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[Nightmare in Norway] Norge framreise; dag en; Nebenplot Professor


Der Läuterer

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Der Professor betritt das Abteil, das ihm die Contessa beschrieben hatte.

 

Der Körper des Angeschossen liegt auf dem Bett.

< Hans sei sein Name, sagte die Contessa. >

Nur ein dünnes Leinentuch bedeckt den Körper des Mannes bis zu dessen Brust.

Der Hals wurde bandagiert, doch die Bandagen weisen frische Blutspuren auf.

Der Mann ist bei Bewusstsein, aber er atmet schwer. Er hat offensichtlich starke Schmerzen.

Immer wieder versucht er, wie in einer Fieberphantasie, zu sprechen.

Immer wieder formen seine Lippen Worte, die italienisch klingen. Aber das kann nicht sein. Er ist doch Deutscher. Oder Schweizer?

Er scheint in einem Wahn zu sein.

 

Neben dem Bett sitzt ein älterer Mann in einem Sessel und beobachtet den Verwundeten.

Er fühlt sich sichtlich unwohl in seiner Haut und als der Professor die Tür zum Abteil öffnet, steht dem Mann die Angst ins Gesicht geschrieben.

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Der Mann im Abteil stellt sich dem Professor vor.

 

"Mein Name ist Halvarsen." [...]

 

"Ole Fridtjof Halvarsen." [...]

 

"Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich freue, Sie zu sehen." [...]

 

"Schickt Sie diese Frau von nebenan?" [...]

 

"Sie klopfte an meine Tür." [...]

 

"Nach all dem, was heute Nacht geschehen ist, habe ich nicht geöffnet... zuerst.

Aber sie hat mich angefleht. Sie hat sich um diesen Mann gesorgt, dass ich mir fast wünschte, dass ich der Sterbende sei." [...]

 

"Sie duftete so herrlich. Und sie war so liebevoll zu ihm. Und sie nannte ihn Hans. Wieder und wieder sagte sie seinen Namen und streichelte ihm dabei über die Stirn." [...]

 

"Zuerst dachte ich, dass Sie für sich und ihn eine Zuflucht suchen würde. Aber sie war sehr bestimmt, ihre Anweisungen kurz und klar. Und, obwohl sie sich um diesen Mann sorgte, trieb sie irgend etwas an, zog sie weg, um etwas zu erledigen." [...]

 

"Geht es ihr gut?"

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Ich reiche dem Mann die Hand "Hans Werner Müller. Nett ihre Bekanntschaft zu machen."

 

Wie surreal eine solche Vorstellung unter solchen Bedingungen wirken muss, denke ich kurz.

 

"Guter Mann ich kann Ihnen zu der Lage hier im Zug wenig sagen, ich bin eben auf Geheiß der selben Frau hier und habe ihr versprochen mich um diesen Mann zu kümmern. Sie haben ihre Sache großartig gemacht und ich bin mir sicher, dass Sie sich die ewige Dankbarkeit der Dame verdient haben. Allerdings muss ich Sie um einen letzten Gefallen bitten..."

 

Ich schaue hinunter zu dem Verletzten und versuche die Lage zu sondieren. Falls sein Zustand schlimmer wird, wäre es sicher nicht verkehrt die richtige Ausrüstung griff bereit zu haben. Der Arzt wird sicher nicht seine Tasche mit auf diesen Amoklauf genommen haben.

 

"Könnten Sie vielleicht noch einmal in das Abteil nebenan gehen und nachsehen, ob der Arzt seine Tasche dort gelassen hat, falls nicht, wäre ich Ihnen sehr verbunden wenn Sie einen Verbandskasten oder ähnliches suchen könnten. Falls sich der Zustand unseres Freundes hier verschlechtert, will ich ungerne mit leeren Händen dastehen."

 

Ich sehe die Angst in den Augen meines Gegenübers.

 

"Sorgen Sie sich nicht, solange Sie nicht zum Gepäckwagen wollen, ist es da draußen sicher. Es ist auch der letzte Gefallen, um den ich Sie bitten werde."

 

Ich will nur erstmal mit Hans alleine sprechen. Ich will diesen Halversen nur nicht beunruhigen.

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Halvarsen öffnet behutsam die Abteiltür und späht hinaus.

"Sie haben Recht, Herr Müller, draussen ist alles ruhig. Totenstill sogar. Ich bin gleich zurück."

Dann entschwindet er auf den Gang hinaus...

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Als er das Abteil verlassen hat setze ich mich neben Hans.

 

"Hören Sie mich? Sie sind Hans? Hören Sie: Es ist wichtig, dass Sie sich beruhigen. Sie sind knapp mit dem Leben davon gekommen und wenn Sie nicht zu Ruhe kommen, weiß ich nicht ob Sie es durchstehen. Ich bin kein Arzt. Ich kann Ihnen in einem Notfall kaum helfen."

 

Ich rücke etwas näher.

 

"Hans hören Sie zu. Ich weiß Sie sorgen sich um das Leben Ihrer Liebsten. Die Lage vorne im Zug ist... Hören Sie: Wir haben einen Plan. Machen Sie sich keine Sorgen. Ihre Liebste ist eine Kämpferin... und überaus entschlossen. Sie wird alles was sich zwischen euch beide stellt aus dem Weg räumen."

 

Ich merke das er bei der Erwähnung der Dame unruhiger wird.

 

"Hans. Sie müssen sich beruhigen. Der Kampf Ihrer Liebsten soll doch nicht völlig umsonst sein. Sie wollen sie doch wiedersehen. Also: Ruhen Sie..."

 

Ich blicke ihn an. Er ist wie in einem Wahn. Ich fasse ihm auf die Stirn, um seine Temperatur abzuschätzen. Die Verbände müssen wohl gewechselt werden. Hoffentlich hat er die Nähte nicht schon aufgerissen.

 

[Eine Einschätzung der Lage durch Wissensprobe wäre nett. Ich hab von Medizin keine Ahnung. Der Prof aber warscheinlich auch nicht... Vielleicht hilft allgemeines Wissen weiter.]

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Hans fiebert "P... pic... picco... a...m... a... Dddduu musssss... wa... hrrrr... n...." [...]

"N... ccchhttt uu... ccchhn... l... !!!"

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Beunruhigend. Klingt fast als würde er sagen, dass ich jemanden warnen soll. Aber wirklich verstehen kann man ihn nicht. Der Schock und die Verletzung werden ihr übriges tun.

 

Ich sage nochmal im ruhigen Tonfall:

 

"Beruhigen Sie sich. Sie können in Ihrer Verfassung nicht helfen. Helfen Sie sich selbst und beruhigen Sie sich. Kommen Sie wieder zu Kräften. Sie sollten sich in dieser Lage nicht so verausgaben."

 

Ich wünschte mir ein Arzt wäre hier. Es ist doch lächerlich... Ich sitze neben einen Mann den ich nur kurz gesehen habe und rede ihm in dieser Situation ein, dass alles gut wird. Lächerlich. Ich weiß nicht mal ob er oder wir die nächsten Minuten durchstehen.

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Hans fängt an zu zählen. Wie im Fieberwahn..

 

"1+2=3 3+3=6 6+4=10 10+5=15 15+6=21 21+7=28..." [...]

 

"Ach mmo rre miiich ohhh." [...]

 

Hans Augenlider beginnen zu flattern. Er verzerrt das Gesicht vor Schmerz. Dann beginnt er wieder zu zählen.

 

"21+7=28 28+8=36 36+9=45 45+10=55 55+11=66 ..." [...]

 

"4095+91=4186 4186+92=4278 4278+93=4371 4371+94=4465..."

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Wie recht dieser Mann hat... Sicherheit gibt es nur in Zahlen. Die Grundsätze der Mathematik sind unumstößlich.

 

Vielleicht beruhigt er sich ja so... Ich würde es ähnlich machen.

 

Das er Schmerzen hat, kann ich wahrscheinlich nicht ändern. Selbst wenn der Doktor seine Tasche stehen gelassen hat und sich darin Morphium finden liesse, wäre ich nicht so anmassend da die richtige Dosierung erraten zu wollen.

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Halvarsen kehrt mit des Doktors Tasche zurück und stellt diese auf den Klapptisch im Abteil.

"Hier, Herr Müller, bitte sehr. Leider kann ICH mit dem Inhalt rein gar nichts anfangen."

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"Danke." Ich öffene die Tasche und inspiziere den Inhalt.

 

"Redet Hans schon die ganze Zeit? Haben Sie irgendetwas von dem was er sagt verstanden?"

 

[OK ich soll in dem anderen Thread nicht spoilern. Also ich brauche:

-Inhalt der Tasche

-Raumtemperatur

-Hat Hans wirklich Fieber, oder redet er nur wie im Wahn?]

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Ich schaue mir die Ampullen näher an... Schade das ich nix davon verstehe. Morphium würde ihm sicher helfen, aber wenn  ich ihm zuviel gebe, wacht er wahrscheinlich gar nicht mehr auf. Ich lege die Ampulle mit dem Morphium wieder in die Tasche.

 

Ich beuge mich zu Hans runter. "Hans ich werde ihre Verbände wechseln und dann sehen, dass ich Ihnen noch ein paar Decken hole. Ich würde Ihnen zwar gerne etwas gegen die Schmerzen geben. Aber ich bin kein Arzt und ich will sie eigentlich nicht mit einer Überdosis Morphium töten."

 

Ich nehme Verbandszeug zur Hand und beginne vorsichtig die alten Verbände zu lösen.

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Im Abteil von Halvarsen und im gesamten Schlafwagen flackert das Licht, geht aus und fängt dann, unstet und unvorhersehbar, abermals zu Flackern an.

 

Der schwache Schein der Beleuchtung des Abteils lässt das Innere surreal erscheinen.

 

Hans liegt ruhig da.

 

Dann formen seine blassen Lippen Worte, die an seiner schwachen Gesundheit noch weiter zehren und sein Gesicht blutleer und kreidebleich erscheinen lassen.

 

Unverständlich sind diese Worte...

 

Und die Temperatur im Abteil sinkt augenblicklich von etwas 20 Grad Celsius auf Frost-Temperatur herab.

 

Hans Atem ist sichtbar. Ein Hauch...

Ein eisiger Strahl, ein Atem-Zylinder, der von Hans Mund bis an die Decke reicht und sich dort pilzartig über die Abteildecke auszubreiten scheint.

 

"No !" [...]

 

"Testa !" [...]

 

"Di sparare !" [...]

 

"Che polmone !" [...]

 

"Medico !" [...]

 

"Helvete !" [...]

 

"Tutto... va... bene... prego prego !"

 

"Pregopregopregopregoanimomio !"

 

Dann herrscht wieder Stille.

 

Hans Atem wird wieder unsichtbar.

Die Temperatur im Abteil steigt wieder auf knapp 20 Grad Celsius an.

Und das Flacken des Lichts erlischt zur Gänze.

 

Nach etwa zwei Minuten geht es aber wieder an, als wäre alles nur ein Spuk gewesen. Nur ein kurzer, harmloser, kleiner Albtraum, und sonst nichts.

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"Was zur..."

 

Ich bin aufgesprungen und einen Meter zurückgewichen und beobachte ungläubig die Szene.

 

Wieso spricht er jetzt wieder italienisch? Das ergibt wenig Sinn für einen Schweizer. Selbst wenn er im totalen Delirium liegen würde und apatisch auf den Tod wartet wären seine Worte wohl eher deutsch... oder zumindest, dass was die unten in der Schweiz deutsch nennen. Wobei... Gab es in der Schweiz nicht mehrere Amtssprachen? Verdammt. Aus welchem Teil der Schweiz kommt der Bursche wohl.

 

"Die Frau...vielleicht..." murmele ich unverständlich.

 

Ich beuge mich zu ihm runter.

 

"Hans hören Sie? Ich vermute Sie kämpfen hier nicht Ihren Kampf sondern... unterstützen den Kampf ihrer Liebsten? Schützen Sie sie gerade?"

 

Unsinn... völliger Schwachsinn.

 

Schwachsinn? Schwachsinnig wie eine schleimige Masse, die den halben Zug vernichtet und auf Menschen los geht. Schwachsinnig wie ein Arzt der scheinbar durch eine alte Religion, fast unmenschliche Kräfte entwickelt... Ich glaube ich habe heute Nacht soviel Schwachsinn gesehen, dass man die Ebenen des möglichen erweitern sollte. Ein Mann der hier scheinbar eine Verbindung zu seiner Liebsten aufrecht erhält um sie zu schützen... Von mir aus. Davon hat man in irgendwelchen esotherischen Schundblättern zumindest schon mal gelesen.

 

Ich gehe noch etwas näher und spreche leise auf deutsch weiter:

 

"Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich kann sie hier nicht sterben lassen. Wenn Sie ihre ganze Kraft nicht auf ihren eigenen Kampf legen werden Sie es nicht durchstehen."

 

Ich schau zu Halversen herüber.

 

"Hans. Vielleicht kann ich helfen... Hören Sie? Ein Teil der Leute vorne ist in den Gepäckwagen und versucht diese merkwürdige Kiste aufzuspüren. Der Arzt sucht doch nach dieser Kiste oder? Was können wir tun um den Arzt aufzuhalten? Sagen sie es mir. Ich kann helfen und sie können endlich ruhen. Hans? Hören Sie?"

 

 

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Hans stöhnt auf. Er lächelt kurz. Dann entfährt seinen Lippen ein unterdrückter Schmerzensschrei.

Seine rechte Hand greift nach seiner Brust.

Schmerzgekrümmt richtet er sich auf und stützt sich mit der linken Hand ab.

Die Decke rutscht herab und ist mit Blut durchtränkt. Anscheinend kommt es aus seiner Brust. Dort ist keine Wunde zu sehen; das Blut quillt einfach aus der Haut heraus.

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