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[König!Reich!Unten!] Kapitel 5: Geladen und entsichert– Dreiländereck Vogtland, 09. Mai 1924, Plauen, 03:50 Uhr


grannus
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Bevor Katharina aufschliessen kann, sieht sie wie Erich Jaques zur Seite nimmt und mit ihm redet. Als sie die Szene erreicht scheint aber schon alles gesagt zu sein.

 

"Oh Katharina. Du willst uns auch begleiten? Schön. Ich denke bei der Recherche bist du als Reporterin eine große Bereicherung."

 

Ich blicke nocheinmal auf meine Taschenuhr.

 

"Gut. Wie ist der Plan? Um diese Zeit werden wir in keine Läden rein kommen und so etwas wie gut sortierte Büchereien erwarte ich in diesem Nest eigentlich auch nicht. Wir brauchen erst einmal einen Ansatzpunkt. Wie gesagt: Wolff und seine Begleiter waren nicht in unserem Hotel. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in dem Hotel abgestiegen waren, was explodiert ist, ist also relativ hoch. Oder sie sind bei irgendwelchen Privatpersonen untergekommen."

 

Ich drehe mich zu Jaques um.

 

"Den Verleger werden wir wohl auch erst in ein paar Stunden anrufen können.

 

"Forsten" werden wir nicht unbedingt nachschlagen müssen. Ein Forst ist doch normaler ein Nadelwald oder Mischwald, oder bin ich da auf dem Holzweg. Forsten wäre da doch dann einfach nur die Mehrzahl. "Mit Intresse habe ich ihre Bücher über unheimliche Begebenheiten in -nicht zu lesendes Wort- Forsten gelesen." Ich denke da sind Wälder mit gemeint."

Edited by Art
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"Katharina, es feut mich auch dich an unserer Seite zu wissen."

 

Jacques lächelt ihr zu.

 

"Dank Erichs Geistesgegenwart können wir unser Hotel ausschließen, beim zweiten Hotel werden die Spuren nun vernichtet sein. Ich vermute aber ehrlich gesagt, dass sie vielleicht direkt bei einem privaten Gastgeber oder so abgestiegen sind. Hoffen wir, dass vielleicht Rudolf und Eduard etwas dabei herausfinden."

 

Und ich mich mit meinem Verdacht täusche, dass sie sich gerade in die Schusslinie bringen.

 

"Für den Anfang sollten wir uns in der Stadt umsehen. Wo wir eine Bücherei oder einen Laden finden. Zudem würde ich mich mit einer Pistole wohler fühlen. Wie ist das in solch einem kleinen Ort, gibt es hier ein Telefonbuch?"

 

Er blinzelt Erich verschwörerisch zu.

 

"Ihr Deutschen habt doch bestimmt auch in einem solchen Nest Ordnung und Disziplin in Form von einer Kartei mit den Läden und Personen der Ortschaft irgendwo aushängen, vielleicht finden wir sogar einen der Wölfe darin? Bei den Büchern könnten wir es sonst auch bei einem privaten Sammler versuchen, als letzter Strohhalm wäre hier der Verleger vielleicht eine Hilfe. Ihn würde ich so früh wie möglich anrufen, er sollte ja auch ein Interesse an der Aufklärung haben."

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Katharina lächelt Erich und Jacques ebenfalls kurz zu.

 

"Ich denke jedenfalls nicht, dass eine sofortige überhastete Flucht aus der Stadt das Richtige ist. Dann sieht es ja aus als hätten wir etwas zu verbergen. Nein, hier sind Recherchen nötig, und es wäre ja nicht so als hätten wir keine Spuren. Ich denke, dass der Verleger die beste Spur ist. Vielleicht weiß der sogar wo das Rudel untergekommen ist. "Forsten" würde ich auch zu Wald oder Waldarbeiten ordnen. Vielleicht ist auch ein ganz bestimmter Wald gemeint, der in seinem Eigennamen das Wort "Forsten" enthält. Vielleicht machen wir uns einfach mal kundig, ob es hier Bibliotheken oder private Sammler gibt. Ich fürchte nur jetzt mitten in der Nacht werden wir da nicht so viel Erfolg mit haben. Übrigens, vielleicht gibt es hier auch einen Laden für Jagdbedarf. Ich meine wegen den Waffen. Wenn ihr wirklich meint, dass das nötig ist. Ich habe aber noch nie damit Umgang gehabt."

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"Ich hoffe es ist nicht nötig. Aber ich bin lieber vorbereitet."

 

Jacques wirkt kurz nachdenklich.

 

"Forsten, ein Wald. Ich verstehe. Entschuldigt, diese speziellen Begriffe eurer Sprache sind mir oftmals nicht geläufig. Also könnte der Ort irgendwo ein kleines Dorf in einem Wald sein. Mmmh.

 

Nun, ich denke wir versuchen so viel wie möglich zu entsprechenden Läden und Anlaufpunkten herauszufinden bis es wieder hell wird und dann die genannten Punkte abzuarbeiten."

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"Dann los!"

 

Endlich unternehmen wir etwas und reagieren nicht nur auf die Ereignisse um uns herum. Es tut gut Katharina und Erich an meiner Seite zu haben. Nicht nur weil sie die Sprache und die deutschen Gepflogenheiten besser kennen. Weil sie kluge Geister sind und man ihnen die Entschlossenheit anmerkt. 

 

"Ich denke in der Nähe des Bahnhofes oder des Marktplatzes sollten wir fündig werden." 

 

Jacques versucht sich an den entsprechenden Weg zu erinnern und läuft mit den anderen in diese Richtung.

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Nach zwanzig Minuten Fußmarsches erreicht das Trio das Gebäude des Postamtes in Plauen. Dabei handelt es sich um ein dreigeschossiges nüchternes Gebäude, dem man das Alter ein wenig ansieht. Durch eine doppel flügelige Glastür gelangt man ins Innere. Vorausgesetzt natürlich, die Filiale hat geöffnet. Derzeit brennt kein einziges Licht im Innern und ein Türschild weist Kunden darauf hin, dass ab 8 Uhr geöffnet sei. Der Blick auf die Uhr zeigt 4:15. 

Aus der Ferne hört man noch die Bemühungen der Feuerwehr und Polizei das Chaos um die Katastrophe herum zu ordnen und das Gebäude vor der völligen Zerstörung zu bewahren.

 

Auf der Straße um das Postamt ist um diese Uhrzeit nichts los. Es fahren keine Fahrzeuge hier und Passanten sind auch noch nicht unterwegs. Derzeit spielt sich das gesellschaftliche Leben der Plauener um die beiden Hotels ab. Die Straßenlaternen beleuchten eine einsame Telefonzelle etwas abseits des großen Gebäudes.

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"Die Telefonzelle könnte helfen, was meint ihr? Schaut euch doch dort mal um ob ihr Namen oder Läden findet die uns helfen. Ich stoße sofort zu euch. Achtet für einen Moment nicht auf mich."

 

Dann schaut sich Jacques genau nach allen Richtungen um und achtet auch auf Licht hinter Fenstern der angrenzenden Gebäude. Er zieht einen Schlüsselbund aus der Jacke und nickt nochmals in Richtung der Telefonzelle.

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Ich gehe mit Katharina zu der Telefonzelle herüber. Auf dem Weg meine ich zu Katharina: "Ich weiß, dass du eigentlich beim Verleger anrufen wolltest. Aber ich habe eine Idee, wie wir die Infos vielleicht schon jetzt bekommen können. Das wäre aber etwas, was du so in deinem Artikel nicht verwenden darfst. Am besten nimmst du dir das Telefonbuch vor und lässt mich kurz telefonieren. Hast du vielleicht etwas zu schreiben?"

 

An der Telefonzelle nehme ich Katharina das Schreibzeug ab und reiche ihr lächelnd das Telefonbuch.

 

Ich nehme den Hörer des Fernsprechers ab und werfe Münzen ein. Ich wähle die Nummer des Verlegers. Ich denke ich kann mich noch an die Nummer erinnern. Berlin Moritzplatz 4113. Von Wellershausen.

 

Ich warte auf das Freizeichen und lasse es einige Male klingeln.

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Katharina seufzt leise und achtet nicht weiter auf Jacques, sondern mehr auf Erich. Sie ist schon neugierig, was dieser da tun möchte.

 

"So wie die Dinge jetzt gerade stehen ist es mir nur recht, wenn wir alle mit heiler Haut hier raus kommen. Dann muss auch nicht alles in der Zeitung stehen, jetzt geht es erst einmal um uns. Wobei... halte mich nicht für naiv. Ich kann mir schon denken, dass Jacques da gerade einbricht."

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Jacques macht sich, sobald er sich unbeobachtet fühlt, daran die Tür mit seinem Dietrich zu öffnen und leise und schnell in dem Gebäude zu verschwinden.

 

Umgebungskarten, Adressverzeichnisse der Geschäfte und öffentlicher Behörden bzw. der Bibliothek. Und die Namenskartei. Vielleicht lebte einer aus dem Rudel wirklich hier. Du musst was finden Jacques. Es geht auch um die Ehre. Wäre doch gelacht wenn du die Deutschen nicht überraschen könntest.

 

Er lächelt und denkt kurz an den Krieg zurück und die tiefe persönliche Abneigungen gegen die Deutschen. Und den harten Kontrast, den die Friedensjahre und seine beruflichen Kontakte besonders in Berlin, Frankfurt und München mit sich gebracht haben. Und nun sind hier zwei Deutsche die sich seiner Suche angeschlossen haben. Vertrauen. Das gibt ihm Kraft, Mut und neuen Tatendrang.

 

Gemeinsam werden wir Licht in diese Geschichte bringen.

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Auf der Rückseite der Visitenkarte war wohl keine Privatnummer handschriftlich hinzugefügt worden. Oder Rudolf hatte diese nicht mitnotiert. Auf jeden Fall war die bereits eingewählte Nummer die einzig vorhandene. Und am Hörer meldete sich niemand. Um diese Uhrzeit würde das Büro des Verlegers nicht besetzt sein.

 

Zeitgleich öffnet Jacques das Schloss mit einem leisen Klicken, die Türe zum Postamt steht für den nächtlichen Besucher offen. Auf der Straße ist niemand zu sehen. So weit so gut. Die Tür führt zum Hauptraum mit den Postschaltern. Die Größe des Gebäudes lässt jedoch weitere Räumlichkeiten vermuten.

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"Jetzt bin ich neugierig, Erich. Was genau hast du vor?"

 

Katharina sieht sehr interessiert aus, hat aber auf der anderen Seite auch ein Auge auf die Umgebung außerhalb der Telefonzelle. Nicht, dass irgendein nächtlicher Passant, und sollte es auch noch so unwahrscheinlich sein, dass einer auftaucht, noch Jacques beim Einbrechen erwischt.

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