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[Nightmare in Norway] Den dag etterpa; dag atte - lordag 26.12.1925


Der Läuterer
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"Er kann schon auf sich aufpassen... Und, dass wir ihnen nicht glauben.. In ihrer Situation, nach allem was passiert ist.. Verstehen sie nicht, dass man sich sorgt?"

 

Ich lasse mich auf den Boden fallen.

 

"Wie sind wir hier nur herein geraten...", murmel ich.

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Nichts ist zu hören.

Nur der Wind.

Immer nur der Wind. Er ist überall.

 

Ein leiser Attentäter, sich verstohlen von hinten anschleichend.

 

Ein brüllender Berserker, das Opfer von vorne anspringend.

 

Ein schemenhafter Illusionist, sich verhüllend und den Betrachter verwirrend.

 

Weisser Nebel.

Weisse Flocken.

Weisse Vorhänge.

Weisse Laken.

Weisse Wände.

Schnee geborene, sich bekämpfende, Zyklopen aus Wasser und Kälte. Frost. Eis und Schnee.

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Der Generator-Schuppen !

 

Im Generator-Schuppen brennt Licht.

 

Ein kleines Flämmchen im weiten Schneesturm.

Ein Leuchtfeuer für jede Motte.

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"Freya ..." Beinahe kann ich ihr Phantomschreien hören ... und das Peitschen ... wieder und wieder. "Freya ..." Mein Atem ist kurz, ich brauche die Energie, um zu meinem Ziel zu gelangen.

 

Eine Falle, eine Falle, eine Falle!

 

"Und sie funktioniert.", keuche ich und erreiche den Schuppen. Ich beobachte, ob sich Spuren im Schnee befinden und wem sie gehören könnten. Anschließend spähe ich nach dem Fenster und versuche einen Blick ins Innere zu erhaschen.

 

Fast wünsche ich mir, dass Dwight Freya auspeitscht.

 

Daran erkennt man, dass ich längst noch kein Mensch geworden bin ...

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Das Fenster zum Schuppen ist komplett vereist. Etwas Kratzen. Etwas Reiben. Und dann wird der Blick frei. Der Blick ins Innere des Schuppens.

 

Eine nackte, menschliche Gestalt baumelt reglos von einem Balken in der Mitte des Raumes, etwa zwei Meter vom Generator entfernt.

 

Nichts regt sich.

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"Eine Falle ... So leicht nicht mit mir, Arschloch." Ich laufe um den Schuppen mit betont aufgesetzten Schritten. Als ich den Schuppen zu drei Vierteln umrundet habe, gehe ich rückwärts in meinen eigenen Spuren. Der Wind pfeift an meinen Ohren und ich beginne zu zweifeln, ob sich die Mühe lohnt. Aber schaden wird es dir wohl nicht ... Vielleicht Freya, aber du kommst zu deiner Rache und das ist doch, was du willst, oder Ricki?

Ich breche mehrere gefrorene Brocken von den Eiszapfen und laufe meinen Weg soweit zurück, dass ich im Sturm kaum zu erkennen bin, selber aber noch mit zielsicherer Präzision das Fenster treffe.

Ich hole aus und das Geschoss fliegt hart und unbarmherzig auf direktem Weg zu der Scheibe. Nun warte ich, wer sich zeigt ... Nun zeigt sich, wer heute Nacht zu sterben hat.

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Der Wind heult in Deinen Ohren.

Die Kälte kratzt und scheuert an Deiner Haut.

Der Frost beisst in das Innere von Mund und Nase, frisst sich in Deiner Luftröhre hinab in die Lungen hinein.

Eis und Schnee legen sich wie eine Decke auf Deine Schultern und Deinen Kopf.

 

Gebannt schaust Du auf die Tür des Schuppens. Geschlossen... Geschlossen... Geschlossen...

 

Dann fliegt die Tür urplötzlich auf, prallt gegen die Aussenwand. Scheppern. Klappernd.

Sie bewegt sich hin und her. Licht fällt nach aussen.

Und Licht ist das Einzige, das von Drinnen nach Draussen kommt...

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Der Wind bewegt die Tür immer wieder.

Ruckartig.

Mal leicht. Mal kräftiger.

Mal nur einen Spalt.

Mal schlägt er die Tür fast wieder zu.

 

Lebhaft sind die Schatten, die aus dem Inneren des Generator-Schuppens nach draussen fallen. Schatten, die von der schwankenden Deckenleuchte brutal in den Schnee geworfen werden.

 

Ein Quietschen. Eine Tür? Oder nur die Lampe?

Spannung liegt in der Luft. Knisternd. Drohend.

Edited by Der Läuterer
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Das Quietschen gemahnt mich an das Knarren eines alten Galgens, das Fletschen einer durchtrennten Sehne, den Tod.

"Oh Gott, diese Schatten ... diese ..." Warte ab. Du musst abwarten, denn es ist ...

"Eine Falle, es ist eine Falle!" Ja und deshalb musst du ... "Gehen!" ... warten ... "Ich muss gehen!" Nein!

 

Wie unter Trance stapfe ich durch den Schnee, jederzeit auf einen Hinterhalt gefasst. Erst spähe ich vorsichtig nach lauernden Feinden, dann betrete ich den Ort kreischensten Schreckens. Hinter mir schlägt die Tür zu. Ängstlich sehe ich mich um, das Messer nach wie vor fest mit der Faust umschlossen.

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Der Boden im Schuppen ist fast knöchelhoch mit frischem Schnee bedeckt. Der Schnee wurde durch eine grosse, offene Fensterluke in den Schuppen hinein geweht.

 

Zu Deiner Linken steht der grosse Generator.

Er rattert und knattert verlässlich. Nervend. Monoton. Und laut.

 

Der Verteilerkasten, dahinter an der Wand, wurde aufgebrochen und einige der dicken, schwarzen Kabel wurden heraus gerissen.

 

Zu Deiner Rechten sind, in einigem Abstand zueinander, die Zellen, von denen eine Dein Gefängnis war.

 

Vom Tisch davor, auf dem Olga lag, ist der Leichnam verschwunden.

 

Das schmutzige Laken liegt wie eine Tischdecke darauf. Auf dieser wiederum ein benutzter Teller und ebenfalls benutztes Besteck in der 4:20 Stellung.

 

Etwa zehn Meter voraus, hängt eine nackte Frauenleiche im Halbdunkel von der Decke.

Nur der Torso und die Arme.

Ohne Kopf und Beine.

 

Sie wurde verstümmelt, zur Schau aufgehängt und 'schwebt' nun knapp einen Meter über dem Schnee.

 

Die linke Brust wurde ihr abgeschnitten.

Ihre Bauchdecke wurde X-förmig geöffnet.

Und einige Innereien liegen zu ihren Füssen.

Der Magen, die Leber und eine Niere.

 

Ihr Gedärm schlingt sich wie ein verwesender Tentakel über ihren Körper.

Aus der Bauchhöhle heraus, wie ein abstruser und grotesker, erigierter Schwängler.

Zwischen den Pobacken hindurch, sich mehrfach um den Körper schlingend, an der rechten Brust entlang, als Schlinge über die rechte Schulter, unter der Achsel hindurch, als Schlinge über die linke Schulter, bis zur Decke und wurde dort an einem Balken verknotet.

 

Die Arme wurden links und rechts, an den jeweiligen Balken, mit dicken, schwarzen Kabeln verknotet, so dass es wie die perverse Parodie des Gekreuzigten wirkt.

 

Mitten durch ihre rechte Brustwarze, tief ins Herz hinein, wurde ein eiserner Sicherungshaken einer Bergsteigerausüstung getrieben, der einen Brief* direkt auf die Haut der Toten genagelt hält.

 

Es macht den Eindruck, als würde die ganze Installation eine einzige Nachricht darstellen.

Eine Botschaft in Fleisch...

 

 

[edit] Brief* = Handout / Generator

Edited by Der Läuterer
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