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Sherlock vs. Cthulhu


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Ich habe gerade ein Buch gelesen mit dem verhei?ungsvollen Titel "Sherlock Holmes - Schatten über Baker Street" und dem noch verhei?ungsvolleren Untertitel "Mörderjagd in Lovecrafts Welten". (Bastei Lübbe, 540 Seiten, 8 Euro)

 

Es handelt sich um eine Sammlung von 18 Kurzgeschichten, in denen es Sherlock Holmes mit Kultisten und/oder Mythoskreaturen zu tun bekommt. Nach dem Lesen der ersten Story (Eine Studie in Smaragdgrün) war ich hellauf begeistert - sie beginnt wie eine der Original Stories von Conan Doyle (Eine Studie in Scharlachrot), wartet dann aber mit einer herrlichen Wendung und einer überraschenden Auflösung auf, die beide clever eingefädelt werden.

 

Leider fallen die meisten der anderen Stories dazu dann rapide ab. Zum einen enthalten einige Geschichten nur Figuren aus den Holmes-Geschichten wie Irene Adler oder Dr. Watson, nicht aber Sherlock selbst. Zum zweiten - und hier liegt für mich der grö?te Mangel - gelingt die Fusion aus Mythos- und Detektivgeschichte nur selten. Meistens beginnen die Sherlock-Stories zwar typisch mit einem Besuch eines Auftraggebers in der Baker Street, und Holmes verblüfft Watson und den Besucher gleicherma?en mit seinen typischen Schlu?folgerungen, dann jedoch wandelt sich die Geschichte zu einer fast reinen Mythosstory, die dem Lovecraft-Kenner kein Geheimnis und keine echte Spannung mehr bietet, da alles zu einfach durchschaut werden kann.

 

Wirklich empfehlen mag ich das Buch daher nicht, dafür ist die Zahl der wirklich guten Geschichten zu gering. Aber für Leute, die bisher kaum Mythosgeschichten kennen oder die einfach mal eine "etwas Andere" Mythosgeschichte lesen wollen, kann es durchaus interssant sein. Und als nette, anspruchslose Lese-Unterhaltung für die U-Bahn oder den Zug taugt es allemal.

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  • 3 months later...
  • 3 weeks later...

Meine Freundin ist gro?er Sherlock Holmes-Fan und hat mir den Band (als Lovecraft-Fan) gerade ausgeliehen. Ich bin gerade halb durch und kann mich nur anschlie?en: ein paar gute Geschichten sind dabei, aber genauso auch ein paar wirklich schlechte ("Der Flammendolch" ist echt grottigste Fanfiction).

 

Im Gro?en und Ganzen ein interessantes und stimmungsvolles Crossover-Projekt, aber auf Dauer doch etwas zu redundant für meinen Geschmack. Vielleicht wären statt vieler kurzer, zwei oder drei längere Geschichten besser gewesen.

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Original von DrStrangelove

 

Im Gro?en und Ganzen ein interessantes und stimmungsvolles Crossover-Projekt, aber auf Dauer doch etwas zu redundant für meinen Geschmack. Vielleicht wären statt vieler kurzer, zwei oder drei längere Geschichten besser gewesen.

 

Das fasst es ziemlich gut zusammen - ist meiner Meinung nach ein generelles Problem von solchen Kurzgeschichtensammlungen

 

viele Grü?e

 

Fylimar

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  • 3 months later...

Hi,

 

hab mir den Band jetzt auch mal zugelegt. Im Grunde finde ich ihn ganz ok. Die Geschichten scheinen nach zwei Strickmustern aufgebaut zu sein. Einmal wird der Fall durch jemanden weitestgehend berichtet, also erzählt, andernmal beginnen Holmes und Watson ihre Ermittlungen, über die dann berichtet wird.

Ich finde daran hängt stark die Qualität der Geschichten. Die erzählten Fälle sind eher nicht mein Geschmack, während es spannender ist, den beiden Protagonisten über die Schulter schauen zu können, wenn sie auf Monsterjagd gehen.

Abschlie?end kommt mir allerdings die Auseinandersetzung des Logikers Holmes mit dem unlogischen, chaotischen MYthos zu kurz. Welche Antwort hat der deduktive Analytiker aufs Unerklärliche?

 

Gru?Fox

 

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  • 1 year later...

Habe gerade ein relativ neues Buch gelesen, das ebenfalls in diese Richtung geht und wollte mal hören, was andere darüber denken: "Sherlock Holmes im Reich des Cthulhu" von Klaus-Peter Walter.

Das worauf es dabei m.E. hätte ankommen sollen, nämlich die Unterwanderung des streng rationalen Kosmos von Sherlock Holmes durch das irrationale Grauen Lovecrafts gelingt leider nicht, da das Buch mehr und mehr satirische Züge annimmt. Die erste Hälfte ist noch ganz nett, da der Autor definitiv in der Lage ist, den Doyleschen Stil zu imitieren, aber er kommt sozusagen nicht bei Lovecraft an; statt dessen reichert er seine Geschichte mit Elementen aus weiteren Romanen etc. an - das dann wieder zu dechiffrieren macht zwar durchaus Spa?, aber es ist nicht mehr die Art von Spa?, die der Titel suggeriert hatte.

Ganz schlimm finde ich die nicht problematisierte Kenntnis des Detektivs vom weltweiten Labyrinth und die hanebüchene Motivation des Bösewichts.

 

Als Satire ganz lustig, ansonsten hm, naja...

 

Was meint ihr? :)

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