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Werden wir konkret - Wann und wo sollen eure CoC Szenarien spielen?


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Ich hatte vor kurzem für meinen Blog einen kleinen Beitrag geschrieben bei dem es um das Jahr 1924 in der Weimarer Republik als Setting für Cthulhu ging und wie es sich von "irgendwann in den 20ern" abhebt. Ich denke es lohnt sich über die Frage nachzudenken welche Zeitpunkte und Orte wir konkret für unser Spiel bevorzugen.

Oft wird ja nur Gaslight / 1920er / Now genannt und dann nicht mehr zu sehr unterschieden. Da Cthulhu aber oft unsere Welt als Hintergrund nimmt, gibt es eine Vielzahl an Details und Unterschieden innerhalb dieser Zeitebenen. Selbst Now lässt sich nicht nur nach Orten aufteilen sondern mittlerweile auch nach Dekaden, immerhin existiert es als Setting auch seit den 80er Jahren.

 

Also, welche coolen Zeitpunkte und Orte habt ihr schon bespielt? Oder würdet ihr gerne Bespielen? Was macht sie besonders innerhalb ihrer Epoche?

Ich mache mal den Anfang mit dem was ich auch im Blog geschrieben hatte.

 

Die Weimarer Republik, 1924

 

Das Setting der 20er Jahre ist ja gerade für den Cthulhuspieler kein fremdes, aber besonders das Jahr 1924 scheint mir ein spannendes für dieses Horrorgenre zu sein. Es ist eine Übergangszeit in der die Zwanziger noch nicht so richtig golden sind aber die unmittelbare Nachkriegszeit mit dem Ende der Inflation auch vorrüber ist. Es droht nicht mehr unmittelbar der Bürgerkrieg und doch drängen radikale Parteien in die Parlamente und liefern sich Straßenschlachten. Mit Hitlers Prozess und Haft und dem Tod Lenins lassen sich bereits Hinweise auf die düstere Zukunft einwerfen, ohne sie zum Hauptthema zu machen.

Noch immer wird zu großen Teilen mit Papiermarkscheinen in Billionenwerten gezahlt, die neue Rentenmark nur langsam in Umlauf gebracht und am Ende des Jahres durch die Reichsmark ergänzt. Das nebeneinander von drei Währungen ist ein Spielelement, dass 1924 von anderen Jahren abgrenzt und die Lebenswelt der Charakter am Spieltisch schnell deutlich machen kann. Auch lassen sich durch die Inflation oder den Ruhrkampf angeschlagene Lebensläufe nutzen um die Scs in die Position zu bringen zwielichtige Aufträge anzunehmen. Auch können sie das aufblühende Nachtleben gerade Berlins erleben.

Nicht zuletzt ist 1924 auch ein Jahr der Serienmörder, mit Fritz Haarmann und Karl Denke werden im Verlaufe des Jahres zwei von ihnen gefasst. Beide hatten kannibalistische Elemente in ihren Verbrechen und es wurde ihnen, wie auch dem 1922 verhafteten Carl Großmann, vorgeworfen Menschenfleich an Ahnungslose verkauft zu haben. Sowohl auf Haarmann als auch auf Denke wurde „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt auch das Glück zu dir“ umgedichtet. Mit solchen Taten in den Nachrichten und einem solch morbiden Soundtrack im Ohr lässt sich direkt eine Stimmung für Horror schaffen. Stellt euch einfach das typische abgelegene Bauerndorf vor und die Kinder singen auf der Straße das Lied als Abzählreim.

Für mich ein idealer Zeitpunkt um die fremdartigen und erschreckenden Aspekte der 20er Jahre zu betonen, ohne das Jazzage außen vor zu lassen.

 

Wie würde ich es spielen:

Als Hintergrund für Call of Cthulhu oder eine anderes lovecraftianisches Horrorsystem. Das kann für einzelne Abenteuer sein, die Aspekte aufgreifen oder auch für eine längere Kampagne. Bei letzterem kann ich mir gut vorstellen etwas mit dem Kannibalismusaspekt zu machen. Die Jagd nach Serienmördern, eine Verbindung mit Ghulen und eventuell ihrem Gott Mordiggian ließe sich bestimmt zu einem Handlunsgbogen verbinden.

Ich würde für eine solche Kampagnenhandlung die bekannten Serienmörder mit fiktiven aufstocken, mindestens zwei. Die auch alle den Kannibalismus gemeinsam haben und den Drang andere daran teilhaben zu lassen. Hinweise könnten die Charakter auf Cultes des Ghoules oder Verbindungen in die Unterwelt der Traumlande stoßen lassen. Hier bereitet sich der finsterer Gott Mordiggian darauf vor in die wache Welt einzudringen und sie im schwarzen hungrigen Abgrund seines Körpers verschwinden zu lassen.

 

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Bei mir tummeln sich die meisten Abenteuer im Jahr 1928 in Lovecraft Country, da zu der Zeit so viel in Lovecrafts Geschichten passiert, was ich aufgegriffen habe. Sei es der Sturm auf Innsmouth, das Grauen von Dunwich, die Träume im Hexenhaus, Derbys Heirat und und und ... ^^

Grund genug auf jeden Fall.

Wenn du dich an so eine Zeitlinie hälst, spielt die reale Geschichte da für dich eine Rolle? Oder bleibt sie für die Handlung außen vor und ihr bewegt euch ausschließlich in der lovecraftianischen Parallelwelt?

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Bei mir tummeln sich die meisten Abenteuer im Jahr 1928 in Lovecraft Country, da zu der Zeit so viel in Lovecrafts Geschichten passiert, was ich aufgegriffen habe. Sei es der Sturm auf Innsmouth, das Grauen von Dunwich, die Träume im Hexenhaus, Derbys Heirat und und und ... ^^

Grund genug auf jeden Fall.

Wenn du dich an so eine Zeitlinie hälst, spielt die reale Geschichte da für dich eine Rolle? Oder bleibt sie für die Handlung außen vor und ihr bewegt euch ausschließlich in der lovecraftianischen Parallelwelt?

Grundsätzlich: Ja mir ist die reale Geschichte wichtig, da mir Wiedererkennungswert sehr am Herzen liegt. Allerdings spielt meine Mega-Kampagne in einem Multiversum mit Zeit-Dimensions-Quirl-Zeugs bis zum Erbrechen, sodass ich relativ viel Freiheit habe umzuändern, was der Story dienlich ist. Mittlerweile ist das Ganze auch ziemlich komplex und neigt sich (wenn wir bald endlich weiterkommen) seinem Ende entgegen. Falls es dich interessiert, guck mal hier oder besonders hier und gegebenenfalls in den verlinkten Folgeabenteuern. Meine Forenrunde "Bühne im Weiß" würde theoretisch auf ähnliche Art weitergehen (nur eben im Jahr 1931), aber momentan liegt diese leider noch auf Eis. :( Aber es ist nicht tot, was ewig liegt usw. usw. :rolleyes:

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Ich passe eher die Ereignisse aus den fiktionalen Quellen zeitlich and wenn ich sie nutze. Also wenn der Sturm auf Innsmouth 1919 oder 1930 besser passt für das geplante Abenteuer verordne ich ihn dann. Historische Ereignisse ignoriere ich durchaus auch mal oder lasse sie in den Hintergrund treten. Verschieben tu ich sie nur wenn es ein Teil der Handlung und somit ein Hinweis ist, dass die Spieler sich nun auf einer anderen Zeitlinie bewegen als unsere reale Welt. Vereinfachen und Verfremden von historischen Ereignissen habe ich dann kein Problem mit. Aber wenn einer der Spieler das Datum googelt soll er etwas grob passendes finden.
Wobei ich auch oft eben einen thematisch passenden Zeitpunkt der Geschichte wähle und das dann ins Abenteuer einflechte.

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ich spiele normalerweise in Italien (Florence/Turin) in den 20er.

Echte Ereignisse werden, wenn gut passt integriert, aber ist kein MUSS

Könntest du etwas benennen was Italien in den 20ern als Setting ausmacht? Und macht es einen großen Unterschied in welchem Jahr der 20er ihr spielt?

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oha, ich versuch's. :P Aber eigentlich spiele ich es so, weil ich aus Italien komme.

 

es sind gerade (wie auch in Deutschland glaube ich) die Jahre wo die italienische faschistische Partei (Partito Fascista Italiano) an die Macht kommt.

- Ist schon eine riesige Unterschied in der Athmosphäre ob man in 1922 ("La marcia su Roma" der Marsch in Rom) , 1924 (Wahljahr), oder 1925 (wo Mussonini offiziell als Diktator an die Macht kam) spielt, und das bemerkt mal stark in der einzelne Geschichte des Chars (ich spreche von reine alltägliche Leben: jetzt kannst du alles. Morgen doch nicht, weil... das das und das jetzt anders ist).

- Ich habe gerne ein paar "normale" Ereignisse (z.Beispiel der Mord an dem Parlamentarie Giacomo Matteotti) so "umgeschireben" dass es etwas mit Mythos zu tun hatten.

- Das Flair ist einfach herrlich.

- Vatikan ist immer eine nette "Partei", die in Italien einfach stark alles beeinflusst, das kann man finde ich, nur in Italien so spüren.

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London, Mitte der 20er

 

Weshalb London?

Weil es DIE Stadt der Zeit ist, welche die Roaring Twenties mit sehr viel Geschichte verbindet und weil sie die Krone des Britischen Empires ist.

 

Real existierende Personen der Zeit?

...werden von mir dabei immer gnadenlos mit einbezogen und verwurstet.

 

Mitte der 20er?

Das ist jetzt wohl eher ein Bauchgefühl.

Der Krieg ist schon einige Jahre rum und die Weltwitschaftskrise noch einige Zeit hin.

 

Psychologisches?

Vermutlich habe ich für das Setting ein Faible, weil ich mir als Kind die Edgar Wallace Filme immer mit den Elterrn im Abendprogramm angesehen habe.

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Ich spiele immer NOW und dass heißt, dass die  Kampagnie immer an dem Datum beginnt, an dem wir zu spielen beginnen. Ab dann wird regulär gezählt. unser vorheriger Delta Green SL hat das eingeführt, dass fand ich immer beklemmend.

Sowas verhindert natürlich die Einflechtung in die historischen Ereignisse, aber Anspielungen auf 9/11 oder sonstige Terror/Krieg/WIrtschaftsnachrichten sind immer noch drin.

Sind Strauß- Kahn und Franck Ribery doch französische Anhänger von Y´Goloniac oder doch nur Menschen mit viel Geld und Testosteron?

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Historische Genauigkeit ist mir ziemlich Wumpe. Allerdings spiele ich eh kein eigenes Zeug, und vorgefertigtes Material ist häufig leicht umzulegen. Falls das doch nicht der Fall ist weil der Plot extrem unflexibel mit Ort und Zeit verheiratet ist, wird das Abenteuer wahrscheinlich nicht genutzt. Außer es ist ein Oneshot mit vorgefertigten Charakteren.

Vor den Bergen des Wahnsinns spielten wir eine lose Aneinanderreihung von Abenteuern in Nordamerika, irgendwann in den 30ern. Das hat Spaß gemacht. Und als nächstes ist Eternal Lies geplant, das ich wohl auch "irgendwann in den 30ern" angesiedelt.

Edited by purpletentacle
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Wenn ich "irgendwann in den 30ern" spiele, mache ich mir für die USA immer Gedanken ob vor oder nach dem Ender der Prohibition und entsprechend wie tief in der Wirtschaftskrise. Beeinflusst beides irgendwie das Spielgefühl. Also ob Alkohol ausgeschenkt wird an Orten und die Charakter sich legal in einer Bar treffen können. Der wirtschaftliche Aspekt ist dann eher wichtig dafür wie leicht Leute mit Geld zu überzeugen sind und auch das Aussehen von Orten.

 

Um richtige historische Genauigkeit geht es mir eigentlich auch weniger als darum aus dem historischen Hintergrund das meiste für das Spiel heraus zu holen. Im Zweifel kommt auch für mich der Spielspaß immer vor der Historizität. Aber ich habe den Kram ja immerhin mal studiert, von daher ist es für mich gefühlt immer keine große Mühe.

 

Die Dust Bowl, also die von einer Dürreperiode verheerte große Ebene im mittleren Westen der USA, ist auch eines der Settings die ich gerne bespiele. Einfach wegen der apokalyptischen Landschaft und der verzweifelten Stimmung. Details wie Kühe die sich am sandigen Gras die Zähne bis auf den Gaumen herunterschaben oder Fische die in Wasserläufen tot auftreiben weil der Staub auf der Oberfläche keinen Sauerstoff durchlässt hat man sonst eher nicht. Zusammen mit unter Sand verschwindenden Farmen, Wagenkolonnen und Barrackenlagern von entwurzelten Bauern, schwarzen Sandstürmen und Wintern in denen der Schnee rot fällt. Vielleicht anders als Neu-England (wobei sie den Schneefall eher an der Ostküste hatten) aber sehr bedrückend wenn es richtig umgesetzt wird.

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Der Hintergrund des Dust Bowl z.Zt. der grossen Depression ist wirklich bedrückend und ein ziemlich gutes Cthulhu-Setting. Respekt.
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Eines der, wenn nicht sogar das erste CoC Abenteuer, dass ich spielen durfte, endete mit dem Brand des Riesenrades auf dem Wiener Prater durch fehlgeleitete Feuervampire*. Das fand ich ziemlich geil, weil man sich so in die wirkliche Geschichte eingebettet fühlte.  

 

Ich finde es erstrebenswert solche historischen Ereignisse in den Plot einzuflechten, aber ich würde es dann eben mit der Wahrheit nicht genau nehmen. Sonst setzt man sich zu sehr unter Druck, wann die Charaktere, wo zu sein haben.

 

Meine Spielfigur beim Orientexpress ist ein englicher Lord, der in Mailand Mussulini begegnet  und, weil ja selber politische Prominenz ein längeres, für Spiel unwichtiges Gespräch führen durfte. Soetwas macht mir immer Spass.

 

 

 

* Wiener Blut, hach ja.

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Bei Cthulhu lassen wir viele Nebenerscheinungen weg. Die Spieler wollen den Kern von Cthulhu erleben, Geld, historische Fakten usw. tauchen nur am Rande auf. Bisher haben wir aber auch Orient Express, INS usw. gespielt, da sind Prohibition, Wirtschaftskrise usw. eher unwichtig, da man so schon mehr als genug zu tun hat. Natürlich wird versucht die Situation in dem jeweiligen Land darzustellen und etwas Lokalkolorit für die Stimmung eingebaut, aber eben nur am Rande. Zumal ich mir solche Dinge wie Prohibition aufheben möchte, wenn etwa mal eine Gangsterrunde entsteht, vielleicht durch den angekündigten Gangster-Band oder wie bei Heikos Mafiosi-Runde. Dann ist es auch gut, wenn das Thema nicht schon bei jeden Abenteuer breit getreten wurde.

 

Bei anderen Systemen ist das anders, etwa bei unserer Vampire Dark Ages Gruppe. Da baue ich sehr viele historische Dinge ein und verknüpfe die mit dem Plot. Hier achte ich auch auf eine möglichst genaue Darstellung, die Zeit interessiert mich historisch aber auch viel mehr als z.B. 1890 oder 1920.

 

Wenn wir mal zu Kampagnen aus eigenen Abenteuern und einzelnen Kaufabenteuern übergehen und zu einer Zeit an einem Ort spielen wird sich das vermutlich ändern und die bereits erwähnten Themen werden stärker aufgegriffen. War bei einer eher kurzen Arkham/Innsmouth Runde zumindest der Fall, hier wurde z.B. der Schmuggel ausgebaut, da finden sich in den Bänden zu den beiden Orten oder in den Abenteuern ja einige Anregungen.

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