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[Nightmare Revelations] Der Tempel Salomos


Der Läuterer
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Ich bin erneut verwirrt... oder immer noch?

Sie kann das nicht einfach mitnehmen.. okay... das kann ich verstehen... schließlich hat es was mit der Kirche und damit indirekt oder gar direkt mit Gott zu tun, aber warum zwinkert sie mir zu? Soll ich das mitnehmen? Ich trage doch schon den ganzen anderen Krempel. Und warum sollte ich weniger anfällig für Gottes Strafe sein?

 

Kurz, zusammen mit einem Blitz des Gewitters, dass sich draußen noch immer austobt, schießt mir das Bild des Motorradfahrers durch den Kopf... dann höre ich keinen Donner sondern das scheppern und die unsagbaren Geräusche des Unfalls, als der Fahrer die Kontrolle über sein Zweirad verliert und schließlich stirbt.

 

Wird Gott uns dafür strafen? Oder wird er nur Matilde strafen? Schließlich hat sie den Mann so verschreckt, dass er gestürzt ist... oder habe ich ihn unabsichtlich abgedrängt? Wieso erinnere ich mich mehr so deutlich daran? Das ganze ist keinen Tag her! Ist Matildes göttliches Strafregister schon so voll, dass sie den Diebstahl eines Kelches aus der Kirche nicht noch darauf setzen kann.

 

Ich werde es auch nicht tun... Nein! Dieser Tag war voller Schande und Schmach... ich kann mir nicht noch mehr moralische Last aufladen!

 

 

Ich bleibe etwas hinter Matilde zurück, ich bin nicht so schnell wie sie, ich denke zu viel nach und renne zu wenig.

Als ich mich endlich entschlossen habe nicht länger in der Kirche zu verweilen als nötig, bleibe ich kurz vor dem Portal stehen, falte die Zettel in meiner Hand flüchtig zusammen, hole mein Notizbuch hervor, tue ich Zettel dort hinein, verschnüre es wieder und stecke alles in die Innentasche meines Jackets. Dies ist der Ort, der vermutlich am trockensten und sichersten ist.

Das Wetter ist zu schlecht, als dass ich diese Zettel dem Regen aussetzen darf.

Dann eile ich Matilde hinterher, die eilig durch das Unwetter hastet und sich immer wieder umschaut.

Ich schaue mich seltener um... ich will nur noch weg... ins trockene und Gott um Vergebung für meine Sünden bitten... und wenn vielleicht nicht an Gott, dann will ich mich doch zumindest an den Motorradfahrer wenden, dessen Gesicht mir bei jedem Blitz wieder vor Augen erscheint - ich werde versuchen zumindest ihn um Verzeihung zu bitten, auch wenn das bitterlicher zu spät ist.

Edited by Puklat
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Draussen, vor der Kirche, ist die Luft jetzt kühler. Böige Winde wehen hier und wirbeln Staub und Schmutz hoch. Kein Tropfen Regen ist gefallen, als würden die Wolken sich weigern, ihre Ladung über Euch auszugiessen. Am Himmel zucken noch immer die Blitze. Fast waagerecht. Mitunter ist es taghell...

 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6b/Direkt_unter_Gewitterwolke.jpg/220px-Direkt_unter_Gewitterwolke.jpg

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Als Ihr Euch durch die Dunkelheit auf den Weg macht, hört Ihr dicke Tropfen, die auf das Pflaster und die Dächer der umstehenden Häuser klatschen. Nur vereinzelt... Hier und da... Lautes Platschen...
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Als ich die ersten dicken Regentropfen aus den hoch schwanger wirkenden, tiefhängenden, massiven Wolken auf dem Pflaster aufschlagen höre, merke ich schnell, dass sich hier ein Wolkenbruch anbahnt. Es wird höchste Zeit ins Hotel zurück zu kommen, bevor wir von der Sintflut hinfort gespült werden.

 

"Mrs. Kilmister, Wir sollten uns beeilen. Ich habe einige Dinge bei mir, die nicht nass werden sollten."

 

Dazu gehöre auch ich selbst.

 

Für den Fall dass der Wolkenbruch schon sehr bald einsetzt, schaue ich mich nach Möglichkeiten um sich unterzustellen. Telefonzellen, Unterstände, Vordächer von Häusern, so weit vorhanden auch Wartehäuschen für den Bus oder andere Verkehrsmittel.

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In der Tat regnet es gerade kleine Fische vom Himmel. Sie sind nicht viel länger als ein Zeigefinger. Hier und da fallen sie zu Boden. Klatschen noch einige Male mit dem Schwanz, zappeln kurz und liegen dann still. Regungslos. Tot.
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Ungläubig Laufe ich durch die Straßen von St. Ives. Soll es wirklich gerade Fische regnen? Matilde hat das zwar gesagt, doch kann ich das kaum glauben. Erst als ich im Licht der ersten Laternen wirklich kleine Fische auf dem Pflaster zucken sehe, beginne ich zu verstehen.

 

"Das kann nicht wahr sein. Was ist das hier für eine verwünschte Stadt?! ", stöhne ich auf schwedisch.

 

Auf englisch fahre ich rufend fort: " Sie haben recht! Aber das kann doch nicht sein!"

 

Dann sprinte ich hinter Matilde her.

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Hier und da klatscht mir einer der kleinen Fischlein auf meinen Kopf oder gegen meinen Körper. Ich ekel mich ein wenig, aber ich fühle mich auch an meine Kindheit erinnert, in der wir am Ufer des Lelang kleine Fische gefangen haben und uns im kindlichen Übermut teilweise mit den lebenden Fischchen beworfen haben.

 

Kurz bevor wir das Hotel erreichen, verlangsame ich meinen Schritt. Hier und da rutsche ich auf einem der Fische leicht aus, verliere aber nicht das Gleichgewicht. Ich bleibe kurz stehen, verschnaufe und sammel einen der Fische ein. Ich stecke ihn in meine Jacket-Außentasche und betrete zusammen mit Mrs. Kilmister das Hotel-Foyer.

 

Hier wimmelt es noch immer von Menschen, die ausgelassen feiern. Sie scheinen von dem Fischregen nichts mitbekommen zu haben und tanzen und scherzen noch immer. Die Luft draußen ist immer noch dick und schwer, aber hier drinnen ist die Luft fast unerträglich. Sie ist feucht vom Schweiß der Tanzenden Massen und aufgeheizt von den vielen Leibern auf der Tanzfläche. Doch nicht nur auf der Tanzfläche ist voll. Das ganze Hotelfoyer wimmelt von fast schon euphorischen Menschen.

 

"Mrs. Kilmister, hier stinkt es... darf ich sie zu ihrem Zimmer geleiten?"

 

leiser füge ich hinzu: "Ich denke, wir sollten uns kurz unterhalten."

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Am Zimmer angekommen achte ich genau darauf wie viele Schlüsselumdrehungen ich benötige um das Schloss zu öffnen. Es sind tatsächlich genau so viele, wie ich zum verschließen gebraucht habe. Zwei volle Umdrehungen.

 

Dann öffne ich die Tür, schaue kurz ins Zimmer, um mich zu vergewissern, dass hier kein Mr. Cross oder Dr. Brooke auf uns wartet. Tatsächlich ist niemand der gleichen in meinem Zimmer. Der Raum ist verlassen und wird noch bevor ich das Licht einschalten kann von einem weiteren Blitz erleuchtet.

 

Ich werde noch Paranoid.... oder bin ich es schon?!

 

Ich trete zurück auf den Flur und sage:

 

"Treten Sie doch bitte ein, Mrs. Kilmister."

 

Ich bitte Mrs. Kilmister in mein Zimmer und gehe hinter ihr her in den Raum, schaue noch mal auf den verwaisten Flur und schließe die Tür sorgfältig.

 

Dann gehe ich zum Eisschrank und hole die kalt gestellte Flasche Wasser hervor und lege den toten Fisch hinein.

 

Ich schenke Mrs. Kilmister und mir je ein Glas mit dem kalten Wasser ein. Ich nehme mein Glas und trinke einige hastige Züge. Dann nehme ich mein Notizbuch aus meiner Jackettasche und lege es auf den Tisch in der Mitte des üppig ausgestatteten Zimmers. Dann öffne ich es vorsichtig und entnehme ihm die Blätter, die ich aus der Kirche mitgenommen habe.

 

"Das hier sind die Zettel, die ich gefunden habe... können sie das wirklich nicht lesen?", frage ich mit erschöpfter Stimme und wenig Hoffnung.

 

"Nun ja.. aber vielleicht können Sie damit etwas anfangen. Das sind Zeichnungen, die ich gefunden habe... und dazu dann noch dieses hier... das stand dort auf einem weiteren Zettel in kindlicher Schrift geschrieben."

 

"Verstehen sie das?"

 

 

 

Seite:

St. Ives

Freikirche der inneren Besinnlichkeit
Montag, der 16.07.1928

 

Reverend Giles berichtet:

neuste Erscheinung:

Krug

- füllt sich immer wieder bis zu 2/3 

- funktioniert nur, wenn der Kelch steht

- läuft weder über, noch läuft er aus

 

andere Erscheinungen:

- Bienenstöcken in den Särgen vor etwa einem Monat

- dann "die Brote aus Asche des Bäckers"

- wirklich des Bäckers Asche?? Oder Bäcker machte Brote aus Asche?

- brennender Busch in der Stadt

- dann der Baum (vgl. Zeitungsartikel im Guardian)

 

Weitere Anmerkungen:

VORSICHT an der Kirche:

Taster vor den Toren öffnet Tür

Gaslichter in der Feuerschalen gehen von "alleine" an

Steinfiguren scheinen zu fliegen

 

 

 

Weitere Seiten:

Kirche der Eintracht - St. Ives:

Abgemalte, grobe Skizzen von diesen zwei Bildern:

https://img0.etsysta...xN.41139208.jpg

http://img13.deviant...eantidoctor.jpg
 

 

hastig geschriebene Worte:

"Kindliche Schrift, unklarer Inhalt

Die Behauptung, dass zwei ungleiche Dinge, zumindest teilweise, gleich sind, bedarf eines bewussten Willensaktes. Dieser Willensakt erschafft und verneint gleichzeitig die Existenz desjenigen, auf den der Blick des Sehenden fiel. Der Willensakt formt und gestaltet unseren Verstand und unser Verstand formt und gestaltet unsere Welt. Die Welt wird ihrerseits wiederum betrachtet, das Gesehene neuerlich gedanklich nachvollzogen oder in Frage gestellt. Und dann springt alles wieder auf den Anfangspunk zurück und beginnt von neuem."

Edited by Puklat
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Ich nehme den Text auf Latein.

"nein, ich kann es nicht lesen, leider stammt das Italienisch nicht von "hoch" Latein, sondern von einem "ärmere" Variante"

Ich gebe ihm den Text zurück.

"Und was dieser zeichnen bedeuten solten..mmmh. Eine Eclipse? Eine Sonnenfinsternis?" Ich merke dass meine Augen brennen.

"Das anderes Bild ist einen Orkan?"

 

Ich seufze.

 

"Was diese Zeilen bedeuten sollten ist mir allerdings einen Rätsel. Aber wahrscheinlich ist dafür zu spät" Ich schaue ihn an.

Edited by Nyre
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Ich betrachte die zweite Zeichnung:

"Eine Sonnenfinsternis? Das könnte sein. Das habe ich daran bisher zwar noch gar nicht gesehen. Ich sah darin eher eine Murmel hinter der es explodiert. Aber warum hat diese Kugel vor den, sagen wir mal, Lichtstrahlen fehlende Teile... oder ist das eine Reflektion, die das nur so aussehen lässt?"

 

Dann weise ich auf die erste Zeichnung.

"Ich gehe hier auch von einem Wirbelsturm aus. Einem Wirbelsturm und ein paar Bäume ohne Blätter im Hintergrund."

 

"Das ergibt für mich aber recht wenig Sinn. Denn eine Sonnenfinsternis ist nicht absehbar, oder? ... gut... Fischregen auch nicht.... und einen Wirbelsturm... den könnte man erwarten... aber die Bäume tragen zur Zeit alle noch ihre Blätter."

 

Ich seufze erschöpft.

 

Ich nehme dann das Buch in die Hand, lese die Worte erneut und aufmerksam durch... die Worte, die ich auf dem Zettel mit der kindlichen Schrift erstmals gesehen und dann hastig in mein Notizbuch übernommen habe.

Nach einiger Zeit lege ich das Buch wieder auf den Tisch. Ich stütze mich mit einer Hand neben dem Buch auf den Tisch und tippe mit dem Finger einige Male auf den ersten Satz.

 

"Ich verstehe nicht alles davon... ehrlich gesagt verstehe ich es gar nicht. Aber es klingt fast so als würde dieser Text eine Art Verwandlung mittels Willenskraft ... also Magie beschreiben. Natürlich gibt es keine Magie in unserer Welt... und alles was wir heute erlebt haben lässt sich sicher vernünftig erklären... so wie es der Reverend ja mit den Erscheinungen in der Kirche gemacht hat"

 

... von den fliegenden Steinfiguren mal abgesehen....

 

 

"Es sieht für mich aber auch so aus, als sie dieses Schreibsel als Warnung zu verstehen. Erstens scheint etwas mit dem Ding ... oder der Person zu passieren, von der ein Abbild erschaffen werden soll. Es wird "verneint" und "erschaffen" zugleich. Vielleicht erschaffen in dem Sinne, dass ein zweites Ding oder eine andere Person die Gestalt des ersten Dings annimmt. Dadurch wird aber die Existenz des ersten Dings aufgelöst... oder zumindest beeinträchtigt. Sehr sonderbar."

 

Ich merke, wie mich eine gewisse Freude am Kombinieren und Rätseln packt... eine Vorfreude Licht ins Dunkel zu bringen... und eine gewisse Angst davor, was das ganze wirklich bedeuten sollte.

Doch ist es für mich nicht mehr als eine wirre Fantasie eines Jugendlichen ... oder eines Kindes.... doch woher hat es diesen Wortschatz?

 

Der letzte Satz verwirrt mich aber... denn der besagt, dass alles nicht von Dauer ist und dann alles von vorne beginnt. Bedeutet das dann, dass die erste Person dann auch wieder so ist wie sie früher war, ebenso wie die verwandelte, die nur aussah, wie die erste? Dann scheint das Wort "verneinen" doch nicht so drastisch in seinem Effekt zu sein, wie ich erst dachte.

 

Können Sie mir folgen... oder rede ich zu wirr?"

 

Mit Eifer in den Augen und einem überraschend Energie-vollen Glanz in den Augen, sehe ich Mrs. Kilmister an.

 

"Warum sagen sie denn nichts?!", frage ich viel zu hektisch und nach viel zu kurzer Wartezeit.

Edited by Puklat
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Hektisch zucken meine Augen hin und her... zu Matilde, weg von Matilde... im Zimmer herum ... auf das Notizbuch ... zu Matilde.... auf das Notizbuch... Matilde... ihre Augen... ihre Füße ... ihre Augen.... Notizbuch ... aus dem Fenster ...

 

"Ich sieze Sie doch gar nicht", sage ich viel zu hektisch...

 

 

Ich sieze? Wieso sieze ich?

 

 

"Oh... oder vielleicht doch.", ich rede immer noch hektisch... mein Akzent wird noch deutlicher.

 

Ist mir gar nicht aufgefallen... seit wann tue ich das?

 

Meine Gedanken rasen.

 

War es in der Kirche? Ist dort etwas vorgefallen? Habe ich da mit dem Siezen angefangen? War Matilde der Grund? Ich weiß es nicht. Was ist hier überhaupt los?!

 

"Ich weiß nicht, warum ich sie Sieze... ich meine dich... das Ganze scheint mich zu sehr mitzunehmen. Es ist sehr viel passiert ... zu viel für nur einen Tag... zu viel für meinen Geist... offensichtlich."

 

"Es tut mir leid Matilde."

 

 

"Aber ich glaube nicht, dass es sich um eine Art Besessenheit handelt. Ich glaube eher an eine Art Verwandlung... der eine nimmt die Gestalt des Anderen an... soetwas wie eine rein optische Kopie!"

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