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Der Läuterer

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Everything posted by Der Läuterer

  1. Die Scheune ist zweistöckig. Mit Heuboden. Aber weder Stiege, noch Seilzug sind vorhanden. Heuballen werden dort oben eingelagert und sind von unten sichtbar. Die Scheune ist solide gearbeitet. Eine sehr gute norwegische Zimmermannsarbeit. Massive Balken. Dicke Bretter. Lange Nägel. Das Scheunentor ist zweiflüglig. Die äussere Verriegelung besteht anscheinend aus einem Querbalken, einer Eisenkette und einem Vorhängeschloss oder Klemmbolzen. Der Türrahmen weist eine Bodenschwelle auf; das Tor öffnet sich demnach nach aussen. Die Hintertür wurde offensichtlich von aussen mit Brettern vernagelt. Einige der Nägel ragen in die Scheune hinein und wurden krumm gehauen. Es liegen zahllose Leichen herum. Wie viele Leichen es sind ist schwer zu schätzen. Viele Soldaten in Uniform. Einzelne Männer in Zivil. Und drei Pferde. Wie viele Soldaten dort liegen kannst Du nur schätzen. Fünfzig. Sechzig. Oder mehr. Aber alle hatten einen grausamen, schrecklichen und qualvollen Tod. Die Agonie ihres Todeskampfes hat sich in den verkrampften Gliedern und verzerrten Gesichtern der Leichen verewigt.
  2. Die Kleidung des Soldaten ist Dir zu gross. Aber sie bedeckt Deinen geschundenen Körper. Kalt ist Dir nicht gewesen. Obwohl Du völlig nackt warst. Aber jetzt fühlst Du Dich besser. Wesentlich besser. "Sergeant Krogstad." Das waren seine letzten Worte, als er Dir die Hand reichte und dann den Tod erwartete. Mit festem Blick sehnte er der Erlösung durch Deine Hand entgegen. Und er starb still. Aller Schmerzen ledig. Das Gewehr ist zerbrochen, der Lauf verbogen. Ein zerbrochener Säbel. Ein Klappmesser. Ein Feuerzeug. Gürtel. Helme. Eine Heugabel. Ein Seil. Mehr brauchbares findest Du nicht. Denn irgendwann hörst Du unter all den Toten auf zu suchen. Es sind einfach zu viele. Und Du bist allein. Unter all den Kadavern ist keine einzige lebende Seele mehr.
  3. Ist ok. Ich finde es nur immer recht 'interessant', wenn Hollywood auf die Realität trifft. Mehr nicht.
  4. Ich hätte mir so eine Aktion anders vorgestellt. Ich empfand es als relativ unblutig.
  5. @Blackdiablo Hattest Du nicht mal geschrieben, Du seist abgestumpft?!
  6. Das ist echt harter Tobak. Eine Hinrichtung in Syrien.
  7. @Nyre Matilde ist ja echt ein harter Hund geworden. Die Killermaschine. - cutting man neck in syria -
  8. "Det... aaarrrgh... aaarrrgh... gjøre... aaarrrgh... meget... aaarrrgh... vondt.... aaarrrgh." Du durchsuchst die Taschen des Mannes. Eine Streichholzschachtel und eine Packung Zigaretten findest Du noch. Der Mann hält Dich am Fussgelenk fest. "Aaarrrgh... Vær så... aaarrrgh... snill. Drepe... aaarrrgh... aaarrrgh... drepe... meg. Vær så... aaarrrgh... så snill." [ Das tut so weh. Bitte. Töten Sie mich. Bitte. ]
  9. Oh, ja. Sorry, Junior. Jetzt darf (muss) Shine entscheiden...
  10. Es dauert einige, lange, sich endlos dehnende Minuten, dann kommt Deine rechte Hand frei. Soldat. "Aaarrrgh... Jeg... aaarrrgh... ha... aaarrrgh... aaarrrgh... en... aaarrrgh... en kniv!" Er tippt Dich an. "Aaarrrgh... bukse... aaarrrgh... aaarrrgh... bukselomme aaarrrgh... høyre. Aaarrrgh." [ Ich habe ein Messer. Hosentasche rechts. ]
  11. Der Mann arbeitet mit einer Hand an dem Gürtel. Er ist sehr schwach und bekommt ihn nicht auf. Er schafft es aber, den Gürtel zu lockern.
  12. Ich denke, dass ich mit der Idee ziemlich allein da stehe. Macht aber nichts.
  13. Der Mann hat eine Reibeisenstimme. Ein Krächzen. Schweres Atmen. Eingesogene Luft wie durch einen Schlauch. "Aaarrrgh, jeg... aaarrrgh. Jeg... aaarrrgh. Aaarrrgh... ligge... aaarrrgh. Aaarrrgh... for... aaarrrgh. Aaarrrgh... for... døden... aaarrrgh." Der Mann greift Dir ans Fussgelenk. Der Griff ist schwach und kraftlos. [ Ich liege im Sterben. ]
  14. Der Gedanke durchpflügt Dein Hirn - Hans ist tot. Nein. NEIN. N E I N. DAS kannst Du nicht glauben. Du WILLST es nicht glauben. Und Du würdest es nicht glauben, selbst wenn Du es mit eigenen Augen sehen würdest. Wenn Du auf seinen leblosen Körper herab blicken würdest. Er gehört Dir. Er ist DEINE Beute. Du hast ihn zur Strecke gebracht. Du hast ihn erlegt. Mit Blei und mit Seide. Nicht jetzt. Nur nicht jetzt, da Du ihn zurück hast. Nicht jetzt, nachdem ihr ein Paar seid. Nicht jetzt, da all Deine Träume wahr werden. Nicht jetzt, nachdem Du so viel durchlitten hast. Nicht jetzt, da er mit Dir eine Zukunft plant. Nicht jetzt, nachdem Du Dich bewährt hast. Du hast es ihnen gezeigt. Ihnen ALLEN gezeigt. Du bist NICHT wertlos. Er kann... er darf... er soll nicht tot sein. Das ist eine Lüge. Nur das ist glaubhaft. Jeder andere Gedanke ist schlicht unerträglich. Du bewegst Dich. Du musst Dich bewegen. Weiter Jutesäcke. Oder sind es die Soldaten? Die norwegischen Soldaten? Ein Stiefel. Zwei. Ein Gewehr. Ein Helm. Ein Griff. Der Griff einer Hand auf Deinem nackten Schenkel...
  15. "Gräfin?" Es ist die Stimme des jungen Mannes. "Hast Du im Chemieunterricht aufgepasst?" Seine Stimme klingt herausfordernd und zynisch. "Bevor ich Dich verlasse, mein Schatz, werde ich Dir noch eine Kleinigkeit offenbaren... Du bist hier nicht allein. Einige Norweger sind noch bei Dir. Es geht ihnen nicht gut, die meisten sind wohl auch schon längst tot, denn wir haben ihnen ein paar Fässer mit Phosgen zum Spielen gegeben, damit sie nicht zu unruhig werden. Mittlerweile ist der Kampfstoff in den Fässern aber wohl nicht mehr tödlich giftig. Das Gift zersetzt sich zu Salzsäure musst Du wissen. Es heisst, dass das Gas nach zwei bis drei Stunden zu quälendem Husten führt, der meist tödlich endet. Der Tod soll in der Regel bei vollem Bewusstsein eintreten." Wieder ein Klopfen. "Hörst Du mich? Noch eine unwichtige Kleinigkeit, Gräfin. Der Verräter ist tot. Er beendete sein wertloses Leben schreiend unter dem Stiefel eines Agenten."
  16. Der Gestank, der von dem Fass ausgeht, lässt Dich ächzen und würgen. Obwohl Dein Hals vor Gier nach Wasser brennt, musst Du Dich übergeben. Der Magensäure ist nicht gut für Deine geschundene Speiseröhre. Es Kratzt. Es beisst. Es brennt. Du würgst und würgst und würgst, bis Deine Kehle wund und rauh ist. Plötzlich hörst Du ein Klopfen. "Huhu."
  17. Du schiebst Deinen geschundenen Körper sehr langsam in Richtung Licht. Deine Knie und Dein Körper ertasten Jutesäcke, Holzstücke, ein Metallfass, einen Stiefel, ein zerbrochenes Gewehr und noch mehr Jutesäcke. Du hast augenscheinlich einen Müllberg entdeckt. Der süsslich-faule Geruch klebt an allem.
  18. Du kriechst über den nassen, klammen Boden. Dir ist kalt. Du zitterst. Grosse Flächen Deiner Haut brennen, als hätten diese Stellen in den Nesseln gelegen. Es brennt. Es juckt. Es schmerzt. Du erinnerst Dich... An einen Urlaub am Meer... Mit der Familie... Du warst noch sehr jung... Drei Jahre alt. Deine Mutter war am Strand. Dein Vater irgendwo anders. Und Dein Fuss war auf einer Qualle... Das ist lange her... Doch der Schmerz war gleich. Die Erinnerung ist wieder da. Durch das wiederholte Scheuern wird Dein rechtes Handgelenk wund und bei Kontakt mit dem Wasser schmerzt es ausserordentlich. Langsam. Ganz langsam bewegst Du Dich über den Boden vorwärts. Deine Schienbeine spüren jeden Stein und Deine Knie finden jeden Spleiss.
  19. Der Boden auf dem Du liegst ist feucht und klamm. Die Feuchtigkeit kribbelt und beisst auf Deiner Haut wie Säure. Du bist immer noch mit den Händen auf dem Rücken gefesselt. Der Ledergürtel liegt eng an und beisst in Deine Handgelenke. Deine Beine scheinen nur mit einem einfachen Hanfseil an den Fussgelenken gefesselt worden zu sein. Du bist nackt, aber die Benommenheit deiner Muskeln ist gewichen, doch die Taubheit Deines linken Armes ist geblieben. Der Geruch, der in der Luft liegt, riecht süsslich, faul und kann nur mit dem von faulenden Birnen und feuchtem Heu beschrieben werden.
  20. Als Du aufwachst, liegst Du am Boden. Es ist dunkel. Nein, nicht ganz. Nachdem sich Deine Augen daran gewöhnt haben, siehst Du Licht durch Spalten an einer Wand hinein dringen. Ein seltsamer Geruch liegt in der Luft. Nicht wirklich intensiv, aber mit stechendem Unterton.
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