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[Nightmare Bites] Kap.1 NP: UNTER 4 AUGEN


Der Läuterer
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Ich wünschte mir, ich könnte Alexander vor Hartmut schützen. Denn ich glaube wirklich, dass Hartmut nicht gut für den Jungen ist.

 

Und doch ist mir klar, dass dies alles hier Irrsinn ist.

 

"Das ist weder mein Recht noch meine Aufgabe. Matilde muss diese Entscheidung selbst treffen. Mir bleibt nur, ihr zu helfen, falls sich diese als falsch erweist ... falls sich meine Befürchtungen bewahrheiten."

 

"Es macht keinen Sinn, weiter zu warten. Ich denke nicht, dass die beiden heute noch Zeit für mich haben, ganz gleich wie die Entscheidung von Hartmut ausfällt."

 

Mit Bedauern lege ich den kleinen Körper zurück in sein Bett. Streiche ihm noch einmal zum Abschied über das Haar.

 

"Ich wünsche Dir alles Glück dieser Welt, kleiner Freund! Du wirst es brauchen, denke ich.", sage ich leise. "Möge die Straße uns zusammen führen..."

 

Dann wende ich mich um und folge über den Flur den Geräuschen der klappernden Schreibmaschine. "Es wird Zeit, mich endlich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern."

 

Die Dame an der Schreibmaschine bitte ich, Mr. und Mrs. Stratton auszurichten, ich sei schon in die Pension gefahren.

 

In einer kleinen Notiz hinterlasse ich für den Notfall die Telefonnummer der Pension und erkläre mit knappen Worten, ich würde mich morgen Vormittag telefonisch hier im Büro melden. Weiter erkläre ich, das Auktionshaus aufzusuchen, falls wir uns verpassen sollten. Ich falte das Blatt sorgsam zusammen und übergebe es der Dame.

 

"Bitte vergessen Sie auf keinen Fall, diese Notiz Mrs. Stratton zu geben, bevor sie geht!"

 

Dann verabschiede ich mich und verlasse das Büro.

 

"Was war das nur für ein Tag? Was ist mit mir geschehen? Ich erkenne mich nicht wieder! Gestern noch, hätte ich niemals auch nur mit dem Gedanken gespielt, Alexander mit mir zu nehmen...

 

Es wird Zeit ... mich an etwas vertrautem festzuhalten ... eine Verbindung zu der Zeit vor ... vor der Änderungsschneiderei ... herzustellen."

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"Also gut. Dann soll es wohl so sein." Hans Gesicht ist zum Boden geneigt. Dann blickt er an die Decke.

Hans Augen glänzen. Er hat Tränen in den Augen.

 

Er dreht sich von Dir weg, zum Fenster. "Die nächsten Tage werde ich erst einmal in ein Hotel ziehen. In der Zeit werde ich alles Wichtige in die Wege leiten. Matilde, Du behältst das Dartmouth Anwesen. Tu damit, was immer Du möchtest. Du wirst auch sonst finanziell sorglos leben können. Ich werde Dir per Post wöchentlich Geld anweisen lassen."

 

"Werden Dir 200,- Pfund Sterling pro Woche reichen?"

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Ich schaue ihn an, todtraurig.

"Wäre es so schwer gewesen, mich anzuvertrauen, Hartmut? So schwere Sachen, hast du auf den Gewissen, was ich dir nie verziehen hätte?" Ich schüttele den Kopf.

"Und doch gehe ich von dir Weg, weil ich es so nicht mehr kann. Wenn du nur verstehen würdest..wie müde ich bin..müde zu betteln, müde zu bitten, dass ein wenig Licht in diesem ganzen Chaos reinkommt. Aber alles was ich erlebte war unwichtig, oder nicht real, oder.." meine Stimme bricht.

"Ich bin eine kaputte Seele. Du vielleicht auch, aber du bist nicht blind. Ich schon. Ich bin eine blinde verrückte Frau, die immer noch in einem Irrenhaus ist, gefesselt, die den Kopf gegen die Wand schlägt, schreit, fragt, und niemand hört sie. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich auch bei dir so fühlen könnte."

Ich seufze.

"Das beste von mir behältst du. Das beste, was ich in meinem Leben gebacken gekriegt habe. Er schläft daneben. Du kannst ihn beschützen. Ich weiss dass du es kannst. Das Monster wollte an euch ran. Ich lüge nicht. Vielleicht weisst du schon wieso, wenn nicht, wirst du es herausfinden können. Ich vertaue dir unseren Sohn an. Das ist das grösste Zeichen meiner Liebe für dich, Harmut. Ich liebe dich noch. Aber wenn ich bei dir bleibe, werde ich dich hassen."

 

Ich stehe auf.

 

"Ich gehe zu Alex, und verabschiede mich. Ich nehme gerne das Anwesen an. Ich werde es verkaufen, und damit leben. Schick mir kein Geld. Es ist besser so. Ich werde schon klar kommen. Kein Kontakt. Geh soweit du kannst, wo sie dich nicht suchen, oder finden mögen. Du kannst."

Ich lächele ihn an.

"Ist es schlimm wenn ich sterbe? Ich meine..du stirbst auch nicht automatisch oder? Ist nicht wie damals..in Norwegien? Ach was frage ich noch.."

Ich gehe zu ihm, und küsse ihn.

Dann streichel ich ihm das Gesicht.

"Wir hätten für immer in der Zugabteilung bleiben müssen"

 

Dann gehe ich raus.

 

Ich gehe zu Alex, setze mich neben ihm, mache die kleine Lampe an, schwach, nehme Papier und Tinte.

 

Januar 1930

Lieber Alexander,

wenn du das liest, bin ich schon längst tot.

Es tut mir Leid, dich verlassen zu haben.

Ich war keine gute Mutter, aber dass ich weg bin, habe ich für dich getan.

Vielleicht erzählt dir dein Vater, wieso.

Vielleicht auch nicht.

Du wirst keine Beziehung zu mir haben, vielleicht wirst du meinen Namen gehört haben, aber mehr nicht.

 

Daher keine grosse Rede, nur ein paar Sachen, die ich dir gerne persönlich beigebracht hätte.

Die Welt ist voller Grauen, aber es gibt auch etwas wofür aich lohnt zu leben.

Versuch Teil davon zu sein. Ich kann dir nicht sagen, was das genau sein sollte, denn das wirst du selbst entscheiden müssen.

Man kann ein gerechter Mensch zu sein, ohne ein guter zu sein.

 

Was auch immer du für einen Weg nehmen wirst, lieb ihn.

So wie du es geliebt hast, an meine Haare zu ziehen.

 

Ich habe kein langes Leben gehabt.

Ich habe dich jeden tag dieses Lebens vermisst.

Und der letze Gedanken, den ich hatte, bevor ich diese Welt verlassen habe, bist du gewesen.

 

In Liebe

 

Deine Mutter Matilde.

 

Ich stecke den Brief in einem Umschlag, beschrifte ihn mit "Alexander Stürmer"

dann lasse ich ihn, wo Hans ihn finden kann.

 

"Addio, piccolino" sage zu ihm, und küsse ihn nochmal.

Ich rieche an seine Haare.

Ich hole dann seine Schlafmütze, und nehme sie mit.

Dann nehme John, Luni, und verlasse das Büro.

Die Sekretärin gibt mir noch etwas von Clive. Ich nehme den Brief mit.

Ich nehme einen Taxi, und fahre zu Anwesen, ein letzes Mal.

Edited by Nyre
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als ich da ankomme ist schon spät.

Ich bezahle den Taxifahrer, und sage ihm nicht auf mich zu warten, ich werde hier übernachten.

Clive werde ich morgen sofort anrufen, und ihm alles erzählen.

Und dann zu Auktionshaus..ja um was zu machen eigentlich?

Ach ja, wir haben noch ein Geschäft am Laufen. Der Mann da, mit dem komischen Nachname.

Ich werde es machen, erledigen, und dann könnte ich wirklich nach Ireland fahren..

 

Was rede ich da. Ich schüttele den Kopf während ich die Treppe rauflaufe.

Es ist alles so still.

Das war ein schönes Zuhause.

So wie die Villa in Viareggio.

Ob meine Mutter noch lebt?

 

Wie lange werde ich wohl noch leben? Genug, um Marie noch zu sehen?

Was wird aus ihr? Ich habe sie in meinen Träumen gesehen.

Aber dass heisst ja nicht, dass sie je real sein wird.

 

Ich lasse Luni frei.

"Da sind wir wieder. Nur wir zwei. Wie in Norwegien..." ich verstumme.

Nein, wir waren nie zusammen in den Bergen.

Das war auch mur einen Traum.

 

Ich laufe in mein Zimmer, unser Zimmer, und nehme einen Koffer.

Gott, wie ich hasse zu packen.

Ich mache es Morgen, ja morgen früh.

Ich bin echt müde.

Und ich brauche etwas zu trinken.

Ich hole mir eine Flasche Whisky, und einen Glas, sowie eine Luger, welche ich neben mir stelle.

Dann ziehe ich mich aus, bis auf die reine Unterwäsche.

Dann giesse ich eine Portion Whisky, und trinke sie ziemlich schnell aus.

 

Zum Teufel mit euch alle.

Ich schaue mich im Spiegel.

Ich streichele jede Narbe, was ich noch hab.

Die Schusswunde an der Hüfte.

"geträumt"

Die Schusswund am Oberschenkel. Morten, dieser verfickter kleiner Mistkerl. Ich kann noch seine Hände spüren, wie sie mich geschändet haben, damals.

"geträumt"

Die Schusswunde an der Schulter.

"Geträumt" zichte ich weiter.

Ich trinke noch ein wenig Whisky. Es brennt in meiner Kehle.

Die Bissspuren, die kann man noch sehen. Ob das wirklich Dr. Warner war?

Ich werde auch das nie erfahren.

"Geträumt, Matilde, geträumt" lalle ich.

Die Messerwunde, auf Herm, von diesem verrückter alter Mann.

"Du warst ein Anfänger, mein Lieber..geträumt auch? Ja, komm, ist alles nur geträumt, Matilde, nur geträumt hast du die ganze Zeit" sage ich zu mir selbst.

Ich seufze.

An diesem Tag habe ich alles irgendwie alles verloren.

Ich habe gedacht, Hans würde sich öffnen.

"FALSCH! FALSCH HAST DU GEDACHT, DU SCHLAMPE!" Ich schreie meinen Spiegelbild an.

Dann beruhige ich mich.

"Um zu akzeptieren, sollte man verstehen, um zu verstehen sollte man..sollte man REDEN! ERKLÄREN!"

Nichts.

Der Mann, den ich geliebt habe, hat mich mehr zerstört, als die anderen.

 

Ich hole die Luger, und lege sie auf meinem Kopf.

 

"warum sollte ich noch? Warum? WARUM?" Schreie ich wieder.

 

So wie in Norwegien. So wie damals. Ich bin eine kaputte Seele.

Ich bin für immer gebrochen.

Ich werde bald tot sein.

Ich weiss nicht wie.

Vielleicht wird ganz schnell gehen.

Oder jemand oder etwas wird mit mir spielen, und dann mich fressen.

 

Ich ziele auf mich selbst, im Spiegel. Dann drücke ab. Das glas zersplittert.

 

Der Geräusch ist Ohrenbetäubend.

Dann lasse ich die Waffe fallen, gehe ich zum Bett, hole mir noch einen Glas whisky und trinke ich ihn langsam aus.

Luni, ist erschrocken an der Tür.

"Komm mal her, mein Grosser.." sage ich, benebelt.

Ich lasse ihn aufs bett springen, wo er sich zusammenrollt.

Ich lege mich neben ihn und vergrabe mein Gesicht in seinem Fell.

 

Buonanotte.

 

Mögen die Götter euch alle verfluchen.

Edited by Nyre
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  • 2 months later...
xxx Edited by Der Läuterer
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