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[Nightmare in Norway] Dra til helvete; dag ni - Nebenplot Die Leiden des jungen Rick


Der Läuterer
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Irgendwo unter der Lodge, in einer Höhle oder einem Gewölbe.
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Nur für Ricks Augen... [RICK 1]

 

 

Der Keller ist von der Grösse nur schwer abzuschätzen.

 

Es ist dunkel. Bis auf den Schein eines zentralen? Feuers, das knistert und prasselt.

 

Der Temperatur ist kühl aber nicht unangenehm.

 

Die Kellerdecke ist nicht auszumachen.

Eine Höhlendecke? Ein Deckengewölbe?

 

Der Boden ist hart. Stein. Ob Naturfels oder Steine und Platten ist im Dunkeln nicht auszumachen.

 

Du wirst in einen schweren, mit Eisenschienen verstärkten, hölzernen Stuhl gesetzt.

Eine Halsmanschette schnappt zu.

Fusseisen schliessen sich oberhalb Deiner Knöchel.

 

Weiter hinten steht ein weiterer Stuhl im Halbdunkel und darauf sitzt eine zierliche Person mit gesenktem Haupt, als würde sie schlafen.

Oder als sei sie tot.

 

 

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Nur für den SL.

 

 

Als ich alleingelassen worden bin, beende ich diese Scharade und öffne die Augen.

 

Meine Hände sind noch immer hinter dem Rücken, mit Handschellen, gefesselt. Die eiserne Halsmanschette sitzt fest. Ohnehin nicht wichtig. Ich bin, wo ich sein will.

 

"Hallo ...?", flüstere ich vorsichtig und blicke mich um. Als ich mir sicher sein kann, allein zu sein, werde ich lauter. "Ich bin es, Rick Fairwell! Freya, sag, bist du es? Bitte sprich mit mir."

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für Ricks Augen... [RICK 2]

 

 

Die Frau in dem anderen Stuhl antwortet nicht.

 

Das Flackern des Feuers beleuchtet die Gestalt, die im Halbdunkel sitzt.

 

Sie scheint sehr erschöpft zu sein.

Vielleicht ist sie auch ohnmächtig?

Oder tot?

 

Aber anscheinend ist sie gänzlich unbekleidet.

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für den SL.

 

 

"Freya!", rufe ich laut, doch als sie nicht aufwacht, gebe ich es auf. Sie braucht ihren Schlaf, hat bestimmt viel durchmachen müssen wegen mir. "Ruh dich aus." Stille herrscht, bloß unterbrochen von dem prasselnden Feuer.

"Es tut mir wahnsinnig leid. Weißt du, ich höre dich in meinem Kopf, du rätst mir, mich zurückzuhalten, ich gehorche." Schweigen, dann ein Seufzen. "Jetzt bin ich hier unten, kann dich zwar wiedersehen, reiße aber wieder andere in ihr Verderben. Ich habe Marc Andrews gesehen, den Psychologen, der im Endeffekt auch nur durch mich in diese Situation gebracht wurde. Er wird vielleicht kommen ... kommen, um mich zu holen. Um uns zu holen, aber glaubst du an unsere Befreiung? Ich nicht."

 

Nun werde ich ruhig und schließe die Augen. Zitternd, beinahe bangend beginne ich zu rezitieren:

"Es gibt ein Mädchen, sittsam und klug,

Das den April in liebreizenden Augen trug,

Und meinen Geschichten lauscht sie sinnend,

Ihr Knie mit schlanken Fingern umspinnend,

Und sie sieht auf dem Balkon den Spatzen zu.

 

Scheue Augen, die auf mich sich richten,

Lassen mein Herz auf eitlen Wahn verzichten;

Helle Augen, die ganz stumm nur sprechen,

Süß wie Klosterschweigen, das keiner darf brechen -

Lies, denn ich schreibe dies einzig für dich,

Hier, wo die Stadt gewaltiges Tönen sich

Vertieft zum Schweigen einer Symphonie -

Dem Schweigen von Heiligen, Sehern und Magie.

 

Waffen und Männer! Ein edles Thema, ich weiß!

Doch ach, Eileen, ich vermag sie nicht zu besingen -

Nur Jungfern und Männer und Gras von Weiden;

Meer und Felder und Wälder, wo ich will verweilen;

Ach, nichts als das Eileen, weiß ich zu besingen!

 

Helle Augen, die auf mich sich richten,

Lassen meine Seele auf eitlen Wahn verzichten;

Graue Augen, die sich voll Sehnsucht lichten -

Ach, nichts als das weiß ich zu besingen!"

 

Dann bin ich stumm und lausche dem Knistern des Feuers.

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für Ricks Augen... [RICK 3]

 

 

Es vergeht viel Zeit.

Die Scheite knacken und knistern im Feuer.

Das Feuer lodert nicht mehr so hoch, wie noch zu Anfang, als Du in den Stuhl gesetzt wurdest.

Offensichtlich bist Du eingeschlafen.

 

Eine glockenhelle Frauenstimme. Freya ist wach. "Was für ein schönes Gedicht. Ist das von Dir?"

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für den SL.

 

 

Ich schrecke hoch und schaue in Richtung der Stimme. "Chambers.", stammel ich verdutzt. "Robert William Chambers hat das geschrieben. Schätzte ihn mehr, als er noch Fantastik schrieb." Ich senke meinen Blick. "Aber manchmal braucht wohl jeder etwas Romantik, hm?" Ich blicke zu ihr und lächle sanft.

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für Ricks Augen... [RICK 4]

 

 

"Ich habe mir Sorgen wegen Dir gemacht. Du bist doch hoffentlich unverletzt? Das waren keine schönen Feiertage."

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für den SL.

 

 

"Nichts ist geschehen, liebe Freya, war nur unaufmerksam. Das geschieht uns allen mal, mir in letzter Zeit leider häufiger.

Viel wichtiger ist, ob es dir gut geht? Es tut mir wahnsinnig leid, was passiert ist, und wenn sich für mich eine Möglichkeit ergibt, dich hier herauszuholen, werde ich sie ergreifen. Wie haben Sie dich erwischt?"

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für Ricks Augen... [RICK 5]

 

 

"Ich habe wohl zu lange gewartet." Sie macht eine Pause.

 

Eine lange Pause. "Gewartet. Auf den richtigen Moment, der dann nicht kam."

 

Sie räuspert sich. Und macht wieder eine lange Pause. Sie hustet. Ein kratzendes raues Husten. "Geht es den anderen gut? Es ist sehr, sehr kalt draussen. Sie sind doch in Sicherheit? Du hast sie doch in Sicherheit gebracht?"

 

Wieder ein Würgen und Husten. "Sag mir bitte, dass es ihnen gut geht."

 

 

Edited by Der Läuterer
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Nur für den SL:

 

"Hab Marc gesehen, bevor ich von den Menschen aus der Lodge hier nach unten gebracht wurde. Er wollte mich retten, doch angesichts der Übermacht an Gegnern, denen er sich gegenüber sah, hat er wohl erstmal zurückgeschaltet. Gut für ihn. Sonst säße er auch hier bei uns." Ich schaue auf. "Matilde ist ein Wrack ... Dwight hat ihr übel mitgespielt, Dinge getan, die keine Frau auf der Welt durchstehen sollte. Langsam klingen die Effekte des Morphins ab; damit kommen die Schmerzen zurück. Betrachtet mit unserer Lage geht es den beiden in der Sauna aber wohl ausgezeichnet." Ein Lächeln, verlegen, fast entschuldigend.

"Freya, du musst dich mir anvertrauen. Ich verstehe nichts mehr, was hier vor sich geht, und ich habe das Gefühl, du könntest zumindest mehr wissen als ich. Was hat es mit der Lodge aus sich? Warum benehmen sich alle so merkwürdig? Was hat es mit den Wendigogeschichten auf sich? Mrs Lindstrom - was geht in ihr vor? Wem können wir noch trauen?"

 

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Nur für Ricks Augen... [RICK 6]

 

 

"Deine Freunde werden sterben."

 

Sie räuspert sich. Heiser spricht sie weiter. "Alle werden sie sterben."

 

Dann hat sie ihre glockenhelle Stimme wiedergefunden. "Wo auch immer sie gerade sind, sie alle werden sterben."

 

Sie macht wieder eine lange Pause. Und hustet. "Die Lodge ist eine Falle... Eine Opferungsstätte."

 

Wieder eine Pause. "Hier am Berg wird es kalt werden. Noch kälter. Viel, viel kälter als jetzt schon..."

 

Ein Räuspern. "Niemand dort draussen wird überleben. Alles wird sterben."

 

Ein Krächzen. "Ob Mensch. Ob Tier. Alles wird zu Grunde gehen und zu Eis werden."

 

Sie hustet, würgt und spuckt. "Das kostet mich gerade alles viel Kraft."

 

Wieder folgt eine lange Pause.

Wieder ein kratzendes raues Husten.

Wieder ein Würgen und Husten.

Wieder spricht ihre glockenhelle Stimme. "Flucht ist unmöglich. Nach Raubergstulen ist es zu weit zu Fuss, denn die Ponys wurden erschossen." Wieder ein kehliges Husten, dann folgt Stille.

 

 

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Nur für den SL:

 

Ich schaue sie an, äußerlich gelassen, innerlich fassungslos. Nichts mehr zu sehen von der Freya, die ich kennengelernt habe. Was kann ich tun? Sie verhält sich merkwürdig. Wie soll ich vorgehen? Soll ich mich von meinen Gefühlen leiten lassen, soll ich schweigen? Muss ich kalt sein, um sie zum Reden zu bringen oder drängend, fordernd, zwingend?! Sie ist ein Mensch, sie besitzt Ratio, ist nicht gefangen in den Zwängen eines Untierdaseins. Ich probiere etwas.

"Wir werden alle sterben. Flucht ist unmöglich. Du hast recht, liebe Freya, wie recht du doch hast. Wir werden alle sterben." Schweigen, ich warte, bis es unangenehm wird, dann: "Darf ich dir eine kleine Geschichte erzählen, meine Liebe? Ich meine: Hast du die Zeit dafür?" Ich lächle freundlich.

 

Edited by Blackdiablo
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Nur für Ricks Augen... [RICK 7]

 

 

"Ich habe nichts vor... Wir haben also alle Zeit der Welt." Sie hustet. "Sprich!"

 

 

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Nur für den SL:

 

"Die Geschichte hat eine Moral, also hör genau hin:

Da ist diese Katze, ein neugieriges Ding, die herumstreunert, die Welt erkundet und lebt, wie es ihr gefällt. Sie lebt, ihr gehört das Leben, warum sollte sie dann nicht leben, wie es ihr gefällt? Doch da kommen diese Kreaturen, Menschen in unseren Augen, und berauben die Katze ihrer Freiheit. Sie zwingen sie, so zu werden, wie sie bereits sind. Nicht länger stromert sie herum, sie wird fett und alt und müde, tut Dinge, die sie vorher niemals im Leben getan hätte. Menschen würden sagen, ihr geht es gut, sie hatte ein erfülltes Leben, hat gefressen, hat geschlafen, hat gelebt. Sie denkt, sie sei zufrieden, liebt die Menschen für das, was sie getan haben, fühlt sich wohl.

Ihr Lebenstag neigt sich dem Ende entgegen und sie weiß, sie wird sterben. Sie ist einfältig geworden und doch spürt sie in sich eine Unruhe, ein Relikt aus altvorderer Zeit, und sie schlurft rastlos umher und überlegt, was zu tun ist. Was ist zu tun, Freya? Sie weiß, sie wird sterben, aber es beschäftigt sie noch etwas. Was soll sie tun, was MUSS sie tun?"

Freya schweigt. Hustest einmal und krächzt dann: "Was?"

"Sie geht in die weite Welt da draußen, Liebes, lässt ihr behagliches Gefängnis - denn um nichts anderes hattes es sich gehandelt! - hinter sich. Sie geht nach draußen, um zu sterben. Aus Neugier. Die Neugier ist der Katze Tod. So sagt man. In dieser Geschichte bekommt das eine neue Bedeutung. Sie ist neugierig auf den Tod, könnte man sagen, aber etwas ist noch viel wichtiger. Sie ist neugierig darauf, was die Menschen tun werden, die die Katze über die Jahre zu lieben begonnen hatten.

Es weicht also das Leben aus ihr, sie ist schwach und gleichsam stark. Als sie stirbt, um zu erfahren, was sie wissen möchte, klammert sich ihr purer Wille noch eine Weile in der diesseitigen Welt. Von oben sieht sie die Menschen kommen, sie kann alles genau beobachten. Sie sieht, wie die Menschen den Kadaver vom Boden auflesen und in einen Müllsack stopfen, keine Träne wird vergossen, kein Gebet gen Himmel geschickt, der Müllsack wird in eine Tonne geworfen, ehe die sterblichen Überreste der Katze zu stinken beginnen konnten. Einen Tag später wird die Katze ersetzt und das Spiel beginnt von neuem.

Nicht unzufrieden ist aber die Katze, die ihr Leben wegen der Wahrheit um ihre degenierte Existenz ausgehaucht hatte, denn nun hatte sie gesehen, dass sie nie bei Menschen gehaust hatte. Es waren abstoßende Geschöpfe gewesen, die aus purer Eigenlust der Katze die Freiheit genommen hatten und mit ihr in ein selbstgebautes Grab gestiegen waren. Daraus sah die Katze sich befreit, sie hatte ihr Leben gegeben und dafür etwas viel Besseres bekommen. Freiheit von den Fesseln der Existenz, die sie zu durchleiden hatte, oder noch wichtiger, das Gefühl, das man hat, wenn man seine Neugierde befriedigt hat. Kannst du dir dieses Gefühl vorstellen, Freya? Dieses Gefühl, das man im Endeffekt nichts verloren hat für das Erlangen der Wahrheit, da es ohnehin längst verloren war?"

 

Edited by Blackdiablo
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