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Holger Göttmann

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Posts posted by Holger Göttmann

  1. In gekauften Büchern habe ich tendenziell lieber One-Shots als Kampagnen. Gerade komplett vorgefertigte Kampagnen (wie beispielsweise Masken oder Auf den Inseln oder Orient Express) hole ich mir eher nur für grobe Ideen - aber so würde ich sie wohl nie wirklich spielen.

     

    Da bei uns allerdings sowieso die Spielfrequenz wegen langsam eintretender Berufstätigkeit meiner alten Gruppe immer mehr und mehr abgenommen hat und immer sporadischer wurde, sind One-Shots für mich bei Cthulhu fast ideal geworden. One-Shots kann man wunderschön mal an Halloween oder an Sylvester spielen, wenn man sich nach einiger Zeit mal wieder gemeinsam trifft. Au?erdem scheinen mir One-Shots immer viel "intensiver" zu sein - au?erdem kann man in One-Shots häufig interessantere "Kniffe" einbauen. Praktischer sind One-Shots auch sicherlich für Runden auf Cons. Und letzten Endes transportieren One-Shots am besten das lovecrafteske für mich.

     

    Wenn ich Kamapagnen spielen will, bin ich mittlerweile auf andere Systeme übergegangen, weil mir die bisherigen Cthulhu-Kampagnen doch nie so wirklich passen mochten. Daher spiele ich Cthulhu durchaus gerne in Einzelabenteuern und One-Shots, für Kampagnen bin ich aber beispielsweise auf Buffy übergegangen, weil das einfach von der Grundstruktur her besser für mich zu Kamapgnen passt. Natürlich verwende ich da auch gerne cthuloide Motive, aber Kampagnen scheinen mir bei Cthulhu bisher immer noch eine recht ungelöste Problematik zu sein. Auch wenn da schon viel versucht wurde, so richtig zufrieden gestellt hat mich das alles nicht so wirklich - und auch so etwas Nettes wie Coming Full Circle ist ja auch eher nur in zweiter Instanz eine Cthulhu-Kampagne und wirkt auf mich eher wie ein "gro?er/langer One-Shot". Lösungen für mein Kampagnen-Dilemma habe ich bisher noch nicht gefunden, weswegen ich da eben dem - meiner Ansicht nach - besseren Medium Buffy mich zugewandt habe - bietet sich mit der Serien-Struktur aber natürlich dort auch irgendwie besser an.

     

    Ich hole mir also beides, um Ideen zu bekommen (und auch, um auf dem Laufenden zu sein), aber ein wirklicher "Kaufgrund" sind für mich nur One-Shots. Wenn es bei mir also knapp in der Kasse aussieht, würde ich auf Kampagnenabenteuer verzichten.

  2. Original von Chaosdada

    Ich finde das UA-System ganz brauchbar - insbesondere finde ich, im Gegensatz zu Holger, es sollte es auch so etwas wie Härte-Kerben bei Cthulhu geben - wenn "Mythos-Veteran" noch von einer verstümmelten Leiche geschockt ist, ist das einfach nur absurd.

     

    Nee, ich glaube, das hast du falsch verstanden oder ich ungeschickt ausgedrückt: Für "normale" Sachen (ihr wisst, wie ich das meine 8) ), wie Auffinden einer Leiche oder solche Sachen, würde ich auch diese "hardened"-Checks machen und da passt es auch wunderbar. Ich würde nur bei "cthuloiden" Begegnungen die "hardened" wegmachen.

     

    Denn für mich ist alles cthuloide dem Menschen absolut fremd und niemals zugänglich, weswegen er sich (meiner Ansicht nach) nicht daran gewöhnen kann - daher wären "hardened"-Checks bei mir für cthuloides nicht wirklich ok. In Einzelfällen oder Spezialsituationen, ok. Allerdings bei einem durchgängigen System gehen "hardened"-checks für mich bei allem nicht, was cthuloid ist, was aber eben an meiner Mythos-Interpretation liegt (da gibt es schlie?lich auch Unterschiede). Der Cthulhu-Mythos ist für mich die Gegenthese zu allem Menschlichen und ihm so fremd, dass allein das Aufeinandertreffen von Mensch und Cthulhu-Mythos unweigerlich zur Zerstörung der Menschlichkeit führt.

     

    Wobei hier für mich die spannendsten Fragen dann werden: Was macht den Menschen aus? Was ist Menschlichkeit? Wie kann der Mensch probieren, um seine Menschlichkeit zu kämpfen? Eigentlich ist dieser Kampf aussichtslos, daher würde ich normalerweise keine hardened-checks dabei zulassen, es sei denn, irgendetwas beeindruckt mich tatsächlich, wie ein Spieler eine Situation rüberbringt. Das ist zumindest für mich "Cthulhu".

  3. Auch wenn es langsam doch off-topic abgleitet (wenn es noch ein wenig länger wird, können wir vielleicht ja doch umziehen, wobei ich denke, dass das ja nur ein "kurzes Ausklingen" des Threads ist - so wirkt es jedenfalls auf mich):

     

    Yup, das Sanity-System war mir auch irgendwie schon immer ein wenig "zu" unausgegoren, um wirklich Lovecraft rüberzubringen. Das war damals sicherlich äu?erst revolutionär, mittlerweile ist es allerdings eher nur noch eine Art "negative HP", die man (normalerweise) nicht mehr auffrischen kann. UA ist da tatsächlich "besser", auch wenn es hier beim ?bertragen eben auch leichte Probleme gibt. Womit man vielleicht arbeiten könnte ist, wenn man alles bis auf "Supernatural" ganz normal als "cthuloid" benutzt und bei "Cthuloid" keine "hardened" zulässt. Aber dann wiederum ist mir das UA-System insgesamt zu differenziert, was es für Cthulhu nicht unbedingt bräuchte.

     

    Ich bin mittlerweile eigentlich dazu übergegangen, ganz auf das Sanity-System zu verzichten und das vollkommen in die rollenspielerischen Hände der Spieler zu geben. Allerhöchstens würfelt man noch aus, wie gro? mancher Schock ist, allerdings würde ich da auch eher dann ein schlichtes und einfaches System wie die "Horror Effects" von Unisystem (Eden Studios: Buffy, All Flesh Must Be Eaten etc.). Das geht schnell, gibt einen ungefähren Eindruck, wie stark der Horror ist und gibt dem Spieler auch ein bisschen was an die Hand, womit er spielen kann. Das hat sich bisher viel besser bewährt bei mir und das finde ich sogar besser für Cthulhu als UA. Bitte nicht falsch verstehen: Das UA-System ist wunderbar und passt auch wunderbar zu UA. Ich bin ein gro?er Anhänger von UA, aber es mag mir irgendwie dennoch nicht so recht auf Cthulhu passen.

  4. Original von Lysistrata Hier wird empfohlen, dass acht Spieler sinnvoll wären, und die Charaktere die Rolle der Kultisten annehmen.

     

    Es sollte allerdings auch mit weniger als acht Spielern gehen. Wie - wenn ich mich richtig erinnere - im Text steht, bedeuten mehr Spieler lediglich, dass es weniger Arbeit für den Spielleiter ist. Je mehr Spieler du hast, desto mehr Eigendynamik entwickelt das Ganze und der SL muss kaum noch etwas machen, au?er das Setting und die "Schiedsrichter"-Funktion zu übernehmen. Bei 8 Spielern hast du normalerweise eine solche Eigendynamik im Spiel (bei "normal" aktiven Spielern) erreicht, dass es wirklich kaum Arbeit für den Spielleiter ist.

     

    Falls du also weniger Spieler haben solltest, bedeutet das eigentlich nur, dass du im Endeffekt als Spielleiter mehr (klassische) Arbeit hast, weil du selbst mehr an der Dynamik teilnehmen musst. Ich persönlich finde so ein ganz eigendynamisch Spiel ungeheuer interessant und es gehörte bei "Cold War" bei mir auch zu meinen bisher "denkwürdigsten" Rollenspielsituationen, allerdings muss man es sicherlich nicht so machen und kann es auch eher "klassischer" halten.

     

    Spoiler

     

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    Ich habe festgestellt, das es wohl von Spielerseite bedenken gibt. Die Rolle des Bösen zu spielen erfordert viel mehr Einsatz und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Zumindest eine "wei? nicht" ob sie das kann und da sie immer zu zweit kommt (mit Ehemann) wird er auch fehlen...da waren es schon zwei Ausfälle...schade denn ich glaube das Abenteuer könnte richtig gut werden...

     

    Eine Idee, die mir hier kam war, dass du vielleicht dieser Spielerin dann eine der "weniger bösen" Rollen gibst. Die Charaktere sind ja durchaus nicht alle "richtig" böse. Catherine ist beispielsweise eher "mild", wie ich finde und ebenso ist natürlich auch der Body-Builder ein Charakter, den man durchaus "zart-besaiteten" Spielern geben kann. Marty Davidson schien mir auch imemr ein eher "milder" Charakter bei "Cold War" zu sein. Vielleicht könntest du ja dieser Spielerin dann eine der beiden Rollen geben? Wäre zumindest eine Sache, die mir einfällt, wie man es vielleicht "lösen" könnte.

     

    Welche Rollen sollten in jedem Fall von den Spielern übernommen werden?

     

    Ich würde sagen, dass es drauf ankommt. 8) Hilft jetzt natürlich nicht unbedingt weiter, aber ...

     

    ... es ist zumindest sicherlich ganz gut, wenn Hodges von einem Spieler übernommen wird. Das gibt einfach einen guten Motor. Die Frage ist, was du letzten Endes willst: Wenn du beispielsweise doch eher wieder die Spieler "vereinen" willst, kannst du ihnen natürlich die eher "milden" (Walker, Davidson, Mitterand) Charaktere geben, die dann gegen die "härteren" Charaktere (die dann NSCs sind) vorgehen können. Oder aber du verteilst markante Positionen (Hodges, Stride, Walker), die sich dann gegenseitig ausspielen und das ganz untereinander. Eigentlich ist es bei jedem Charakter schade, wenn er nicht von Spielerhand geführt wird, aber das wären so die zwei Möglichkeiten, die ich zumindest vorschlagen würde.

  5. Ich muss sagen, ich bin ein wenig arg zwiegespalten. Einerseits halte ich von Robin Laws und seinen bisherigen Sachen recht viel, auch wenn man über die Inhalte streiten kann und ich vieles anders sehe, aber ... die Richtung an sich ringt mir deutlich Respekt ab - da kann ich auch über verschiedene Ansichten hinwegsehen, weil Laws einfach tolle Aspekte ins Rollenspiel eingebracht hat.

     

    Und ich teile auch Thomas Kritik am BRP in eigentlich jeder Facette. Ich würde mir auch durchaus wünschen, dass Cthulhu ein "passenderes" Regelwerk bekommt, das mehr auf Konventionen des "Genres" eingeht oder zumindest mal überhaupt diese Sachen anspricht. Das fand ich ja ein ganz gro?es Verdienst des Cthulhu-D20, das daher meiner Ansicht nach leider immer wieder unter Wert verkauft wird, denn das war eine gro?e Leistung. Da bei Cthulhu allerdings das "Genre" sowieso eine Streitfrage ist (Pulp? Detektiv? Horror? Metaphysik? usw.), wäre es sicherlich schwer, mit einem Regelwerk sowas zu schaffen. Zumindest würde mir keine Möglichkeit einfallen, aber zumindest eine Beschäftigung mit dem Thema würde ich mir erhoffen und da gerade Laws in der Richtung eine gewisse Erfahrung hat, ist das meine kleine Hoffnung, dass sowas vielleicht einflie?en wird.

     

    Allerdings muss ich zugeben, dass auch ich die Sache mit den 1930ern übersehen habe und ... das lässt mich dann auch wieder zögern. Das mit den 1930ern finde ich irgendwie suspekt und scheint mir ein wenig motivationslos. Hinzu kommt, dass ich auch den Fragebogen äu?erst fragwürdig finde. Der wird sich immens schwer auswerten lassen, nicht nur von der Skalierung (solche offene Fragen sind einfach die Hölle für das Auswerten), sondern eben auch von der Wertung, die den einzelnen Meldungen beigemessen wird. Es gibt keine Hintergrundinformationen zu den Leuten, die dort einen Fragebogen ausgefüllt haben, es gibt keine wirklichen Kriterien in ihrer Auswahl - nur um mal ein paar der mir problematisch auffallenden Sachen zu erwähnen. Dadurch wirkt das Ganze irgendwie extrem unprofessionell auf mich und ... wenn ich es nicht eben anders hier lesen würde, würde ich vermuten, dass das Ganze ein Amateur-Projekt ist, das nicht wirklich viel Potenzial hat. Um so mehr überrascht und erschüttert es mich sogar, dass Laws da wohl dahinter steckt. Denn irgendwie hätte ich ihm da mehr ... hm, naja ... Professionalität? Mitdenken? zugeschrieben. Das wirkt auf diese Art irgendwie recht unausgegoren auf mich und lässt mich dann doch ein wenig bangen.

     

    Daher bin ich zumindest zwiespältig, auch wenn ich natürlich ebenso einen Fragebogen dort ausgefüllt habe. Eine Sache, die mir allerdings positiv aufgefallen ist: Ich stehe wohl nicht allein da mit meinen Inspirationsquellen, zumindest war ich überrascht, wie viele Leute Joss Whedon-Sachen und Twin Peaks genannt haben. Das lässt auch wieder ein wenig hoffen und gibt zumindest ein gutes Gefühl, nicht ganz allein zu sein.

     

    Soweit zumindest ein paar doch leider recht unsortierte Gedanken zu dem Thema.

  6. Original von Jadetiger

    Mal ne Frage: Wie kann man jemanden Spielen, der GS 0 hat??? Ich glaube mal jemanden mit einem echten psychischen Knacks REALISTISCH zu spielen ist schon eine unglaubliche Herausforderung. Ein koplett Irrer ist IMO unspielbar.

     

    Das Spielen dieser Leute sollte eigentlich recht einfach sein, da eben auch der Verweis in der Charakterbeschreibung drin steht, dass sie eben nicht auffallen durch diesen Wahnsinn und ihn gut verbergen können. Zumindest hatte ich damals beim Spielen keinerlei Probleme gehabt (als Spieler von Hodges).

     

    Nach au?en hin darf es eigentlich sowieso (kaum) auffallen, dass man wahnsinnig ist und wie rücksichtslos diese Charaktere sind und welche doch abartigen Ziele sie teilweise haben, zeigt dann eben wieder diesen Wahnsinn. Das ging eigentlich ganz gut zu spielen, wie ich fand, eben gerade weil diese Charaktere den Wahnsinn eigentlich zu verstecken wissen (bis ihre Pläne und ihre Skrupellosigkeit eben offenbar wird).

     

    Ich möchte den Moment nicht mehr missen, indem ich einen der anderen Charaktere "unter vier Augen" gegen Ende hin mit wahnsinnigem Blick das Lebenslicht ausgeblasen habe (wir haben "semi-live" gespielt). Das war einfach ein zu köstlicher Moment für uns alle und das kann man auch eigentlich gut rüberbringen. Eben "normal" durchaus einen "normalen" Eindruck machen, aber dann eben genau in solchen Moment die "Maske" kurz fallen lassen - eigentlich ganz klassisch, wie in vielen Filmen, aus denen zumindest ich da meine Vorlage zum Spielen der Rolle genommen hatte.

  7. Original von Mithrandir

    Nur wundere ich mich, wie eine einfache Nachfrage soviel Wut hervorrufen kann, nur weil Settembrini daneben steht.

     

    Ich sehe bei den Antworten keine wirklichen Anzeichen von "Wut". Höchstens eine gewisse Angenervtheit, die man sicherlich keinem verübeln kann. Ich sehe nur Leute, die sich eben darum bemühen, einen (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei dahin gestellt) falschen Eindruck richtig stellen wollen. Kann immerhin nur im Sinne des "Titans der Wahrheit" sein, denn diese kleine, sprachliche Ungenauigkeit war sicherlich nicht seine Absicht und daher wird dies hier eben korrigiert - ihm zuliebe. Ist doch nett.

     

    Natürlich kann man gerne auch ein wenig über die Absicht hinter dieser ungeheuer neutralen Nachfrage spekulieren. Aber das bleibt natürlich nur Spekulation. Selbstverfreilich. Sie ist immerhin sehr neutral und sachlich gehalten. Dennoch wird man durchaus zumindest einen Hauch von "provokativem Potenzial" (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei dahingestellt) in dieser bemüht neutralen Nachfrage finden. Wobei gerade diese neutrale Nachfrage natürlich einfach nur neutral sein kann oder aber ... ein Schelm, der Böses dabei denkt. Aber manchmal sitzt mir der Schelm da durchaus im Nacken - kann ich auch nichts dagegen.

     

    Wie dem auch sei, ich sehe keine Wut. Ich sehe nur Angenervtheit - verständlicherweise.

  8. Original von Settembrini

    Wobei die Runde viel Spa? gemacht hat, aber eben Gegrusel kam nicht auf. und ich glaube, das brauch es auch garnicht. Ich wollte ja auch nur sagen, da? egal wie gut der Meister ist, gruseln tut man sich eh nicht. Warum sollte man auch, und wovor?

     

    Ich denke, jetzt haben wir des Pudels Kern. Ich bezweifle nämlich, dass man daraus eine allgemeingültige Aussage machen kann. Das "Problem" (das eigentlich keines ist) besteht darin, dass du zu keiner "Suspension of Disbelief"[1] fähig bist. Das Problem liegt also bei dir (vollkommen wertfrei gemeint) und nicht bei dem Genre/Spiel an sich. Aber nur, weil dies bei dir nicht klappt, kannst du daraus keine allgemeingültige Aussage machen, die schon durch ein einziges Gegenbeispiel widerlegt wird - und dieses gibt es sogar mehrfach. Wurde hier hinreichend gesagt, dass ich es den Leuten glaube und habe ich auch schon selbst am eigenen Leib erfahren. Das Problem ist nicht das Genre/Spiel, das Problem liegt bei dir und der fehlenden Möglichkeit zur SoD.

     

    Da das aber für dich offensichtlich kein Problem ist, ist das alles soweit in Ordnung. Ich hätte damit ein Problem, weil dies für mich wichtig wäre, aber es gibt genügend Spielweisen zwischen Himmel und Erde, als sich ... naja, den Rest kennt man ja. Nur kannst du daraus eben keine solche Aussage rausziehen, dass "man" das dabei eben nunmal nicht kann. Du (und möglicherweise durchaus auch noch andere - unbestritten) ungleich "man" und dieser Satz kein Verb.

     

    [1] Kleine Anmerkung zur SoD bzw. wer damit nichts anzufangen wei?, was dies bedeutet: Die SoD ist das Unterdrücken des Zweifels an einer fiktiven Wirklichkeit, notwendig um sich in diese hineinzuversetzen. Von der Seite des Publikums erfordert es den Willen, sich darauf einzulassen, von der Seite der Vortragenden erfordert es den Verzicht auf störende Stimuli, die den Unglauben wiedererwecken. Den Begriff hat ursprünglich Coleridge geprägt, wenn ich mich nicht ganz täusche. Wichtig ist hierbei, dass es von beiden Seiten die Bereitschaft geben muss, da man sich ansonsten auf einer Seite so kräftig abstrampeln kann, wie man will, es klappt nicht. Wenn der Vortragende nicht die Bereitschaft besitzt, auf solche störenden Sachen zu verzichten, wird es für das Publikum schwer/unmöglich, sich hinein zu versetzen. Wenn das Publikum sich nicht hineinversetzen will, dann schafft es noch nicht einmal der talentierteste Vortragende, das Publikum in diese fiktive Wirklichkeit zu versetzen.

  9. Wie immer ist die beste Antwort darauf wohl: Kommt drauf an. ;)

     

    Kommt drauf an, weil es wirklich drauf ankommt, was man will. Es ist sicherlich ein ganz anderes Spielgefühl, wenn man gar keinen Plan hat. Andererseits würde ich behaupten, dass es auch nicht all zu viel ausmacht, etwas zu lesen. Gerade die Sachen von Lovecraft sind selten wirklich explizit und eindeutig. Häufig verlieren sie sich eher in Andeutungen, als dass irgendetwas ganz besonders explizit gesagt wird. Daher sehe ich nicht viel Schaden darin, Lovecraft zu lesen.

     

    Es kommt auch immer darauf an, wie kreativ der Spielleiter mit dem Cthulhu-Mythos umgeht. Kopiert er nur die Vorlagen oder versucht er, selbst etwas zu machen? Es gibt beispielsweise ein paar Abenteuer, die sehr sehr explizit nach Lovecraft gebaut sind - mir fällt da spontan dieses Charles Dexter Ward-Ding aus dem Labyrinthe-Band ein. Da ist man natürlich um den Gro?teil der Spannung beraubt, wenn man dann Charles Dexter Ward schon gelesen hat, allerdings sind zum Glück die wenigsten Abenteuer simple Kopien. Und Parallelen zu erkennen empfinde ich nicht als sonderlich schlimm. Stimmungsvolles Rollenspiel kann man dennoch machen. Es kommt eben immer ein wenig auf die Abenteuer und auch den Spielleiter an.

     

    Es gibt viele Spielleiter, die lieber "nicht vorbelastete" Spieler haben - irgendwie ist das eben halt auch was ganz eigenes. Andererseits ... wäre es auch irgendwie schade, wenn man dann gar nichts aus dem Bereich lesen dürfte und das ist auch der Grund, warum ich davor zurückscheuen würde, zu sagen: "Nee, nix lesen". Die Frage bleibt letzten Endes: Meinst du, dass du für dich selbst den "sense of wonder" aufrecht erhalten kannst, wenn du schon eine ungefähre Ahnung hat, in welche Richtung manche Szenarien gehen? Wenn du meinst, den aufrecht halten zu können, dann ist es sicherlich nicht verkehrt. Es kann aber andererseits auch einiges kaputt machen.

     

    Letzten Endes kann man aber sowieso nicht verhindern, dass man über den Cthulhu-Mythos etwas dazulernt, je mehr man spielt. Von daher ... schwierige Frage, aber man wird es auf Dauer sowieso nicht verhindern können. Aber vielleicht konnten dir meine Gedanken dazu ein weiter helfen, auch wenn ich leider keine eindeutige Empfehlung geben kann, ob oder ob nicht.

  10. Yap, eigentlich sollte bei mehrmaligem Durchspielen sich ein Gesamtbild erstellen lassen können. Wobei auch nicht ins kleinste alles explizit gesagt wird, aber ... das wäre auch irgendwo langweilig. Würde ich zumindest finden.

     

    Ansonsten kann ich da einfach auch nur Shadows over Innsmouth von Lovecraft selbst empfehlen, da das eigentlich der Hintergrund ist, auf dem das Solo-Abenteuer basiert (nicht nur vom Titel her). Natürlich könnte ich es auch genau sagen, was da nun passiert ist, aber ... ich finde es eigentlich immer viel interessanter, wenn da nicht durch eine einzige Autor-Meinung Spekulationen und eigenständige Interpretationen kaputt gemacht werden, daher ... lasse ich das mal und hoffe, dass du dennoch mit den genannten Tipps etwas anfangen kannst und freue mich natürlich, dass es dir Spa? gemacht hat. 8)

  11. Ich kann nur von mir reden, aber wie es scheint, sieht/macht es Heiko ähnlich: Ich versuche, jedes Abenteuer zu testen, das ich lektoriere. Das klappt zeitlich nicht immer - wenn das mein Beruf wäre, könnten wir drüber reden, dass das immer klappt :P. In der Mehrzahl der Fälle klappt es aber und da gebe ich dann auch entsprechend Rückmeldung, Kritik, Kommentare etc.

     

    Von daher stimmt es zumindest beim deutschen Cthulhu wohl nicht, dass dort nicht gespieletestet wird. Ich bezweifle nämlich, dass Heiko und ich da die einzigen wären, die das so machen. 8)

  12. Könntest du Jota-Bewusstsein erklären? Ich kenne mich zwar durchaus mit Meta-Wissenschaft aus und habe auch eben mal versucht, den Begriff irgendwo zu finden, bin aber nirgendwo fündig geworden. Vielleicht reden wir aneinander vorbei, weil mir dieser Begriff einfach nichts sagt und ich noch nie darüber gestolpert bin.

     

    In diesem Zusammenhang noch: Es ist nicht Teil der conditio humana - sofern wir das Gleiche darunter verstehen. Diese Herangehensweise kannst du generell in einem empirisch-orientierten Wissenschaftsverständnis entdecken und kann man eigentlich von der Renaissance (Francis Bacon) über besonders David Hume bis heute verfolgen. Allerdings ist dies nicht unbedingt die "Natur" des Menschen. Denn vor dem Aufkommen des Empirismus wurde dies nicht unbedingt so gehandhabt. Sofern du dich damit ein wenig auskennst, wirst du vermutlich wissen, dass es eigentlich erst mit dem Novum Organum von Francis Bacon (irgendwann 15/16. Jahrhundert, ich wei? es nicht auswendig) aufgekommen ist - oder zumindest sind dies die ersten Gedankengänge in diese Richtung, die man gefunden hat. Diese sogenannte "conditio humana" scheint mir da doch sehr diskutierbar zu sein und würde ich hier nicht zu leichtfertig ins Spiel führen - zumindest scheint mit das eher unwissenschaftlich und eigentlich genau das, was du kritisierst: ontologisch (Erklärung siehe unten bei [1]).

     

    Allerdings: Die Forschungsfrage an sich macht ein Herangehen noch nicht wissenschaftlich, ebenso nicht unbedingt der erkenntnistheoretische Hintergrund - wobei man hierüber viel diskutieren könnte. Ich habe mich nicht wirklich mit der Forge-Seite auseinander gesetzt, sondern kenne rollenspieltheoretische Ansätze über andere Seiten und Gruppen - allerdings sind diese dort ähnlich: das threefold klingt exakt nach dem GNS, dann gibt es natürlich noch das fivefold und das eightfold mit jeweils unterschiedlicher Anzahl von Spieltypen und auch verschiedenen Schubladen und dann natürlich noch das umstrittene Laws-Modell. In wie weit die Forge-Seite nun irgendwie zu wertend herangeht, wei? ich nicht. Allerdings denke ich, dass wir uns nicht an der Forge-Seite festbei?en sollten, wenn es um Rollenspieltheorie geht, denn Rollenspieltheorie ist schon durchaus mehr. Man kann immerhin nicht generell Rollenspieltheorie "verurteilen", obwohl man nur eine Quelle kennt - das wäre eine reichlich unwissenschaftliche Herangehensweise, die Wissenschaftlichkeit zu beurteilen.

     

    Was sind aber die Methoden, die es besonders im sozialwissenschaftlichen Bereich "wissenschaftlich" machen? Der berühmte Dreierpack des "Rationalitätspostulats":

     

    - Präzision: Das Bemühen um sprachliche Klarheit (leider der - meiner Ansicht nach - am häufigsten begangene Fehler, gerade bei "deutschen" Wissenschaften)

    - Intersubjektivität: Unter gleichen Umständen (auch Bildung und Intelligenz) muss man zu gleichen Ergebnissen kommen

    - Begründbarkeit: Eigentlich selbst erklärend dieser Punkt.

     

    Das sind die Punkte, an denen sich Sozialwissenschaften im Allgemeinen messen - auch die moderneren normativ-ontologischen Ansätze übrigens. Allerdings rate ich zur Vorsicht, einem normativ-ontologischen[1] Ansatz (sofern er dort vorliegen sollte) zu schnell die Wissenschaftlichkeit abzusprechen. Das wird sehr gerne und viel zu früh gemacht, aber damit begibt man sich dann meist auf eine sehr gefährliche und unwissenschaftliche Bahn - gerade empirisch-analytisch orientiere Leute neigen zu dieser Arroganz und dieser doch erschreckenden Dogmatik, die da zum Vorschein kommen kann.

     

    Ich sehe immer noch nicht, wo der gro?e Unterschied zwischen "richtiger" Wissenschaft und "Rollenspieltheorie" sein soll - und das meine ich weitgefächerter als die Forge-Seite, die mir kaum bekannt ist. Wenn ich beispielsweise das threefold-Model nehme: Dieses kann man wirklich "wissenschaftlich" nennen, wenn man es denn so will. Ob man damit übereinstimmt, ob man es brauchbar findet oder nicht, darum geht es nicht. Auch will das threefold nichts werten - es ist sogar ein sehr tolerantes Model. Wo ist hier der erkenntistheoretische Ansatz so "unwissenschaftlich"? Nirgendwo. Kann es auch gar nicht, denn dies ist nur ein Model. Der erkenntnistheoretische Ansatz kommt erst ins Spiel, wenn man es einsetzt. Das kann man auf verschiedene Arten und Weisen machen - aber dass es Leute gibt, die es "merkwürdig" einsetzen, das kann man nicht der Rollenspieltheorie an sich vorwerfen und daraus kann man auch keineswegs schlussfolgern, dass Rollenspieltheorie unwissenschaftlich wäre.

     

    Wenn jemand natürlich die von Thomas erwähnte Schiene mit "aber blabla hat gesagt, ..." oder "das ist falsch, weil auf blabla gesagt hat, dass ...", dann ist das natürlich reichlich bescheuert - sofern man daraus zumindest einen Wahrheitsanspruch zieht oder meint, dass dies das Argument verbessert. Aber diese Leute kann man nicht der Rollenspieltheorie allgemein vorwerfen, denn diese Leute gibt es überall. Auch in den "richtigen" ;) Wissenschaften. Trotzdem ist es nicht so, dass die Sachen an sich unwissenschaftlich sind. Es sind höchstens die Herangehensweisen von einzelnen Leuten. Dann also der gesamten Rollenspieltheorie Unwissenschaftlichkeit vorzuwerfen, halte ich schlicht und ergreifend für falsch.

     

    "Was macht das Rollenspiel mit den Rollenspielern, soziologisch betrachtet, entwicklungspsychologisch betrachtet" ist höchstens eine von vielen möglichen Forschungsfragen. Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, dass dies die einzig "wissenschaftliche" wäre. Man kann durchaus auch danach suchen, wann Gruppen funktionieren, wann sie auf die Beteiligten befriedigend wirken - das wären interessante Fragestellungen, die aber von dieser Fragestellung nicht beachtet werden; zumindest so, wie ich sie verstehe.

     

    So Tee fertig. Ich muss dann mal los. Hat von der Zeit her genau gepasst. 8)

     

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    [1] Normativ-Ontologisch ist einer von drei Wissenschaftsansätzen. Dieser Ansatz begründet sich im Prinzip auf einem platonschen Gedankenmodell, nach dem es ein "Sein" gibt, das man entdecken kann und auch somit Wahrheiten, die man finden kann. Daher "ontologisch", weil es um ein tatsächlich vorhandenes "Sein" geht. "Normativ", weil häufig eine wertende Komponente eingebracht wird.

  13. Original von Kairos

    RSP-Theorie hat nichts mit wissenschaftlicher Theorie zu tun, denn diese Forge-Leute und wer da noch so alles seine Finger im Spiel hat betreiben das ja nicht als Wissenschaftler, sondern versuchen Beobachtungen aus dem Spielalltag zu abstrahieren, Strukturen unserer Spielpraxis zu erkennen und daraus Richtlinien für ein gutes Spiel abzuleiten.

     

    ...was eine wissenschaftliche Herangehensweise ist. Induktion und damit Thesenfindung und Theoriebildung, die dann mit Deduktion überprüft werden kann. Eigentlich genau das gleiche Spielchen - meta-wissenschaftlich betrachtet. Nur weil nicht "Uni" drauf steht, ist es nicht "unwissenschaftlich". ;)

  14. Ich kann mich Zodiak in seiner Meinung als auch in seiner Einleitung anschlie?en. Irgendwie ist es hier sehr ungastlich und unangenehm geworden. Es ist zwar vollkommen okay, wenn man mit Rollenspieltheorien nichts anfangen kann, aber diese ganze Polemik und abgedroschenen Phrasen sind vollkommen überzogen. Da fragt man sich doch fast, wer hier die Sachen ernster nimmt: Diejenigen, die Rollenspieltheorien anwenden oder jene, die sich dadurch angegriffen fühlen - aus welchen Gründen auch immer, darüber kann man viel spekulieren und vieles würde wahrscheinlich sehr persönlich genommen werden.

     

    Man muss diese Sachen natürlich nicht benutzen. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie hilfreich sein können. Gerade im Online-RPG-Bereich wie auch im LARP-Bereich. Wenn man anfangen muss, mit Gruppen grö?er als 5 Spieler zurecht zu kommen, kann eine solche eher strukturelle Herangehensweise wirklich helfen - und nicht nur dort, aber hier wurde es mir immer besonders klar. Ab einer gewissen Teilnehmerzahl kann man beobachten, wie manche Leute einfach überfordert sind und da können solche "Werkzeuge" sehr gut helfen, das Ganze zu beherrschen lernen. Irgendwann geht es auch ins Blut über - wie jedes Werkzeug.

     

    Beim Kochen beschwert sich immerhin auch niemand über 5-Sterne-Köche. Natürlich kann jeder in seiner eigenen Küche brodeln und köcheln. Vermutlich wird es auch nicht schlecht schmecken. Vermutlich gibt es auch Naturtalente in der eigenen kleinen Küche. Aber dennoch hat es durchaus seinen Grund, warum ausgebildete Köche, die ihr "Handwerk" verstehen, im Regelfall durchaus besseres Essen machen - natürlich nicht immer. Auch Rollenspiel ist ein Handwerk.

     

    Und bevor jetzt hier das bekannte Totschlagargument "Rollenspiel soll doch Spa? machen" kommt: Auch Fu?ball soll Spa? machen. Da kann man dann in der Kreisklasse kicken oder man eignet sich Technik an, die man durchaus braucht, um in höhere Klassen zu kommen. Habe ich selbst beim Tischtennis auch gemerkt. Es gibt natürlich - wie überall - Naturtalente. Dennoch sind dies auch Sachen, die "Spa? machen". Die Frage ist eben, wie ernsthaft man dies betreibt. Wenn jemand es nicht ernsthaft betreiben will ist das ja vollkommen okay - für mich. Dennoch sollte er auch akzeptieren, dass es Leute gibt, die eben mehr wollen. Die Vehemenz, die Aggressivität und die Scheuklappen, mit denen dann darauf eingedroschen wird, finde ich persönlich erschreckend.

     

    Man muss Rollenspieltheorie nicht gut finden. Man muss sie auch nicht benutzen. Aber ein wenig Nachdenken und Weiterdenken, das sollte man schon. Und schade, dass nicht viele bei den Gedankengängen von Zodiak angekommen sind. Aber vielleicht ändert sich das ja.

  15. Richtig oder falsch gibt es natürlich gerade bei einem solchen Film wie Donnie Darko nicht. Und Thomas hat durchaus zwar recht, dass diese "Autorenintention" einen interessieren darf, aber ... (es war natürlich klar, dass in diesem Satz das "aber" kommt)

     

    ... wo es hinführt, wenn man sich im Irrgarten der Autorenintention verirrt, will ich hier gerade einmal an Donnie Darko verdeutlichen. Wenn man nun sagt, dass man durch den DC einige Szenen besser versteht, dann möchte ich an dieser Stelle selbst einmal (ausnahmsweise) über Autorenintentionen spekulieren und den Audiokommentar zu den fehlenden Szenen aus der "normalen" Version heranholen. Hier erzählt der Autor, dass es ihm weh getan hat, diese und jene Szene herauszuschneiden. Das sagt er bei nahezu jeder Szene - was beim Anhören schon relativ köstlich war. Aber der wichtige Punkt kommt, wenn er dann bei einer Szene sagt, dass durch das Fehlen dieser Szene seine eigene Intepretationsart als "göttliches Eingreifen" offen gehalten wird, aber: es würde nicht jenes "göttliche Eingreifen" forciert und das wäre die Magie des Films. Die Autorenintention ist also, dass die Autorenintention des Filmes zurücktritt? ;) Voilß. Der Irrgarten der Autorenintention.

     

    Thomas hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass sie einen auch interessieren darf, aber sie hat natürlich keine vorrangige Berechtigung gegenüber jeder anderen Interpretation. Gerade so einen Film wie Donnie Darko kann man nicht falsch verstehen. Gerade solche Filme bedeuten für jeden etwas Anderes. Und es ist natürlich vollkommen okay, wenn Thomas sagt, dass er das Gefühl beim alten Film hatte, dass ihm da ein paar Szenen ihm - mir eben nicht. Und ich vermute, wir kommen dann bei verschiedenen Interpretationen an. Genauso, wie ich es sehr amüsant fand, als ich mich mit einem Bekannten über den Film unterhielt: er sagte, dass es ein "Pro-Christentum"-Film wäre und ich sagte, dass es ein "Pro-Agnostiker"-Film wäre. Sehr amüsant und gerade diese offenen Diskussionen, in denen womöglich jeder recht hat, das sind meiner Ansicht nach die Magie des Films.

     

    Daher mag ich gerade bei Donnie Darko solche Fragen nicht, die in die Richtung gehen "hast du den Film verstanden?" oder "was bedeutet eigentlich das und das?" - bei erster Frage fehlt mir das "Verständnis" des Films ;), denn das kam irgendwo im Deutschunterricht abhanden. "Was will der Autor mir damit sagen" ist eine schrecklich langweilige Herangehensweise an Literatur und auch Filme. Bei letzterer Frage fehlt mir das "dich". Es ist ähnlich wie bei Gedichten - spannend ist doch nicht, was der Autor damals gedacht hat. Das ist höchstens für Historiker interessant. Spannend ist, was der Leser beim Lesen fühlt, wie er es aufnimmt und wie der Text diesen Effekt erzeugt. ?hnlich ist es bei Donnie Darko.

     

    Daher halte ich es gerade bei Donnie Darko so, wie Magister Mirko es sagte. Man muss ihn wirken lassen. Aufklärungen und festgelegte Interpretationen zerstören ein Werk, nehmen ihm alle "Kunst". Das hat mich schon in der Schule im Deutschunterricht immer geärgert und ich würde gerne meine ganzen Deutschlehrer mal wieder treffen, um sie mal mit "neueren" Erkenntnissen der Literaturtheorie zu konfrontieren, die sie eigentlich kennen müssten, denn diese ganzen Sachen haben auch schon häufig ihre 40 Jahre auf dem Buckel. Aber bevor das hier dann wieder ausufert und von Donnie Darko wegführt, beende ich einmal meinen kleinen Exkurs. Es war zwar keine direkte Interpretation zu Donnie Darko, aber eine Interpretation der Interpretationen zu Donnie Darko - auch ein spannendes Thema, das ich hier gerade gemütlich bei einem Tee in der Pause tippe. ;)

  16. Am einfachsten wohl, indem man sie au?erhalb des Spiels darauf anspricht. Ich halte generell nichts davon, Spieler "innerhalb" des Spiels zu "erziehen"; das bringt meist recht wenig. Ein klärendes Gespräch danach oder davor bringt meist mehr Resultate. Wenn du das bereits gemacht hast und es einfach nur daran liegt, dass die Spieler es während dem Spielen vergessen, würde ich gar nicht in-game darauf reagieren, sondern halt eine kurze Anmerkung machen in Form von "du benutzt gerade wieder Ihr", idealerweise noch mit einem Augenzwinkern. Solange es vernünftige Spieler sind, sollte das dann kein Problem sein und wenn man sie während dem Spiel häufiger darauf hinweist, dann wird sich das schon ein"spielen". Das gibt am Anfang natürlich einige Brüche, aber die wird es da dann so oder so geben - dafür hat man am Ende dann möglicherweise ein besseres Resultat.

     

    Jedenfalls ist das meine Erfahrung aus meinen bisherigen Runden. Probleme, die au?erhalb des Spiels entstanden sind (Spracherziehung durch Fantasysysteme, mangelndes Genrebewusstsein, indirekte Sprechweise des Spielers anstatt direktes Aussprechen etc.) auch au?erhalb des Spieles ansprechen und dort klären. Innerhalb des Spieles kann es dann zu sehr zu möglichen Verwechslungen kommen, so dass der Spieler nicht wei?, ob der Spielleiter es jetzt ernst meint oder nicht. Ganz klipp und klar die Sache ansprechen - au?erhalb des Spiels, nicht durch NSCs. Das wäre mein Rat.

  17. Original von Thomas Michalski
    *G* bei 28 Tage später wurde nie von Zombies gesprochen,

    es sind lediglich infzierte Menschen.

    Ich müsste mich irren, aber bei den Romero-Filmen dürfte der Begriff auch nur selten, wenn überhaupt, fallen.

    "Living dead" und andere Synonyme, aber nie Zombies...

     

    "We don't use the z-word!" ;)

     

    Au?erdem möchte ich mich Sixt anschlie?en. "Dawn of the Dead" (Remake) ist ein durch und durch guter Film. Ich fand durchaus, dass er sogar noch "näher" ging als die älteren Filme. Durch die "normalen" Bewegungen (also keine "langsamen" Zombies) kamen mir diese Zombies wesentlich menschlicher vor - das empfand ich als sehr viel grausamer, weil sie nicht mehr ganz so verzerrt waren; ich hatte nicht ganz jene Distanz zu jenen Zombies, wie ich sie bei "Night of the Dead" beispielsweise hatte. Da mag man natürlich durchaus anderer Ansicht sein.

     

    "Dawn of the Dead" ist natürlich ein Film, der in erster Linie "Spa?" macht - definitiv. Aber gerade durch diesen Wechsel zwischen sehr entfremdenden und befremdenden Momenten und dem amüsanten Abend liegt meiner Ansicht nach der Kniff und die dennoch verstörende Wirkung des Films. Ich war danach jedenfalls kräftig angegruselt, obwohl ich einen Heidenspa? im Kino mit meinen Kumpels hatte. Das war eine merkwürdige Erfahrung eines Popcorn-Kinos für mich. Schon allein der Weg zu meinem Auto in der Tiefgarage ...

     

    Ich möchte damit nicht sagen, dass ich die alten Romero nicht gut finde. Was mir nur auch aufgefallen ist, dass häufig gesagt wird "ja, das Remake kommt eben nicht an die Klasse des Romero-Originals heran". Sowas wird gerne von Remakes gesagt und ich möchte hier einfach einmal eine Lanze für Remakes brechen, denn es gibt derzeit so viele wirklich gut gemachte Remakes, dass man dieses Klischee "das Remake ist nie so gut, wie das Original" nicht leichtfertig benutzen sollte. "The Grudge" war ein sehr gelungenes Remake, meiner Ansicht nach. "Ring 2" war sogar besser als das Original (beide "Originale", also "2" und "Spiral"), wie ich fand (obwohl ich "Ring" als Original besser fand als das Remake). "Haunted Hill" war kein Glanzstück, aber ansehnlich. "Das Geisterschloss" war ebenso nett. Natürlich gibt es auch schlechte Seiten von Remakes (und natürlich kann man an all diesen Filmen, die ich da aufgezählt habe, viel kritisieren, vor allem, wenn man sie mit den "Originalen" vergleicht und anfängt, dass dieses oder jenes nicht drin wäre oder anders/"falsch" gelöst wäre), aber ich will hier eben einfach einmal besagte Lanze dafür brechen, denn ich finde, dass den Remakes sehr viel Unrecht getan wird. Und nicht nur Remakes, auch neueren Horror-Filmen.

     

    Gerade die alten Horror-Filme werden gerne zu "Sozialkritikfilmen" hochstilisiert (dies wird "modernen" Horror-Filmen selten angedichtet, obwohl man auch hier eigentlich dies immer suchen kann). Ja, unbestritten, das ist da auch drin. Als leidenschaftlicher Horror-Filmschauer in allen Untergenres dieser Sparte bin ich natürlich auch jederzeit gerne bereit, diese Art von Filme zu verteidigen (da diese Filme immerhin gerne als "anspruchslos" und "stumpf" angesehen werden). Gegenüber vielen muss man dann eben auch das meinerseits sehr ungeliebte Argument der "Sozialkritik" anbringen - bei vielen Leuten ist etwas wohl erst leider "gut", wenn es auch "sozialkritisch" ist, aber wie bereits angesprochen wurde ... es gibt weitaus mehr Facetten als "Sozialkritik". Vor allen Dingen, was ich in solchen Fällen gerne vorbringe: Sozialkritik ist heute nichts Besonderes mehr. Jeder macht es, jeder kann es. Es gehört doch eigentlich schon fast zum guten Ton, Sozialkritik zu üben. Sozialkritik finde ich persönlich mittlerweile sogar eine recht schwache "Botschaft" - denn sie ist zu einfach, häufig auch viel zu oberflächlich. Wie häufig ich höre, wenn man den Wert eines Buches oder eines Filmes versucht, zu beschreiben, dass es "so toll sozialkritisch" ist. Ich empfinde das nicht als Qualitätsmerkmal - nicht mehr. Nicht in dieser Zeit, nicht unter unseren doch recht einfachen Umständen. Das soll nicht hei?en, dass ich dazu aufrufe, nicht sozialkritisch zu sein. Ganz im Gegenteil.

     

    Natürlich zählt das dann wiederum nicht unbedingt für die Romero-Filme, die dann doch älter sind. Trotzdem empfinde ich es persönlich als falsch, diese Filme auf "sozialkritisch" zu reduzieren und ich habe das Gefühl, dass dies leider häufig gemacht wird, denn wenn jemand von Romero spricht, dann wird eigentlich nur von der Sozialkritik gesprochen. Vielleicht auch in erster Linie, weil man es so lustig findet, dass so eine Filmsparte, die eigentlich als "stumpf" gerne abgetan wird, in Zusammenhang mit diesem Intellektuellen-Label herumläuft. Ich denke, diese Filme haben mehr zu bieten.

     

    Das wollte ich grade nur einmal einwerfen, da hier wieder das Thema "Romero - Sozialkritik" auftaucht. Wie gesagt, ich möchte es ihm nicht absprechen (habe ich ja weiter oben genauer ausgeführt), dennoch wollte ich darauf hinweisen, vielleicht ein wenig vorsichtiger damit zu sein. Ich will damit auch nicht sagen, dass man es nicht mehr erwähnen oder einführen soll in eine Diskussion, sondern einfach (einmal wieder) auf ein paar Probleme aufmerksam machen, die meiner Ansicht nach bestehen bzw. die mir schon häufiger durch den Kopf geisterten.

  18. Es ist tatsächlich der Unterschied zwischen der sogenannten "Received Pronunciation" und dem "General American" (was aber ein heikles Thema ist, da es im Gegensatz zu RP bei der GenAm ein paar Definitionsschwierigkeiten gibt, die aber wohl eher nur Linguisten interessieren dürften). In RP wird es /a:/, also mit langem /a:/ ausgesprochen. In GenAm wird es "fast" wie ein "ä" ausgesprochen.

     

    Im ?brigen hat dies nichts mit "Kaugummienglisch" zu tun, denn entgegen den üblichen Vorurteilen, dass das amerikanische Englisch eine verkommene Version des "richtigen" Englisches ist, ist das, was wir als amerikanisches Englisch kennen, das "ältere". Das amerikanische Englisch ist im Schnitt (im "Schnitt" aus den bereits oben erwähnten Problemen) älter und näher an der Aussprache aus der Kolonialzeit (aus historisch/linguistischen Gründen) als das RP.

     

     

    All' jene, die also in ihren Sprachvorlieben eher konservativ sind, sollten hier dann mal ihre Schusskanonen neu justieren und zwar auf das eklige, neumodische RP aus England. Au?erdem ist das, was man aus der Schule so als "Schulenglisch" mitbekommt, meist eine sehr gruselige Mischung aus RP und GenAm, da die meisten Schullehrer die Unterschiede selbst nicht so wirklich kennen und im Zuge von Pop-Musik, Englischen DVDs etc. die Aussprache sehr verwischt, so dass der "Otto-Normal-Englisch-Sprecher" keine astreine RP- oder GenAm-Aussprache hat, sondern einen Mischmasch aus selbigem.

     

    Allerdings sei als kleiner Hinweis sowieso noch erwähnt, dass Eigennamen sowieso nicht den üblichen Sprachkonventionen unterworfen sein müssen ("können", aber nicht "müssen"). Von daher ist es bei Eigennamen sowieso immer ein wenig schwieriger als bei "normalen" Worten.

  19. @GG: Ich denke, es liegt vermutlich am Erzählstil. Die Handlung ist eigentlich typisch lovecraftesk. Das kann man banal/uninteressant finden, muss man aber nicht. Aber der Erzählstil kann es durchaus sein, da lernt man eben immer erst mit dem Lauf der Zeit dazu und ... alas, das Zeichenlimit ist natürlich mit einer der grö?ten Killer für schönes Schreiben, vor allem für ein Solo-Abenteuer wenn man doch ein paar Entscheidungsfreiheiten für den Leser haben will.

     

    Innsmouth-Setting im Spieler-Handbuch verraten: Das ist durchaus ein Gesichtspunkt. Andererseits ... wirklich etwas verraten wird nicht. Es wird viel offen gelassen und eigentlich gar nichts erklärt. Au?erdem ist das Problem, dass du bei jedem Abenteuer _immer_ irgendetwas verrätst oder irgendeine Plotmöglichkeit bereits ausschlie?t, weil sie dann bekannt ist, vor allem,wenn man eben zur Einführung ein klassisches Thema nehmen will. Egal, welches klassische Thema man da aufgreifen würde, es wäre dann "bekannt". Und das Solo-Abenteuer verrät nun nicht wirklich, was "wirklich" in Innsmouth los ist. Au?erdem will ja nicht jeder die "beste amerikanische Kampagne" spielen und vermutlicherweise ist sie selbst dann noch spielbar.

     

    Enden: Also dreimal durchspielen ist doch schon viel für so ein kleines Abenteuer. Mit dreimal durchspielen bin ich sehr zufrieden. :)

     

    Identifikationsfigur: Wobei durchaus auch gesagt wird, dass man den Charakter mit der Zeit erst entdeckt. Also ist das wohl durchaus beabsichtigt, da viele Sachen erst im Laufe des Abenteuers preis gegeben werden, bei denen der Leser auch anfangs im Dunklen gelassen wird, aber das stört offenbar eher nicht.

     

    Irreführung: Mir kommt es eher vor, dass du ein wenig sauer bist, dass du darauf reingefallen bist auf diesen billigen Trick. Aber wieso soll man dem Charakter dauernd sagen, dass er weiblich ist? Er wei? es doch. ;) Ist sicherlich Geschmackssache, ob es als billig empfunden wird oder nicht. Bei dir hat es eben diesen Effekt. Damit muss ich leben.

     

    @Synapscape: Es mit den alten Livingstone/Jackson-Romanen zu vergleichen ist natürlich recht unfair, was dir aber auch klar sein sollte. Da hat jemand über zig Seiten mehr Platz, der Umfang eines solchen Solo-Abenteuers hingegen ist sehr begrenzt.

     

    Was meine Aussagen allerdings bestätigen sollen, das frage ich mich durchaus, immerhin werfen sie eher Fragen auf, als dass sie welche beantworten bzw. versuchen, eine weitere Ebene aufzuzeigen, auf der man dies alles sehen kann (aber nicht muss). Was man dann letzten Endes daraus macht, ist natürlich jedem selbst überlassen. Ein literarisches Experiment ist es sicherlich nicht und ich bin froh, dass es solch gegensätzliche und polarisierende Standpunkte auf _beiden_ Seiten der Meinungsskala gibt. Das zeigt mir, dass ich es richtig gemacht habe. :)

     

    Und natürlich ist es eine Einführung. Es führt ein klassisches Setting ein (Arkham, Innsmouth, Ostküste, Mass.), es führt ein klassisches Thema ein (Deep Ones samt der Thematik mit den Hybriden drumherum), es lehnt an eine sehr klassische Lovecraft-Story an, sogar "?berraschungsmoment über die eigene Identität" ist ein sehr klassisches Thema ("The Outsider"). Die Gender-Ebene, die noch hinzu kommt, ist lediglich eine weitere Schicht, die man betrachten kann, aber nicht muss. Wenn einem die nicht gefällt, kann man sie weglassen und dann ist es eben ein "Innsmouth Revisited" und das kann man ganz stumpf als Fortführung von Innsmouth lesen, wenn man denn so ein dummes kleines Rollenspielerlein ist. Als Einführung von klassischen Themen also definitiv nicht vorbeigeschossen, aber eben mit einer noch weiteren Ebene, die interessant sein kann, wenn man sich nicht dagegen sperrt.

     

  20. Auch wieder eine sehr subjektiv-plakative Aussage (manch einer würde sogar "billig" darüber sagen). Wenn man sich die deutsche Sprache ansieht, dann wird einem auffallen, dass es verdammt schwer ist, einen längeren Text zu schreiben, ohne dabei das Geschlecht einer Person zu erwähnen. Da muss man um viele gewöhnliche Redewendungen einen Bogen machen und dann auch noch zusätzlich dieses Bogenmachen so kaschieren, dass nicht auffällt, dass ein Bogen gemacht wird. Wenn es klappt, dann ist es vielleicht doch nicht billig, weil sowas doch ein wenig Zeit kostet und Zeit ist Geld und Geld ist nicht billig. Kann natürlich dennoch billig sein. Kann aber dennoch auch irgendwo egal sein, ob billig oder nicht, denn die Güte eines Films richtet sich selten nach dem Budget.

     

    Warum der Leser aber alle Sachen wissen muss, die die vermeintliche Identifikationsfigur wei?, erschlie?t sich mir jedoch gar nicht. Wieso ist dies denn überhaupt die Identifikationsfigur? Nur weil dies der Charakter ist, den man übernimmt? Zumindest ist mir keine Konvention bekannt, die dies besagt, au?er vielleicht die der persönlichen Bequemlichkeit. Und wenn Literatur bequem ist, sehe ich persönlich das viel eher als Makel an, als Chauvinismus. ?ber bequeme Literatur unterhält man sich nicht. Bequeme Literatur verfliegt wie ein laues Lüftchen im Wind ("I'm sorry, Shaun..."). In der Literatur gibt es durchaus den nicht wirklich alten Effekt der "Entfremdung" - da hat es sich dann gänzlich mit dem Identifizieren mit den Charakteren. Und wieso muss es dem Leser extra gesagt werden? Dem Charakter ist es doch klar, dass er eine Frau ist. Kann dem Leser doch theoretisch auch klar sein. Oder dem Leser kann klar sein, dass es offen gehalten ist. Wer natürlich mit der Einstellung herangeht, dass der Autor männlich ist und der Name männlich klingt, der Charakter muss männlich sein, der wird hier natürlich in seinen eigenen Irrgarten manövriert. Ob dies nun billig ist oder nicht, das bleibt natürlich dem eigenen Geschmack überlassen und dazu schrieb ich ja weiter oben noch ein wenig. Ist dann nicht der eigene persönliche Irrgarten billig? Wenn dem so ist, dann muss ich sagen: Respekt vor so viel Selbstkritik. Dazu wäre ich nicht fähig.

     

    Und ist das fehlende Interesse an "Gender Studies" nicht viel eher chauvinistisch? Muss man es wirklich "studieren", um den Text zu verstehen? Ich habe sowieso nie verstanden, warum man immer die Werke, die der Autor gelesen hat, auch lesen muss, um einen Text zu verstehen. Ich komme eigentlich immer sehr gut mit Werken zurecht, indem ich auf solchen unnötigen, biographischen Ballast verzichte. Meist kommen da dann sogar viel interessantere Interpretationen heraus. Mich interessiert es eigentlich gar nicht, welche Morgenzeitung der Autor gelesen hat, wo er seine Ausbildung gemacht hat, wie lange er auf dem Klo im Schnitt gesessen hat etc. Wo man bei diesem Text dann "Gender Studies" "studieren" muss, erschlie?t sich mir ebenso nicht. Meist haben Texte sowieso ein viel breiteres Spektrum, als vom Autor ursprünglich geplant und der Autor ist sich meist selbst nicht dem kulturellen Code bewusst, der seinen Text bestimmt.

     

    Aber wenn einen der Text insgesamt sowieso nicht interessiert, dann hat der Text sowieso keine Chance. So etwas gibt es. Keine Frage. Gibt auch viele Filme im Kino, die mich nicht interessieren. Aber diese erwähne ich dann im Allgemeinen auch nicht. Denn diese sind mir dann tatsächlich egal. Sobald ich aber darüber rede, sobald ich Kraftausdrücke selbst zensiere, wenn ich darüber rede, interessiert es mich zumindest soweit, dass ich etwas darüber schreibe bzw. darüber rede oder mir Gedanken mache. Also interessiert es einen anscheinend schon irgendwie. Denn andernfalls wäre es wohl einem wirklich egal. Mittelma? ist schrecklich. Mittelma? ist eben jenes erwähnte laue Lüftchen von weiter oben, Mittelma? verfliegt und geht unter in der allgemeinen Bedeutungslosigkeit. Entweder etwas ist phänomenal oder etwas ist grottig. Beides ist akzeptabel. Hauptsache, es wird darüber geredet.

     

    Aber dass du so viel mehr über den Autor jetzt wei?t, das bezweifle ich. ;) Wer sagt dir, dass dies hier nicht bewusst auch nur ein Sub-Text zum Text ist, um etwas gewisses zu erzeugen? Provokation? Frustration? ?rger? Erkenntnis? Aber eigentlich der Autor ganz anders ist? Kennst du den Autor? Was sind seine Motive, so in diesem Forum aufzutreten? Dieses Posting gerade so zu schreiben? Fehlendes Selbstbewusstsein, weil er nicht auf den Tisch hauen kann und sagen kann "hier ist die Quintessenz des Textes"? Oder eher allgemeines Querulantentum, was ihm/mir ja auch schon häufig angedichtet wurde? Oder tatsächlich ein philosophisches Experiment, in dem du gerade drin steckst, egal, ob es dich interessiert oder nicht? Oder einfach nur Langeweile am frühen Morgen? Oder das Warten auf den Kaffee? Oder die Freude am Alliterationen-Schreiben und daher dem immer wieder neuerlichen ?berarbeiten des Textes? Oder lediglich als Fingerübung? Wei?t du jetzt mehr über den Autor? Das bezweifle ich. ;) Und was ist der Autor? Ist es die Persona hier im Forum? Oder ist das der Kerl auf der Spielemesse, mit dem man sich unterhält? Verhält der sich dann zu Hause auch so oder ist der nur auf der Spielemesse so? Ist dies nur ein Bild, das er erzeugt, weil er natürlich will, dass sich ganz viele Leute, das Solo-Abenteuer durchlesen? Oder ist ihm das wurscht? Wieso schreibt er jetzt "wurscht" und nicht "wurst" oder gar "egal"?

     

    Hm, egal.

  21. Original von gemüse-ghoul
    Original von Synapscape

    Wobei Platz 1 au?er Konkurrenz läuft, da es ja eigentlich nur dazu dient, eine gewisse Stimmung rüberzubringen. Aber das die Erkenntnis, eine Frau zu sein dem cthuloiden Horror gleichgestellt wird, finde ich schon arg chauvinistisch.

    :rofl:

    Hoffentlich liest Holger das, ich würde zu gern seine Antwort lesen!

    :lol:

     

    Das ist in etwa ähnlich, wie der Rezension-Schreiber aus der Artefakt (ich glaube, das war von dort - mit der unheilverkündenden Nummer 13), der meinte, dass den Lektoren ein Fehler unterlaufen wäre, weil man die ganze Zeit über meint, ein Mann zu sein und am Ende ist man eine Frau und das hätte man vorher merken müssen. Da hätte der Autor wohl einen Fehler gemacht. Jener Schlaumeier verrät dieses Ende dann auch schlie?lich in der Rezension (warum auch nicht? ist immerhin ein Fehler und der gehört in sowas rein). Ursprünglich wollte ich darauf auch was schreiben, lie? es dann aber ... manche Sachen muss man nicht wirklich kommentieren. Manche Sachen sollte man auch nicht kommentieren. Für viele Sachen, aber sicherlich ganz besonders im literarischen Bereich, ist es besser, wenn sie offen gelassen werden und Raum für Diskussion ist. Ob es da wirklich so gut ist, eine autoritäre Autorenmeinung zu nutzen, um irgendeine Diskussion oder Meinung zu drücken oder zu erniedrigen, das ist natürlich auch eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt.

     

    Au?erdem (na gut, weil es GG ist ;)) ist meine persönliche Meinung als Autor natürlich nicht ma?geblich, denn wir alle wissen ja, dass die Autorenintention tot ist. Spätestens mit der obigen Rezension aus dem Artefakt wurde ihr ein Gnadensto? gegeben. Wenn aber Synapscape das so interpretiert, ist das okay für ihn und ich freue mich, dass es eine Pluralität an verschiedenen Meinungen dazu gibt. Vor allen Dingen gibt es für etwas, das vor dem Hintergrund der "Gender Studies" entstanden ist, nichts Besseres, als "chauvinistisch" genannt zu werden. Das gibt Grundlage für Diskussion, denn jedes literarische Werk, das nicht diskutiert wird, ist tot.

     

    Wer natürlich ein wenig biographisches Interpretieren machen will, dem sei hier noch die Zusatzinfo gegeben, dass der Autor seit ca. 4 Jahren "Gender Studies" als Schwerpunkt hat und sich viel mit Judith Butlers, Gilbert und Gubar, Susan Sontag, HÚlÞne Cixous, Elaine Showalter, Juliet Mitchell, Luce Irigaray, G.C. Spivak und Anderen auseinander gesetzt hat. Ob das nun einen chauvinistischen Einfluss auf den Autor hat oder nicht, das kann er natürlich selbst nicht beurteilen. Es kann natürlich gut sein, dass das intensive Beschäftigen mit den Grundlagen und Problemen der "Gender Studies" nicht, wie man zunächst vielleicht glauben möchte, zu einer Erweiterung des Erkenntnis-Horizontes führte, sondern sogar vielleicht eher zu einer Rückentwicklung, einer Rückstufung, eben zum Chauvinismus. Das kann durchaus sein.

     

    Natürlich kann man es aber auch so sehen, dass der cthuloide Horror lediglich die Erkenntnis ist, dass man schwanger ist. Dies ist immerhin ein klassisch-lovecrafteskes Motiv (ist Chauvinismus nicht eigentlich auch ein klassisch-lovekrafteskes Motiv?). Ob es nun nicht vom Leser chauvinistischer ist, zu finden, dass man es gesagt bekommen muss, dass der Charakter eine Frau ist, das stelle ich einfach mal in den Raum. Viele Sachen werden in der Literatur nicht erwähnt, eben aus genau dem Grund, um mit den Gedanken und kulturellen Irrgarten der Leser zu spielen. Vielleicht ist es dem Leser einfach nur unangenehm, dass ihm diese leicht chauvinistische Neigung bei ihm selbst in diesem Moment aufgefallen ist. Denn eigentlich wird diese "Erkenntnis" im Text eher nur nebenbei erwähnt. Dass der Leser ein solch gro?es Brimborium darum macht, dass es vorher nicht erwähnt wird, lässt doch eigentlich viel eher tief in die Abgründe des Lesers blicken als in die des Autors, denn wer wei?, was darin vorgeht (also _ich_ sicherlich nicht).

     

    Uncle Tom's Cabin wurde seinerzeit als Meilenstein im "Rassenbewusstsein" gesehen und gilt heute als rassistisch. Vieles verändert sich mit dem Lauf der Zeit und was "objektiv" in einem literarischen Werk drin steht, kann sicherlich nicht mit ein paar plakativen Worten festgepinnt werden (man kann es versuchen, aber im Endeffekt wird man daran scheitern). Da macht man es sich dann sicherlich zu einfach und begibt sich an den persönlichen Phrasenstammtisch (vielleicht bekommt man noch einen Platz im literarischen Quark-Quartett).

     

    Vielleicht ist es chauvinistisch. Vielleicht war es ursprünglich auch einfach nur provokativ (aber ist es dann damit auf einmal nicht mehr chauvinistisch? - der Text ist immerhin der gleiche, nur die Intention ist anders, aber diese ist natürlich nicht wirklich rekonstruierbar. Aber was macht man dann?). Vielleicht war es auch wirklich ein Versäumnis des Autors und der Lektoren, wie unser lieber, netter Artefakt-Reich-Ranicki schrieb. Aber dies ist natürlich nur meine Meinung, keine besondere und sicherlich keine, die unter all' den zig anderen Lesern irgendeine besondere Wertung hätte, nur weil ich mal irgendwann das Ding da abgegeben habe. In dem Moment, in dem ein Autor sein Werk abgibt, gibt er damit das Recht darauf ab, eine "bevorzugte" Meinung zu haben, denn in diesem Moment gehört es den "Lesern" (worunter der Autor in diesem Moment natürlich auch fällt).

     

    Und dann wiederum stellt sich mir die Frage, ob ein Text (wenn man also mal den ganzen Ballast von autorenzentriertem Unsinn über Bord wirft) denn wirklich chauvinistisch sein kann oder ob der Chauvinismus dann nicht eher im Leser generiert wird. Denn ein Text hat keine Intention. Ein Text ist. Genau wie die Gro?en Alten.

     

    Zufrieden GG? ;)

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