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Gibt es in der 6. Welt (in den UCAS) so etwas wie Datenschutz?


Synapscape
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Meine Gruppe hat sich mal Gedanken zum Thema SIN gemacht und bei uns poppten einige Fragen auf, die so aus dem GRW nicht ganz ersichtlich werden.

 

Gefälschte SINs kommen ja in diversen Stufen.

Stufe 1 könnte dann sein, dass ich als mitteleuropäischer Mann die SIN eines ermordeten nigrianischen Mädchens bekomme.

Doch nur dann, wenn es wenigstens im Ansatz so ewtas wie Datenschutz gäbe, oder?

 

Eine SIN funktioniert doch ungefähr so:

Jeder bekommt eine eindeutige Nummer. Der Einfachheit halber sagen wir mal, meine Nummer ist AAA111.

Ähnlich der SteuerID unserer Tage.

In einer zentralen Datenbank sind dieser Nummer alle möglichen Daten zugeordnet, unter anderem die Adressdaten, aber wohl auch körperliche Merkmale, ähnlich denen in einem Reisepass.

Gleichzeitig ist meine SIN sozusagen meine Kreditkartennummer.

 

Ein SIN-Scan z.B. in einem Stuffershack oder einer Polizeikontrolle wäre technisch doch im Prinzip das Gleiche.

Die Nummer wird mit der zentralen Datenbak gegengechecked und es werden entsprechende Informationen zurückgeliefert.

 

Im Falle des StufferShack könnte das eine reine Bonitätsprüfung sein:

Frage: "Hat AAA111 genug Geld, um sich den 1,99 Nuyen Soyburger zu leisten?"

Antwort: "Ja" oder "Nein"

 

Im Falle einer Polizeikontrolle könnte es eine Personenüberprüfung sein, genau wie bei einer Passkontrolle:

Frage: "Wer ist die Person AAA111?"

Antwort: "Ein siebenjähriges nigerianisches Mädchen"

 

Spätestens hier wird es dann problematisch, oder?

 

Meine Frage ist nun:

Gibt es so etwas wie Datenschutz, der dem StufferShack zum Beispiel untersagt, beim SIN-Check mehr als nur die Bonität abzufragen?

Oder - und das würde ich in einer konzernregierten Welt mal unterstellen - wäre es nicht für einen Konzern viel interessanter, auch gleich abzuspeichern, was für eine Person da eben den Soyburger gekauft hat, um zum Beispiel zu erheben, dass der neue Burger in Seattle bei siebenjährigen nigerianischen Mädchen besonders beliebt ist?

 

Wenn ein Unternehmen auf einfachem Weg Personendaten bekommen kann, wird es das tun, also warum sollte bei einem "Stufe 1-Scan" im StufferShack nicht einfach die wesentlichen Personendaten mit erfasst werden? Selbst bei Saturn fragen sie nach der PLZ ...

 

Vermutlich wird dem teenager hinter der Theke dann nicht auffallen, dass ich als weißer Mitteleuropäer hinter meiner Fake-SIN die Daten einer afrikanischen Siebenjährigen stehen habe, aber zumindest würde es eine pur im System von StufferShack hinterlassen.

Wenn es dann um so etwas wie größere Transaktionen geht (Miete einer Wohnung z.B. oder Kauf eines Autos) ist es doch mehr als wahrscheinlich, dass diese Daten dann abgerufen und auch von entsprechendem Personal geprüft werden.

 

Kann man also nicht davon ausgehen, dass bei einer Transaktion mit einem Konzern über SIN, so klein sie nun auch sein möge, sämtliche zur SIN gehörenden Profildaten abgefragt und geprüft werden? Und da nahezu alles von Konzernen angeboten wird, außer auf dem Schwarzmarkt, oder zumindest über von Konzernen geführte Bezahlsysteme läuft, macht da eine SIN einer niedrigen Stufe überhaupt irgend einen Sinn?

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Gibt es in der 6. Welt (in den UCAS) so etwas wie Datenschutz?

Nein.

 

Die UCAS gehen da noch einen Schritt weiter als die USA. Alleine Cyberaugen - eins der verbreitetsten Cyberimplantate - machen ja 1/4 der Bevölkerung zu Glassholes. Und nach SR4 und seiner naiven Silicon-Valley-Hybris und dem ganzen Gemache um Sousveillance ... nein. Es gibt keinen Datenschutz in Shadowrun ausser dem, den du selber durch Verschlüsselung erzeugst. Im Prinzip also wie real, nur dass keine Regierung so tut als wäre sie dran interessiert.

 

Gibt es so etwas wie Datenschutz, der dem StufferShack zum Beispiel untersagt, beim SIN-Check mehr als nur die Bonität abzufragen?

Nur Datenbalkanisierung. Megakonzerne reden ungerne miteinander; daher wird Aztechnology einer Datensaug-Anfrage über einen Aztechnology-Bürger oder -Kunden von Horizon schlicht den digitalen Mittelfinger zeigen. Aber letztlich geh davon aus dass alle SIN-Daten bei jeder Transaktion übertragen werden (weswegen die SIN-Regeln so ein Desaster sind).

 

Oder - und das würde ich in einer konzernregierten Welt mal unterstellen - wäre es nicht für einen Konzern viel interessanter, auch gleich abzuspeichern, was für eine Person da eben den Soyburger gekauft hat, um zum Beispiel zu erheben, dass der neue Burger in Seattle bei siebenjährigen nigerianischen Mädchen besonders beliebt ist?

Sicher tun sie das, sie teilen diese Daten aber nicht untereinander.

 

Wenn ein Unternehmen auf einfachem Weg Personendaten bekommen kann, wird es das tun, also warum sollte bei einem "Stufe 1-Scan" im StufferShack nicht einfach die wesentlichen Personendaten mit erfasst werden?

Natürlich tun sie das. Das tun sie sogar nach Regeln. Wie du richtig beobachtet hast, ist das die vielbeschworene Datenspur.

 

Kann man also nicht davon ausgehen, dass bei einer Transaktion mit einem Konzern über SIN, so klein sie nun auch sein möge, sämtliche zur SIN gehörenden Profildaten abgefragt und geprüft werden? Und da nahezu alles von Konzernen angeboten wird, außer auf dem Schwarzmarkt, oder zumindest über von Konzernen geführte Bezahlsysteme läuft, macht da eine SIN einer niedrigen Stufe überhaupt irgend einen Sinn?

Sie macht Sinn für kleine Transaktionen wo es keinen Gegencheck gibt, nur oberflächliche automatische Checks, und wenn es dir nciht unglaublich wichtig ist, dass du auffliegst. Oder wenn du arm und verzweifelt bist. Aber letztlich haben niedrigstufige SINJs noch nie besonders viel Sinn gemacht. More is better.

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Warum sollten Konzerne die Daten nicht teilen?

Das tun sie ja heute schon: Kreditinstitute, Stromanbieter, Telekommunikationsdienstleister, aber auch Payback- und Bonussysteme, etc.

Besodners dann, wenn es um Finanzdaten geht, die ja auch Konzernübergreifend über Kreditinstitute angewickelt werden müssen, gibt es bei Nutzung gemeinsamer Datenbestände mehr Vorteile als Nachteile.

Konzernspezifische Informationen z.B. über Kaufverhalten, Job-Spezifika oder so sidn sicherlich dann beschränkt auf den jeweiligen Konzern, aber grundsätzliche Daten wie Personendaten, biometrische Daten oder Finanzdaten machen wenig Sinn, wenn sie von Konzernen hegemonial geschützt werden. Die stecken ja sozusagen in der Master-SIN-Datenbank.

Bei einer Transaktion im StufferShack bekommen also mindestens zwei Parteien mit, dass man da war: der Laden und das Kreditinstitut, bei dem die Transaktion durchgeführt wurde. Im Zweifel sind das vielleicht sogar mehrere. Die bank weiß vielleicht nicht, dass man den Soyburger in Seattle gekauft hat, aber zumindest den Betrag und an wen das Geld geht.

 

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: warum sollte ein Kreditinstitut einer siebenjährigen Nigerianerin ein Konto in den UCAS zur Verfügung stellen? Also spätestens hier wird doch eine Plausibilitätsprüfung stattfinden, das Kreditinstitut wird sich ja gegen Geldwäsche und Betrug absichern wollen und ein routinemäßiger Abgleich von Informationen wie Geburtsdatum und Staatsangehörigkeit gehört vermutlich einfach zum Standard, blöd sind die Systembetreiber ja nicht.

 

Das bedeutet, mit einer SIN der niedrigsten Stufen kann man weder etwas bezahlen, noch sich irgendwo ausweisen.

Oder sehe ich das falsch?

Edited by Synapscape
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Hm, ich habe mir das mit den Stufen der SIN`s anders erklärt. Ich vermute eher, dass so eine Stufe 1 SIN schon irgendwie zur Person passt die sie mitführt, nur das die weiteren hinterlegten Daten - je höher die Stufe der SIN ist - verzweigter, sinniger und schwieriger als Fälschung erkennbar sind.

Also Stufe 1 SIN = Peter Müller, Geburtdatum, Wohnort, nie was gekauft, nie was besessen;

Stufe 6 SIN = Peter Eugen Müller (Stammbaum hinterlegt), Geburtsdatum, -ort (hinterlegte Krankenhausdaten der Eltern), Wohnort (hinterlegte Angaben des Kaufdatums des Hauses inkl. Papiere, Verortung und Daten vom Katasteramt) und eine riesige Liste von gefälschten Transaktionen die eben das Leben eines Konsumbürgers darstellen usw. (Ist nur das was mir auf die schnelle eingefallen ist, da fehlt sicher noch ne Menge).

Bei letzterer also würde kein Beamter so schnell oder leicht eine Fälschung feststellen, wobei das bei ersterer selbst bei einer oberflächlichen Überprüfung schon sehr auffällig wirkt. Beim kaufen von Zeug usw. funktionieren aber (ohne weitere Prüfung) erstmal beide.

 

Und klar, wer mit einer Stufe 1 SIN glaubt, ein Zollbeamter am Flughafen rafft sowieso nichts,  macht vielleicht auch mal eine negative Erfahrung und landet in einem Untersuchungsraum während eifrige (wahrscheinlich noch junge) Beamte andere Behörden kontaktieren, da offenbar jemand mit gefälschter SIN ein/ausreisen will... ;)

Für sowas sollte man dann vielleicht ein bißchen mehr Nuyen springen lassen, denn nicht immer hilft es, die dickste und teuerste Wumme zu haben.

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Und klar, wer mit einer Stufe 1 SIN glaubt, ein Zollbeamter am Flughafen rafft sowieso nichts,  macht vielleicht auch mal eine negative Erfahrung und landet in einem Untersuchungsraum während eifrige (wahrscheinlich noch junge) Beamte andere Behörden kontaktieren, da offenbar jemand mit gefälschter SIN ein/ausreisen will... ;)

Für sowas sollte man dann vielleicht ein bißchen mehr Nuyen springen lassen, denn nicht immer hilft es, die dickste und teuerste Wumme zu haben.

 

Das Problem ist bei niedrigen SIN-Stufen doch eigentlich, dass man sie selbst mit einfachsten automatischen Prüfroutinen als Fälschung entlarven kann.

Da muss ja theoretisch gar kein Cop oder Zollbeamter mehr selber etwas prüfen. Es reicht ja aus, wenn das ein automatisiertes System tut.

Im GRW werden so Corporate Zones genannt, wo jeder seine SIN offen senden muss. Die machen ka keinen Sinn, wenn die einfach nur stumpf gesendet werden. irgendwie muss ja eine Authorisierung erfolgen.

Da die SIN ja mit Personen- und Biometrischen Daten gekoppelt ist, wird also vermutlich als Abgleich für die legitimation ein Scan z.B. von biometrischen Daten stattfinden. Ähnlich wie heute schon an der Grenze USA/Mexiko z.B. über Gesichtserkennung (und ja, die erkennen auch falsche Bärte, Hüte oder Sonnenbrillen ...)

 

Also MUSS bei einer einigermaßen verwertbaren SIN zumindest die Angabe der einfach erfassbaren biometrischen Daten mit denen der tatsächlichen Person übereinstimmen.

Da vermutlich in gefährlichen Zeiten wie den 2075 so ziemlich jeder öffentliche Platz, jeder Verkehrsknoten, jeder Bahnhof, jeder Flughafen und erst recht jede Konzerneinrichtung mit so etwas ausgestattet ist, ist ziemlich wahrscheinlich.

 

Im GRW wird beschrieben, dass bei einer niedrigstufigen SIN diese Angaben eben nicht mit dem Träger übereinstimmen. Das kann ich noch nachvollziehen, was ich aber nicht nachvollziehen kann ist, warum es verschiedene Stufen der Überprüfung einer SIN gibt. Die Daten liegen doch alle vor, warum verwendet also nicht einfach jeder den höchstmöglichen Überprüfungsgrad? Es kostet ja weder Arbeitszeit noch Prozessorleistung und mit zwei bis drei einfachen Prüfroutinen kann man einen einfachen Missbrauch ziemlich gut ausschließen.

 

Ein SIN-Diebstahl von einer anderen Person wäre somit vermutlich völlig unmöglich.

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Bis es ein Update gibt, ist es wohl das Beste auf das alte Runnerkompendium (Quelle, de: Runnerkompendium) zu verweisen. Diese Frage wird unter "ÜBERLEBENSTIPPS / Aus dem Raster fallen" behandelt. In der englischen Version nennen sie vier Faktoren, die die Überwachungsproblematik addressieren sollen: 1. Excess Information (zu viele Daten, um sie auszuwerten); 2. Data Balkanization (Konzerne reden nicht miteinander, Exterritorialität erschwert die Verfolgung von Kriminalität); 3. Data Completeness (nicht alles wird überwacht); 4. Data Veracity (es gibt viele Falschinformationen).

 

Data Balkanization ist eine Säule der Überlebensfähigkeit von Runnern. Die Konzerne reden deshalb nicht miteinander, weil sie lieber eigene Nachteile in Kauf nehmen als einem Konkurrenten irgendwelche Vorteile zu gewähren. Gerade auch Informationen, die einem Konkurrenten helfen könnten seine Sicherheit zu verbessern und am Ende noch die eigenen angeheuerten Shadowrunner an ihrem Auftrag zu hindern. Dazu kommt, dass die Megakonzerne vertikal integriert sind, es gibt also die Datensammlung über "Kreditinstitute, Stromanbieter, Telekommunikationsdienstleister, aber auch Payback- und Bonussysteme" aber die bleibt schön innerhalb der Konzernfamilie.

 

So jedenfalls stellen sich das die Autoren des Kompendiums vor und ich vermute, wir sehen eine ähnliche Erklärung in der Neuauflage für die Fünfte Edition.

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Warum sollten Konzerne die Daten nicht teilen?

das ist eine ...Grundeinstellung des SR Universums die so von den Developern vorgegeben ist.

es gibt Magie,

es gibt Trolle,

es gibt Cyberaugen,

Megacons teilen Ihre Daten nicht, etc

 

mit Tanz zwischendurch

Medizinmann

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Warum sollten Konzerne die Daten nicht teilen?

Das tun sie ja heute schon: Kreditinstitute, Stromanbieter, Telekommunikationsdienstleister, aber auch Payback- und Bonussysteme, etc.

Shadowrun-Megakonzerne funktionieren anders als heutige Konzerne. Nicht nur, ass sie sich vom Shareholder Value weitgehend abgewandt haben (sie sind breit diversifiziert, Konzernteile stützen sich gegenseitig und verschieben Gewinne, anstatt se auszuschütten, und ein guter Teil der Konzerne ist entweder nicht bürsennotiert oder nur teilweise im freien Handel), sie denken und funktionieren quasistaatlich, stellen Infrastruktur, die keinerlei kurzfristigen Gewinne abwirft (SINs, stehende Trupen, konzerneigene Kommunikationsnetze) und agieren wie Staaten, nicht Geschäfte. Sie sind, wenn überhaupt, mit den Compagnien der Kolonialzeit vergleichbare quasistaatliche Akteure - Aztechnology und Aztlan sind so eng verflochten wie die East India Company und England es waren.

 

Staaten aber teilen keine Daten, jedenfalls nicht freiwllig, denn für sie sind Daten keine Möglichkeit, trotz umfangreicher Kostenlos-Like-Mich-Lockangebote Geld zu verdienen wie für moderne Internetkonzerne, sondern ein Machtinstrument wie für Staaten (siehe Five-Eyes-Koalition, Frankreich, Russland, China).

 

Sicher wird es einen Datentausch geben, wie auch zwischen Staaten - Stichwort Ermittlungsdaten, Stuerdaten, Personenbewegungen - alles in Abkommen geregelt natürlich. So umfänglich wie zwischen Internetabzockernanbietern wird der aber sicher nicht ausfallen.

 

Ist das die plausibelste ökonomische Entwicklungsperspektive? Vermutlich nicht. Allerdings generiert diese Struktur eben die cracks in the system, in denen die Protagonisten des Spiels agieren. Dahingehend muss man auch Zugeständnisse machen.

 

Und mal ehrlich, wer hätte in den frühen 90ern die Entwicklung der USA zum Wegbereiter einer neuen Stasi für die plausibelstmögliche Entwicklung gehalten?

Edited by Richter
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Diese Vergleiche finde ich erhlich gesagt etwas zu kurz gesprungen, denn immerhin ist die 6. Welt eine vollkommen vernetzte, globalisierte und digitale Informationsgesellschaft, in der Stichworte wie Big Data längst Realität sind und sogar künstliche Intelligenzen in Echtzeit Daten auswerten können, die heutige Möglichkeiten sicher bei weitem üebrsteigen. Und wir haben heute schon echt gute Systeme, egrade in der Finanzwelt oder bei Personendaten (siehe Google, Facebook, etc.)

Warum in aller Welt sollten Konzerne des Jahres 2075 diese Vorteile aufgeben zugunsten einer nicht förderlichen Hegemonie von Daten, deren reiner Besitz keinerlei Wert mehr hat?

Selbst wenn sie mit Staaten nahezu identisch sind, wird es immer einen Austausch zwischen ihnen geben, da sonst die Wirtschaftssysteme nicht mehr oder nur schlecht funktionieren. Es wird immer Handel unter ihnen geben und vom Privatkonsumenten will ich da noch gar nicht reden, der ja die Produktvielfalt nahezu aller Konzerne angeprisen bekommt, immerhin ist dies der Markt.

Konzerne sind ja keine geschlossenen Wirtschafts- und Sozialsysteme, zumindest wird dies nicht so beschrieben.

Warum also dieser Rückschritt hin zur Verinselung von Datenbeständen? Nur, damit in SR das Untertauchen von Runnern klappt?

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Richtig, und trotzdem sind die Megas miteinender verfeindete Konzerne, die in einem brutalen Schattenkrieg, wo das Ermorden von Menschen und das Wegsperren von Wissenschaftlichern in Arbeitslagern Business as usual ist.

 

Und ja, einen Austausch gibt gibt es. Genau wie es auch einen Datenaustausch zwischen den Mächten des kalten Krieges gab. Post, Telephon, diplomatische Kontakte, Straßenverkehr, SIN-Daten, Wirtschaftsdaten, Telekommunikationsdaten - aber eben nicht so wie Google und Facebook.

 

In einer Cyberpunkwelt sind Konzerne die Sowjetunion und die USA (siehe auch Runners Compendium)

 

Und ja, die Hauptcharaktere in einer Rollenspielwelt sollten in der Tat existieren können. In einer Welt von 2014 mit etwas Magie und Facebook könnten sie es nicht. In einer Welt wie SR können sie es.

 

SYL

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Eine Gelegenheit für ein Selbstzitat:

 

Wenn man ehrlich ist, funktioniert Shadowrun nicht besonders mit einem Überwachungsstaat, jedenfalls nicht, wenn ein Runner sich in der normalen Welt bewegen. Du läufst mit deiner gefälschten SIN und deinem Gesicht durch die Gegend und wenn irgendwas davon regelmäßig erfasst wird, sticht dein Lebensmuster als Runner stark hervor. Deine Schlaf- und Wachzeiten, Verletzungen, die du plötzlich hast (veränderter Gang, veränderte Haltung, thermographisches Profil), wann und wo du vom Radar verschwindest, Legwork-Aktivitäten usw. Da müsste dann schon ein Decker 24/7 hinter dir her Logs schrubben.

Shadowrun wurde geschaffen, bevor diese ganze Echtzeitüberwachung und automatisierte Auswertung akut war. Das ist also sowieso schonmal alles nachträglich angeschraubt. Es hat sich niemand hingesetzt, unsere jetztige Welt hergenommen und sich dann überlegt, wie man dort Berufskriminelle, die für Konzerne arbeiten, einbauen könnte.

 

Zu den Konzernen: Tatsächlich sind die größten Double- und Triple-A-Megakonzerne ziemlich geschlossen. Natürlich handeln sie miteinander, aber zum Beispiel die Produkte für die eigenen Konzernbürger werden mindestens dem eigenen Branding angepasst, wenn nicht aus Prinzip selbst hergestellt. Als Ares-Konzernbürger kaufst du keine Aztechnology-Produkte und umgekehrt. Und in den meisten Ländern sind die Bürger, wenn sie nicht in den verslummten Teilen des Metroplexes leben, an irgendeinen Konzern gebunden (meistens etwas um die 50%). Der verarmte Bevölkerungsteil hat vermutlich zu wenig Kaufkraft, um für individuelle Datensammlung interessant zu sein. Zum Vergleich die Menschen in den Favelas in Brasilien, die heute darum kämpfen müssen an der Vernetzung teilnehmen zu können.

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Was auch gerne vergessen wird.

 

SR2060 ist nicht Deutschland oder USA 2014. Die durchscnittliche SR-Stadt ähnelt eher Rio, Bogota oder Johannisburg, oder LA/NY in den 70ern. Sozialer Verfall, menschliche Vorrohung, reale Gewalt als Medienspektakel etc. Die Gesellschaft muß kaputt sein, damit SR funktioniert. Wenn sie so heile ist wie Berlin 2014 geht das nicht.

 

SYL

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Diese Vergleiche finde ich erhlich gesagt etwas zu kurz gesprungen, denn immerhin ist die 6. Welt eine vollkommen vernetzte, globalisierte und digitale Informationsgesellschaft

Ist sie eben nicht. Du gehst immer noch von der naiven 00er-Fantasie eines freien Netzes aus. Das ist die SR-Matrix nicht. Sie ist ein Gitter voller Walled Gardens. Die Matrix, die der SR-Bürger erlebt, ist ein heftig zeniertes Appleversum - markengebunden und mit schwer gefilterten Inhalten. Klar, Hacker finden Wege da herum, aber das ist sowohl illegal als auch aufwändig - zu aufwändig für den Durchschnittsbürger.

 

Warum in aller Welt sollten Konzerne des Jahres 2075 diese Vorteile aufgeben zugunsten einer nicht förderlichen Hegemonie von Daten, deren reiner Besitz keinerlei Wert mehr hat?

Warum besinnnen sich die realen Staaten nicht langsam auf eine Einheitswährung, Einheitsregierung, keine Handelsbarrieren und ein freies, gleiches Netz für alle? Antwort: Weil es hier eben nicht nur um die Optimierung von Handel und Datenaustausch geht, sondern primär um Machtausübung. Und Beschränkung ist die einfachste, effektivste und beliebteste Form der Machtausübung. Nochmal: Shadowrun-Konzerne sind keine geldgeilen Shareholder-Value-Konstrukte, wie sie die heutige Konzernlandschaft dominieren, sondern quasistaatliche Akteure wie die alten kolonialen Kompagnien. Sie haben keinen Gewinndruck wie Facebook, Google und co. Sie müssen nicht das letzte bisschen Geld aus ihren Unternehmungen pressen, wenn sie mal anders priorisieren wollen. Und dann gilt es noch zu bedenken, dass mehrere Shadowrun-Konzerne von Überwesen mit eigener Agenda kontrolliert werden, für die Geldverdienen sicher eher nachrangig ist.

 

Selbst wenn sie mit Staaten nahezu identisch sind, wird es immer einen Austausch zwischen ihnen geben, da sonst die Wirtschaftssysteme nicht mehr oder nur schlecht funktionieren. Es wird immer Handel unter ihnen geben und vom Privatkonsumenten will ich da noch gar nicht reden, der ja die Produktvielfalt nahezu aller Konzerne angeprisen bekommt, immerhin ist dies der Markt.

Handel mit Konsumgütern (in mehr oder weniger beschränktem Ausmaß, siehe das oben von Loki angegebene Rebranding) bedingt nicht den Handel mit Daten.

 

Konzerne sind ja keine geschlossenen Wirtschafts- und Sozialsysteme, zumindest wird dies nicht so beschrieben.

Warum also dieser Rückschritt hin zur Verinselung von Datenbeständen? Nur, damit in SR das Untertauchen von Runnern klappt?

Einmal natürlich deswegen. Aber auch, weil zu verinselten Großkonzernen mit Staatlichkeitsanspruch und heftiger, omnipräsenter Netzüberwachung die 00er-Fantasie der überallvernetzten Datenozeane nun einmal nicht besonders passt. Übrigens geht der Trend real auch wieder in die andere Richtung, nachdem jetzt klar ist, in welchen Honeypot die Welt mit diesem Versprechen einer Informationsgesellschaft getappt ist. 

Edited by Richter
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Shadowrun-Konzerne sind keine geldgeilen Shareholder-Value-Konstrukte, wie sie die heutige Konzernlandschaft dominieren, sondern quasistaatliche Akteure wie die alten kolonialen Kompagnien.

 

Aber die waren doch auch keine nur am Status Quo interessierten Sozialvereine, sondern geldgeile, Shareholder-Value getriebenen Konstrukte. Der Shareholder war einfach nur deutlich staatlicher, aber es ging immer darum Anteile zu vermehren und zu erweitern, teilweise eben sogar mit staatlichen Mitteln wie dem Militär.

 

Sie haben keinen Gewinndruck wie Facebook, Google und co. Sie müssen nicht das letzte bisschen Geld aus ihren Unternehmungen pressen, wenn sie mal anders priorisieren wollen.

 

Wenn sie den nicht haben, was motiviert sie denn dann? Warum werden Shadowrunner angeheuert, um illegale Operationen durchzuführen, wenn es gar keinen Gewinndruck gibt?

 

Weil es hier eben nicht nur um die Optimierung von Handel und Datenaustausch geht, sondern primär um Machtausübung

 

Aber wozu diese Machtausübung? Einfach nur der macht willen, wie ein James Bond Bösewicht?

 

Handel mit Konsumgütern (in mehr oder weniger beschränktem Ausmaß, siehe das oben von Loki angegebene Rebranding) bedingt nicht den Handel mit Daten.

 

Laut GRW ist aber doch mit jedem Handel ein Datentransfer verbunden, da alles über die SIN läuft. Ich kann doch theoretisch keinen Soyburger kaufen, ohne eine SIN und jeder Kauf hinterlässt eine Datenspur. Das bedeutet, keine Transaktion ist ohne Daten zu generieren möglich und zumindest der Identifikationsteil dabei wird laut GRW ja auch von so einer vom Zürich Orbital geführten zentralen Datenbank verwaltet /GSINR, S. 366). Also hier gibt es dann doch eine gemeinsam genutzte Datenbank. Wenn die einzelnen Konzerne so abgeschottet voneinander wären, hätte doch jeder seine eigene SIN-Datenbank. Warum dann dieser sicherlich recht teure Weg des gemeinsamen Registers?

 

Ist sie eben nicht. Du gehst immer noch von der naiven 00er-Fantasie eines freien Netzes aus. Das ist die SR-Matrix nicht. Sie ist ein Gitter voller Walled Gardens. Die Matrix, die der SR-Bürger erlebt, ist ein heftig zeniertes Appleversum - markengebunden und mit schwer gefilterten Inhalten.

 

Es geht dabei ja auch nicht um den Informationsfreiheitsaspekt, sondern darum, dass ein globales Datennetz existiert, das einzig dazu dient, den Konzernen Datensammlungen unegahnten Ausmaßes zu bescheren, ohne jeglichen Datenschutz. Jeder Aspekt des Lebens (sogar Wurfmesser) sind in dieses Netz eingekoppelt, irgendwo im GRW steht, dass dabei eine riesige Menge Daten prodzuziert werden. Irgendjemand muss diese ja auswerten und für sich nutzen. Klar ist das kein demokratisches paradies der Meinungsfreiheit, sondern die totale Überwachung in Händen unkontrollierbarer Machtkonglomerate. Aber gerade die sollten doch bestrebt sein, dieses Syste, so perfekt wie möglich zu machen, oder?

Warum erlauben sie Lücken, die sie mit einem solchen System ganz einfach und ohne viel Personaleinsatz, gerne auch jeder für sich, schließen könnten?

 

Shadowrun wurde geschaffen, bevor diese ganze Echtzeitüberwachung und automatisierte Auswertung akut war. Das ist also sowieso schonmal alles nachträglich angeschraubt.

Das hier leuchtet mir ein. Aber das macht es irgendwie schwer, den Hintergrund so komplett anzunehmen, er ist einfach an einigen Stellen zu abstrus. Die "Lücken" für Runner sind einfach zu groß. Das war in den 1990ern irgendwie noch einfacher zu spielen. :)

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