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Die Klinik des Herrn Dr. West


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Die Zeit verstrich für alle recht schnell.

Während des Abenteuers hatte ich das Vergnügen, meine Spieler beobachten zu dürfen.

Sie zeigten, wie nach einem Schicksalsschlag, alle Trauerphasen:

 

1. Schock - Verleugnung. Nein! Macht er das jetzt wirklich?

2. Ungläubigkeit - Wieso ich? Du Arsch, was soll das?

3. Resignation - Soll ich jetzt schon mal nen neuen Charakter machen?

4. Akzeptanz - Ok. Mal sehen, wohin uns das jetzt alles führt.

 

Plus die Reaktion der Mitspieler auf das Geschehen:

 

1. Neugier - Was wird er jetzt wohl mit dem Anderen machen?

2. Mitleid / Schadenfreude - Uhhh, der hat jetzt aber voll was abbekommen.

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Rückblickend muss ich sagen, dass der Einstieg in "Die Klinik des Herrn Dr. West" nicht unproblematisch war, da zu Anfang noch nicht klar ist, dass alle SCs in diesem Abenteuer zweifellos mal leiden werden.

Ein Spielleiter, der schon im Vorhinein den Eindruck hat, dass seine Spieler mit einem solchen Szenario nicht umgehen können, weil diese vielleicht glauben, dass sie der Willkür des Spielleiters viel zu sehr ausgeliefert sind, oder weil sie überempfindlich reagieren könnten, sollte in jedem Fall die Finger von solch einem Abenteuer lassen, sonst gibt das mit Sicherheit nur Stress.

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Ich finde die Idee prima! Vor allem, weil ich eine sehr ähnliche Idee für eine kleine Kampagne hatte, aber nie dazu gekommen bin sie fortzusetzen.
Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht.

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Salü zusammen,
Fortsetzung des Spielberichtes von "Die Klinik des Herrn Dr. West"

Sonntag, 19. September 1920 - Tag 7.1

Ich habe im Vorfeld des Abenteuers überlegt, ob eine Diskussionsrunde der Charaktere mit ihrem Gegenspieler sinnvoll, interessant und spannend sei.
Ich erinnere mich da an das Abenteuer "The Worm that Walks" (aus Shadows of Yog-Sothoth), in dem der böse NSC die SCs anheuert, um diese dann in ihr Verderben zu schicken. Aber die SCs wissen von alldem natürlich nichts...

Ich weiss nicht, ob das, was ich hier ausprobiert habe, jemals in einem offiziellen CoC-Abenteuer so vorgesehen war, oder ob das jetzt hier reines Neuland ist.
Gebt mir bitte Bescheid, wenn Ihr so etwas schon mal gemacht habt und berichtet mir, wie es bei Euch mit einer in game Diskussion zw. den SCs und dem "Oberbösewicht" gelaufen ist.

An dieser Stelle muss ich dringend noch vorausschicken, dass ich mich auf dieses philosophische Gespräch mit den Spielern gut vorbereitet hatte.
Ich habe mir im Vorfeld Pro und Contra Argumente zu verschiedenen ethischen Themen überlegt, da ich mir ungefähr denken konnte, wie die Gegenseite argumentieren würde.
Das Gespräch der SCs mit ihrem Widersacher zog sich dann etwas über eine Stunde in game hin und war für alle überaus interessant.

Und ich habe es jetzt tatsächlich geschafft, zusammen mit meinen Mitspielern, das Gespräch zu rekonstruieren und hoffe, dass ich alles hier sinngemäss wiedergebe.
Im Folgenden wurden von mir einige Passagen weggelassen, wenn sich die Diskussion etwas im Kreis bewegte und auch nicht ganz so flüssig verlief, wie man jetzt beim Lesen vielleicht meinen könnte.
Vermutlich wird das Gespräch für den ein oder anderen Leser auch zu lang oder zu langweilig sein, aber vielleicht findet es ja auch wohlwollende Abnehmer.

Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass das nun Folgende bestimmt eine der anstrengendsten Rollenspiel-Stunden war, die ich jemals habe leiten dürfen.

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Die KLINIKREGELN für die SCs

In der Klinik des Doktors gelten folgende Regeln für die SCs:
1) Sie sind isoliert und auf sich allein gestellt. Hilfe von Aussen ist nicht zu erwarten.
2) Sie sind schwach (STR / CON -6; Min. 3; die ursprünglichen LP bleiben unangetastet) und dürfen sich nicht verausgaben.
3) Sie sind temporären Schmerzschüben unterworfen, d.h. körperliche Aktionen, deren Wurf gelingt, aber auf eine ungerade Zahl endet, müssen noch einmal gewürfelt werden, um erfolgreich zu sein.
Misslingt eine körperliche Aktion und endet sie dabei auf eine ungerade Zahl, dann stöhnt der SC oder ihm entfährt ein Schmerzensschrei.
4) Körperliche Aktionen unterliegen einem Abzug von -30 (hat ein SC nur den Basiswert von 25% auf Springen, dann kann er in seiner jetzigen Verfassung überhaupt nicht Springen).
5) Alle Bewegungsgeschwindigkeiten werden halbiert und schnelle Bewegungen sind erst gar nicht möglich.

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Cthulhu wird philosophisch

Abends werden die Charaktere von zwei Pflegern und einer Krankenschwester aus ihren Betten geholt und in Rollstühle gesetzt. Die SCs tragen lediglich Krankenhemdchen; weisses Leinen, knielang, kurze Ärmel, rückenfrei und wie eine Schürze zu binden.

Archie könnte auch an Krücken gehen. Seine Unterschenkel sind bandagiert und geschient.
Scott kann noch nicht selbständig aufstehen. Seine Unterschenkel sind geschient und er trägt noch einen Kopfverband, da er mitunter noch starke Gleichgewichtsstörungen hat.
James könnte unter starken Schmerzen an Krücken gehen. Seine Beine sind komplett bandagiert. An einigen Stellen sickert eine honigfarbene, zähe Flüssigkeit durch das Leinen.
Nolan kann problemlos gehen. Unterhalb des rechten Rippenbogens brennt sein Oberbauch wie Feuer.
Die Finger seiner rechten Hand liegen in einer Spreizschiene einbandagiert und sind mit den Schienen am Unterarm verschraubt.

Angeführt von der blendend aussehenden Schwester, schieben die Pfleger die SCs durch den Kreuzgang zum Büro des Doktors. Das Büro ist geräumig, aber nur spartanisch eingerichtet.
Vermutlich war dies einst das Zimmer der Klosterleitung, dem Prior.
Der Raum ist etwa zehn Meter lang und etwas weniger als 6 Meter breit. An anderen Ende steht ein breiter, massiver Schreibtisch und dahinter befindet sich ein Bücherregal, mit zahlreichen Büchern, das die gesamte Rückwand einnimmt.
Im Regal selbst befindet sich eine schmale Geheimtür, die halb offen steht und durch welche Licht in das Büro hinein scheint.

Aus dem Nebenraum ist Musik zu hören - Wagners Walkürenritt.
Nachdem die SCs im Raum sind, werden sie von der Schwester und den Pflegern allein gelassen.

Allein??? Nicht ganz.
Rechts und links vom Schreibtisch liegt jeweils ein grosser, wohlproportionierter und muskulöser Hund.
Das Fell ist cremefarben und schwarz gestromt. Herrliche, majestätische Tiere - englische Mastiffs:
"Wotan", Höhe 90 cm / Gewicht 120 kg + "Donar", Höhe 80 cm / Gewicht 100 kg.
Sie sind ruhig, wirken aber sehr respekteinflössend und machen einen abwartend-beobachtenden Eindruck (die Hunderasse gibt es in England schon seit der Zeit der Römer; sie sind gute Jagd-, Kriegs- und Wachhunde).

Als Doktor West durch die, nicht mehr ganz so geheime, Tür eintritt, erheben sich beide Hunde und begrüssen ihr Herrchen, legen sich danach aber sofort wieder auf ihren Platz, ohne dass Doktor West etwas sagen musste.

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Doktor West:
"Einen schönen, guten Abend, sehr verehrte Herren und herzlich willkommen in meiner Klinik. Der Klinik Bell Hall.
Um mich Ihnen noch einmal vorzustellen, mein Name ist West - Dr. Herbert West, Ihr behandelnder Arzt und auch der einzige Arzt hier in der Klinik."   ...

"Wussten Sie, dass ich ursprünglich aus der Schweiz stamme, genauer gesagt aus Bern?
Bevor ich nach England kam, ging ich zum Studieren in die Staaten und verschrieb mich der Bekämpfung des Typhus, noch bevor ich meinen Doktortitel erhielt. Sehen Sie sich bitte einmal dieses Foto an."

Er deutet auf ein gerahmtes Bild an der Wand.

"Es zeigt mich, zusammen mit meinem Freund und Kollegen Dr. Daniel Cain. Wir hatte bei der Bekämpfung des Typhus in den USA zwar Erfolg, dieser bekam aber nicht, die ihm gebührende, Würdigung."

Archie:
"Was spielt das hier und jetzt für eine Rolle?"

Doktor West:
"Keine, Herr Kilmister, überhaupt keine.
Ich wollte lediglich das Eis brechen und dadurch die Konversation einleiten.
Im Übrigen entspricht es der Höflichkeit eines Eidgenossen, sich vor dem Plaudern einander bekannt zu machen.
Aber gut, da Ihre Vorfahren vermutlich aus Texas stammen, gehe ich also sofort in medias res:
Sie hatten am Montag, im Dorf Hope Cove, einen schlimmen Unfall mit Ihrem Automobil.
Sie wurden dabei allesamt schwer verletzt, als Sie in ein Brauerei-Fuhrwerk hinein fuhren. Und Herr Wittman wurde sogar lebensbedrohlich verletzt.
Ich habe mich Ihrer angenommen und Sie nach bestem Wissen meiner Kunst versorgt und verarztet."

Scott:
"Und was ist mit dem Patienten, der jetzt als Pfleger hier arbeitet? Diesem Hubert."

Nolan:
"Wer zum Geier ist Hubert? Du kommst schwer verletzt irgendwo hin und schliesst gleich Freundschaften?"

Archie:
"Wieso sehen hier alle Mitarbeiter so gelackt aus, als kämen sie frisch aus einer Puppen-Fabrik?
Und WIESO, zum Henker, haben sie MICH gefoltert?"

Doktor West:
"Ich hätte jetzt Appetit auf ein spätes Vesper. Wussten Sie, wie gesund Hundeschmalz mit Honig auf Brot ist?
Hundeschmalz hilft innerlich gegen Erkältung und Asthma und äusserlich aufgetragen gegen Rheuma.
Der Schweizer Sennenhund ist der perfekte Lieferant dafür.
Schwester Evelyn, seien Sie doch bitte so nett und holen für uns alle Schmalz-Brote aus der Küche."

Scott durchzuckt ein eiskalter Schauer, als die "Mörderin von Hubert" den Raum betritt, ihm freundlich zulächelt, ihm über den Kopf streicht und dann den Raum wieder verlässt.

Archie:
"Was für ne Wuchtbrumme. Von der würde ich mich mal gerne verarzten lassen. Klasse Weib."

Scott:
"Nein, würdest Du nicht. Die Biene hat nen gemeinen Stachel.
Ausserdem hast Du ja noch diese Neue... Deine Geraldine."

Archie:
"Ach ja, Gerald. Gut, dass Du mich an sie erinnerst. Gerald ist echt super. Klasse Figur. Aber ich habe ein sehr grosses Herz. Und darin ist Platz für sehr, sehr viele schöne Frauen."

Doktor West:
"Meine Herren, meine Herren. BITTE!   ...
Haben Sie Goethes Faust gelesen? Dort sagt Mephistopheles: Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht. Drum besser wäre es, dass nichts entstünde. Teilen Sie diese Meinung?"

Archie:
"Hä? Was? ... Was reden Sie da?"

Doktor West:
"Dass all das, was einmal war, irgendwann nicht mehr sein wird, Sir Archibald. Es hört einfach auf zu Existieren.
All das Wissen, all das Können, all die Erfahrungen und Gefühle. Alles weg.
Es geht unwiederbringlich verloren, wenn ein Mensch stirbt. Welch eine gottlose Verschwendung ist das?"

Nolan:
"Wie sollen wir das verstehen, Doktor?"

Scott:
"Ist doch völlig klar. Er tötet seine Patienten und macht sie zu seinen untoten Sklaven."

Nolan:
"Dann sind Sie absolut wahnsinnig, Doktor West."

Doktor West:
"Fanatisch? Ja. - Exzentrisch? Bestimmt. - Vielleicht auch schizophren. - Aber wahnsinnig? Nein.
Eher kühl kalkulierend, wissbegierig und überaus experimentierfreudig."

Archie:
"Welcher Tag ist heute?"

Doktor West:
"Was spielt DAS jetzt für eine Rolle?"

Archie:
"Ich wollte nur wissen, wie lange wir schon in diesem Schla... ähm... in dieser... Ihrer Klinik sind?"

Doktor West:
"Wenn Sie etwas von mir wissen wollen, weshalb fragen Sie mich dann nicht genau danach?
Fragen Sie doch einfach - Wie lange sind wir schon hier? - und um darauf zu antworten:
Heute ist der sechste Tag nach Ihrer Ankunft.
... Sonntag, der 19. September,
... früher Abend,
... etwa kurz nach sechs.
Sind Sie nun zufrieden, Archie?"

- - - Die SCs haben jetzt ihr verlorenes Zeitgefühl wieder zurück. - - -

James:
"Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen."

Nolan:
"Sie sind vom Teufel besessen, Doktor."

Doktor West:
"Wenn das bedeutet, das ich mein Wissen über die medizinischen Vorgänge im menschlichen Körper, auch ohne den Segen einer dogmatischen Kirche, vorantreiben will, dann gebe ich Ihnen damit völlig Recht."

Scott:
"Was Sie hier tun ist gottlos, Doktor West. Das ist eine blasphemische Groteske von Gottes Schöpfung."

Doktor West:
"Gottes Schöpfung? Gibt es denn einen allumfassenden Schöpfergott? Haben Sie ihn schon gesehen?
Schuf Gott tatsächlich den Menschen, oder schuf nicht vielmehr der Mensch einen Gott, um alles ihm Unerklärliche und Unerträgliche mit dem Willen Gottes erklären zu können?
Wenn Ihnen etwas Schönes passiert, ist doch immer Gottes Wille geschehen.
Und wenn Ihnen etwas Schlechtes widerfährt, dann sind auf einmal Gottes Wege unergründlich?"

Scott:
"Um es noch einmal zu wiederholen. Das ist reine Blasphemie."

Nolan:
"Und sie reden Unsinn, Doktor. Jeder Mensch weiss, dass Gott den Menschen erschaffen hat."

Doktor West:
"Ist das so, Herr Phillips?
Vor 2500 Jahren wusste jeder Mensch, dass die Erde eine Scheibe ist.
Vor 500 Jahren wusste jeder Mensch, dass die Erde das Zentrum des Universums ist.
Vor 50 Jahren wusste jeder Mensch, dass er von Adam und Eva abstammt.
Und vor 50 Minuten wussten Sie, dass die Zeit eines jeglichen Lebens auf Erden begrenzt ist.
Jetzt haben Sie mitbekommen, dass dem nicht so ist. Sie wissen, dass der Mensch ewig leben könnte.
Wissen Sie, was diese Unsterblichkeit bedeutet?
Das bedeutet, dass der Mensch eines Tages zu den entferntesten Sternen fliegen wird."

Archie:
"Sie halten sich für Doktor Frankenstein, West. Aber Sie sind doch nur Frankensteins Monster."

Doktor West:
"Gut gesprochen, Herr Kilmister. Hat der harte Kerl also doch eine Philosophen-Seele?
Nein. Mit Sicherheit nicht. Sie haben das Buch von Mary Shelley sicher noch nie in Ihren Händen gehalten.
Aber das sollten Sie bei Zeiten mal tun; ein Exemplar des Modernen Prometheus steht frei zugänglich in der Klinik-Bibliothek. Eine Erstausgabe von 1818. Ich empfand den Inhalt des Buches als überaus amüsant.
Aber mal ganz nebenbei gefragt: Haben Sie sich den Vergleich gerade selbst ausgedacht, oder hat das jemand für Sie vorher aufschreiben müssen?"

Archie braust auf, versucht aufzustehen, schafft es aber nicht und lässt sich zurück in den Rollstuhl fallen.
Wotan und Donar knurren Archie grollend an, kommen näher und näher und lecken dann Archies nackte Füsse ab.

Archie:
"Schon gut, schon gut. Ist ja wirklich kein Grund sich gleich so aufzuregen."

Dann legen sich die beiden Mastiffs, mit in Falten gelegter Stirn, wieder hin und beobachten Archie aufmerksam, während er innerlich kocht und äusserlich schwitzt.

Doktor West:
"Wussten Sie, dass diese Hunderasse überaus erstaunlich ist? Die Tiere können mühelos einen Besenstiel durchbeissen und sie schlingen zwanzig Pfund rotes Fleisch herunter, so wie Sie und ich einen Apfel essen würden.
Und sie lieben den Kampf noch mehr als ihr Futter. Sie kämpfen sogar weiter, wenn sie schwer verwundet sind.
Ich nehme sie immer zur Hatz auf Wildschweine mit, die sich hier in der Gegend zuhauf herumtreiben."

Archies Spieler wird noch blasser.

- - - Der Spieler erzählte mir nach dem Spiel, dass er sich in diesem Augenblick vorstellt hat, wie die beiden Hunde die menschlichen Überreste der Patienten des Doktors zu Fressen bekommen und ich musste schmunzeln. - - -

Nolan kann sich als Erster von diesem Vortrag erholen:
"Überaus interessant, Doktor, aber Archie hat nicht unrecht. Wenn Sie tote Materie beleben können, handeln Sie wie Doktor Frankenstein."

Doktor West:
"Mal abgesehen davon, dass Viktor Frankenstein ebenfalls ein Bürger der Schweiz war, ist Ihr Vergleich völlig aberwitzig, Herr Phillips. Und diese, Ihre Aussage, spottet ihrem Intellekt.
Jeder halbwegs intelligente Physiker im 1. Semester wird Ihnen sagen können, dass Frankenstein ein Idiot war und dass so etwas niemals funktionieren wird."


Ende Tag 7.1 in game.
Fortsetzung folgt...

Cheerio
Der Läuterer

Edited by Der Läuterer
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Ich finde die Ansätze sehr interessant, doch wirkt es natürlich, als würde noch ein wichtiger Teil kommen, nämlich der, wo West zur Sache kommt. ;)

 

Ich finde dieses Gespräch jedenfalls gar nicht fehl am Platz, sondern eher bereichernd, da ich mir vorstellen kann, dass mit deiner Fortsetzung das Gespräch noch spannende Denkanstöße beinhalten wird.

 

Was mir aber nun vermehrt auffällt, ist, dass, obwohl die Persönlichkeit Wests schon sehr gut ausgearbeitet und für einen Antagonisten wunderbar passt, ich mir den West aus Lovecrafts Story doch anders vorstelle. Vielleicht habe ich die Geschichte falsch in Erinnerung, aber so sadistisch kam er mir nie vor ... und auch nicht so "schwafelig" (blödes Wort, um zu beschreiben, was ich meine).

 

Ich hatte mit meiner Gruppe auch mal einen philosophischen Austausch bezüglich des Rollenspiels, sogar im großen Finale unserer Riesenkampagne. Aber ich glaube, was du meinst, geht, glaube ich, doch in eine andere Richtung als das, was ich gemacht habe.

 

Gespannt auf mehr

Blackdiablo

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Sadistisch sei der Doc, sagst Du?

Dabei ist West doch viel freundlicher als jeder Shoggoth.

Ich glaube, Du gehst mir ähnlich auf den Leim wie meine Spieler.

Und das ist gut so.

Nutze immer die Paranoia der Spieler und wende diese gegen sie.

 

Warte, bis die DUNKLEN Geheimnisse an die Oberfäche kommen.

Und damit ist nicht nur der Doc gemeint. Ich habe doch zu Anfang geschrieben, dass ich die Charaktere an Ihre Grenzen führen werde, doch es ging darüber hinaus.

Der Tod eines der SCs war dabei sogar für mich eine umwerfende und

überraschende Entwicklung.

 

Labern würde der Doc, sagst Du?

Ja. Treffend bemerkt. Der Doc schwallt etwas.

So wie der Bösewicht in den Agentenstreifen, wenn der Gute hilflos in Ketten liegt und der Andere ihm seine düsteren Pläne ausplaudert.

Nur dass West hier die SCs zu überzeugen versucht, anstatt mit seiner Allmacht zu prahlen.

Er könnte die SCs ja mit Leichtigkeit einfach entsorgen.

 

Und Du hast völlig Recht damit, dass Lovecrafts Doc sich wesentlich mehr von der Welt abgewandt hatte und zurückhaltender war.

Das Problem hierbei war nur, dass ein Doc, der lediglich mit Chemikalien hantiert, für mich in der Geschichte zu fad gewesen wäre.

 

Cheerio

Der Läuterer

Edited by Der Läuterer
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Nur dass West hier die SCs zu überzeugen versucht, anstatt mit seiner Allmacht zu prahlen.

Ich weiß ja nicht wie sich das Ganze noch entwickeln wird, aber mein King-Gespür ließ mich genau letzteres Erspüren (daher auch die saddistische Ader). ;) Die Charaktere sind absolut hilflos und in der Allmacht Wests beginnt er über beunruhigende Dinge zu schwafeln. Hinter den Zeilen schwingen wirklich viele Andeutungen, die eigentlich kaum misszuverstehen sind in dem Zusammenhang.

Für mich sind die Charaktere (wüsste ich nicht, dass du ihnen bestimmt zumindest noch die Gelegenheit auf Rache geben wirst) schon verloren. Er braucht sie nicht zu überzeugen, denn ich zumindest glaube kaum, dass Wests seine Experimente dermaßen riskieren würde und sie einfach frei lässt. Dafür ist er zu schlau. Nach West Perspektive wird er sie wohl oder übel allesamt als Versuchskaninchen missbrauchen.

 

Liebe Grüße

Blackdiablo

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Salü zusammen,
Fortsetzung des Spielberichtes von

Sonntag, 19. September 1920 - Tag 7.2

Nolan:
"Um die technische Art und Weise wie das Ganze geschieht, geht es mir dabei auch gar nicht, unabhängig davon, ob es funktioniert oder nicht. Es geht darum, dass der Mensch sich nicht in die Schöpfung einmischen darf.
Selbst wenn Darwins Aussage zutrifft und eine Auslese besteht, dann geschieht doch alles durch und mit dem Willen Gottes."

Doktor West:
"Charles Darwin HATTE Recht. Die Lebewesen verändern sich durch eine natürliche Selektion.

Und jene, die weniger gut angepasst sind, gehen unweigerlich zugrunde. Nur schreitet dieser Prozess beim Menschen zu langsam fort.
Deshalb muss er beschleunigt werden. In meinem Fall ist es daher keine Evolution sondern eine Mutation."

Nolan:
"Menschen zu töten ist der falsche Weg."

Doktor West:
"Bravo, Herr Phillips. Nur standen Sie mit dieser Meinung in den Jahren 14 bis 18 wohl eher allein auf weiter Flur."

Nolan:
"Und tote Menschen wiederzubeleben ist widernatürlich, abscheulich und verwerflich."

Doktor West:
"Der Erlöser der Christenheit, Herr Phillips, der Heiland selbst ist am - dritten Tage auferstanden von den Toten -.
Wenn man es genau betrachtet, beten Sie in Ihrem Glaubensbekenntnis also mit dem Nazarener einen Untoten an. Drei Tage? Bei mir dauert der Eintritt in die Unsterblichkeit knapp 70 Minuten. ...
Und vergessen Sie jetzt nur nicht - Blasphemie - zu rufen, denn alles was man nicht versteht, muss ja schliesslich vom Teufel stammen."

Archie:
"Sie stellen sich jetzt als selbst schon auf eine Stufe mit Gott."

Doktor West:
"Vielleicht reicht Ihr begrenzter Verstand auch nur nicht aus, um zu verstehen, was ich bereits vielfach hinterfragt habe. Ich sorge mich um die Menschen.
Wo war denn Ihr Gott, als sich des Königs Löwe und des Kaisers Adler auf einander stürzten?
Beliebte er derweil zu ruhen? Oder hat er sich vielleicht fein herausgehalten, weil beide Seiten ihn um Hilfe anflehten in ihrer Not und er sich nur nicht entscheiden konnte?
Ich habe auf den Schlachtfeldern von Flandern nichts von einer göttlichen Gegenwart gespürt.
Da waren nur Angst, Schmerz, Verzweiflung und Tod.
Und dies ganze Leid und Sterben für ein paar Meter Dreck zwischen den Schützengräben?
Aber vielleicht ergötzt sich Ihr Gott ja auch nur gerne an den Hahnenkämpfen seiner Schöpfung?

- - - Schweigen. - - -

Doktor West:
"Ich habe noch immer nicht verstanden, was Sie an meinen Handlungen so vehement verurteilen.
Dass manche Menschen bei meinen Operationen sterben?
Dass einige Lebende in einen Zustand der Unsterblichkeit überführt werden?

Was davon empfinden Sie als so verwerflich?"

Nolan:
"Und die Entnahme meiner Leber? Es war doch die Leber, oder?"

Doktor West:
"Eines Leberlappens, Herr Phillips. Der wächst wieder nach. Machen Sie sich darüber keine Sorgen."

Nolan:
"Ich mache mir aber Sorgen. Sie haben meinem Körper ein Organ entnommen."

Doktor West:
"Ein Organteil. Sie wollen doch jetzt nicht wirklich um ein Pfund Fleisch feilschen, nachdem ich ihnen das Leben gerettet habe? Haben Sie jüngst zu lange in Shakespeares - Der Kaufmann von Venedig - gelesen und halten sich jetzt für den Juden Shylock?"

Nolan:
"Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen dieses Werk von Shakespeare zu lesen."

Doktor West:
"Ok. Dann versuche ich es anders. Begeben wir uns ins Reich der Mathematik: Ist 3 + 2 = 5? Immer?

Scott:
"Nach Ihrer Denkart sicher nicht. Sie machen mich neugierig, Doktor."

Doktor West:
"Richtig, Herr Everest. Das Ergebnis könnte z.B. auch 4 + 3 - 2 lauten. Verstehen Sie? Versuchen Sie weiter zu denken. Über das Bekannte hinaus."

Archie:
"Ach hören Sie doch auf, West. Sie wollen mit Ihren Literaturkenntnissen und ihrem Jonglieren mit Zahlen ja nur von Ihren grausamen Taten ablenken. Sie töten Menschen, West. Und das ist böse. Sie sind ein schlechter Mensch."

Doktor West:
"Ist die Katze böse, weil Sie eine Maus fängt, um diese zu fressen?
Oder ist die Katze böse, weil Sie eine Maus fängt, um diese zu Tode zu spielen?"

Scott:
"Nein, es ist der Instinkt des Tieres. Die Katze versucht zu überleben."

Doktor West:
"Ist der Mensch denn anders als ein Tier?
Wir essen, trinken, schlafen und pflanzen uns fort wie jedes andere Tier auch.
Wir können reden, aber oft ist das Geschnatter der Gänse am Teich interessanter als das Gerede der Menschen.
Wir planen und wir bauen, aber das machen die Ameisen und die Biber auch.
Also, was macht den Menschen so anders?"

Scott:
"Der Mensch hat eine Seele."

Nolan:
"Und er hat Mitgefühl."

Doktor West:
"Das Mitgefühl der Menschen habe ich im Krieg zur Genüge kennen gelernt.
Da ist der Mensch wie die Ratte, von der man sagt, sie würde auch gegen ihre Artgenossen in den Krieg ziehen."

Nolan:
"Und sie nutzen die Wehrlosigkeit der Menschen, um an ihnen zu forschen und mit ihnen zu experimentieren. Und das ist falsch."

Doktor West:
"Wie viele Menschen haben Sie in Ihrem Leben schon getötet, Herr Kilmister?"

Archie:
"Was soll das? Wir waren im Krieg gegen die Krauts. Das war etwas völlig anderes."

Doktor West:
"Während des Krieges war ich 1916 selbst in Flandern.
Feldmarschall Sir Douglas Haig - Der Schlachter an der Somme - schickte seine eigenen Männer immer wieder und wieder sinnlos in das MG-Feuer der Deutschen hinein. Einfach so.
Also stelle ich Ihnen die Frage anders: Wie oft haben Sie sich im Sinne des fünften Gebotes schuldig gemacht?"

James:
"Vater unser im Himmel..."

Archie:
"Es ging im Krieg ums nackte Überleben. Töen oder getöet werden. Ich habe durch meine Taten das Leben meiner Kameraden gerettet."

Doktor West:
"Sie toten zahllose Nachbarn. Das Volk nennt Sie ein Monster und man hängt Sie dafür.
Sie töten zahllose Nachbarn. Das Volk nennt Sie einen Helden und man hängt Ihnen dafür Orden an die Brust.
Und das nicht einmal ein Jahr später. Wo ist da die Moral?
Ich dagegen folge einem geradlinigen Weg. Dem Weg der Wissenschaft."

Archie:
"Sie machen es sich Einfach, Doktor West."

Doktor West:
"Ganz im Gegenteil. Ich mache es mir viel schwerer als Sie, da ich diese gespaltene Moral nicht akzeptieren kann. Ich versuche die Dinge zu verstehen und ich hinterfrage das was geschieht."

James:
"Dein Wille geschehe..."

Doktor West:
"Wo liegt die Grenze zw. Gut und Böse? Und wer legt diese Grenze fest?
Bedeutet, den Bösen zu töten, für Sie an sich schon etwas Gutes getan zu haben?
Zumal wenn der vermeintlich Böse noch gar nichts Böses getan hat?
Der Böse wurde also präventiv getötet, Herr Kilmister?"

Archie:
"Hmmm..."

Doktor West:
"Ist jemand, der Böses tut, auch gleichzeitig ein böser Mensch?
Ist allein das Unterlassen einer guten Tat schon eine böse Tat?
Weiss derjenige der Böses tut, dass ihn andere für Böse halten?
Sieht der Böse sich selbst auch als böse an, oder ist er das aus seiner Sicht nicht?"

Archie:
"Also... Hmmm..."

Doktor West:
"Ich befürchte, dass Sie sich argumentativ gerade auf sehr, sehr dünnem Eis bewegen, Herr Kilmister.
Die Rettung ihrer Kameraden ist rein hypothetisch. Der Tod ihrer Gegner aber ist ein Faktum.
Sie haben kein einziges Leben gerettet, sondern Sie haben lediglich Leben ausgelöscht, Archibald.
Ärzte schenken das Leben - Soldaten bringen nur den Tod. Das macht Sie, laut Ihrer eigenen Theorie, zu einem bösen Menschen. Sind Sie ein böser Mensch, Herr Kilmister?"

James:
"Und vergib uns unsere Schuld..."

Doktor West:
"Sollten Sie also ein böser Mensch sein, Herr Kilmister, dann obliegt es Ihnen nicht, über mich und meine Arbeiten zu urteilen."

James:
"In Ewigkeit. Amen."

Nolan:
"Ach halt endlich Dein Maul, James."

Doktor West:
"Es gibt die Fabel über ein Gespräch zw. Mensch und Stein.
Sagt der Mensch zum Stein: He Du, Stein, sei doch mal ein wenig menschlicher.
Darauf antwortet der Stein: Tut mir leid, Mensch, dazu bin ich noch nicht hart genug.
Können Sie sich denken, was ich damit ausdrücken will, Herr Phillips?"

Nolan:
"Nein!"

Doktor West:
"Ich meine, dass Sie sich nicht einmal nach dem Befinden des Fahrers von dem Fuhrwerk erkundigt haben, in das Sie hineingefahren sind. Und Sie reden von Mitgefühl? Finden Sie das nicht sogar selbst lächerlich?"

Schwester Evelyn kehrt mit den Schmalz-Broten aus der Küche zurück.
Doktor West: "Probieren Sie mal. En Guete!"
West greift beherzt zu. Die SCs lassen das Vesper stehen.

Doktor West:
"Ich stelle Ihnen eine letzte einfache Frage: Ist der Arzt, der bei der Geburt entscheidet, ob er das Leben der Mutter oder das Leben des Kindes retten soll, böse, weil das andere Leben dadurch unweigerlich enden wird? Oder soll er besser gar nichts tun und beide sterben lassen?"

James:
"Ich glaube, ich habe jetzt verstanden, worum es Ihnen geht. Und vielleicht... aber nur vielleicht, sind sie ja auch auf dem richtigen Weg."

Doktor West:
"Jetzt stellt sich mir abschliessend allerdings noch eine sehr interessante Frage:
Weshalb hat nach einer Woche noch immer niemand nach Ihnen gesucht oder Sie als vermisst gemeldet?"

Nolan flüsternd:
"Elender Mist. Unsere Leute denken natürlich alle, dass wir noch auf Jersey sind und vielleicht unseren Besuch bei Northan ausgedehnt haben. Sicher wird man zuerst beim Sanatorium anfangen zu suchen. Das darf der Doktor nicht von uns hören."

Doktor West:
"Ich muss auch gar nichts von Ihnen hören, Herr Phillips. Ich verstehe mich ausgezeichnet auf das Lippenlesen."

Nolan:
"Verdammt."

Doktor West:
"So, Archibald, warten Sie einmal kurz. Nur damit wir unser beider momentane Situation richtig verstehen.
Sie befinden sich schwach und verletzt bei einem Arzt, den Sie für skrupellos und böse halten.
Was wird dieser schlechte Mensch wohl mit Ihnen anstellen, wenn er Sie noch nicht einmal sonderlich gut leiden kann und mit Sicherheit weiss, dass Sie niemand, über einen längeren Zeitraum hinweg, vermissen wird?
Was glauben Sie? Sollten Sie vielleicht anfangen, sich ernste Sorgen zu machen, Herr Kilmister?"

- - - Schweigen. - - -

Doktor West:
"So, meine Herren. Wir sehen uns dann wohl morgen wieder. Schlafen Sie gut und träumen sie was schönes."


Ende Tag 7.2 in game.
Fortsetzung folgt...

Cheerio
Der Läuterer

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Vielen Dank. Was willst Du trinken?
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Ich für meinen Teil warte noch! :P

Denn so schön das ja alles durchdacht sein mag, bisher ist das im Grunde ein selbstbezogener Monolog. Und, wie du ja auch schon mit dem Bond-Vergleich sagtest, weder besonders neu noch überraschend.

Oder worin unterscheidet sich dein Dr. West von jedem anderen bösen Arzt in jedem anderen bösen Film?E

 

EDIT: Beim 2. Lesen klingt das vielleicht etwas sehr negativ; ich weiß selbst was für großartige und emotionale Runden man bei derlei Gesprächen ohne viel Handlungen haben kann, aber dennoch: Das hängt dann eben wohl von der Chemie am Tisch ab.

Edited by Der Tod
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Naja, solange die Spieler diese fehlende Handlungsfreiheit und das hochphilosophische Gespräch begrüßen, ist das alles schon eine sehr nette Sache mit ziemlich coolem Mythoskanon. :)

 

Oder verstehe ich dich falsch? Meinst du das Abenteuer insgesamt oder nur letztere Parts?

Dass Herbert West ganz cool ist und das auch eine nette Weiterführung der Story um das Serum ist sei mal unbenommen. Ich meine einfach nur dass das Gespräch bisher ein wenig die Bedeutung und Brisanz vermissen lässt, weil es de facto um nichts geht (klar, das Leben der Charaktere, aber wir wissen das das nicht zählt). Und das geht eben nicht um luftleeren Raum, sondern erfordert eben irgendeine Problemstellung, damit das, was die Charaktere sagen, auch irgendeinen Effekt hat. Momentan wirkt es auf mich, als sei das einzige Ziel der Szenen, dass der Spielleiter sich in der "Nazicoolness" des Dr.s sonnt. Und das trägt - zumindest in meinen Augen bisher - noch keinen Spielabend.

 

Nochmal: Wenns in der Gruppe geklappt hat - fein! Freut mich! Aber so ein Abenteuerbericht ist eben immer auch Teil Übertragungsexperiment an andere Tische.

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