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[Nightmare in Norway] - - - Getratsche / SPOILER Nr.2 - - -


Der Läuterer
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Die Kleinstadt Lom; 21.12.1925
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Die Hände tief in den Taschen vergraben, stapfe ich durch den wadenhohen Schnee. Feuchtigkeit, Kälte - nichts davon dringt in mein Innerstes vor, solange der Alkohol meinen Körper wärmt. Ich lächle.

Ich fühle mich wie das Kind, das ab und an (nicht allzuhäufig) zur Weihnachtszeit durch die Gassen Londons gestromert ist, der matschige Schnee meine Hosenbeine durchnässend. Sorglos und ohne die schwere Last toter Gedanken.

Obwohl diese Zeit längst vorüber war, leuchtet plötzlich wie ein magisches Fenster ein pittoreskes Stübchen auf, eine Metzgerei, wie ich sie nie zuvor erblickt habe! Das Fleisch ist nicht einfach nur verpackt und vor sich hin gärend, nein, in rauchigem Aroma weht mir ein würzigere Luftstrom aus dem winzigen Spalt zwischen Tür und Türrahmen.

 

Meine Augen leuchten wahrlich, als ich das Geschäft betrete und die warme Häuslichkeit in dem Gesicht des Verkäufers erkenne. Zuerst bin ich sprachlos, angesichts der Lieblichkeit all dessen, doch dann komme ich mir etwas albern vor, wie da so starre und meine zu dem Mann: "Guten Tag, Sir."

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Geschäftsinhaber "God dag, fremmed. Hva onske dem?"
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Ich lächele weiter, nichts kann meine Laune trüben und hebe entschuldigend die Hände: "Ich ... verstehe leider kein Wort, das Sie sagen, Sir."

 

Er erwidert mein Lächeln, ein liebevoller Anblick angesichts seines Alters, und lacht kurz und rau.

 

Ich schaue mich um mit den Händen auf dem Rücken verschränkt und begutachte sein Fleisch. "Gutes Fleisch.", meine ich und schaue auf. Er lächelt noch immer, doch seine Augen drücken Unverständnis aus. Deswege zeige ich auf sein Fleisch und mache dann eine kreisende Bewegung über meinen vorderen Mantelteil, um ihm zu zeigen, wie wohlschmeckend seine Ware ausschaut. Ich zücke mein Portemonnaie.

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Geschäftsinhaber "Det? Elg. Royke kjott. Det er fint. Smake god! Hvor mange?"
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Drei Stück der rot-braunen, mageren, dicken Steaks wandern auf die Waage und dann in Zeitungspapier über die Theke.

Das Fleisch ist recht günstig.

Geschäftsinhaber "Takk! Adjo."

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Nachdem das Geschäft abgewickelt ist und ich zufrieden die Tüte schultere, winke ich ihm fröhlich zu. "Einen erholsamen Tag wünsche ich noch, Sir. Mein Freund wird sich bestimmt darüber freuen!"

 

Ein zartes Glöckchen erklingt, als ich den Laden verlasse. Das muss ich eben überhört haben, überlege ich. Schon seltsam, wie man manchmal das Schöne in der Welt so übersieht. Ich bin zufrieden mit meinem Einkauf und eile geschwind zu meinem nächsten Ziel. Einem kleinen Souvenirgeschäft der Gegend.

 

Die Besitzerin könnte vielleicht sogar des Englischs mächtig sein.

 

Ein weiteres Glöckchen erschallt, als ich die Ladentür aufstoße. "Guten Tag, Madam."

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Eine ältere Frau räumt gerade Bücher in ein Regal. Alles Antiquitäten.

 

Inmitten des Ladens steht ein grosser, hölzerner Troll. Der Körper ist mit langem, zottigen Ziegenfell bespannt und das Gebiss ist das eines Bären.

Die Figur ist ca. zwei Meter gross und wirkt sehr lebensecht und aussergewöhnlich bedrohlich.

Frau, ohne sich umzudrehen "God dag."

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Ich schaue mich genau um in dem drolligen Laden, bin aber recht unbeeindruckt von dem Sortiment. Zwar ist es längst nicht so kitschig und überzogen wie in London, dafür gibt es hier ähnlich wertloses Zeug. Ich seufze und beuge mich herunter, als ich ein nett wirkendes Buch über die majestätische Landschaft Norwegens erblicke.

Nach einigen Seiten wird klar: Nichts würde Hasan mehr freuen, als diese Fotografien zu bestaunen!

 

Ich gehe also zur Kasse, stütze mich auf meine Ellenbogen und reiche ihr den Gegenstand von Interesse. "Sprechen Sie vielleicht Englisch?", frage ich wenig hoffnungsvoll.

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"Vielleicht." antwortet die Dame.

"Eine halbe Krone, bitte." [...]

"Sonst noch etwas, der Herr?"

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Ich hebe meinen erstaunten Blick und grinse. "Fantastisch!" Ich zücke eine ganze Krone und reiche sie ihr. "Wunderbar, dass ich Sie treffe, Madam. Ich hätte nämlich einige Fragen an Sie, wenn es Ihnen nichts ausmacht." Ich schaue zu dem Geld in ihren Händen, nicke und schließe ihre Hand, um das Geldstück. "Mein Name ist ... Paul Anderson. Und ich habe einige ... Dinge, über die Sie mir vielleicht Auskunft geben könnten!"

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"Ich brauche keine Almosen, mein Herr. Und ich nehme auch keine Wucherpreise. Ich komme zu recht. Hier ist Ihre halbe Krone." [...]

"Aber fragen Sie ruhig. Was möchten Sie wissen?"

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Ich nehme ihr die halbe Krone aus der Hand und stecke sie zurück in mein Portemonnaie, aus dem ich mit der selben Handbewegung geschickt meine Marke zücke: "Wie ich bereits sagt, Madam, mein Name ist Paul Anderson und ich bin in ermittelnder Tätigkeit hier in Ihrem beschaulichen Heimatstädtchen."

Sie mustert eindringlich meine Marke, dann gibt sie sie mir wieder und schweigt.

"Was ich Sie jetzt frage oder was ich sage, muss unbedingt vertraut bleiben, verstehen Sie mich?" Meine Augen dulden beinahe keinen Widerspruch.

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"Um was handelt es sich, Herr Anderson? Hat die wilde Hilde mal wieder mit Dreck geworfen? Aber Sie sind Engländer. Was machen Sie in Norwegen? In Lom?"
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