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Holger Göttmann

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Posts posted by Holger Göttmann

  1. Hi! :-)

     

    Original von Tom

    @Holger,

    ich wollte damit zum Ausdruck bringen das ich nie solche Texte wie Felix oder du, oder Abenteuer wie Frank oder Ingo schreiben werde, ganz einfach weil ich es nicht kann.

     

    War doch auch nur ein Spä?le. Das Thema macht ja auch nur wirklich richtig Spa?, wenn man polarisiert - ansonsten geht es doch in allgemeiner Forumslethargie unter. ;-)

     

    CU

     

    holger

  2. Hi! :-)

     

    Im Vorfeld wollte ich zu diesem Thema noch etwas Wichtiges sagen: Wem dieses Thema egal ist, dem ist dieses Thema egal. Logisch und thautologisch, aber man wei? ja nie. In diesem Thread geht es um "sprachliches Bewusstsein" im Sinne von "sprachlicher Reflexion". Das mag für viele Leute wie Rosinen (oder Weintrauben) wirken, aber dieses Thema setzt explizit ein Mindestma? an "sprachlicher Reflexion" und einem Bemühen um die "Eigenheiten der Sprache" mit all ihren Tücken voraus. Dies nur als Vorwarnung, denn ich kann mir schon gut vorstellen, welche Antworten sonst kommen würden, wenn ich dies nicht nochmal explizit am Anfang gesagt hätte. =;-)

     

    Also ... zum Thema ... es geht darum, dass ich eben beim Schreiben meines Support-Berichtes über ein paar Probleme bei der cthuloiden Terminologie gestolpert bin. Nicht das, was in den Formalia steht, sondern sozusagen "Allgemeingut", was schon seit längerem eigentlich so gemacht wird, aber irgendwie ... immer einen recht blöden Geschmack bei mir im Mund hinterlässt, weil ich das Gefühl habe, dass da etwas nicht stimmt. ?ber ein ähnliches Thema habe ich mich am Wochenende mit Felix unterhalten - er wird also den Wiederkennungseffekt haben, ich hoffe, es ist nicht all zu schlimm, wenn ich gleich in diesen Thread ein paar der besprochenen Positionen mit einbaue. *g*

     

    Es gibt einige Begriffe (eher auf "Rollenspiel-Meta-Ebene" anstatt auf streng "cthuloider Ebene"), die gerne benutzt werden, aber IMHO nicht ganz korrekt sind. Dazu gehört sicherlich ganz zuvorderst der Begriff "Abenteuer". Macht es überhaupt Sinn ein cthuloides "Modul" (in Ermangelung eines besseren Begriffes bisher, verwende ich jetzt einmal diesen gänzlich neutralen Begriff für die ?bergangszeit, bis wir etwas besseres gefunden haben) als "Abenteuer" zu bezeichnen? Rein etymologisch gesehen kommt dieser Begriff natürlich aus der Anfangszeit des Rollenspiels, allen voran aus den Fantasy-Settings. Dort passt der Begriff "Abenteuer" sicherlich sehr gut. Die meisten Fantasy-Settings sind eben auf "Abenteuer" basiert und da dieser Begriff _sehr_ stark mit dem epischen und heroischen Fantasy-Setting (es gibt natürlich auch andere Fantasy-Settings, aber ich gehe jetzt einmal von den Anfängen aus) verbunden wird, bekommt der Begriff "Abenteuer" eine entsprechende Konnotation.

     

    Hier muss man also streng genommen acht geben, da wir uns ja immer so rühmen, dass "Cthulhu ja ganz anders ist als die anderen Rollenspiele und schon vollkommen anders als das typische Fantasy-Setting", dass wir hier nicht in eine sprachliche Falle tappen. Der Begriff "Abenteuer" impliziert im heutigen Rollenspiel mittlerweile mehr "Fantasy" als etwas anderes. Man kann ihn sicherlich je nach Genre auch woanders verwenden (mit D20-Cthulhu und Pulp Cthulhu wird man diesen Begriff wohl sogar dort weiterverwenden können, aber das sei einmal dahingestellt), aber in "unserem" Cthulhu, wie wir es hier in erster Linie im Forum propagieren, passt er irgendwie nicht. Er wirkt - zumindest auf mich - "falsch", da er eben diese Beibedeutung aus dem Fantasy-Bereich bezieht.

     

    Eine Möglichkeit wäre es, analog dem englischen Regelwerk das dann nicht "Abenteuer", sondern "Szenario" zu nennen. Das wiederum hat allerdings ein anderes Problem. "Szenario" bedeutet (für mich zumindest) ein eher "offenes" Element, mehr eine "Plot_idee_" als eine Plotbeschreibung. Szenario kann mitunter auch eher in die Richtung von "Setting" gehen. Jedenfalls ist "Szenario" für mich eher ein ungeauer Begriff, bei dem ich ein ungutes Gefühl hätte, ihn bei einem solchen Modul wie eines aus der "Insel"-Box oder aus dem "Amerika"-Band zu benutzen. Dafür sind mir die Module zu konkret, als dass ich damit den Begriff "Szenario" verwenden könnte. "Szenario" impliziert in gewisser Weise einen weniger strukturierten Plot als vielmehr eine "Vorstellung" (im Sinne von "imagination") eines Plots. Szenario wäre für mich eher eine kurze Beschreibung, wie die Plotideen im Heidelberg-Artikel oder im Kafka-Artikel.

     

    Würde also auch wegfallen. Allerdings würde mir spontan dann kein passender Begriff mehr einfallen. Bleiben wir also dann bei "Szenario" und übergehen diese feine Unterscheidung, die ich eben gemacht habe? Oder langt die Unterscheidung zwischen "Szenario" und "Szenario_idee" als solche, um die beiden unterschiedlichen Art und Weisen, wie ein Modul herkommen kann, zu unterscheiden? Wie nennen wir also so etwas? "Abenteuer" mit Sicherheit nicht. Das fühlt sich einfach "falsch" an. Welcher Begriff passt also am besten in ein cthuloides (nicht-pulpiges) Setting?

     

    Ein weiterer Begriff, den ich hier zur Diskussion stellen wollte ist der, der Figuren, die die Spieler führen, der SCs. Klar, SCs kann man sie immer nennen - da liegt man nie falsch. "Helden" wird teilweise auch gesagt, aber ... uärks, da haben wir wieder das gleiche Problem, wie bei "Abenteuer". Denken wir also lieber gar nicht drüber nach und lassen "Helden" lieber anderen Settings und Genres (oder dem Pulp-Cthulhu - dieses werde ich im übrigen nicht mehr explizit erwähnen, da ich denke, dass es mittlerweile klar sein sollte, dass dieses rein von den Genrekonventionen her anders gebaut ist). "Investigatoren" ... hmmm ... ja ... hmmm ... das wird häufig gesagt, steht überall drin, aber ... glücklich bin ich damit ganz und gar nicht. "Investigatoren" baut einen impliziten Eindruck auf, dass der Detektiv-Aspekt bei Cthulhu der wichtigste ist. Ich möchte den Detektiv-Aspekt nicht wirklich wegdiskutieren ... könnte ich auch gar nicht, denn das gehört sicherlich irgendwie zum Genre dazu, aber ... wie bringe es meinem Kind bei? Ich persönlich finde detektivische Aspekte in Cthulhu mit die langweiligsten. Sie sind vielleicht nötig, hier und da, aber ... sie sind nicht notwendig für einen cthuloiden Plot und ganz besonders sind sie nicht zentral wichtig. Natürlich gibt es auch bei Lovecraft die klassischen Investigatoren, aber ganz sicher gibt es auch die typischen Charaktere, die "drüberstolpern" und bei denen der detektivische Aspekt eigentlich wegfällt. An dieser Stelle möchte ich in dieser Hinsicht z.B. "Devil's Children" und "Sänger von Dhol" erwähnen. Hier hat zwar an irgendeinem Punkt _sicherlich_ der detektivische Aspekt seinen Platz, aber mit Sicherheit _nicht_ den zentralen Platz, der ihm eingeräumt wird, wenn wir alle cthuloiden Charaktere "Investigatoren" nennen. Ich persönlich hätte jedenfalls ein ungutes Gefühl dabei, die Charaktere aus DC oder dem "Sänger" oder auch "In Media Res" oder vielleicht auch "Cold War" mit diesem Begriff zu bezeichen - "Investigatoren". Nee ... das kann es nicht sein.

     

    Aber was dann? Charaktere? Klar, geht immer. Könnte ich mich damit anfreunden. Protagonisten würde ich persönlich eher bevorzugen, aber da hatten Felix und ich eine recht lange Diskussion drüber ... "Protagonisten" ist wohl einfach nicht allgemein genug, denn dies kommt wohl auf den präferierten Spielstil an. So, wie ich leite, sind die Charaktere sicherlich "Protagonisten" (im Sinne von "Handlungsträger"), bei Felix nicht. Das ist ja auch gut so und ich denke, beide Spielstile haben bei Cthulhu ihre Daseinsberechtigung. "Protagonisten" klappt also auch nicht so wirklich. Was dann? Müssen wir bei den doch sehr sachlichen und nüchternen "Spielercharaktere" oder "Charakter" bleiben? Was für Möglichkeiten gibt es hier noch?

     

    Und noch ganz zum Schluss, eigentlich weniger zur Diskussion, als vielmehr als kleine Erwähnung: Bin ich eigentlich der Einzige, der den Begriff "Keeper" für Spielleiter irgendwie blöd findet? Da können wir dann gleich unseren DSA-Hintergrund offenbahren und ihn ganz unterwürfig "Meister" nennen. Ich persönlich plädiere da ja immer noch für "Spielleiter", auch wenn dies wohl sehr nüchtern und neutral ist und dem SL an sich mehr Platz und Autorität über das Spiel einräumt, als ihm eigentlich zusteht (rein allgemein und auf Meta-Ebene gesehen). Ich denke, auch an dieser Stelle dürfte noch ein kleines begriffliches Problem bestehen.

     

    Aber warum spreche ich das Thema insgesamt überhaupt an? Ganz einfach. Von überall her strömen in Cthulhu Begriffe ein. Alte DSA-Spieler benutzen den Begriff "Meister", AD&D- Spieler den Begriff "Master", der Begriff "Abenteuer" ist sicherlich auch von dieser Sparte her importiert, "Helden" brauche ich erst gar nicht zu erwähnen ... die cthuloide Terminologie (auf einer Meta-Ebene) ist ein Mischmasch aus Begriffen geworden, sozusagen die "salad bowl" (von einem "melting pot" ist genauso wie in Amerika weit und breit nichts zu sehen) der Rollenspiele. Alles trifft sich hier und an Hand des benutzten Vokabulars kann man sehr schön erkennen, was für einen rollenspielerischen Hintergrund die meisten haben. Das ist nicht schlimm, aber ... befremdlich irgendwie. Haben wir keine eigene Terminologie? Haben wir ... klar. Es gibt die Cthulhu-Formalia und dann gibt es den Artikel von Heinrich Glumpler auf der Pegasus-Homepage. Aber so wirklich drum kümmern tut sich eigentlich keiner au?er den Lektoren (noch nicht einmal die Autoren). Aber wie wir gesehen haben, sind selbst ein paar der Begriffe, die quasi "vordefiniert" sind, nicht ganz ohne Problematik (wobei Heinrich Glumpler die sehr zwiespältigen Begriffe "Keeper" und "Investigator" schon durchaus sehr sinnvoll vorerst erst einmal nüchtern übersetzt hat, denn gerade diese beiden Begriffe sind doch ... "merkwürdig"; nur leider wird "Investigator" trotzdem noch verwendet - selbst der Begriff "Abenteuer" wird hier im Forum als Channel-Name benutzt). So bleibt es dann dieser Mischmasch aus Begriffen. Wichtig finde ich hier einfach ein gewisses "sprachliches Bewusstsein", ein "Nachdenken" (nicht im wörtlichsten Sinne) darüber, was man macht, wenn man dieses oder jenes Wort äu?ert, ein wenig sprachliche Selbstreflexion, ein wenig kritische Distanz zur eigenen Sprache.

     

    Ist das wichtig? Keine Ahnung. Denn was ist schon wichtig? Jedem sind andere Themen wichtig und man kann sich über vieles ereifern, wie wir ja in den vergangenen Threads gesehen haben. Etwas als "unwichtig" oder "banal" abzutun ist lediglich eine normative Wertung ohne jegliche Berechtigung; dessen sollten wir uns bei so etwas bewusst sein. Was diskutiert wird, interessiert und ist wichtig. Denn ansonsten kann man alles in Frage stellen - was ist schon wichtig? Daher sollte man mit dieser Frage sicherlich nicht diese Diskussion über sprachliche Feinheiten aus den Angeln heben. Die Konsequenzen, wenn man dies dann nämlich konsequent durchführen würde (was diese Leute, die sowas dann aber meist nicht machen), würden in Stagnation enden, keine Kommunikation würde auftreten, denn was ist schon wichtig und wie einige kluge Männer (Frauen vielleicht auch ... ja ... vielleicht *g*) ja gesagt haben, bedeutet "Nicht-Kommunikation" quasi "Tot-Sein". In diesem Sinne ... viel Spa? beim Grübeln über diesen sprachlichen Feinheiten. =)

     

    CU

     

    holger

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