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Mode in der sechsten Welt (vor allem ADL)


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Bei diesem Thema sehe ich 2 spielrelevante Aspekte:

 

1. Die Mode/Styles unterscheiden sich in der Hauptsache nach Subkultur, Gesellschaftsschicht und ganz allgemein nach Kulturkreis.

 

2. Dementsprechend fallen Runner mit unpassender Kleidung auf. Was von misstrauischen oder aggressiven Geschäftspartnern bis zu häufigen Kontrollen durch Sicherheitskräfte führen kann. Ein Punkt, der die typischen coolen/unheimlichen/gefährlichen Runner-Outfits eigentlich häufig betrifft.

Edited by Corpheus
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2. Dementsprechend fallen Runner mit unpassender Kleidung auf. Was von misstrauischen oder aggressiven Geschäftspartnern bis zu häufigen Kontrollen durch Sicherheitskräfte führen kann. Ein Punkt, der die typischen coolen/unheimlichen/gefährlichen Runner-Outfits eigentlich häufig betrifft.

 

Was eigentlich auch eine prima Gelegenheit ist, den Ball an die Spieler zurückzuspielen. Man skizziert ein wenig die Umstände und überlässt es dann den Spielern zu beschreiben, was ihre Charaktere so anhaben.

Kreative Spieler kommen da schon auf Ideen, kreative Spieler mit Charakteren welche einen vernünftigen Gebräuchewert haben können besonders glänzen.

 

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@zeitgeist: Spannend. Ich hab eigentlich keinerlei Bezug zu Cyberpunk (bzw nie verstanden, was das Genre definiert und von anderen Dystopien unterscheidet) und hab Shadowrun immer als "dystopische Urban-Fantasy mit futuristischer Technologie" begriffen, bzw für mich so interpretiert, hab auch Bladerunner nie fertig geschaut weil ich den langweilig fand, mag Shadowrun hauptsächlich weil ich düstere Dystopien und Urban Fantasy mag.

@corpheus: Was meinst du mit "spielrelevant"?

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Die Mode bzw. der genaue Style der Kleidung ist aus handlungstechnischer Sicht nur wenig relevant.

Aber ob die Kleidung/Mode/Style der Runner zu der Subkultur bzw. zu dem Umfeld passt, in dem sich die Runner gerade aufhalten, schon.

Denn das kann die Reaktion von NSCs (der Umwelt) beeinflussen. Und damit den Verlauf der Handlung.

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@zeitgeist:  hab auch Bladerunner nie fertig geschaut 

 

FREVEL!!!! HÄRESIE!!!! HOLT FACKELN UND MISTGABELN!!!! 

 

Aber naja... ...wenn du das "Fantasy" aus deiner SR-Beschreibung rausstreichst, hast du eigentlich schon eine treffende Definition: "düstere, urbane Dystopie"

Dann gibt es noch ein paar häufige Merkmale (eine gewisse Ästhetik, Cyberware (als Allegorie dafür unsere Menschlichkeit für Effektivität aufzugeben), mächtige Konzerne, soziale Konflikte, kapitalismuskritische Grundtendenz, moralischer Verfall, Protagonisten sind eher "Outlaws"...)

 

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@Raben-Aas:

Tatsächlich glaube ich, dass sich Mode in 10 Jahren teilweise extrem ändern kann:

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Sind natürlich jetzt extreme Beispiele, bei Anzügen z. B. gibt es wenig Variationen, weil diese halt auch eine eher "konservative" Kleidung sind. Aber auch da gibt es dann Jahrzehnte, in welchen lachsfarbene Hemden in Ordnung waren oder wann Nadelstreifen wieder in Mode kamen.

Natürlich gibt es dann auch einige Basics. Bei T-Shirt und Jeans kannst du nicht viel ändern. Aber selbst da kann man schauen, wie weit oder eng die geschnitten sind, wie viele Löcher drin sind, welche Farben und Motive drauf sind etc.

 

Aber dann gibt es halt auch wieder Dinge, die man recht exakt auf 2-5 Jahre eingrenzen kann:

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Ich glaube auch, man kann ein x-beliebiges Rapvideo anmachen, den Ton ausschalten und sofort das Jahrzehnt erkennen.

Als 15jähriges Mädel kannst du dir gerade aussuchen, ob du eGirl, VSCO-girl oder Soft Girl sein willst. (Achja, oder du bist halt "uncool". Die Option gibt es in allen Jahrzehnten.)

 

Das sich Modetrends wiederholen, ist teilweise richtig, aber sehr eingeschränkt. Diese "Wiederholungen" sind meist sehr kurze, von Medien und Modewelt hochgebauschte Trends und halten 1-2 Jahre, bevor sie wieder in der Versenkung verschwinden. Da wird dann gesagt "Legins sind wieder in" oder "Adidas Superstar ist 1 nicer Oldskool-Schuh!" oder "Yay, gebatitkte T-Shirts! Voll bunt!!!", alle holen sich das Produkt und nach spätestens 2 Jahren ist der Trend vorbei. Das sich wirklich etwas auf Dauer wieder durchsetzt, habe ich noch nicht erlebt. (Bin mal gespannt, ob Jeansjacken nochmal kommen)

 

 

Aber tatsächlich gebe ich dir damit recht, dass wir die Dinge halt jetzt cool finden müssen.

Bestes Beispiel sind die Frisuren auf dem SR-Cover der 2. Edition, die Anfang der 90er noch klargingen, heute aber nicht mehr so gemacht worden wären.

 

Und der andere wichtige Grund ist, dass wir mittlerweile 30-40 Jahre Cyberpunk-Ästhetik im Kopf haben, dass wir eine Abweichung davon häufig gar nicht akzeptieren oder zumindest befremdlich finden.

Anders gesagt, wenn die Aufgabe ist: Mal ein Cyberpunk-Bild und sowas kommt:

 

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Alle so: "Yay, cool. Dunkel, Edgy, mit hohen Kragen, sogar ein Katana dabei, richtig Cyberpunk!"

Wenn man dann aber mit sowas kommt:

 

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Alle so: "Häääh? Das ist doch nicht Cyberpunk! Was soll denn der Blödsinn!?"

 

Und da schätze ich die Cyberpunk-Fans in Ermangelung eines besseren Wortes zumindest in dieser Hinsicht als "konservativ" ein, dass ihnen die obere Mode/Ästhetik lieber ist und sie lieber mehr vom Gleichen wollen anstatt Abweichungen zum "gemeinsamen Vorstellungsraum", auf den man sich in den letzten 30 Jahren als "Cyberpunk-Konvention" stillschweigend geeinigt hat.

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Und da schätze ich die Cyberpunk-Fans in Ermangelung eines besseren Wortes zumindest in dieser Hinsicht als "konservativ" ein, dass ihnen die obere Mode/Ästhetik lieber ist und sie lieber mehr vom Gleichen wollen anstatt Abweichungen zum "gemeinsamen Vorstellungsraum", auf den man sich in den letzten 30 Jahren als "Cyberpunk-Konvention" stillschweigend geeinigt hat.

Da bist du aber selbst einem Bias erlegen, und zwar dem dass du einfach vergessen hast wie deutlich sich die Genreästhetik zwischen 1988 und heute verändert hat. Vergleiche mal alte Illustrationen: 

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mit neueren:

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Da sieht man schon eine deutliche Weiterentwicklung. Die 80er-Bilder atmen sehr die Ästhetik von 2000 AD, dem damaligen Leitmedium westlicher Dystopie (Dredd, Warhammer, Mutant Chronicles ...). Es gibt viel comichaftes, die Farbpalette ist grell mit einer Neigung zu klaren Abgrenzungen, sicher auch den verwendeten Medien geschuldet, und alles hat einen gewissen verfremdenden Comic-Charakter. Die modernen hingegen haben alle eine weitaus eingeschränktere Palette mit mehr Zwischentönen, dafür klarere Linien und eher langgezogene Silouetten, eher im Stil von Modemagazinen, der sich seit dem Aufkommen von photoshop art und Zeichentablets so hart etabliert hat - der "concept art"-look (wobei von meinen Beispielen zwei auch game concept art sind, zugegeben). Auch die Schnitte haben sich weiterentwickelt - statt gestepptem Kunstleder und Polstern überall gibt es glattere Kleidung, statt 70er-Memorial-Metall-Armschützern gibt es komische Linien in der Haut, und statt klotziger Scifi-Waffen gibt es elegantes, aus mehreren realen Bildern gephotobashedtes. Leuchtende Kleidungsteile und Applikationen sucht man in den 80ern vergeblich, heute sind sie de facto Pflicht für den ordentlichen Cyberpunk-Look (auch bei Blade runner gibt es so etwas nicht, mit Ausnahme der Leuchtstoffröhren-Regenschirme, nebenbei bemerkt), und auch wenn hier keine abgebildet sind, Holo-Kreise und AR-Fenster waren damals auch komplett undenkbar - der 80er Cyberpunk hat da den Bildschirm verwendet. Ich sehe da eine ähnliche stilistische progression wie in den Schnitten zwischen 70ern und 90ern, wobei du idealerweise ja heutige Mode hättest nutzen können.

 

Das ist ein ähnliches Problem wie "früher haben alle nur mit Kabeln gehackt" - was nicht stimmt, schon Cyberpunk 2013 (von 1986) hatte Regeln für wireless hacking inklusive damals utopischer Annahmen wie flächendeckender Mobilfunkabdeckung - aber forciert wurde um die heilige Kuh des westlichen Rollenspiels, die zusammengeleimte Dungeon Crawler Party, zu erzwingen, auch wenn das absolut nie Sinn gemacht hat und es auch nie gelungen ist. Bei SR1 wurde es im VR aufgebracht, aber bewusst und eigentlich unnötigerweise erschwert, um besagte Partyverleimung zu facilitieren (was in den Kommentaren der Jubiläumsedition des Weg in die Schatten, die mit SRR rauskam, klar gesagt wird).

 

Das sind auf Unwissen basierende Annahmen die sich dann zu "Wahrheiten" verfestigen, wenn sie oft genug aufgesagt werden.

Edited by Richter
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Richters Beispiele zeigen sehr gut, dass unser Blick in die Zukunft stark vom Blick auf das Hier und Jetzt abhängt. Im Wesentlichen entsprechen die modischen Stile nämlich den Trends ihrer jeweiligen Zeit, die - abhängig vom Stand der IRL Technologie - "futurisiert" wurden. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Cyberpunk ein "NEAR future" Genre ist. Bei großen popkulturellen Ereignissen wie Cyberpunk 2077 steckt jedoch sicher Kalkül dahinter: Wiedererkennbarkeit angesagter Styles und Symbolik spielt keine geringe Rolle in der Vermarktung. 

 

Gerade in den Anfängen Shadowruns habe ich daher nie verstanden, warum es auch 2050 noch Automarken wie BMW und Waffenhersteller wie Glock gibt, aber keine Modelabels aus den 90ern des vergangenen Jahrhunderts existieren sollen. Angebliche High Fashion Brands wie "Mortimer of London" und "Vashion Island" klingen so sehr nach P&C Eigenmarken, dass ich sie aus meinem SR-Bewusstsein sofort wieder verbannt habe. Für mein eigenes SR-Universum greife ich deshalb auf einfache Tricks zurück:

 

  • Nimm angesagte Marken der heutigen Zeit und verfremde ihre Schreibweise etwas, so dass sie eigenständig, aber dennoch erkennbar sind und damit das jeweilige Zielbild transportieren. Beispiel: Aus Balenciaga wir Bala Cya5a.
  • Nimm eine angesagte Marke, deren Name einen allgemeinen Begriff beinhaltet und kreiere unter diesem Begriff etwas Neues: Beispiele: Aus Maison Margiela wird Maison Makarov, aus Laboratoir Garnier wird Laboratoir Rambaux.
  • Nimm angesagte Marken der heutigen Zeit und ordne sie einer anderen Branche zu, die jedoch ein ähnliches Zielgruppensegment bedient. Beispiel Supreme: Aus dem angesagtesten Streetwear Label der Welt wird so Supreme Tech, ein hipper Anbieter von Troden, smart glasses und rugged comlinks. 
  • Und bei angesagten Marken, die jedoch so elitär sind, dass kaum jemand sie kennt, nehme ich direkt den echten Namen: Beispiel Mykita oder Vollebak.

Die Idee dahinter: Es handelt sich um eigenständige Marken, unterbewusst werden sie jedoch direkt mit Assoziationen befeuert. Und die braucht es unbedingt, weil es sich nun mal um rein fiktive Marken handelt. Die Nerds Bob Charrette, Paul Hume und Tom Dowd haben das durchaus verstanden, weshalb sie für KFZ und Waffen auch echte Hersteller in das fiktive Universum integrierten. Ich unterstelle einfach mal, dass Mode nicht zu ihren Steckenpferden gehört(e)...  :ph34r:

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Was tspe sagt. Kann zwar SR-weit nun nicht mehr etabliert werden leider (eben weil es schon Mortimer of London etc. gibt), aber wäre der bessere/richtigere Weg und sollte wo immer möglich beschritten werden (Anielski-Joop, Cadabra ...)

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Also, es sollte schon ein Mix sein. Marken steigen auf und gehen unter. Vor 20 Jahren kannte niemand Tesla (damals ein spleeniges Hobbyprojekt eines Mannes, der mit einer Onlinebank reich geworden war), aber Saab war ein sehr respektierter Autohersteller. Heute hechelt jeder jedem Tweet von Musk hinterher, und Saab ist eingestellt. Geely war niemandem ein Begriff, aber dafür Pontiac. Siemens-Nixdorf war die größte europäische Tech-Firma, aber LG hatte noch niemand auf dem Schirm. Nokia war DER Standard für Mobiltelefone, Apple eine Nischencomputermarke für Nerds, Huawei Kabelverleger im Großraum Guandong, und Samsung ein krisengeschüttelter Mischkonzern, der vor allem als Zulieferer für Fahrzeug- und Gerätehersteller in Erscheinung trat.

 

Klar, Wiedererkennbarkeit ist in Near Future-Settings wichtig. Aber eben um die nahe Zukunft zu betonen sollte man eben auch neue Marken in Erscheinung treten lassen. Nicht dass das bei Shadowrun im Fashionbereich wirklich gelungen ist, aber wenn man sich beispielsweise Fahrzeuge und Waffen ansieht ist das schon ein ganz passables Beispiel dafür wie es (imho) richtig geht. 

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@Richter:

 

Tut mir leid, aber eine deutliche Weiterentwicklung sehe ich da nicht, wenn man bedenkt das 30 Jahre vergangen sind.

Über Weiterentwicklung ließe sich streiten, aber ich sehe da - vereinfacht gesagt - eher eine Evolution als eine Revolution.

Oder anders gesagt: Die Illustratioren sind besser/professioneller geworden, aber wollten nichts groß anders machen.

 

Der grundlegende Style ist: "Dunkel, hart, edgy, cool, punkig"

 

Jetzt kann ich verstehen, dass man das mag (und ich stehe ja auch drauf) und ich verlange auch nicht, dass Cyberpunk-Illustratoren nun völlig avantgardistisch werden.

Aber das man nach 30 Jahren immer noch sagt: "Okay, wir bleiben bei Lederjacken und Katana... ...und es ist Nacht... ...und Neonlicht... ...und es regnet!"

 

Da bin ich doch schon der Meinung, dass die Optik und Ästhetik des Genres recht "konservativ", bzw. festgefahren und eng gefasst ist.

Ist nicht mal wertend gemeint, auch wenn es danach klingt. Sieht ja auch geil aus.

 

Aber ein leuchtender Kragen und mehr Details (am Ärmel oder Nietenschuhe) sind für mich da eher wenig Veränderungen.

Vor allem sehe ich mittlerweile eine starke Tendenz zur Retrofuturistik: Gerade bei den letzten beiden Cyberpunk 2077-Konzepten bräuchte man nur minimale Änderungen, dann würden die als 80er Punks durchgehen.

 

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Aber um mal zur Ursprungsfrage zurück zu kommen, wie die Mode aussehen könnte:

 

Ich finde die Konzepte, die Gary Jamroz-Palma für das Spiel "Remember me" gemacht hat, ziemlich gut und passend.

Die Treffen für mich zumindest den "sweet spot" zwischen "ausgelutscht, Standard, 1000mal gesehen" und "zu avantgardistisch, abgespact, nicht mehr als Cyberpunk erkennbar"

 

Normale Straßenkleidung: https://www.artstation.com/artwork/gx4m
High Society: https://www.artstation.com/artwork/rPRJ

https://www.artstation.com/artwork/ZoZm

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