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Ein Sommenachtsalptraum


Guest Studer
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Wir haben dieses Abenteuer mit 5 SCs in ca. 6,5 Stunden durchgespielt. Die SCs kamen allesamt aus Norddeutschland und trugen die klangvollen Namen Holm Henner von Hodenberg (eigentlich Großwildjäger), Emil Schneider (fast Pilot), Wilfried Langsdorf, Pijke Peters (Gewichtheber) und Hauke Bold (eigentlich Hilfskanonier zur See).

 

Vorab gleich ein Kommentar: Das Niemandsland-Setting ist mE weit von dem Gefühl der 1920er Jahre entfernt. Und wenn man die 1920er Jahre bei Cthulhu bevorzugt, dann kann es durchaus sein, dass man diese schnell vermissen wird. Andererseits strahlt das Niemandsland-Setting für den ein oder anderen eine so merkwürdige Faszination aus, dass der Cthulhu-Mythos oben drauf garniert schon fast etwas störend wirken kann. Nun aber zum Ablauf:

 

1. Im Spätsommer 1916 wurden die in Itzehoe beim 9. Schleswigschen, Graf von Waldersee, stationierten SCs zur Kommandatur bestellt, um aufgrund ihrer "hervorragenden" Leistungen zu Offizieren befördert und dem Nachrichtendienst zugeteilt zu werden. Sie sollten eine ungewöhnliche Häufung von Desertationen und Fällen von Irrsinn deutscher Soldaten beim Frontabschnitt Marchéleport an der Somme nachgehen. Ausgestattet mit einem versiegelten Schreiben für einen gewissen Rittmeister Craemer sollten sie am nächsten Morgen den Zug nach Ham nehmen. Den SCs schwante bereits, dass sie hier als Kanonenfutter verheizt werden sollten. Doch man ertränkte diese ersten Sorgen abends im Offizierskasino bei mehreren Gläsern Bier und dem Grölen der Hymne "Schleswig Holstein meerumschlungen".

 

2. Am nächsten Morgen fand man sich pünktlich einige Minuten vor Neun im Bahnhof ein. Auf dem Bahnsteig wimmelte es von Soldaten und Angehörigen. Die SCs schritten zielsicher zu dem einzigen Offizierswagon direkt hinter der mit einer Reichsflagge geschmückten Dampflokomotive. Währen man noch auf dem Bahnsteig nach bekannten Gesichtern aus dem Itzehoer Freudenhaus Ausschau hielt, setzte sich die Lokomotive schon in Bewegung und hüllte den Bahnhof in eine große schwarze Wolke ein.

 

Während der Fahrt durch die liebliche Heimat unterhielt man sich über den Bewegungskrieg von 1914 und die historische Schlacht von Waterloo, bei der die Engländer noch vereint mit den Deutschen gegen die Franzosen gekämpft hätten . . . Man passierte irgendwann die kaum bewachte deutsche Grenze nach Frankreich und kam in der Abenddämmerung in einem Tunnel zum Stehen. Hier hatten offenbar französische Saboteure einige Holzstämme auf die Gleise gelegt, die nun erst freigeräumt werden mussten. Angriffe der Franzosen blieben jedoch während dieses unangenehmen Zwischenfalls aus.

 

3. Spät in der Nacht erreichte man Ham und eilte sofort zu Rittmeister Craemer. Dieser las sich das von den SCs überbrachte Schreiben durch und wies die Charaktere kurz an, mit einer von ihm ausgestellten Vollmacht (ohne Vorgesetztenfunktion) den Sachverhalt im 2. Infanteriebataillon Thurnreiter näher aufzuklären. Bevor man sich in Ham schlafen legte, stattete man sich noch mit einigen Stielhandgranaten aus.

 

4. Am nächsten Morgen ging die Zugfahrt weiter. Irgendwann nahm man entferntes Artilleriefeuer wahr, das immer näher kam. Schließlich blieb der Zug irgendwo im Nirgendwo stehen. In einiger Entfernung brannte offensichtlich der Zielbahnhof. Plötzlich eilten mehrere deutsche Soldaten aus den umliegenden Wäldern und machten sich daran, die Vorräte zu löschen und Verwundete in den Zug zu betten. Die SCs verließen zusammen mit den anderen Soldaten ihren Wagon und machten einen Alfons Michalke von einem Transporttrupp des 2. Infanteriebataillons ausfindig, der sich anbot, die SCs zum Unterstand von Thurnreiter zu bringen. Und so eilte man des Nachts immer näher an die Front.

 

5. Thurnreiter empfing die SCs missmutig in seinem "Hasenbau". Er stellte ihnen einen Fähnrich Müller zur Seite, der ihnen Rede und Antwort bei ihren Nachforschungen stehen sollte. Man richtete sich zunächst in einem verlassenen Unterstand auf Feldbetten mit fleckigem Bettzeug so gut es ging ein. Relativ schnell wurde den SCs klar, dass hier keiner wirklich mit ihnen über die Vorkommnisse reden wollte. Alfons Michalke bot den SCs schließlich abends in der "Met-Halle" bei mehreren Schluck Bier an, sie in seinen Stoßtrupp zu integrieren, mit dem er morgen Abend einen vorderen Graben der Franzosen aufzurollen gedachte, um Informationen über die dort befindlichen feindlichen Triuppen (Erkennungszeichen, Soldbuch) zu erhalten. Etwa auf halbem Wege des Sturmlaufs über das Niemandsland wollte er in dem zerschossenen Dorf Bovent (das zusammen mit dem Nachbarsort Ablaincourt mittem im Niemandsland in einer strategisch ungünstigen Mulde lag) kurz in einem Keller eine Verschnaufpause einlegen. Dort könne er den SCs etwas mehr erzählen. Die SCs willigten ein, sich Alfons anzuschließen. Man wollte sich auf die deutsche Artillerie verlassen, die 2 Stunden vor dem Sturmlauf des kleinen im Schutz der Dunkelheit aufbrechenden Trupps ihre eisernen Grüße auf die andere Seite senden sollte. (Den wankelmütigen SCs wurde mit Überreden/Überzeugen der Falken unter den Spielern klar gemacht, dass man sich (überraschenderweise) im Krieg befindet, und dass man jetzt hier für den Kaiser gegen den Feind vorrücken müsse. Nachrichtendienstliche Aufgaben werden nun einmal nicht nur in sicheren Unterständen erledigt.) Und so bereitete man sich auf die Feuertaufe am nächsten Abend vor.

 

6. Der Sturmlauf wurde unter soundtechnischem Einsatz von War Sounds aus dem 1. Weltkrieg und heroische anmutender Musik durchgespielt. Der Gewichtheber versemmelte allerdings sogleich seinen Stabi-Wurf und blieb wimmernd mit seiner Stärke von 21 im deutschen Graben zurück. Die anderen Charaktere stürmten zusammen mit dem Stosstrupp Michalke mit viel Glück mehr oder weniger wohlbehalten bis in die Mitte des Niemandslands in den Schutz eines Kellers im Dorf Bovent. Hier berichtete Alfons den SCs, dass es gerüchteweise eine merkwürdige dunkle Gaswolke gebe, die wohl die Ursache für die Fälle von Irrsinnigen sei. Ein kürzlich angeschossener Soldat [Name], der sich jetzt entweder auf dem Truppenverbandsplatz in Marchéleport oder im Feldlazarett in Neslé befinde, könne dazu bestimmt mehr erzählen. Einer der SCs wollte umkehren. Die anderen 3 SCs (von denen insbesondere Hauke Bold auf das Eiserne Kreuz schielte) begleiteten Alfons Michalke und seine verbliebenen Truppen bis zum vordersten französischen Graben. Hier wurde so manche Handgranate hin und her geworfen und Emil Schneider wurde von Granatsplittern schwer verwundet. So hatte man nach der Rückkehr in die deutschen Stellungen allen Grund, nun den Truppenverbandsplatz in Marchéleport aufzusuchen.

 

7. In Marchéleport fand man den Truppenverbandsplatz in einer umfuktionierten Kirche. Hier konnten die SCs in Erfahrung bringen, dass der gesuchte Soldat mittlerweile im Feldlazarett liegen müsste. Die SCs reisten zum Feldlazarett und konnten den verletzten Kameraden befragen. Dieser erzählte von einer Gaswolke, die sich ganz und gar unnatürlich verhalten habe. So habe die Wolke sich nur auf zwei Kameraden gestürzt, die leider ihre Gasmasken im Feld verloren hätten. Diese seien dann durchgedreht und hätten um sich und auf sich selbst geschossen bzw. schiessen wollen. Zudem sei die Gaswolke einfach wieder durch die Türritzen nach draussen gewandert. Auf die Nachfrage, wohin die durchgedrehten Soldaten verfrachtet werden, konnten die SCs von der Irrenanstalt des Dr. Julius Eck in einem weiteren französischen Örtchen erfahren.

 

8. Dr. Julius Eck verhielt sich nach dem Geschmack der SCs ein wenig zu verdächtig. Zunächst bestritt er, überhaupt Opfer der Gasangriffe aus dem betreffenden Frontabschnitt zu behandeln. Als er dies dann doch zugab, konnte den SCs nur noch ein Opfer vorgeführt werden, das sich in einem bemitleidenswerten Zustand in einer Zelle fand (Warum stinkt es da eigentlich immer nach Exkrementen? Keine Ordnung und Hygiene in cthuloiden Irrenanstalten - naja, Krieg halt). Hier gelang einem SC das Würfelwunder eines 1%-Wurfes (mehr hatte er auch nicht) auf Psychoanalyse, mit der der Irrsinnige zum Reden gebracht werden konnte. Plötzlich brabbelte dieser etwas von dem Geduldigen, der kommen würde und zu dem er unbedingt gehen müsse. Dr. Eck machte sich hierzu beeindruckt Notizen. Daraufhin fragten die SCs Dr. Eck nach seinen Krankenakten, die Dr. Eck nicht zeigen wollte. Er stritt sogar ab, solche zu führen. Keine Zeit. Das war den SCs verdächtig. Als sie dann noch sahen, dass dem Irrsinnigen offenbar kürzlich die Finger abgeknipst worden waren, hielt man Dr. Eck fest, während einer der SCs die Privatgemächer von Julius aufsuchte. Dort fand er einen verdächtigen Brief von einem gewissen Hans von Hauser, der Eck dafür lobte, offenbar eine kriegsentscheidende Geheimwaffe gefunden zu haben. - Als man Dr. Eck hiermit konfrontierte, stopfte dieser sich plötzlich einige alte Seiten in den Mund. Zwar brach der Gewichtheber Dr. Eck fast den Kiefer, doch waren die Seiten ob ihres Alters und des Speichels nicht mehr leserlich. Als die Charaktere dann noch als Vaterlandsverräter beschimpft wurden, reichte es ihnen (bis auf Hauke Bold, der den Einsatz für das Vaterland eigentlich gut heissen konnte).

 

9. Man nahm Dr. Eck in Gewahrsam und fuhr im Sanitätswagen nach Ham zu Rittmeister Crämer. Der wollte sich nicht mit Herrn Hauser und einem im Brief erwähnten Ordeo Teutanos anlegen und verlangte von den SCs die weitere Aufklärung hinsichtlich der ominösen Gaswolke. Die SCs forderten, zumindest Dr. Eck hier gefangen zu nehmen.

 

10. Bevor man an die Front zurück fuhr, stellte man noch Nachforschungen hinsichtlich Ablaincourt an und fand heraus, dass das dortige Kloster samt Bibliothek evakuiert worden war. Man fand die verfrachteten Schriften in St. Quentin und erkannte, dass irgendeine Gottheit namens Ybb-Tsll offenbar im Mittelalter unter dem Kloster eingeschlossen wurde (oder dessen Essenz in Gasform). Leider fehlten die Seiten zur Vertreibung des Gottes/des Gases. Man verdächtigte natürlich Dr. Eck. Im Kaiser Wilhelm Institut in St. Quentin machte man sich noch bei Prof. Haber über die neuesten Gase schlau. Einmal abgesehen davon, dass ihr Verdacht bestätigt wurde, es mit einem unnatürlichen Gas zu tun zu haben, ließen sich die SCs durch eine Vorführung des Gases Lost beeindrucken und nahmen hiervon gleich einen Kanister (mit verbesserten Gasmasken und Handschuehn für sich selbst) mit.

 

11. Auf dem Rückweg zur Front verhörte man noch einmal Dr. Eck peinlichst (Zeh abgeknipst und Bajonett in Po). Das brachte ihnen aber nicht viel mehr als Schmerzensschreie, hasserfüllte Augen und die Ohnmacht von Dr. Eck ein.

 

12. Zurück an der Front entdeckten die SCs, dass Thurnreiter und seine Mannen offenbar Ablaincourt erstürmt hatten. Thrunreiter wurde zusammen mit zwei ominösen Kameraden in dunklen Mänteln aber vermisst - offenbar gefallen bei der Rückeroberung von Ablaincourt durch Franzosen. Man entdeckte außerdem einen tank in unmittelbarer Nähe des deutschen Grabens und wollte diesen öffnen, als ein französischer Stosstrupp erschien. Während einige SCs in den tank flüchteten (wo kurzerhand der noch lebende Kensington mit dem Bajonett aufgespiesst wurde, was die SCs um eine Belohnung für menschenwürdigen Umgang mit dem Kriegsgefangenen am Ende des Abenteuers brachte), verwickelten zwei SCs die Franzosen in ein schweres Handgranaten und Gewehrgefecht, dass die Franzosen nicht überlebten.

 

13. Man fuhr mit dem tank relativ unbeschadet nach Ablaincourt und  entdeckte Thurnreiter und seine Kollegen beim Ausgraben der Grotte, die zu Ybb-Tsll führte. Die Gaswolke erschien plötzlich und raffte die drei Kameraden hin, bevor man sich mit ihnen unterhalten konnte. Dafür entdeckte man bei Thurnreiter die fehlenden Seiten (eine Fotografie) aus der Klosterbibliothek, aus denen hervorging, dass man alle Steine in der Grotte vernichten müsse, um die Gaswolke endgültig zu vertreiben.

 

14. Kurzentschlossen stieg man in die Grotte hinunter. Der Bessessenen hier unten entledigte man sich kurzerhand durch den Einsatz von Lost-Gas. Es gelang aber nur ein von zwei verbliebenen Steinen umzukippen, als man fliehen musste, da die Grotte einzustürzen begann. Als Ybb-Tsll aus der zugeschütteten Grotte in einer Fontäne aus Dreck und Steinen wieder an die Erdoberfläche schoss um die SCs einzuhüllen (die aber durch ihre Gasmasken geschützt waren), richtete man die funktionierende Kanone des tanks auf den freigelegten letzten Stein und zerstörte diesen noch bevor die Gottheit eine Armee von besessenen Soldaten auf die SCs hetzen konnte.

 

Das Eiserne Kreuz 1. Klasse winkte den SCs. So die Entscheidung von Rittmeister Crämer für die Aufklärung der Ereignisse und der Beendigung der Umtriebe des Thurnreiter.

Edited by Studer
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Melde gehorsamst:

 

Es war mal wieder ein (Schlacht-) Fest.

Extrem atmosphärisch untermalt mit lauter werdendem Schlachtgetrommel aus der grossen Soundanlage mit Subwoofer, gleichzeitig wechselnde dramatische und heroische Musik aus der zweiten Nebenanlage...

 

Nicht zu vergessen die Pickelhaube und der Schnurrbart des Spiel-Rittmeisters....äh... - Leiter....

 

Beim Sturmlauf kam bei uns Spielern richtiggehend Stress auf...

 

Der Mythos-Bezug war wirklich halb so gruselig, wie der Schrecken des Krieges ansich...

 

Die Gruppe hat sich für eine Verlängerung des Krieges entschieden....

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Fortsetzung des Krieges - da hoffe ich mal auf die CR Nr. 4!

Das freut uns!

Hast du schon "Kriegskinder" von Synapscapes alter Seite irgendwo her bekommen, sowie einen Blick auf das Kurzabenteuer im Gratisrollenspieltag-Heftchen geworfen (das übrigens gut zu dem Artikel in CR4 passen würde)?

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