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Tip zur Charaktererstellung - Abenteuer / Ethnomusikologe (1920)


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letztlich hängen faszination und verachtung für fremde kulturen eng zusammen.

kolumbus brauchte unter 5 jahren um nach der liebe zu den rührseligen indianern zur verachtung zu schreiten.

Luis Trenker liebt seine edlen wilden, diese friedlichen, aber männlich, ach so naturverbundenen Indianer ebenso wie seine erdverbundenen ausländerfeinde aus ladinien.

die SS bringt erste dokumentationen vom dalai lama mit und schon rousseau schätzte die natürlichkeit des 'edlen wilden' und wusste daher, dass demokratie nur in ethnisch getrennten kleinstaaten aufgehen kann.

 

auch damals galt neben der vorherrschaft des weissen mannes immer auch eine gewisse faszination für diese 'menschen', solange sie nur blieben 'wo sie hingehören'.

at least erinnere ich mich an ein jahrbuch deutscher kolonien wo sich neben artikeln "über die erziehung des togo-negers zur arbeit" wohlwollende worte zu diesem völkchen standen. und nicht umsonst konnte man häuptling namnese im frankfurter zoo begutachten...

 

vllt. trifft 'faszinierend aber unterlegen' es sehr gut.

hinzu kommt aber sicher auch eine gewisse idealisierung 'erdverbundener völker', um nicht zu sagen, dass sich projektionen auf deren tapferkeit beziehen...

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Original von Arkam

vielleicht könnte man über die Naivität einiges erklären.

Der Charakter ist nicht naiv in dem Sinne das er etwas gesellschaftlich unbedarft ist sondern er hält auch die primitiven Eingeborenen für vollwertige Menschen, das war damals eben nicht der Fall.

 

Was für sein angenommenes Umfeld naiv wirken mag, aus unserer Warte aber vielleicht auch als "idealistisch" bezeichnet werden könnte?

 

 

Original von Arkam

Er sammelt ihre Musik also um ihre Kultur zu dokumentieren und zu beweisen das sie Kultur haben. Akademische Ehren kann er damit nicht erlangen da die "Primitiven" für die Akademiker einfach noch kultiviert werden mussten.

 

Oh nein, diese Sichtweise mag zwar damals (wie auch heute?) von einigen Ewiggestrigen noch ausdrücklich hochgehalten worden sein und unterschwellig in weiten Kreisen der Bevölkerung noch verbreitet sein, aber im Prinzip wäre er mit dieser Sicht der Dinge unter den Ethnologen seiner Zeit ganz vorne dabei - Malinowksi (der ab 1922 in London doziert) wäre bestimmt hellauf begeistert, so jemanden als Doktoranden zu bekommen.

 

 

Original von Merriweather

Eine Faszination, die dann eben vom "Exotischen" ausgeht, aber nicht von einer qualitativen Beurteilung.

Versteht mich nicht falsch, meine eigene Ansicht ist denkbar weit davon entfernt. Ich glaube halt nur, dass das die realistischere Variante ist.

 

Sichersichersicher. Meine ?berlegung kam aber auch aus Realismus-Erwägungen: weil, das kostet ja Geld. Weit mehr als heute. Sowohl die Aufnahmegeräte als auch die Reisen. Und egal wie gut die Familie ist - wenn da niemand seine Faszination teilt und er mit ihnen nur die Auffassung teilt, dass es sich um minderwertiges Geschrammel handle, dann ist der Geldhahn spätestens etwa dann zu, wenn er den Gegenwert des ersten Einfamilienhauses verbraten hat. (Dächte ich.)

 

Edit: Leronoth war schneller; worum's mir unterm Strich geht ist folgendes: ein Akademiker könnte sich die Auffassung 'faszinierend aber unterlegen' zu der Zeit fachlich noch leisten, auch wenn er damit bereits ein wenig hinterm Mond wäre. Immerhin könnte er aber einen Universitätsrat, der immerhin aus ähnlich gestrickten Leuten zusammengesetzt ist, noch dazu bewegen, Forschungsreisen für die Erforschung des 'faszinierenden aber unterlegenen' zu finanzieren. Der Nichtakademiker kann die Meinung ebenso haben, wird es aber wesentlich schwerer haben, dafür über allgemeine Zustimmung hinaus auch noch an Geldmittel zu kommen. Jemand, der eh schon als etwas sonderbar aber nicht untalentiert bekannt ist, wird es da leichter haben als jemand, der sich so richtig in der Mitte seiner Gesellschaftsschicht befindet. Dächte ich, also.

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Ich wollte nur schnell anmerken dass ich es sehr schön finde dass da so eine ernsthafte dikussion entbrannt ist :).

 

Wie gesagt es gab damals leute die solche aufnamen gemacht haben, und ich schätzemal das sowas auch anklang gefunden hat. konnte man sicher auch geld damit verdienen. Wie teuer solche aufnamegeräte waren im vergleich zu heute kann ich nicht sagen, aber es gibt eine lovecraft geschichte (flüsterer im dunklen) wo ein normaler uniprofessor auch so ein ding hat.

Man findet auch ganz lustige bilder zu diktiergeräten aus den 20ern wenn man ein bischen nach phonograph googelt :) ich glaube erlichgesagt garnicht dass das equipment so viel teurer war als heute (wo natürlich nicht eingerechnet ist das man heute wohl viel bessere qualität mit viel kleineren geräten zusammenbring, nur man nicht auf 4minuten wachswalzen angewiesen ist).

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