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Wenn in diesen vier Jahren mehr entscheidendes passiert, als woanders in 40 Jahren, verdient sie die Bezeichnung aber unbedingt doch. Natürlich kann man über die exakten Jahresangaben streiten. Bei maximaler Ausdehnung (d.H. Berücksichtigung der zusammenhängenden Erscheinungen) könnte man die "Raumfahrtzeit auf die Jahre 1964 (Summer of Love) bis 1974 ausdehnen, aber nicht wirklich weiter.

Was die exakte Abgrenzung betrifft, nur zur Erinnerung: Nach allgemein anerkannter Lehrmeinung folgt die Bronzezeit auf die Steinzeit. Legte nun der Steinzeitmensch den Faustkeil beiseite und sagte: "Heute probiere ich einen metallurgisch höchstanspruchsvollen Prozess, und zwar stelle ich ein extrem hartes Material her, indem ich zwei weiche Metalle legiere."? Natürlich nicht, sondern in der Steinzeit wurde einige tausende Jahre Metall verarbeitet, bevor die Bronzezeit anbrach. Trotzdem setzte sich die Bezeichnung "Stein-und-ein-bisschen-Metall-Zeit" nicht durch. Wie bereits im Dokument sind die angegebenen Jahreszahlen Orientierungshilfen, aber keine absoluten Grenzen.

 

Nun was ganz anderes: Ich wollte die ganzen verstreuten Dokumente mal in Fanzine-Form zusammenfassen. Das Ergebnis wäre ein Fanzine (Arbeitstitel "Der ApoKryph"), das ganz für sekundäres Rollenspielmaterial reserviert wäre. Also Sachen, die zu speziell oder ausführlich sind, um überhaupt oder ungekürzt in üblichen Rollenspiel-Fanzinen/Magazinen zu erscheinen.

Als Grundprinzip würden eingesandte Artikel, die den Ansprüchen genügen, nur als Faksimilie erscheinen, also ungekürzt und unbearbeitet. Die Idee bleibt erstmal im Hinterkopf.

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Naja, eher nicht: Laut Duden bedeutet Epoche "gro?er geschichtlicher Zeitabschnitt", und auch wenn es sein mag, dass sich kürzere Zeiträume durch besondere Ereignisdichte eher als Epoche charakterisieren als längere, ereignisarme - die Vorstellung einer Epoche oder eines Zeitalters von nur vier Jahren Dauer ist reichlich absurd.

 

Selbst bei so ereignisreichen historischen Abschnitten wie dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg spricht man ja auch nicht von der Epoche des 2. Wk. Höchstens - und das ist historisch dann schon sehr interpretatorisch und nicht unumstritten - vom Zeitalter der Weltkriege. Und das sind dann schon wieder, selbst wenn man es strikt auf Anfangs- und Enddatum beschränkt, 31 Jahre.

 

Und selbst bei der Ausdehnung auf zehn Jahre: Nenn mir einen zehnjährigen historischen Abschnitt, der als Epoche und nicht als Periode oder - viel naheliegender - als Jahrzehnt bezeichnet gibt. Diese Bezeichnung widerspricht einfach der ureigensten Bedeutung dieses Wortes.

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Der Begriff bezieht sich auch nicht auf das geisteswissenschaftliche Gebiet, sondern auf kulturelle Erscheinungen, insbesonders bestimmter Merkmale des Designs, die absolut typisch sind, sowie den Komplex Gegenkultur-Popkultur-Reaktion. In dieser Zeitspanne (spätere 1960er bis frühe 1970er) sind nunmal soviel weitreichende Dinge passiert, dass es sinnvoll ist, sie temporär einzugrenzen.

 

Generell werden solche zeitlichen Einteilungen immer erst später, meist wesentlich später, als die eigentliche Epoche getroffen und brauchen dann noch mal lange, bis sie anerkannt sind. Aus diesem Grund haben wir au?er dem bereits sehr ambivalenten Begriff der Postmoderne noch keine wirkliche Einteilung nach 1945 - der Begriff der Nachkriegszeit ist da sehr unzulänglich.

Nehmen wir mal ein paar wichtige Abschnitte, um zu sehen, wie schwer es ist, ein passendes Jahr zu finden.

- Das Ende des Nachkriegselends und das folgende Wirtschaftswunder. Das Jahr 1955? Wie geht man auf die "goldene ?ra" in den USA ein, die fast nahtlos auf Kriegsende folgten? Wie berücksichtigt man den Beginn des kalten Krieges, der ja schon in der Zwischenkriegszeit mehr als deutlich angekündigt war?

-Beginn und Ende des kalten Krieges. Eine wirklich epochale Veränderung. Natürlich bietet sich hier das Jahr 1989 mit dem Fall der Mauer an. Allerdings ist dieses Ereignis ja nur das Ergebnis von Gorbatschows Glasnost-Politik, die ein paar Jahre dauerte.

- Schwieriger wird der "Krieg der Kulturen". Findet er tatsächlich statt? Ist der 11. September wirklich ein Tag, der alles änderte, oder einfach nur ein weiterer Schritt eines Prozesses, der schon mit der ersten islamistischen Terrorwelle gegen die westliche Welt nach dem 6-Tage-Krieg folgte? (Bereits im Februar 1970 explodieren zwei palästinensische Bomben in westlichen Flugzeugen, eine an Bord einer österreichischen Maschine, die am Rhein-Main-Flughafen startet, eine zweite in einer Swiss-Air-Maschine, die darauf neben dem Atomkraftwerk Würenlingen aufschlägt)

- Wie teilen wir die Zeit ab den 1990ern ein? Die "Postpost-Moderne" ist ein wenig sinnvoller Begriff, obwohl deutliche Veränderungen zu den Anfängen der Postmoderne vorliegen. Früh- und Spät-Postmoderne? Oder besser "Unmoderne"?

Im Falle des Designs und verwandten Bereichen ginge es noch, da der letzte eigenständige Design-Stil das (bereits post-moderne) Anti-Design der 1960er war (z.B. Gruppo Strum, Archizoom etc.), und die letzte UMFASSENDE Stilrichtung bekannterma?en das Art Deco in der Zwischenkriegszeit. Für die Spätmoderne Architektur ab den 1980ern würde ich z.B. "Zombie-Moderne" vorschlagen (wer sich mit der Thematik befasst, wird verstehen, was damit gemeint ist), im Design gibt es innerhalb der post-modernen Spätmoderne etwas, was man eigentlich nur als "Pseudo-Funktionalismus" bezeichnen kann, aber ein übergreifender Begriff - sehr schwierig, vor allem wenn alle Erscheinungen des Zeitgeistes ausgedrückt werden soll. Ein Begriff wäre, als Steigerung der Post-Moderne, vielleicht "Die Virtuelle"... Die Frage kann man aber letztlich nur den Historikern hinterlassen.

 

P.S. Man mu? sich hier auch nicht an dem Begriff der "Epoche" aufhalten. Man kann hier durchaus von einer "Periode" sprechen, "Stilrichtung" wäre jedoch auf jeden Fall zu kurz gegriffen, da hier doch einiges mehr dranhängt. Nochmal ein Blick auf das Dokument: Da finden wir z.B. das Stromlinien-Design, den Palladianismus, etc. Sicherlich auch keine Epochen, aber reale Erscheinungen. Ist der Jugendstil dagegen eine Stilrichtung oder eine Epoche (Lebensreform?)? Ist er eine nationale Erscheinung, oder nur eine nationale Bezeichnung für eine internationale Bewegung? Ist dann noch die Zeitangabe vertretbar?

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Die Schwierigkeit der Abgrenzung ist völlig unbenommen. Mir ging es einzig und allein um den Begriff Epoche bzw. Zeitalter. Sobald Du den in Periode umtauscht, habe ich damit absolut kein Problem mehr. ;)
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Ich denke einfach, dass es mit der Periodisierung umso schwieriger wird, je mehr man sich der Gegenwart nähert. Es ist zwar hochinteressant (zum Beispiel) zu diskutieren, in welcher "Epoche" wir gerade leben, aber im Grund mü?ig, da man davon ausgehen kann, dass zukünftige Historiker das wahrscheinlich anders sehen.

 

Ebenso mü?ig ist die Diskussion um präzise Jahreszahlen, denke ich. Es ist wohl sinnvoll, welche anzugeben, um eine grobe Einordnung zu liefern (und um auf einschneidende, aber nicht alleinstehende Ereignisse wie Mondlandung, Entdeckung Amerikas, 11. September etc. hinzuweisen). Aber das kann, wie ja das ganze Epochengerüst immer nur eine Denkhilfe sein.

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