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[König!Reich!Unten!] Kapitel 5: Geladen und entsichert– Dreiländereck Vogtland, 09. Mai 1924, Plauen, 03:50 Uhr


grannus
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Jacques sieht sich nach Hinweisschilder um. Sein Ziel ist ein Namensregister um Miriam von Seidlitz, Dr. Julius Belz, Ulf Bodenstein und Jonas Wolff zu suchen, für den Fall, dass jemand hier ein Postfach oder ähnliches eingerichtet hat. Zudem sucht er nach Ortsverzeichnissen in der Umgebung mit den Anfangsbuchstaben O, Q und A. Da der Name im Brief schwer zu entziffern ist will Jacques kein Risiko eingehen und alle möglichen Anfangsbuchstaben überpüfen. Zudem notiert er auch alle kleineren Ortschaften, soweit das aus den Unterlagen hervorgeht, die an größere Waldflächen angrenzen. Um diesen Suchbereich abzustimmen sucht er nach einer Karte der Umgebung, er hofft sowas im Postamt zu finden.

 

Eine Spur zu Wolff oder dem Ort, den sie besucht haben. Das brauchen wir. Die Chancen stehen schlecht ohne mehr Anhaltspunkte, aber einen Versuch ist es wert. Mach schnell und konzentriere dich. Die Zeit drängt. Licht. Du brauchst Licht. Nimm aber nur kleine Lampen, deren Schein nicht oder nur sehr schwer von draußen wahrzunehmen ist. Und achte auf die Uhr! Nicht länger als 30 Minuten im Gebäude bleiben außer es finden sich Hinweise die genauer untersucht werden müssen.

 

Hoffentlich bringt diese Aktion etwas und führt nicht zu mehr Ärger als wir eh schon haben. Halte die Ohren offen ob jemand kommt oder die anderen ein Zeichen geben. Jetzt liegt es an dir!

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Es vergingen endlose Minuten seitdem Jacques im Innern des Postamtes verschwand. Hin und wieder, wenn man ganz genau hinsah und wusste wonach man Ausschau halten musste, konnte man ein kurzes Lichtflackern erkennen. Jacques suchte nach Informationen. Dann fuhr von der Straße ein kleiner Transporter in Richtung Postgebäude. Auf den Seitentüren war das Firmenlogo der Post aufgedruckt. Das Fahrzeug fuhr an der Telefonzelle vorbei und hielt einige Meter vor dem Steingebäude. Die Fahrertür öffnete sich quietschend und ein älterer Mann, vielleicht Mitte fünfzig mit Mantel und Hut und einem ehrfurchtgebietenden Bauchumfang. Langsam schlendert er zum Ladraum und wuchtet die Türe auf.

 

Während dessen bei Jacques:

Im Namensregister ist keiner der gesuchten Namen zu finden. Es hat nicht den Anschein, als würde jemand aus dem Wolffsrudel hier in der Gegend leben. Die Aktenschränke befanden sich in einem der hinteren Büroräume hinter der Verwaltung. Nebenan ist die Sortierung, hier stapeln sich die Postsäcke über und über. Endlose Reihen von Aktenschränken von A-Z zeichnen die wohnhaften Bürger des Plauener Kreises auf. So viele Aktenschränke. Dafür befindet sich in diesem Raum eine große Übersichtskarte inklusive Legende für die Weiterverteilung der Post. 

 

Zwanzig Minuten sind bereits vergangen.

 

Jacques beginnt sich an die Arbeit zu machen: Kleinere Ortschaften, die an größere Waldflächen angrenzen. Jacques notiert im Schein einer Lampe....

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Ich hänge den Hörer auf und beobachte den Wagen der Post.

 

"Verdammt..." Ich beobachte wie der Mann aussteigt.

 

"Wir müssen Jaques da irgendwie rausholen. Vielleicht lenkst du den Kerl ab und ich versuche Jaques zu warnen..."

 

Ich lehne mich gegen die Wand und warte darauf, dass Katharina den Mann irgendwie aufhält. Wenn der Mann abgelenkt ist, versuche ich an der Hauswand entlang, um die Ecke zu laufen und schaue ob ich in den Fenstern irgendwo den Schein einer Lampe sehen kann. Jaques wird da ja nicht in totaler Dunkelheit rumlaufen.

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"Alles klar, Erich, beeil dich!"

 

Katharina geht schnellen Schrittes auf den Postwagen zu. Die Absätze ihrer Schuhe schlagen dabei laut hörbar auf den Asphalt.

 

"Hallo? Hallo, mein Herr? Sind sie von der Post? Ein deutscher Postbeamter? Ich habe ein furchtbares Problem mit dem Fernsprecher hier. Können Sie mir wohl helfen?"

 

Katharina ruft diese Worte möglichst laut und auch schrill, so als sei sie etwas durcheinander. In Wahrheit will sie natürlich Jacques damit schon einmal auf die Gefahr aufmerksam machen.

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Der dicke Mann hebt seinen Kopf aus dem Laderaum und schaut in Katharinas Richtung. Er stützt seinen Ellenbogen auf die geöffnete Luke und blickt neugierig auf die herannahende Frau. Als die junge Reporterin noch ein paar Meter entfernt ist, legt er seine Stirn in Falten und fragt einer unangenehm nasalen Stimme:

"Ja, was kann ich da für Sie tun, junge Frau?"

 

Währen dessen erreicht Erich die Ecke des Gebäudes und kann nun die Flanke des Postgebäudes erblicken. Von dieser Seite aus ist kein Licht mehr zu sehen.....

 

Im Innern: Jacques tut sich ein wenig schwer mit dem Entziffern der Karte. Zu deutsch das Schriftbild, zu seltsam die Namen. Immer wieder muss er die Karte mit seinen Notizen vergleichen, damit sich auch ja kein Fehler einschleicht. Forsten. Immer wieder geistert dieses Wort durch seinen Kopf. Gibt es vielleicht eine Ortschaft mit diesem Namen? Zumindest kann er keine erblicken....

 

...bisher stehen auf seinem Notizblatt:  Steines.........Schwand.......Kemnitz.....Ruderlitz........Krebes...........Geilsdorf. 

 

Doch es sind noch einige dieser Dörfer zu sehen, alle in einem Umkreis von ca. 15 km.

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"Sie geht einfach nicht! Ich muss unbedingt meinen Vater anrufen. Das Hotel ist einfach... oh Gott, da hat es gebrannt. Und das andere... ist einfach in die Luft geflogen. Ich muss unbedingt meine Eltern anrufen. Und der Fernsprecher funktioniert nicht... oder ich verstehe es einfach nicht ihn zu bedienen. Können Sie mir bitte, bitte dabei helfen?"

 

Katharina bemüht sich tunlichst wie eine hilflose und verzweifelte Frau auszusehen, die dringend einen Ritter in der Not benötigt. Dabei deutet sie in einer Folge auf die Telefonzelle - nur weg vom Postgebäude.

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War da ein Ruf? Eine Frauenstimme? Das muss Katharina gewesen sein. Verdammt, es muss etwas passiert sein.

 

Kurz ist Jacques hin- und hergerissen.

 

Ich brauche doch nur noch einen kurzen Moment. Verdammt. Aber wenn ich auffliege ist auch niemandem geholfen. Ich muss raus hier.

 

Jacques bewegt sich schnell aber leise auf den Ausgang zu, jederzeit bereit sich in eine dunkle Ecke zu ducken. Sollten auf seinem Weg noch Lichter angeschaltet sein macht er diese aus. Sobald er die Tür sieht achtet er auf die Straße, sollte der Weg frei sein huscht er durch die Tür und um die nächste Ecke. Sollte er die Chance sehen die Tür wieder zu verschließen würde es das tun, aber nur wenn das Risiko entdeckt zu werden klein erscheint.

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Der dicke Fahrer folgt der Reporterin zur Telefonzelle. Als sie dort angekommen sind, fragt er: "Sie sind auch von dieser Katastrophe betroffen? Sie hätten sterben können! Warum sind Sie nicht im Hotel bei der Polizei geblieben. Man wird Sie doch schon vermissen, oder nicht?" Dabei betrachtet er die Telefonzelle skeptisch. Dann blickt er sich um und schüttelt kurz den Kopf, deutet mit dem Kinn zur Telefonanlage. 

 

Erich umrundet mittlerweile die nächste Gebäudeseite (die Rückseite), von dort kann er gerade noch erblicken, wie ein Licht im Gebäudeinnern erlischt.

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Ich gehe ungefähr zu dem Fenster wo ich das Licht erahnt habe und klopfe gegen die Scheibe. Drei Mal in schneller Folge. Das muss als Wahnung reichen. Danach gehe ich zum Eingang zurück.

 

Katharina scheint den Mann gut vom Eingang weggelockt zu haben. Die Beiden stehen an der Telefonzelle und scheinen zu noch zu reden.

 

Irgendwie müsste man den Mann so richtig auf Touren bringen. Auf dem Weg zur Telefonzelle schaue ich beläufig durch die Scheibe ins Führerhaus des Wagens... steckt zufällig der Schlüssel noch? Wobei... Nein! Ich hab keine Möglichkeit mich ausreichend zu maskieren. Aber das würde den Mann ablenken.

 

Ablenken... Hmm ich bleibe neben dem Wagen stehen und zünde mir eine Zigarette an. Hat der Postbote oder Katharina mich bemerkt oder stehe ich noch unbemerkt neben dem Wagen?

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Katharina konzentriert sich gerade ganz auf den Postbeamten. Sie sieht nichts von Erich.

 

"Wie Polizei? Ich hätte dort bleiben sollen? In diesem Hotel? Wo das andere gerade in die Luft geflogen ist und unseres beinahe gebrannt hat? Aber das geht doch nicht. Nein, ich muss ganz dringend mit meinen Eltern reden. Die werden sterben vor Sorge. Und jetzt... ich weiß nicht mehr wie das geht. Ach bitte guter Mann, helfen Sie mir doch kurz..."

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"Natürlich helfe ich Ihnen, junges Fräulein. Gehen Sie ruhig schon rein und werfen Sie die Münzen rein. Alles andere erläutere ich Ihnen. Wäre doch gelacht! Aber nicht, dass Sie im Hotel jemand verzweifelt sucht. Sie reisen doch nicht alleine?"

 

Es hat nicht den Anschein als würde der dicke Mann Erich bemerken. Im Wagen selbst sind dicke Postsäcke gestapelt, prall gefüllt mit Briefen.

 

Während dessen hat Jacques den Eingang erreicht, öffnet die Tür und erblickt die Szenerie draußen. Im Dunkeln kann er sogar das Glühen von Erichs Zigarette entdecken.

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Schnell bewegt sich Jacques aus dem Gebäude, macht leise die Tür zu und versucht sie zu verschließen. Danach wendet er sich in Richtung Erich und nickt in die Richtung, weg von Katharina und dem Beamten. Wenn er unbemerkt bleibt würde er mit Erich in diese Richtung verschwinden um dann über einen Bogen wieder zu Katharina zu stoßen.

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Katharina betritt die Telefonzelle und sucht etwas umständlich nach Münzen, die sie dann aber auch zu Tage fördert. Es tut ihr fast ein wenig leid gerade jetzt ihre Eltern anzurufen, die von dem Ganzen wahrscheinlich noch nichts mitbekommen haben, aber früher oder später wäre so ein Anruf ohnehin angebracht gewesen. Außerdem ist das hier ein Notfall.

 

Katharina wirft das Geld ein, während sie weiterredet.

 

"Nein, nein, ich reise nicht alleine. Du meine Güte - Sie haben ja recht. Die anderen werden schon nach mir suchen! Ich muss mich dringend bei ihnen melden. Aber das ging alles so furchtbar schnell... Aber jetzt erst einmal meine Eltern. Die werden sterben vor Sorge!"

 

Sicherlich würden Katharinas Eltern sich wirklich Sorgen machen, vorausgesetzt sie wüssten von der ganzen Misere.

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Sobald Katharina in der Telefonzelle ist und ungeschickt das Geld einwirft, betritt der Mann den engen Raum. "Ja, man wird sich schon Sorgen machen- vielleicht denkt man ja, dass Sie in den Flammen umgekommen sind, wer weiß?"

Damit legt er seine Pranke auf die Hand von Katharina und zwingt sie mit etwas Druck dazu, den Telefonhörer aufzulegen. Plötzlich ist es unangenehm in dieser kleinen Zelle, Katharina nimmt den Schweißgeruch des Mannes wahr, sauer und beißend. Sein Körper drückt sich von hinten an sie heran, nimmt den ganzen Raum ein.

"Aber wenn sich bisher noch keiner Sorgen um dich gemacht hat, dann brauchen wir ja nicht zu überstürzen oder?" 

 

Damit versucht er sie mit seinen Händen an den Schultern zu packen und zu küssen. Sein Atem ist widerlich sauer und heiß.

 

 

Jacques ist mittlerweile bei Erich angekommen und die beiden sind um die Ecke verschwunden.

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