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"Das Erbe Cthulhus" - Meine Rezension


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Nachdem ich am Freitgag durch die bereits erwähnten Connections ein Belegexemplar (offiziell "Rezensionsexemplar" für unser Studenten Fanzine) ausgehändigt bekam und vor knapp zwei Stunden den Abspann "bewundern" durfte, hier meine Rezension zu dem schrägen Machwerk "Robert D. Anderson & Das Erbe Cthulhus".

 

(für alle, die es noch nicht wussten, das ist jenes Computerspiel: Webseite )

 

Eins vorweg:

Das Spiel ist Trash in Reinkultur, aber es ist amüsanter, sich-nicht-ernstnehmender, oft genug spannender und vor allem unterhaltsamer Trash, so dass man mehr als einmal in der Beurteilung zwischen "richtig schlecht" und "Einfach genial" herumschwankt. Wer jedoch "Evil Dead 1-3" (was im Trash-Faktor sehr ähnlich rüberkommt, trotz des gegensätzlichen Settings) gemocht hat, muss fast zuschlagen, zudem das Ganze mit 15-20 Euro kostengünstig viele, viele Stunden beschäftigt - nicht nur aufgrund der Ladezeiten. Doch fangen wir mal mit den Details an:

 

1. Technik:

 

Wer keinen halbwegs aktuellen Prozessor in seinem Kübel hat, kann das Ganze schnell wieder vergessen. Ohne X2 oder Core2 ruckelts gelegentlich, auf dem alten Celeron 3.0 meines Nachbarn ist es eine Diaschau. Dafür ist die Grafikkarte fast egal, nur muss man die Kantenglättung selbst einstellen. Die Ladezeiten sind eine grö?ere Schweinerei als unsere Studiengebühren, und ein paar kleinere Fehler haben sich eingeschlichen.

 

2. Aussehen:

 

Wo Licht ist, ist auch Schatten - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Umgebungen sind eigentlich sehr schön geraten, hier werden besonders die Schatteneffekte gut ausgenutzt. Dafür sehen die Gegnermodelle aus, als wären sie aus den Neunzigern entflohen und die Animationen erinnern an die Augsburger Puppenkiste. Man fragt sich verwundert, wie man für so ein hässliches Aussehen so viel Geld (Prozessorleistung)verballern kann (ok, es gibt ja auch untalentierte Schönheitschirurgen, da sollte sowas ebenfalls möglich sein).

 

3. Film & Buchsequenzen:

 

Die Zeichnungen sind erstklassig, genial, stilistisch perfekt eingesetzt und passen zu den wirklich interessanten gesprochenen ?berleitungen zwischen den Leveln (die man nach dem 10. Laden aber schon auswendig kann).

 

Die Filmszenen, am Anfang noch Ernsthaftigkeit heuchelnd, sind technisch sehr gut gemacht, von der Darstellerqualität her akzeptabel (oscarreif im Vergleich zu Gerichtssendungen, mies im Vergleich zu jedem Film meiner Sammlung) und vom Dialekt her *räusper* interessant. Es wäre zuviel des Spoilers, hier zu verraten, ab welcher Sequenz der Spieler die Selbstironie und den "Tribute to Weird Tales" serviert bekommt...

 

4. Story

 

Haarsträubend, schräg, abgefahren, geisteskrank...

...und dennoch in sich logisch, spannend, witzig, zwar ohne massive Twists, aber wohldosiert durch alle 15 Kapitel und die Filmchen verteilt serviert.

 

Wie man Cthulhu, Bayern, Himmler, einen Schoggothen (wenn auch keinen Einsamen), Nazi-Ufos, "Die Schwarze Sonne", fremde Planeten und Dimensionsportale unter einen Hut bringt, ohne den Canon zu verletzten, ist eine Meisterleistung, deren Inhalt man aber nicht allzu ernst nehmen sollte. Mehr verrate ich zwecks Spoileralarm nicht, nur soviel: Es ist eine gehörige Portion Mythos drinnen, aber gut eingewebt und in keinem krassen Gegnsatz zu "offiziellen" Quellen, man merkt, dass jemand von Pegasus drüber gewacht hat, dass kein kapitaler Bock geschossen wird.

 

5. Wie ist es denn nun? Wie spielt es sich?

 

In erster Linie spielt es sich - abgesehen von den nervigen Ladezeiten - flott und angenehm, teilweise wie ein Shooter, teilweise wie ein Rätselspiel a la Myst und dann wieder wie ein Adventure, wo man Gegenstände einsammeln und anwenden muss. Ein bisschen Abwechslung bringen "au?ergewöhnliche" Rätsel wie das ?bersetzen und Interpretieren alter Gedichte und ein Ritual, mit dem man das ketzerisch-blasphemische Idol eines ?u?eren Gottes beschwören muss.

 

Das die Gegner hässlich wie ein ungeschminktes Ex-Model auf Botox-Entzug sind, habe ich schon erwähnt, oder?

zum "Ausgleich" sind die meisten von ihnen auch strunzdumm und spärlich animiert. Dass die Schie?ereien dennoch spannend und vor allem auch schwierig sind, liegt an derem guten Zielvermögen und dem "realistischen" Schadensmodell, dass Robert nach wenigen Treffern den Löffel abgeben lässt. Einige sind durchaus auch hartnäckiger und schlauer, und dank diesen kann man ohne die richtige Taktik ausgiebigst die Ladezeiten "genie?en".

 

Die Endgegner sind ein Kapitel für sich - bei zweien fragt man sich, ob man angesichts des Aussehens nicht eher müde lächeln soll, aber wenn einen das Biest dann durch die Gegend jagt und dabei tonnenschwere Einrichtungsgegenstände, hinter denen man Deckung gesucht hat, wie Papier zerfetzt oder zur Seite schleudert, vergeht einem das Lachen und es kommt ein schöner Adrenalinpush. (Man fürchtet sich gleicherma?en vorm Tod und den Ladezeiten)

 

Dass man Mythoskreaturen nicht einfach abknallen kann, ist für den Kenner natürlich umso schöner. Da hilft bei manchen nur blinde Flucht (vor dem Vieh, dem damit verbunden Tod, und den DAMIT verbundenen Ladezeiten).

 

Bis hierher schreibe ich über ein bestenfalls mittelmä?iges Spiel, dass mit seinen technischen Macken ganz schön nerven kann, (Ich erwähne an dieser Stelle noch ein letztes Mal die Ladezeiten) doch nun kommt das dicke ABER:

 

Das Spiel hat Charme, und es hat Herz, und viele, viele kleine Details, die es zu entdecken gilt. Ob die Aufschrift auf einem Karton Suppenkonserven (selber lesen, ich sag hier nix dazu), herumliegende Informationsschnippsel, Verweise auf Providence und Arkham, die Einbindung von "Wahnsinn" als variables Charakterattribut, welche gleichzeitig als Tribut an Doom1 umgesetzt wurde, viele Sprüche, Kommentare und Dialoge und so weiter und so fort...

...und, ganz wichtig, es nimmt sich nicht ernst. Spätestens wenn man fast ein zu eins eine Szene aus "Armee der Finsternis" nachspielen muss, der Sprecher sich über seinen eigenen Dialekt beschwert oder ein Gefreiter Robert eine MP mit den Worten "Die gehört Walter, aber du kannst sie ruhig haben, das Vieh dort ums Eck hat ihn gefressen" anbietet, dann sitzt man mit einem feisten Grinsen vorm Screen und spielt mit Genu? weiter.

 

Also richtig gehts erst ab Kapitel 6 los (womit die kursierende Demo reichlich witzlos ist) , obwohl man die vorherigen auch spielen sollte, um nicht den Faden zu verlieren, aber ab diesem machts dann wirklich Spa?.

 

Auch die Magie ist mit drei Sprüchen spärlich, aber gut eingesetzt, und ab Kapitel 10 ist alles so abgefahren, dass man glaubt, in einem spielerischen Drogenwahn herumzulaufen, ehe man fürs Finale wieder auf den harten Boden der Realität zurückgeholt wird. Da diese Kapitel optisch interessant, mit weiblicher Gastrolle und geringeren Ladezeiten (angeblichauf stickstoffgekühlten Nasa-Clustern sogar knapp unter einer Minute!) daherkommen, sind sie ein absolutes Highlight, das in sich abgeschlossen würdig beendet wird.

 

 

Mein Fazit:

 

Das Spiel ist technisch gro?teils mä?ig, manchmal mies (Gegner)und schrammt gelegentlich sogar knapp an der Katastrophe (Animationen!) vorbei. Texturen und Licht / Schatten Effekte sind teilweise exzellent, aber unterm Strich ist die Technik mau (abgesehen vom durchaus gelungen Sound und guter Musik).

Dennoch rei?en die herrlich verrückte Story, die ungewöhnliche Präsentation mit den Filmchen und Bildern, aber vor allem die unzähligen Sidekicks und Easter Eggs das Ruder herum, sodass der Trash-Charme und der niedrige Preis hiermit meine Kaufempfehlung (unter entsprechenden Vorbehalten) für das Teil fixieren.

 

Wenn ich wie die Games-Hefte werten müsste:

 

Als unwissender und Cthulhu-uninteressierter Spieleredakteur: 50%

Als Trash-Liebhaber, B-Movie-Sammler und vom Mythos geprägter: 70/ 75%(*)

 

 

(*)Wenn die Verantwortlichen für Gegnermodelle, Animation und vor allem die LADEZEITEN bereits grausam geopfert wurden, dann stimmt mich das gnädig und ich lege noch 5% drauf!

 

So das wars vorerst, freu mich schon, wenn die ersten anderen (Durch-) Spieler sich zu Wort melden...

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Original von The_lone_Shoggoth

Wie man Cthulhu, Bayern, Himmler, einen Schoggothen (wenn auch keinen Einsamen), Nazi-Ufos, "Die Schwarze Sonne", fremde Planeten und Dimensionsportale unter einen Hut bringt,

 

Cthulhu + Bayern? Muss ich haben! Vergiss Himmler, den Schoggothen, Nazi-Ufos, "Die Schwarze Sonne", fremde Planeten und Dimensionsportale! Das braucht ein Spiel nicht, wenn Bayern und Cthulhu drin vorkommt! :D

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Original von Christoph
Original von The_lone_Shoggoth

Wie man Cthulhu, Bayern, Himmler, einen Schoggothen (wenn auch keinen Einsamen), Nazi-Ufos, "Die Schwarze Sonne", fremde Planeten und Dimensionsportale unter einen Hut bringt,

 

Cthulhu + Bayern? Muss ich haben! Vergiss Himmler, den Schoggothen, Nazi-Ufos, "Die Schwarze Sonne", fremde Planeten und Dimensionsportale! Das braucht ein Spiel nicht, wenn Bayern und Cthulhu drin vorkommt! :D

 

Es ist noch viel schräger als man es hier in Worte fassen kann...

 

 

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1. Könnte ein Moderator bitte das fehlende "L" in die ?berschrift setzen?! Dieser Schreibfehler ist mir sowas von peinlich, auch wenn ich ihn grade erst entdeckt habe...

 

2. Meine Rezension dürfte gar nicht mal so abwegig sein, ich habe die neueste Gamestar hier und darin bekommt das Spiel 64%. (knapp hinter den 69% von Dark Corners)

 

Gelobt werden Story, "surreale Stimmung" und dass es "Spa? macht". Geprügelt wird es in erster Linie wegen Grafik, Animationen und den Ladezeiten (die meiner Meinung nach ja das Furchterregendste sind), das Fazit lautet dann dennoch: "Trotzdem mag ich es, weil es anders ist, und weil das Herzblut der Macher aus jedem Pixel tropft. Sowas ist heute eine Seltenheit."

 

 

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Kurz noch ergänzend zur Rezension:

 

Es hat niemand von der Cthulhu-Redaktion inhaltlich Einfluss auf das Spiel genommen oder seine Konsistenz mit der Cthulhu-Spielwelt geprüft. Wir sind nämlich erst an Bord genommen worden, als das Spiel schon "stand".

Wir hatten vielmehr nur mit dem Zusatzmaterial und der Spielanleitung zu tun. Das Zusatzmaterial ist im Installationsordner des Spiels zu finden; leider ist es derzeit NICHT über das Spielmenü zu erreichen. Die Macher haben mir gesagt, dass der angekündigte Patch das beheben soll und man dann Zugriff auf das Bonusmaterial hat. Zu diesem gehören u.a. Kurzgeschichten von Cthulhu-Autoren, ein Text über den Cthulhu-Mythos und das Heft "Cthulhu für Einsteiger" in seiner Neuauflage, die man bislang sonst noch nirgends bekommt.

 

 

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Original von The_lone_Shoggoth

Was ist mit der ominösen Zeitleiste, die kurz auch online zu lesen war?

 

Diese findet sich (zumindest bei meiner Version) im Handbuch wieder und sieht so aus als ob sie von den offiziellen Publikationen "geklaut" und mit ein paar eigenen Sachen ergänzt wurde...

 

Richtig, die ist auch von uns. Ist übrigens gegenüber der bekannten Zeitleiste erweitert, nicht nur im Hinblick auf die Spielbezüge, sondern insgesamt auch im Hinblick auf andere Ereignisse mit Mythosbezug.

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Nachtrag Rezension:

 

Vor zwei Stunden habe ich mir den Patch installiert und nun ausgiebigst getestet. Eigentlich ist alles, was mich in meiner Rezension gestört hat, behoben worden, sogar die Gegner sehen besser aus als zuvor, aber bewegen sich noch immer wie eine Mischung aus Puppenkiste und Daumenkino...

Trotz der Verbesserungen ists noch lange kein A-Titel, eher ein "B-Movie Special Edition", aber immer noch mit Herz.

 

Deswegen kann ich meine Vorbehalte nun teilweise zurückziehen, Kinokarten für mich und meine Freundin kosten genausoviel wie dieses Spiel (wenn mans nicht geschenkt bekommt) und am Spiel hat man mehr (erst recht falls die Freundin den Film aussucht) und definitiv länger (kommt mir jetzt nicht mit 24h Star Trek Marathons) Spa?.

 

Nett finde ich, dass es sogar für die Demo einen Patch gibt:

 

Jede Menge Text und alle Files zum Runterladen

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