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Irische Einwanderer im 20. Jh.


Raven2050
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Ich hoffe, das es nicht schon einen Thread dazu hier gibt. Meine Frage bezieht sich darauf, ob mir jemand weiter helfen kann in Bezug auf die Geschichte von der Einwanderung in die USA von irischen Migranten in der Zeit der IndustrialisiÚrung (also etwa um 1900 rum).

 

Ich bin dankbar für brauchbare Infos und Links rund um das Thema. Leider war ich mit Google wenig erfolgreich bzw. waren die Ergebnisse nicht wirklich befriedigend.

 

Bedanke mich im voraus für nützliche Tips. ;)

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Schau dir mal die Liste von Irischen Amerikanern an da findest vielleicht ein paar interessante Biographien:

http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Irish-Americans

 

Au?erdem fällt mir der Band Aus ?onen ein. Das Abenteuer Fary Tales spielt glaub ich in einem Auswandererdorf au?erdem gibts einen Quellenteil zur irischen Mythologie oder so.

http://www.pegasus.de/233+M5c07b8b183c.html

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Hi Leute,

 

also soviel ich wei?, kam der ganz gro?e Schwung Iren Mitte des 19. Jahrhunderts in die USA. Um 1900 dominierten eher die Osteuropäer, auch wenn natürlich immer noch kleinere Gruppe Iren, Westeuropäer etc. "rübermachten".

 

Es gibt zur Migration in die USA jede Menge gute Bücher. Einfach mal in die Bibliotheken schauen.

 

Gru?Fox

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also soviel ich wei?, kam der ganz gro?e Schwung Iren Mitte des 19. Jahrhunderts in die USA.

 

Ab etwa 1850 gingen viele Iren in die neue Welt. Allerdings lebten die gro?en Reedereien Anfang des 20 Jh. von den Massenaussiedlungen, die zu gro?em Teil auch aus Irland heraus statt fanden. Ich erinnere da mal an die "Titanic" die ja unter Deck vollgestopft war mit irischen Auswanderern und u.a. auch deshalb zu einer enormen Zahl von Toten führte...

 

Grade die Zeit zwischen 1900 - 1920 interessiert mich da sehr. ;)

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Hallo Raven,

 

vielleicht hilft es, wenn Du etwas präzisieren kannst, was genau Du suchst. Rein statistisches Zahlenmaterial wird es ja wohl nicht sein ...

 

Die gro?e Auswanderungswelle aus Irland in die USA war um 1900 eigentlich eher vorbei - da liegt der Scheitelpunkt deutlich früher. Zumindest lag die Anzahl der damals bereits als eher erwünscht angesehenen irischen Einwanderer sehr deutlich unter den als unerwünschte neue Zuwanderer diskriminierten Menschen aus Süd- und Osteuropa sowie aus Asien.

 

Statistisch liegt die durchschnittliche Zuwanderung aus Irland in die USA zwischen 1900 und 1920 bei um die 35.000 pro Jahr, allerdings mit deutlichen Schwankungen je nach politischer oder wirtschaftlicher Lage (deutlich weniger während des Gro?en Krieges, Anstieg kurz danach während des irischen Unabhängigkeits- und Bürgerkrieges).

 

Was die Art der Atlantiküberquerung anbelangt, gab es sicher deutlich unbequemere und schlechtere Beförderungsmittel als eine Passage dritter Klasse auf der Titanic - zumindest in der Theorie.

 

 

Andere Trivia

 

Auslöser der Kartoffelfäule und damit der Gro?en Hungersnot in Irland und in weiten Teilen Europas war mitnichten der Kartoffelkäfer, sondern ein Pilzbefall. Besonders dramatisch wurden die Auswirkungen in Irland dadurch, da? die Kartoffelernte mehrere Jahre hintereinander folgend von dem Pilz vernichtet wurde, andere sehr preisgünstige Nahrungsmittel für die Unterschichten nicht zur Verfügung standen und das vorhandene System der Armenfürsorge mit dem Ausma? der Katastrophe komplett überrollt wurde und staatliche Notma?nahmen erst sehr langsam und zögerlich durchgeführt wurden.

 

Vale

 

Ylorcron

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Die gro?e Auswanderungswelle aus Irland in die USA war um 1900 eigentlich eher vorbei -

 

Ok, denn war ich da wohl tatsächlich etwas falsch informiert... ;)

 

Genau genommen suche ich im Idealfall Aussagen von Zeitzeugen (natürlich in schriftlicher Form... ;) ). Prozeduren der Auswanderung, Behördenkram der damit zusammen hing, die Atmosphäre in den Engen Räumen während der ?berfahrt, was waren erste Anlaufpunkte im "neuen Land" etc. pp.

 

Kurz: Alles was ich meinen Spielern antun kann um ihre "Auswanderung" (sie spielen irische Migranten) so anschaulich wie möglich zu gestalten. :)

 

Zwar steht im "Amerika"-Band einiges drin, abr wenn es noch Infos gibt, die dadrüber hinaus gehen binde ich diese na klar gerne mit ein.

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Hallo Raven,

 

was Dir vielleicht am besten weiterhilft, ist der Reise-Essay The Amateur Emigrant von R.L. Stevenson. Veröffentlicht posthum 1895, behandelt der Essay die Reiseerfahrungen des Autors im Jahr 1880. Die Reise geht zwar von Schottland nach New York und ist auch etwas früher als Dein gesuchter Zeitraum, dafür hat sich Stevenson besonders für die Zustände für die Unterdecks-Passagiere interessiert.

 

Der zweite Link führt zu einem Projekt bzw. einer Ausstellung namens EMILE - Early Emigrant Letters Stories, welches 2005 abgeschlossen wurde. Es gibt einen guten Einblick, auch wenn die Anzahl kompletter Zitate und Briefe naturgemä? nicht allzu gro? ist.

 

Vermutlich bekannt, aber trotzdem als generelle Informationsquelle geeignet, eine Seite über Ellis Island, die Registrierungsstelle für Einwanderer im Hafen von New York, über die nach 1892 ca. 70 bis 80% aller Einwanderer geschleust wurden, bevor sie hoffentlich die eigentlichen Staaten betreten durften.

 

Einige weitere Volltexte, allerdings eher beschreibender und politisch-journalistischer Natur, finden sich auch in der digitalen Library Ireland.

 

Wenn es um detaillierte Resultate bzw. handfestere Originalberichte und Briefe von Auswanderern geht, ist das Netz nicht weiter ergiebig - wenn überhaupt landeten diese Briefe in spezialisierten Archiv-Zentren, die spezialisierten Abhandlungen und Auswertungen dieser Briefe gibt es nur in Buchform.

 

Abgesehen von der bereits genannten Library Ireland, die Bezugsquellen für diese Bücher (mehrheitlich bei Amazon) bietet, ist die Referenzadresse für Irische Migration generell das Centre for Migration Studies in der Nähe von Omagh in Nord-Irland und die von dieser Institution geführte Irish Emigration Database - diese Datenbank sollte alles enthalten, was Mensch sich so wünscht. Allerdings dürfte der Zugang zu dieser Datenbank von extern schwierig sein.

 

 

Was kann ich noch sagen? Etwas Anekdotisches vielleicht.

 

Interessant ist vielleicht, da? nach der gro?en Auswanderungswelle im Zusammenhang mit der gro?en Hungersnot (post 1856) überwiegend Einzelpersonen und dabei mehrheitlich (> 50%) unverheiratete junge Frauen in die USA auswanderten.

 

Dabei fungierten die bereits in die USA ausgewanderten Verwandten als Transmissionsinstanz, die Informationsvermittler, Geldbereitsteller für die Passage und Reiseausstattung (fast sprichwörtlich der Onkel oder die Tante in Amerika) und erste Anlaufstelle nach erfolgter ?berfahrt waren. Wenn die Auswanderer nicht von den Verwandten direkt in Empfang genommen werden konnten, besa?en sie zumindest eine Adresse und Geld sowie Anweisungen für ein Eisenbahnbillet, um weiter ins Landesinnere zu kommen.

 

Auffällig bei diesen irischen Immigranten ist auch, da? die überwiegende Mehrheit in den städtischen Zentren siedelte und verblieb, während frühere Immigranten und andere Nationalitäten häufig weiter ins Landesinnere (den Wilden Westen) zogen, um in der Landwirtschaft, Viehzucht oder als Goldsucher ihr Glück zu versuchen.

 

In den Städten bildeten sich stark segregierte ethnische Stadtviertel heraus, d.h. Iren wohnen in Stadtviertel X, Deutsche in Y und Italiener in Z; der Versuch eines Iren, in Y eine Wohnung zu bekommen, endete vielfach mit einer Schlägerei (und umgekehrt). Auch auf dem Arbeitsmarkt war Ire sein häufig kein Bonus - in vielen Stellenanzeigen vor 1880 gibt es den beredten Passus: No Irish need apply!.

 

Arbeit fanden Iren überproportional in Arbeiterberufen (Minen, Eisenbahn, Stahl, Docks) und öffentlichen Dienstleistungen, hier vor allem Feuerwehr und Polizei. Vor allem die Polizei in den gro?en Städten wie New York und Chicago war über lange Zeit mehrheitlich irischer Abstammung.

 

Der Behördenkram hielt sich im Unterschied zu heute erstaunlicherweise in engen Grenzen. Vor 1921 bedurfte es praktisch keiner Erlaubnis, um in die Vereinigten Staaten einzuwandern (sofern man z.B. kein Chinese war). Umgekehrt war häufig die Erlaubnis einzuholen, um aus dem Heimatland auswandern zu dürfen. Daran geknüpft wurde in der Regel die Bedingung, da? der Auswanderer keine Schulden zurücklie? und alle Steuern und Gebühren an den Staat (inklusive einer eventuellen Auswanderergebühr) beglichen hatte.

 

Mehr habe ich nicht.

 

Vale

 

Ylorcron

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