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Einen schönen guten Tag allerseits. :)

 

Nachdem unsere Spielrunde vor zig Jahren gelegentlich die erste deutsche Ausgabe von "Auf Cthulhus Spur" gespielt hatte, habe ich mir inzwischen die wirklich wunderschöne neue Ausgabe von Pegasus-Spiele zugelegt und beabsichtige, demnächst mal wieder in cthulhoide Gefilde aufzubrechen.

Da mir beim Lesen der Bücher einige Fragen gekommen sind, die wir uns früher komischerweise nie gestellt hatten, habe ich mich heute hier angemeldet in der Hoffnung, vom reichen Erfahrungsschatz der hier versammelten Kultisten profitieren zu können; über die Such-Funktion konnte ich nichts dazu finden - falls ich etwas übersehen haben sollte bitte ich um Nachsicht. ;)

 

Und hier kommt gleich die erste Frage: Wie sieht es denn mit Frauen und Berufswahl aus? Da wir uns hier in einem historischen Kontext bewegen, wäre es vermutlich unrealistisch, wenn es Offizierinnen gäbe etc. Wie handhabt ihr das? Die Handbücher äu?ern sich dazu kaum bzw. ziemlich liberal - ich vermute mal, da? dabei aber die in Fantasy-Rollenspielen verbreitete faktische Gleichberechtigung Pate gestanden hat, obwohl sie in dieser Form z.B. für die USA der 1920er Jahre eigentlich nicht denkbar ist.

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Denke schon, dass sich das Deutschland Buch da sehr deutlich ausdrückt (S.188-190). Frauen haben einen sehr schweren Stand in dieser Zeit in den meisten Berufen.

Ich bin da eher restriktiv...

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Da ich in den USA arbeite :), werden sich die ersten kommenden Szenarien wohl dort abspielen, d.h. das Deutschland-Buch habe ich nicht. Im Spieler-Handbuch (S. 43) wird im Zusammenhang der Regeln ein wenig der Eindruck erweckt, als wolle man die faktische Nicht-Gleichberechtigung in der Spielwelt ignorieren, was aber irgendwie unrealistisch wäre.

Meine Frage zielt darauf ab, welche Berufe Spielerinnen realistischerweise ergreifen können, wenn sie auch weibliche Charaktere spielen wollen; wenn quasi nur die Sekretärin eines männlichen Mitspielers möglich wäre, hätte man es vermutlich etwas schwer, potentiellen Mitspielerinnen die Teilnahme schmackhaft zu machen. ;)

Um vielleicht mit den (*)-Berufen mal etwas konkreter zu werden: sind Detektivinnen oder Archäologie-Professorinnen denkbar? (Gut, bei den katholischen Priesterinnen scheint der Fall klar zu sein...)

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Zu allen Zeiten und in allen Bereichen gab es au?ergewöhnliche Frauen, die sich über das geltende Geschlechterrollenbild hinweggesetzt, die dazugehörigen Widerstände überwunden und viel erreicht haben. Wenn man sich einen solchen Lebensweg als Vorbild nimmt und dessen Auswirkungen auf die Vorgeschichte des Charakters und dessen Beziehungen zu anderen Charakteren berücksichtigt, sollte es eigentlich möglich sein, mit einem weiblichen Charakter in praktisch allen Bereichen aktiv zu werden, ohne da? das Szenario in historischer Hinsicht unauthentisch wird. Es ist zum gro?en Teil einfach eine Frage der konkreten Ausgestaltung des Charakters.

 

Ich würde mir einfach eine kleine Sammlung historischer Vorbilder zusammenstellen und mich bei Bedarf davon bei Bedarf inspirieren lassen.

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Der Beruf "reiche Tochter" ermöglicht einem so ziemlich alles :]

Im akademischen Umfeld waren Frauen selten, aber es gab sie (z.B. Curie als Physikerin, um mal ein sehr "männliches" Umfeld zu nehmen.)

 

Einzig im Militär und der Seefahrt dürften sie nicht untergekommen sein, denk ich mal, und in echt anstrengenden Knochenjobs auch so gut wie nie. Aber da sind Cthulhu-Charaktere eh eher selten unterwegs, da das Berufe sind, die keine Zeit für ne kleine Pause als Cthulhu-Investigator haben, sondern gucken mussten, wie sie das essen auf den tisch bringen...

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Ach ja, gleichberechtigt waren sie natürlich nicht.

Schlechtere Bezahlung (wie heute auch), in manchen Ländern (Schweiz) kein Wahlrecht, und der Schutzmann an der ecke hat bestimmt blöd geguckt, wenn nachts um 3 eine alleinstehende Frau über die Stra?e läuft. Aber das sind rollenspielerische Hindernisse, die eher Spa? machen als hemmen, wenn sie überhaupt im Spiel wichtig sind...

(Ich rede hier natürlich vom Spiel, und vertrete ansonsten politisch korrekt die Gleichberechtigung :D )

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Es gab gerade im entdecker- und reisefreudigen 19. Jahrhundert einige aussergewöhnliche Frauen, die auch (allein!) als Entdeckerinnen, Schriftstellerinnen, Fotografinnen oder Lehrerinnen u.ä. unterwegs/ berufstätig waren. Beispiele vom Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts sind Geraldine Fitzgibbon Moodie, Mina Benson Hubbard, Lady Ann Blunt, May French Sheldon, Freya Madeline Stark und viele andere (meist übrigens Amerikanerinnen oder Engländerinnen). T

Typische weibliche Studiengänge waren Medizin und Philosophie. ?brigens gibt es auch bedeutend mehr Physikerinnen vom Anfang des 20. Jhdts., als man gemein hin glaubt. ;) Neben Marie Curie z.B. Lise Meitner (Kernphysikerin).

Einen Professorentitel hatte aber wirklich nur eine verschwinded geringe Anzahl der Akademikerinnen, eine rein wissenschaftliche KArriere war ihnen zu Beginn des Jahrhunderts in der Regel verschlossen.

 

Es gab auch Pilotinnen in den 20er und 30 er Jahren, zB. Amelia Earhart (USA), die 1929 die "99's" gründete, ein Verbund von Frauen in der Luftfahrt, benannt nach den 99 (!) Frauen die von Anfang an dabei waren.

 

 

Eine Lösung im Spiel wäre auch z.B. eine Spielerin die Ehefrau eines Mitspielers spielen zu lassen, die Punkte für die Berufsfertigkeiten werden dann in die "Hobbies" investiert, in die Dinge, die sie eben besonderes interessieren und in denen sie sich besonders auskennt. Auf eine regelrechte "profession" wird dann verzichtet. Zugegebnermassen ist es recht schwer einen weiblichen 1920er Charakter zu erschaffen, der auch entsprechenden Anreiz zum spielen bietet.

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In den 1920er haben die Spielerinnen bei uns kaum Probleme. Kritischer wird es in den 1890er, da wir versuchen, es recht authentisch zu halten. Und immer nur die reiche Tochter zu spielen, ist auf Dauer unbefriedigend. Aber bisher haben wir noch jedesmal halbwegs plausible SCrinnen erschaffen können, auch wenn es nicht immer leicht war;)

 

Gru?Fox

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Schon mal Danke für die informativen Antworten und auch für die zahlreichen namentlichen Beispiele; das realistischerweise vorhandene Spektrum scheint grö?er zu sein, als befürchtet. ;)

 

Dann sehe auch ich nur noch bei folgenden Berufen (Berufsgruppen) Probleme:

 

'Schwerstarbeiter'

- Berg-Mann [!]

- Cow-Boy [!]

- Holzfäller

- See-Mann [!]

- Taucher

- Feuerwehr-Mann [!]

- Schläger

 

Militär

- Marineinfanterist/Soldat

- Matrose

- Offizier

- Söldner/Freikorpsler

 

Sportler

- Boxer/Ringer

- Leichtathlet (trotz Kaiserin Sissi als Vorreiterin) ;)

 

Geistliche

- Katholischer Priester

- Rabbi

 

Ordnungshüter

- Polizeikommissar

- Polizist

- Sheriff

 

Pilotinnen gab es ja offenbar - könnte dann eine Jachtkapitänin vielleicht auch machbar sein?

 

Und wie sieht es eigentlich mit dem Volksvertreter aus? Wurde in den USA das passive Wahlrecht für Frauen gleichzeitig mit dem aktiven eingeführt?

 

Bei Richter und Botschafter kann ich das noch gar nicht einschätzen...

 

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Deine Ausschlussliste dürfte recht treffend sein, mit Ausnahme der Sportler, denn Leichtathletinnen gab es wohl schon (1928: erste Teilnahme von Frauen an den olympischen Spielen). Ob die davon leben konnten, steht auf nem anderen Blatt, aber das gilt wohl für die männlichen Kollegen genauso.

 

Politik war sicher ein Männergeschäft, aber ich glaube in vielen Ländern besa?en Frauen das passive Wahlrecht, und in den meisten das aktive (in den 20ern).

Das gleiche dürfte für Botschafter und Richter gelten, hier gab es wohl keine Gesetze (mehr), die Frauen ausschlossen, aber sie dürften sehr sehr selten gewesen sein, was sie natürlich als ungewöhnlichen Charakter, der es genau wissen will, für Cthulhu geradezu prädestiniert :]

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Danke für die Sportler-Korrektur! :)

 

Vielleicht bin ich (vom Fantasy-Rollenspiel herkommend) ja auch zu sehr auf dem historischen Trip, aber irgendwie scheint mir der Reiz von Cthulhu gerade in der Konfrontation des Mythos mit der vermeintlichen wirklichen Welt zu liegen; von daher will ich gern versuchen, möglichst authentisch zu sein.

Ich lege mir nächstens mal noch ein paar Cthulhu Quellenbücher zu, da ich davon ausgehe, da? die in Pegasus-typischer Weise hervorragend recherchiert sein dürften. :)

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