Welches Unternehmen will schon arbeitswürdige Workaholics ausbremsen?

 

Die Frage ist eher umgekehrt: welches Unternehmen stellt Devs ein, die ein normales Familienleben haben wollen? Vor allem solche, welche nicht gerade "Lead - World of Warcraft + League of Legend" in ihrem Profil drin haben.

 

SYL

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Wo beginnt denn dann Ausbeutung? Im Finanzsektor, wo man klar gesagt bekommt, dass man ohne persönlichen Einsatz (sprich Überstunden und schonungslose selbstaufopferung von körperlicher und geistiger Gesundheit sowie privaten Beziehungen) hier und in keinem anderen Job der Branche, weit kommt?

Oder erst bei Kindern in Bangladesch die mit giftigen Chemikalien und ohne schutzausrüstung billig Klamotten herstellen?

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Meinst Du mit der Frage der Ausbeutung jetzt mich oder Headcrash? Weil bei mir fängt die Ausbeutung da an, wo erstmal eigene Arbeitsgesetze gebrochen, mißachtet und kreativ re-interpretiert werden und von da aus können wir einen ganz weiten Bogen ziehen. Wirklich freiwillig ist das nämlich wie in der Gastronomie. Wenn Du ein Koch aus (Extrem)Leidenschaft bist, dann sind auch 18h Arbeitstage nichts schlimmes. Und ja, das mag die Voraussetzung sein für die 3 Sterne Köche und die eigene Kochschau. Für alles, was aber auch nur einen Millimeter darunter ist, fällt dann auch die finanzielle Kompensation massiv ab und es wird halt zum Dauercrunch.

 

Und im Falle von Investmentbankern: da werden oft Überstunden ausbezahlt  und sind sogar der Motor für die exzessiven Gehälter am Ende des Monats.

 

SYL

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Gastronomie ist für mich näher an der Ausbeutung dran als Softwareentwickler. Es werden überall Softwareentwickler händeringend in der Wirtschaft gesucht. Die Quote der Homeoffice Angebote und flexible Arbeitszeitmodelle zur Anpassung an die Work-Life Balance ist in wenigen Branchen so stark ausgeprägt wie in der IT und besonders auch bei Entwicklern. Wer sich dann aus Leidenschaft in die Spieleindustrie begibt, und trotz der Bedingungen dort und vieler Alternativen im Markt dort bleiben will, der darf sich zwar beschweren, weil er das auch gerne so hatte wie in der Anwendungsentwicklung, aber ich würde dennoch eher die Gastronomie kritisieren bevor ich bei den Spieleentwicklern ein ernstes Problem sehe. Und ja, ein Spieleentwickler kann durchaus schnell in die Anwendungsentwicklung wechseln umgekehrt wird es schon schwieriger.

 

Und solange es ein so großes alternatives Angebot gibt, welches fair bezahlt und fair behandelt und händeringend Leute sucht, kann ich das nicht mit der Gastronomie vergleichen, wo man eben keine Wahl hat und deshalb gnadenlos ausgebeutet wird, weil es genug ungelernte Kräfte gibt, die eingestellt werden können wenn man sich darauf nicht einlässt und man eben keine Wahl hat, wo anders andere Dinge zu servieren, mit besseren Arbeitszeiten und top Work-Life Balance.

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Es werden auch überall händeringend nach Hotel/Restaurantmitarbeitern gesucht.

 

So?

 

Und solange es ein so großes alternatives Angebot gibt, welches fair bezahlt und fair behandelt und händeringend Leute sucht,

 

Das klingt ein wenig "selbst schuld, wenn Du Spiele entwickeln möchtest" ... und nicht nach "Eventuell sollte die Spieleindustrie ihre Pipelines und Arbeitsmodelle etwas humaner gestalten". Denn bei allem Respekt _Headcrash: Deine Argumentation höre ich auch bei Azubis, die in einer Sterneküche ausgebildet/ausgebeutet werden.  Die werden auch mit Handkuß als Systemgastronom bei McDonalds genommen.

 

In der Hinsicht klingt Deine Argumenatation eher inkonsequent. "Freillwillig" sind sie alle drin, manche machen ihren Job auch gerne, aber das gibt dem Arbeitgeber, egal ob Brenners Parkhotel in Baden-Baden noch CD Projekt das Recht, Arbeitsrecht zu ignorieren und Arbeitsbedingungen aus der mittelalterlichen Hölle zu schaffen, während dann andere Leute dies mit "die machen das freiwillig,. das ist ok" abbügeln. Und ich wähle einen Namen wie Brenners ganz bewußt, denn Angestellte selbst für "Grunt"-Aufgaben auf diesem Niveau findest Du auch nicht unter ungelernten Hilfskräften - genau wie erstklassive Entwickler in allen Bereichen für ein AAA-Spieletitel wie CP77. Es sind, mangels eines besseren Ausdruckes., elitäre Firmen mit hohen Anforderungen querbet durch ihren gesamten Mitarbeiterstamm. Um den Vergleich weiter zu spinnen: ungelernte Arbeitskräfte in der Gastronomie findest Du genauso wie billige Outsourced Zeitfirmasklaven,welche mit der Unity-Box ein paar Steam-Schrottteile zusammenklicken und diese dann für 2-3 euro verkaufen

 

Sicherlich spielt die Höhe des finanziellen Ausgleiches eine Rolle (und gehe bitte nicht davon aus, daß ein Spieleentwickler abseits von Lead-Positionen jetzt mit 10k im Monat nach Hause gehen), genau wie die konsequente Abrechnung von Überstunden als Urlaub oder Ausgleichszahlung (und gehe bitte nicht davon aus, daß weder im IT Bereich noch in anderen Bereichen ein fairer Ausgleich normal ist), keine Frage. Aber Deine Beschreibung der IT-Umgebung (und der Spielebranche) klingt ein wenig zu sehr nach einer Blendung durhc gängige Dev-Tropes, um es etwas überspitzt auszudrücken.

 

SYL

Edited by apple
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Naja, ich gehe da einfach von mir aus. Ich würde unter solchen Bedingungen nicht (mehr) arbeiten. Habe ich keine andere Wahl, weil ich sonst in Armut ende oder mein Haus/Familie etc. nicht mehr versorgen kann, würde ich es dennoch machen. Dann würde ich ausgebeutet. Habe ich aber sie Wahl zwischen Arbeitgebern die mich fair behandeln und welche die mich ätzend behandeln, ich aber bei dem einen mehr verdienen als bei dem anderen, würde ich lieber weniger Zeit auf der Arbeit zu faireren Bedingungen wählen, selbst wenn das weniger Geld bedeutet. Das ist die eine Sorte extrem gestresster Überstunden Junkies in der Branche, die ich kenne. Die sehen zwar ihr Kind fast nie, erzählen mir aber, dass sie für mein Gehalt morgens nicht aufstehen würden. Für die empfinde ich kein Mitleid oder finde, dass sie ausgebeutet werden.

 

Bei Spieleentwicklern ist es oft noch krasser. Da ist es heute sehr oft (nicht immer) sie hätten die Möglichkeit mit weniger Arbeitszeit und Stress mehr Geld zu verdienen und mehr Freizeit zur Verfügung zu haben. Dafür würden sie aber weniger spannende Arbeit machen müssen und hätten ziehmlich sicher weniger Freude an ihrer Arbeit. Dann würden sie aber nicht in der Spielebranche arbeiten. Oder sie verdienen weniger, haben in Endphasen vor einem Release sehr wenig Freizeit und viel Stress, aber sie könnten machen was sie lieben. Das ist dann die internationale Spielebranche. (Ist in Deutschland noch nicht ganz so krass, weil die ganz großen Publisher fehlen).

 

Ist nicht immer so, aber ich habe es bei Bekannten so erlebt. Ich habe mich für die Variante mehr Geld, mehr Freizeit, weniger Stress und mehr langweilige Arbeit entschieden. Andere für das was sie lieben. Aber deshalb hatte ich nie den Eindruck, dass sie es als Ausbeutung empfinden. Daher fällt mir das schwer so zu sehen. Ich kenne aber auch andere die als Leiharbeiter einen beschissenen Fließbandjob nach dem anderen machen, teilweise ätzend lange Pendlerstrecken zum neuen Job fahren müssen, dafür beschissen bezahlt werden, es aber machen, weil sie sonst die Miete nicht mehr blechen können. Die sehen ihre Kinder ständig sehr selten aber haben keine Wahl, weil ihre Jobs nicht überall enorm gefragt sind, und die in Einstellungsgesprächen nicht die Bedingungen relativ frei wählen können. Die werden ausgebeutet. Da passt der Begriff für mich.

 

Ich habe erst kürzlich ein neues Vorstellungsgespräch gehabt und werde wohl den Arbeitgeber wechseln. Ich werde dann wieder etwas weniger verdienen (aber immer noch absolut ausreichend) und werde noch mehr Freizeit haben, und ich darf mehr Dinge machen, die ich viel lieber mache. Als Entwickler mit Berufserfahrung ist es im Moment wirklich angenehm, wenn man einen anderen Job sucht. Da wird niemand ausgebeutet, der das nicht freiwillig macht. Das ist mein subjektiver Eindruck.

 

Die armen Schweine bei Hermes werden ausgebeutet. Das finde ich Scheisse und das Kreide ich den Arbeitgebern an. Aber doch nicht Softwareentwickler, die ihren Traum in der Spieleindustrie suchen.

 

Aber natürlich finde ich das nicht toll, so wie das bei denen läuft. Ich glaube nur, dass die meiste Entwickler als selbst betroffene, das gar nicht als so schlimm empfinden. Und dann finde ich es albern, sie als Ausgebeutete zu betrachten und deren Arbeitgeber viele Vorwürfe zu machen.

Edited by _HeadCrash
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So einfach die Branche wechseln geht auch in der IT nicht, wenn man langjähriger Spielentwickler ist kann man nicht mal eben zum Webdesigner oder Java-Programmierer werden.

Es gibt bestimmt viele die wegen einer besonderen Leidenschaft für Computerspiele dort arbeiten, aber alle sind das sicher auch nicht.

Es ist natürlich einfacher Leute auszubeuten die mit besonders viel Herzblut dabei sind, macht es aber für mich ganz und gar nicht besser.

 

Es gab ja auch diese lustige Idee Arbeitnehmern unbegrenzten Urlaub zu geben (und den festen Anspruch auf 0 zu reduzieren), das führte dann wenig überraschend dazu dass quasi gar kein Urlaub mehr genommen wurde. Und wer dann doch zulangt kriegt von den Kollegen ordentlich Klassenkeile oder wird im Zweifelsfall halt rausgeworfen.

 

Zu "diesen Bedingungen" nicht mehr zu arbeiten ist doch auch eine extrem priviligierte Situation, denkst Du nicht auch?

 

Die immer weiter fortschreitende Automatisierung könnte ja dazu führen dass der Wohlstand für alle steigt, stattdessen werden die ersetzten Jobs dazu genutzt die verbliebenen Arbeitskräfte mit den freigewordenen Kollegen zu erpressen und ihren Lohn zu drücken.

Wir in der IT sind halt eher diejenigen die durch mehr Automatisierung auch mehr Arbeit bekommen - und der Trend alles nach Indien auszulagern ist auch eher wieder vorbei. Nichtsdestotrotz bin ich über den Schutz von Arbeitsgesetzen und Vorschriften heilfroh, auch weil es nicht machbar ist solche Dinge alleine durchzusetzen sondern man das nur über solidarische Gemeinschaften (Gewerkschaften z.B.) hinbekommt.

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So einfach die Branche wechseln geht auch in der IT nicht, wenn man langjähriger Spielentwickler ist kann man nicht mal eben zum Webdesigner oder Java-Programmierer werden.

Es gibt bestimmt viele die wegen einer besonderen Leidenschaft für Computerspiele dort arbeiten, aber alle sind das sicher auch nicht.

Es ist natürlich einfacher Leute auszubeuten die mit besonders viel Herzblut dabei sind, macht es aber für mich ganz und gar nicht besser.

 

Es gab ja auch diese lustige Idee Arbeitnehmern unbegrenzten Urlaub zu geben (und den festen Anspruch auf 0 zu reduzieren), das führte dann wenig überraschend dazu dass quasi gar kein Urlaub mehr genommen wurde. Und wer dann doch zulangt kriegt von den Kollegen ordentlich Klassenkeile oder wird im Zweifelsfall halt rausgeworfen.

 

Zu "diesen Bedingungen" nicht mehr zu arbeiten ist doch auch eine extrem priviligierte Situation, denkst Du nicht auch?

 

Die immer weiter fortschreitende Automatisierung könnte ja dazu führen dass der Wohlstand für alle steigt, stattdessen werden die ersetzten Jobs dazu genutzt die verbliebenen Arbeitskräfte mit den freigewordenen Kollegen zu erpressen und ihren Lohn zu drücken.

Wir in der IT sind halt eher diejenigen die durch mehr Automatisierung auch mehr Arbeit bekommen - und der Trend alles nach Indien auszulagern ist auch eher wieder vorbei. Nichtsdestotrotz bin ich über den Schutz von Arbeitsgesetzen und Vorschriften heilfroh, auch weil es nicht machbar ist solche Dinge alleine durchzusetzen sondern man das nur über solidarische Gemeinschaften (Gewerkschaften z.B.) hinbekommt.

 

Also ich glaube schon, dass der Großteil der Spieleentwickler nach Studium oder Ausbildung nicht zufällig in der Branche gelandet ist. Da ist schon sehr oft (künstlerische)Leidenschaft die Motivation, denke ich. Zumal die meisten Studiengänge in diesem Fachbereich sogar richtig teure privat zu finanzierende Studiengänge/Akademien sind und keine öffentlichen Studiengänge. Und ich glaube, dass man mit Berufserfahrung in der Spieleentwicklung bei der aktuellen Arbeitsmarktsituation problemlos in andere Entwicklerjobs in der Marktwirtschaft kommt. Ob man in den wissenschaftlichen Bereich damit kommt kann ich nicht sagen, eher unwahrscheinlich. Aber vom Senior Gamedeveloper zum Junior SAP Developer dürfte aktuell wirklich leicht sein. Ob man daran Freude findet ist eine andere Frage.

 

Und damit hier kein Missverständnis auf kommt. Natürlich finde ich diese Zustände in der Gamingbranche beschissen. Ich wehre mich aber weiterhin in so qualifizierten großen Bereich wie der Softwareentwicklung mit so viel Auswahl und einem der besten Arbeitsmärkte den man sich zur Zeit wünschen kann, von Ausbeutung im eigentlichen Sinne zu sprechen. Wir können von Seelenverkäufer-Bedingungen oder Ausnutzung der Leidenschaft sprechen aber nicht von Ausbeutung. Es ist wirklich nur der Begriff der mich dabei stört. Vielleicht bin ich da zu pedantisch. Aber Ich finde, dass der Begriff nicht passt, wenn man ihn eigentlich dafür verwendet, um zu beschreiben was man mit den Arbeitssklaven in den Entwicklungs- und Schwellenländern macht, die für uns für einen Hungerlohn unseren günstigen Konsum ermöglichen. Oder dem Paketboten, der 50 Cent pro Paket bekommt, egal wie oft er dafür immer wieder klingeln muss und das er dafür am Ende für 4 Euro die Stunde schuftet. Oder für Reinigungskräfte, die ein Arbeitspensum auferlegt bekommen, dass sie unmöglich schaffen können, aber keinerlei Überstunden angerechnet bekommen, und am Ende so mit unter 5 Euro die Stunde nach Hause gehen und ihre Kinder auch entsprechend weniger sehen... Wenn man all das Ausbeutung nennt, dann passt der Begriff für mich nicht für die Game-Developer. Das ist eigentlich alles worum es mir geht.

 

Es ist eigentlich nicht meine Absicht, die Zustände von denen als gut und richtig zu verteidigen, denn das ist überhaupt nicht mein Standpunkt. Ganz im Gegenteil.

Edited by _HeadCrash
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Und wenn ich sage, ja du hast recht Ausbeutung im sinne von sklavenarbeit ist es nicht, diskutierst du weiter und kommst mit Job Optionen statt einfach zu sagen "gut das wir uns einig sind" kein Wunder dass dich alle missverstehen :D
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  • 2 weeks later...
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