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Christian Kracht goes HPL


blackpath
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Habe gerade den neuen Christian Kracht Roman "Imperium" gelesen und stolperte da doch tatsächlich auf Seite 179f über diese Sätze:

 

"Tiere erschienen ihm dann, gewaltige, dem Genius Malignus anverwandte Tiere, deren Anblick so unsagbar grauenvoll war, dass er sich vor Entsetzen zusammenkrümmte, kümmerlich Schutz suchend in den dunkelsten Ecken seiner Existenz. Tiere, deren schauderhafte Namen er sich zu nennen scheute, abscheuliche Wesen, die Hastur und Azathoth genannt wurden und ihm zischend zuflüsterten, die Menschheit sei eine unbedeutende, belanglose, vollends nichtige Lappalie im Universum, deren Schicksal es sei, zu erscheinen und wieder zu vergehen, unbemerkt und unbeweint."

 

Würde mich interessieren, wie viele Leser die Anspielung verstehen ... ;)

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Hmm...

 

Ist es eine Anspielung darauf, dass mittlerweile Hunderte und Aberhunderte Tintenkleckser ganz urplötzlich entdecken, dass es da mal einen talentierten Schriftsteller gab, der geniale Werke (damals) zeitgemä?en Horrors schrieb, aber lange (zumindest in der deutschsprachigen Literaturlandschaft) verkannt blieb - und die nun ebenfalls hip und cool sein wollen, und daher in zweifelhaften Nebensätzen, Traumszenen und Deliriumsphantasien den einen oder anderen Namen einer Wesenheit einbauen?

:rolleyes::D

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Original von Dumon

Ist es eine Anspielung darauf, dass mittlerweile Hunderte und Aberhunderte Tintenkleckser [...]

 

Das wäre wirklich ein erstaunlicher Metakommentar an der Stelle. ;)

 

Original von Dumon

[Tintenklekser] die nun ebenfalls hip und cool sein wollen, und daher in zweifelhaften Nebensätzen, Traumszenen und Deliriumsphantasien den einen oder anderen Namen einer Wesenheit einbauen?

 

Und das wäre ein ziemlich reflexhafter Vorwurf, wenn es denn einer sein soll (der lustig-listige Ton lässt das ja offen). Ich finds auch manchmal schade, wenn mein exklusiver Auskennergeschmack plötzlich als Massenware herum gereicht wird, aber ganz so billig lässt sich der komische Kracht dann auch wieder nicht abwatschen ..

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...to cover my bases...

 

Weder kenne ich Kracht in irgendeiner Weise (hatte den Namen zuvor nie gehört), noch habe ich das Buch gelesen (was dann natürlich klar ist). Ich kann mir also kein Urteil über seine Intentionen und sein Buch erlauben, und will es natürlich auch nicht.

 

Ich habe allerdings festgestellt, dass sich Nennung von Cthulhu und Konsorten in Werken, die etwas entfernt dem Genre sind, zwar nicht häuft, aber doch verbreiteter vorkommt.

Was mir dabei nicht gefällt, ist weniger, dass der Mythos in den Mainstream gelangt (das ist ja für den Absatz von Produkten mit Mythos-Bezug ggf. sogar von Vorteil, und im Umkehrschluss dann auch für uns Fans), sondern dass solche Nennungen (in den Fällen, über die ich gestolpert bin) ohne grö?eren Kontext geschehen, in Nebensätzen, Aufzählungen, etc.

In solchen nimmt ein Wesen wie Cthulhu dann aber zumeist eine Funktion ein, die genauso gut ein Lucifer, eine Gorgone, oder ein ähnliches "(Fabel)Wesen des Bösen" hätte ausfüllen können. Und es gibt da eine ganze Reihe an traditionelleren Namen.

Daher der Seitenhieb, der transportierte, dass solche Namen von Mythos-Kreaturen eher hip als gerechtfertigt sind (was immer das auch hei?en mag).

 

...oder, um das zu erklären - ich finde es schade, dass Cthulhu und Konsorten nun hin und wieder die Stelle eines dämonifizierten Bösewichtes ohne weitere Basis einnehmen. Besonders dann eben, wenn solche Verwendung thematisch eher abweicht (Wahnsinn lässt sich auch anders formulieren), oder der Schriftsteller ansonsten (in anderen Werken o.?.) keinerlei besonderen Bezug zu oder gesonderte Faszination für den Mythos erkennen lässt...

;)

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Viel spannender ist die Frage:

 

Was taugt das Buch?

Was ist dran an den Kritiken - Sturm im Wasserglas, strategisch gesetzter "Skandal" zur besseren Vermarktung oder doch greifbarer Hintergrund (was ich kaum glaube)?

Zumindest ist der Briefwechsel mit David Woodard interessant - sollte er tatsächlich so stimmen, wie ihn der Spiegel benannte, hat Kracht den Schuss vermutlich echt nicht gehört....

 

So oder so werde ich das Buch vermutlich selbst mal lesen müssen. :rolleyes:;)

 

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@raven2500: was taugt das Buch?

Ich fand's super. Hab die 240 Seiten auf einen Rutsch weggelesen. Die Sprache ist wunderschön bildhaft und fein gedrechselt, die Story hat gleicherma?en viel von Joseph Conrad wie von Thomas Mann, ist spannend und klug und voll von literarischen Anspielungen auf andere Autoren (wieder Thomas Mann, Hesse, etc).

 

In dem Sinne ist wohl auch die HPL-Nummer zu verstehen, zumal Kracht ja mit dem Nachsatz zeigt, dass er verstanden hat, was der Kern des "Kosmischen Schreckens" ist.

 

Zur Theorie, das Kracht da nur einen auf "hip" machen will ... naja. Wer das Gefühl hat, im persönlich gehöre Lovecraft und er muss sauer sein, wenn irgendein vermeintlich Nicht-Eingeweihter sich seiner bemächtigt, bittesehr. Auf so eine Diskussion hab ich keine Lust. Das ist ja wie in der Indie-Disko ...

 

Zu den Kritiken und dem "Skandal" ... Also, Kracht mag ein bisschen einen an der Waffel haben (Den im Spiegel zitierten Interviewband, der echt seltsam klingt, hab ich nicht gelesen, sonst aber so ziemlich alles von Kracht) und zumindest in machen Texten einen etwas spätkolonialistischen Duktus pflegen, den man je nach Sichtweise als ironischen Kommentar oder gefährliches Geistesgut betrachten mag. Dass er in "Imperium" rechtes Gedankengut verbreitet, ist aber zumindest in dem Sinne quark, als das Hitler und der Holocaust explizit erwähnt und als schlimme Auswüchse eben jener romantischen Weltflucht und Heilssuche benannt werden, die den Protagonisten in die Südsee treiben und laut Kracht das frühe Jahrhundert in Deutschland prägen ...

 

 

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@blackpath:

Oha! Und wieder in ne Schublade gerutscht. Huiii...

8o

Wie es scheint, hast Du das, was ich geschrieben habe, wohl nicht richtig gelesen und/oder verstanden. Aber sei's drum...

;)

 

Wie bereits oben angekündigt, kenne ich den guten Schreiberling nicht. Allerdings habe ich mir mal den Artikel zum Thema "Skandal" (der verlinkte) grob durchgelesen. Und bei sowas wie dem, was anscheinend der Spiegel da verzapft hat, gehe ich jedesmal wieder die Wände hoch. Zwar hab ich eben kein Hintergrundwissen zu einer der beiden Konfliktseiten, oder auch nur zur Situation per se, aber es stinkt mir tierisch, dass man nicht mal "Gleichschaltung" sagen kann, ohne als Nazi verschrien zu werden.

?berhaupt diese ganze Teetrinker-bittenichtanfassen-ohgefährlichesthema-uiuiuidatretenwirjademzentralrataufdiefü?e-Ding, da krieg ich echt Gehirnkrätze...

Aber damit ich nicht auch noch in die Schublade abgeschoben werde ("abgeschoben", auch ein schönes Wort), diskutier ich zu diesem Thema besser nicht weiter...

:rolleyes:

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In "Druckfrisch" einem Buchmagazin auf ZDF Kultur wurde genau auf den Spiegelbericht hingewiesen. Es wurde als "Allzweckwaffe" gewisser Verlagshäuser genannt, den ein oder anderen ungeliebten Autor mit möglichen Verbindungen in die rechte Szene abzusägen.

 

Walser und Grass(?) wäre so etwas schon auch passiert.

 

Ob das nun stimmt, oder die "Gegenwaffe" gewisser anderer Verlagshäuser ist, kann ich nicht beurteilen.

 

Da man ja neben der Politik, den Konzernen, dem Staat, dem Internet und nun auch den Medien nicht trauen kann, muss man sich leider ein eigenen Urteil bilden.

 

Hierbei die Frage an blackpath, kann ich Dir trauen ..... ?

 

Schwierig, schwierig ....

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