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[Nightmare Bites] Gefrorene Tränen


Der Läuterer
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Ich nicke, und lächele ihn an.

Als die Tür zugeht, fühle ich mich elend.

Zu wenig Schlaf, zu viel Alkohol, dieser komischer Traum.

Alexander fehlt mir schon, und Hartmut...

..zum Teufel mit ihm.

 

Ich gehe schnell duschen, und auch wenn ich darauf keine Lust habe, setze ich mich hin, und schminke mich.

Wenn ich Cainnech kennenlernen muss, möchte ich ihm keine Angst einjagen.

 

Ich schminke mich sehr dezent, und versuche die frische Wunde ein wenig zu verstecken.

Ich musst wieder meine Haare schneiden, denke ich.

Dann hole ich aus meinem Koffer einen Tailleur, ziehe ihn an, und bleibe da auf dem Bett, bis Clive wieder klopft.

Ich sprühe noch ein wenig leichtes Parfüm, dann mache ich die Tür auf.

"Ich bin fertig, und habe sogar ein wenig Hunger"

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Clive

 

"Das freut mich! Darf ich bitten?" Ich biete Matilde lächelnd meinen Arm und gehe mit ihr zur nächsten Tür.

 

Als ich klopfe, wartet Cainnech offenbar schon. Mein Knöchel ruht fast noch an der Tür, als sich diese schon öffnet.

 

Cainnech hat seinen guten Anzug angelegt. Zufrieden registriere ich, wie sich der Junge vom Dorf in dieser Kleidung in einen ansehnlichen jungen Mann verwandelt hat. Als ich Matilde und Cainnech einander vorstelle, ist seine Reaktion etwas linkisch. Die Unsicherheit in dieser Situation ist ihm deutlich anzumerken. Aber das wird sich geben.

 

 

Cainnech

 

Unruhig warte ich darauf, dass Clive mich abholt. Es ist ein Gefühl irgendwo zwischen Neugier und Einschüchterung. Ein weiteres Mal kontrolliere ich den Sitz der Krawatte. "Die letzte Krawatte, die ich getragen habe, gehörte zu meiner Uniform." Ich betrachte mein Spiegelbild im dunklen Anzug und fühle mich an den Tag der Beerdigung meines Vaters erinnert.

 

Dann höre ich durch die Tür gedämpft Clive auf dem Gang und das Klopfen an der Tür des Nachbarzimmers. ... Matildes Zimmer. Ich wende mich zur Tür, streiche noch einmal über meinen Anzug und nehme meinen Mantel vom Bügel. Wie gerne würde ich jetzt stattdessen zur Fliegerjacke daneben greifen und dem hier entkommen.

 

"MATILDE. Dieser Name steht für Geheimnisse. Ihr Name steht für umfangreiche Briefe. Der Doc muss sie auf Herm kennengelernt haben, soviel ist mir klar. Aber Clive spricht nicht zu mir über die Insel und was dort vorgefallen ist. Ich weiß nur, dass es ihn bis heute beschäftigt. Auch wenn Clive mir bisher praktisch nichts über diese Matilde Stratton gesagt hat, ist offensichtlich, dass sie für ihn wichtig sein muss. Schon diese sündhaft teure Kette, die er für sie hat anfertigen lassen. Seit der Doc den Entschluss gefasst hatte, nach London zu reisen und Matilde zu besuchen, war er ... nervös. Es sind diese kleinen Veränderungen, die mit Clive vorgehen, wenn er von ihr spricht. Manchmal spricht er von ihr als die 'Contessa'. Clive ist beileibe kein Freund des Adels, aber wenn er diesen Titel ausspricht, wirkt es eher wie ein Kosename.

 

Eine Contessa ... vielleicht hätte der Doc in meinen Unterricht besser auch ein wenig Etikette einbauen sollen! Ich habe keine Ahnung, wie man sich gegenüber einer Frau von Welt mit Adelstitel angemessen benimmt."

 

Ich stelle mir eine vornehme Frau mit edlen Kleidern und wertvollem Schmuck irgendwo zwischen vierzig und fünfzig Jahren vor. Ich werde neben ihr und Clive völlig deplaziert sein. Ein Diener ohne Manieren, den man in einen Anzug gesteckt hat, am Tisch der Herrschaft.

 

"Vermutlich wird sie mich binnen Sekunden als den Bauernjungen vom Dorf entlarven, der ich nun einmal bin.

 

Worüber redet man mit einer Contessa, wovon ich Ahnung haben könnte? Die Mädchen, die ich im Dorf oder beim Aer Chór kennengelernt habe, waren leicht zu beeindrucken. Für die war ein Besuch im Lichtspielhaus bereits die weite Welt. Und ein Pilot, der auch mal zupacken kann, wenn es im Pub rüde wird, hat nicht die schlechtesten Karten.

 

Aber eine Contessa?"

 

Ich fühle mich, wie damals als Junge mit weichen Knien vor der Beichte. Man will sich verstellen und weiß doch genau, dass es hoffnungslos ist. Der Beichtvater brauchte nur einen Blick, um mich zu durchschauen. Ein Ziehen am Ohr oder ein paar Sätze über die ewige Verdammnis und die Wahrheit über meine Streiche kam ans Tageslicht.

 

Als es klopft, liegt meine Hand bereits auf der Klinke.

 

Beherzt öffne ich die Tür.

 

Ich sehe Clive in aufgeräumter Laune. Alleine dieser Anblick ist für mich regelmäßig überraschend. Aber in diesem Moment spielt es keine Rolle. Neben Clive steht eine schlanke, junge Frau mit eisblauen Augen, adrett gekleidet. Ein echter Hingucker. Falls sie überhaupt älter als ich ist, dann nur wenige Jahre. Unverkennbar ist sie gerade nicht in der besten Verfassung: Die Augen sind leicht gerötet. Auf der Stirn eine Platzwunde, notdürftig überdeckt. Wäre ich zuhause in Irland, würde ich jetzt vermuten, dass Matildes Mann gestern ein wenig zu tief ins Glas geschaut hätte und sie die Spuren seiner Heimkehr zu überdecken versucht. Die Dame lächelt mich freundlich an. Da ist nichts von Adelsdünkel zu spüren, als sie mir die Hand reicht.

 

"Vielleicht wird das Essen doch ganz nett ...", überlege ich und beginne, den Anzug zu vergessen.

Edited by Joran
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Der junge Mann sieht unerwartet nett und hübsch aus. Ich hatte mir immer Cainnech wie eine Art Schläger vorgestellt, ein richtiger Bodyguard.

Auch wenn ich wusste, dass er ihm mehr bedeuet, als das.

 

Angenehm überrascht, lächele ihn an.

 

"Endlich lerne ich Sie kennen. Wurde auch Zeit" sage höflich.

"Sehr erfreut"

Ich schaue dann Clive an.

"ich habe doch ein wenig Appetit. Ich freue mich etwas zum essen"

 

Ich nehme Cainnechs Arm links, und Clives Rechts.

 

"Also gehen wir"

Edited by Nyre
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Cainnech

 

Das Restaurant, das sich im Erdgeschoss an die Pension anschließt, lassen Clive und Matilde unbeachtet. Trotz der üblen Glätte allenthalben auf den Trottoir liegt unser Ziel ein paar Straßen weiter. Ein nobles Restaurant, zu dem meine Bekleidung passt.

 

Mir ist es nur recht: Die Glätte bietet ein unverfängliches Gesprächsthema und einen Grund, nahe zusammenzurücken. Ich spüre Matildes festen Griff, wenn wir uns auf einer nicht mit Asche bestreuten Fläche langsam vortasten. Gemeinsam lachen wir über die unvermeidlichen Holperer, die uns allen abwechselnd passieren. Die Unbefangenheit in dem Gespräch zwischen dem Doc und Mrs. Stratton lässt mich Selbstvertrauen sammeln. "Hier kann ich mithalten ...", denke ich und beginne, mich an dem Gespräch zu beteiligen. Als Matilde zum ersten Mal über einen meiner Einwürfe lacht, ist das Eis gebrochen.

 

Niemand erwähnt Matildes Mann und auch ich halte mich an diese unausgesprochene Regel. Aber ich frage mich doch, ob er etwas mit dieser Platzwunde zu tun hat. Zu oft habe ich dergleichen schon gesehen.

 

Wo ich die Möglichkeit habe, beginne ich Matilde unauffällig zu mustern ... und den Doc. "Was ist da zwischen den beiden? Was hat Matilde mit Clive angestellt, dass er heute so ... verwandelt ist? Oder ist gestern noch etwas vorgefallen, von dem ich nichts weiß?"

 

Für den Augenblick bin ich dankbar, dass der Doc mir einmal etwas anderes bietet, als verstaubte Bücher und Theorie.

 

Als wir im Restaurant angelangen, ist jede Anspannung verflogen. Wir finden einen gemütlichen Tisch in einer Nische unterhalten uns lange, auch nachdem wir schon zuende gespeist haben. Vermutlich lasse ich unzählige Male die guten Tischmanieren vermissen, ohne es zu merken, aber darüber mache ich mir in diesem Moment keine Gedanken. Und Matilde lässt es mich jedenfalls nicht spüren.

 

Clive erzählt viel von Irland. Ich vermute, er macht das, um mir eine Beteiligung an dem Gespräch zu erleichtern. Irland ist ein Thema, zu dem ich etwas beitragen kann. Ich schwärme überschwenglich von meiner Heimat. Ich erzähle Anekdoten aus meinem Heimatdorf und lobe den Whisky der nahen Brennerei. Als ich die alte Penny Whistle - meinen Glücksbringer - als das Stück Heimat, das mich immer begleitet, aus der Tasche ziehe und sie Matilde zeige, lacht sie freundlich. Die Flöte in meinen Händen, erinnert mich an meinen Vater, aber ich verdränge diesen Gedanken; dies ist nicht der rechte Moment, um traurige Erinnerungen auszutauschen.

 

Matilde erzählt im Gegenzug ausgiebig von London, von den Sehenswürdigkeiten und den Eigenheiten der Menschen hier. Von ihrer Arbeit mit ihrem Kollegen Ove Eklund weiß sie hinter vorgehaltener Hand einige Details zu berichten, die sich so in keinem Reiseführer finden werden.

 

Als Matilde mich fragt, was ich denn schon von London gesehen habe, kann ich nur den London Air Park aufweisen. Das müsse man dringend ändern, meint Matilde lachend. Aber ich erkläre ihr, dass sie vermutlich keinen schöneren Ort in London für mich finden werde. Und so bekomme ich Gelegenheit auch von meiner zweiten großen Leidenschaft zu erzählen: dem Fliegen. Ich berichte von meinem Dienst beim Aer Chór na hÉireann. Als Matilde sich auch für dieses Thema interessiert zeigt, ziehe ich etwas verlegen eine Photographie von damals mit mir in Uniform vor meiner Maschine aus der Brieftasche.

 

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Als das Gespräch wieder eine andere Wendung nimmt, bemerke ich den Blick des Doc auf mir ruhen. Er wirkt leicht belustigt und doch zufrieden.

 

Daraufhin halte ich mich in dem Gespräch etwas zurück. "Bin ich zu weit gegangen mit meinen Schwärmereien über Irland und das Fliegen ... bin ich zu vertraulich geworden, gegenüber einer Frau, die ich gerade erst kennen gelernt habe?"

Edited by Joran
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Ich esse alles, und höre gerne Clive und Cainnech über Irland reden.

Vielleicht wird die Insel ja bald meine Heimat, und vielleicht kann ich versuchen die ganze Fragen, die mein Leben ruiniert haben, zu vergessen.

Ich erzähle von meine Leidenschaft für die Jagd, und wie gut ich daran war, als ich noch durch die Welt bereist bin.

Ich erzähle auch kurz von meiner Familie, die mich nicht mehr sehen will, weil ich denen zu rebellisch war, aber ich zeige keine Traurigkeit.

 

Ich schaue dann Clive ernst an, und nicke leicht.

 

"Cainnech, es gibt noch mehr, was Sie wissen sollten. Aber nicht hier" sage ich bestimmt.

"Ich würde vorschlagen, wir kehren zu der Pension zurück."

 

Ich stehe auf, und lächele beide Männer an.

"Aber ich bedanke mich schon. Ich hätte nie gedacht, heute so nett mit euch zu speisen. Eigentlich hätte ich tot sein sollen"

Edited by Nyre
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Clive

 

Während des Essens beobachte ich Matilde und Cainnech.

 

Matilde beeindruckt mich wieder einmal. Manchmal kann sie die Ereignisse des vergangenen Tages nicht ganz verdrängen und ich merke, wie sich Traurigkeit in ihr breit macht. Aber es gelingt ihr immer wieder, das vorerst beiseite zu schieben und vor Cainnech die Fassung zu bewahren. "Ist das ihr junges Alter? Oder ist es ihr rebellisches Wesen, wie sie es nennt, das ihr verbietet, sich durch die Trennung von Hartmut unterkriegen zu lassen? Oder ist es einfach nur die Anwesenheit Cainnechs, der von nichts weiß und sie ablenkt?" Gleichgültig, was der Grund dafür ist, das Matilde tatsächlich Nahrung zu sich nimmt, von sich erzählt und über Cainnech lacht, ich bin froh darüber. Das war heute Morgen nicht zu erwarten. "Matilde ist ein viel stärkerer Mensch, als sie selbst sich zugesteht. ... Sie wird die Trennung überwinden. So wie sie Norwegen und Herm überstanden hat. Und wenn erst das Kind da ist, wird es ihr keine Wahl lassen, als das Leben zu nehmen, wie es ist."

 

Ich bin erleichtert, dass Cainnech und Matilde sich gut zu verstehen scheinen. "Ihre Lebensgeschichten sind so unterschiedlich verlaufen. Cainnech hat kaum eine Ahnung von den Dingen, die Matilde und mir begegnet sind. Er läuft noch blind durch die Welt, voller Enthusiasmus und Leidenschaft. Matilde hat schon so viel gesehen. Cainnech könnte eine Menge von Matilde lernen, durch die Begegnung mit ihr reifer werden. Und Matilde scheint die unbefangene Leichtigkeit, mit der Cainnech die Welt sieht, gut zu tun."

 

Ich betrachte die beiden und beginne zu begreifen, dass ich ab heute etwas ... wie eine Familie haben könnte. Menschen, denen ich absolut vertraue und die ich in meiner Nähe wissen will. Menschen, die mir eine Zukunft geben. Mein Blick streift Matildes Bauch.

 

"Ich werde mich der Forschung widmen ... werde versuchen zu ergründen, was in der Änderungsschneiderei geschehen ist. Behutsam werde ich die Türen in meinem Verstand öffnen, von deren Existenz ich bis gestern noch nichts wusste. Die drei werden um mich sein und Schritt für Schritt mein Werk fortsetzen."

 

Als Matilde vorschlägt, das Gespräch in der Pension fortzusetzen, bezieht sie Cainnech wie selbstverständlich ein. "Sie ist so unglaublich stark." Ich möchte ihr sagen, wie stolz ich auf sie bin ... wie dankbar ich ihr für diese Chance in meinen Leben bin. Aber die anerzogene Zurückhaltung verbietet das. Stattdessen greife ich nur kurz ihre Hand, drücke sie leicht und blicke ihr in die Augen.

 

"Ja, lass uns in die Zukunft blicken und Pläne schmieden."

 

Dann winke ich den Ober herbei und zahle.

 

Auf dem Weg zurück in die Pension hänge ich meinen Gedanken nach und überlasse Matilde und Cainnech die Konversation.

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Cainnech

 

Auf dem Rückweg bin ich guter Dinge.

 

"Mrs. Stratton gefällt mir. Sie gefällt mir ... sehr. Sie ist so anders als die Mädchen, die ich bisher kennengelernt habe. Sie hat ganz sicher noch keine Kuh gemolken oder bei der Ernte geholfen. Sie spricht verschiedene Sprachen und hat schon viele Länder gesehen. Ihre Hände sind ... makellos und schlank ... nicht schwielig und rauh. Ihre Haltung ist aufrecht, wie man es ihr vermutlich in der Kindheit eingebläut hat. Wird adeligen Mädchen etwas eingebläut? Vermutlich nicht einmal, wenn sie rebellisch sind ...

 

Ich weiß zwar nicht, wie Mrs. Stratton es bewerkstelligt hat, Clive gestern völlig umzukrempeln. Aber es ist beileibe keine Veränderung zum Schlechteren. ... Wenn Clive ein wenig jünger wäre, läge es natürlich auf der Hand, warum Matildes Nähe ihn verwandelt. Ihre Ausstrahlung ist sehr ... sehr ... sinnlich. Aber Clive ist über solche Dinge hinweg, glaube ich, und er würde sich bestimmt keine Hoffnungen bei einer Frau machen, die vielleicht gerade einmal halb so alt ist wie er. Nein, Clive würde man vermutlich eher als Hagestolz bezeichnen, auch wenn ihm dieser Begriff nicht wirklich gerecht wird. Aber Clive ist sicher nicht auf Freiersfüßen unterwegs."

 

Mir ist klar, dass Clive und Matilde mehr verbindet, von dem sie mir bisher nicht berichtet haben ... und vielleicht auch nie berichten werden. Aber das stört mich nicht.

 

"Und doch scheint Matilde zu glauben, ich müsste nun zumindest ein wenig eingeweiht werden. 'Cainnech, es gibt noch mehr, was Sie wissen sollten. Aber nicht hier', meinte sie in dem Restaurant. Ich fühle mich geschmeichelt, als böte man mir den Beitritt zu einem engen Kreis von Verschwörern an. Die verstoßene Contessa war bereits sehr offen zu mir, als sie die Probleme mit ihrer Familie andeutete. Und als sie von der Jagd erzählte, war sie so ... leidenschaftlich ... wie ich es bin, wenn ich über das Fliegen rede.

 

Ich verstehe jetzt, warum das Wort Contessa beim Doc im Zusammenhang mit Matilde Stratton einen ganz anderen Zungenschlag bekommt, als wenn er vom englischen Adel spricht. Meine Sorgen von heute morgen waren ganz unbegründet. Natürlich bleibe ich ein einfacher Bauerssohn und sie eine Frau von adeliger Abstammung ... aber sie hat mich das nicht einen Moment spüren lassen. Für sie scheinen andere Dinge wichtig zu sein. Darin scheint sie dem Doc mit seinen anarchistischen Ansichten ähnlich zu sein. Langsam ahne ich, warum die beiden sich so gut verstehen. Sie sind die außergewöhnlichsten Menschen, denen ich bisher begegnet bin."

Edited by Joran
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In der Pension

 

Ich mache die Tür in meinem Zimmer auf, und mache das Licht an.

"Bitte sehr" sage ich.

"Die Dame unten bringt uns gleich Tee und Kaffee. Ich bin noch nie eine Engländerin geworden. Ich liebe meinen Kaffee" sage leise.

Ich zeige auf die Ecke mit den Sesseln.

"Nehmt ruhig Platz. Cainnech, könnte ich Sie duzen? Wir haben fast das gleiche Alter. Und ich hoffe es stört euch nicht, wenn ich rauche" Ich zünde mir eine Zigarette, und biete es auch Ihnen an.

 

Als wir Platz genommen haben, bleibe ich einen Augenblick still, und nehme ich einen tiefen Zug. Ich merke, dass meine Hand wieder ein wenig zittert.

Ich habe keine Lust, die Geschichte wieder zu erzählen, wie kann ich etwas verstehen, was ich selbst nicht verstehen kann?

Aber ich muss.

 

"Ich werde eine Weile nach irland kommen, Cainnech. Zu Clive..zu euch. Clive hat es mir angeboten. Es ist eine..ernste Sache. Ich habe meinen Mann gestern verlassen."

 

Ich mache eine Pause, und beobachte die zwei.

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Clive und Cainnech nehmen Platz. Luni begrüßt schwanzwedelnd Clive und mustert dann wesentlich zurückhaltender Cainnech.

 

Als Du Cainnech das 'Du' anbietest stammelt dieser etwas in der Art von "es ist mir eine Ehre ...". Er ist ein wenig verlegen und überrascht, aber angenehm überrascht. Er grinst.

 

Die angebotenen Zigaretten nehmen beide an. Cainnech ist offensichtlich nur Gelegenheitsraucher und Clive hat bisher an seiner Pfeife festgehalten. So wirkt bei beiden die Zigarette etwas ungewohnt.

 

Als Du ankündigst, mit nach Irland zu kommen, lächelt Clive, für den die Nachricht ja nicht neu ist: "Ich freue mich sehr. Du wirst das alte Haus endlich wieder mit Leben füllen! Und ich hoffe, Du bleibst nicht nur eine Weile. Du machst mir damit eine große Freude."

 

Cainnech, der selbst nur 'Gast' in Clives Haus ist, nickt zustimmend. Als Du die Trennung von Hartmut erwähnst, runzelt er die Stirn und sein Mund wird schmal. Cainnechs Blick springt von Deinen Augen ein kleines Stück nach oben. Dir fällt auf, wie sich unwillkürlich seine Hände zu Fäusten ballen. "So ein ...", entfährt es ihm, doch dann bremst er sich, bevor er den Satz vollendet.

Edited by Joran
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Ich lächele ein wenig.
“nein nein das ist nicht so. Mein Mann hat mich nie geschlagen. Hätte er es gemacht, hätte ich ihn schon umgebracht”.
Meine Augen funkeln.
“wir hatten gestern einen taxiunfall. Clive und ich”

 

ich seufze, dann fahre ich fort.

 

"Ich habe ihn verlassen weil er mich..Sache verschweigt. Sachen, die sehr gefährlich sind.."

 

Ich atme tief ein, schaue kurz Clive an, dann fange ich an ihm von der Orga zu erzählen, ich weiss nicht viel aber ich schilde wie gefährlich sie sind. Profikiller. Überall. Ich erzähle, dass Hartmut sie verlassen hat, und deswegen gejagt wird. Und ich auch.

Ich erzähle ihm von den Angriff, die wir gestern erlebt haben.

 

Dann mache ich wieder eine Pause.

Ich schaue ihn besorgt an.

 

"..es ist alles wahr" sage ich, als Entschuldigung, und warte auf seine Reaktion, bevor ich fortfahre.

"Frag mich alles, was du meinst"

Edited by Nyre
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Cainnech

 

Lange erzählt Matilde von der Organisation und ihren Erlebnissen. Und doch sind es nur Bruchstücke, weil ihre gesamte Geschichte vermutlich viele Stunden benötigen würde, um erzählt zu werden. Aber es genügt, um zu verstehen, dass Matilde nicht befürchtet, von diesen Menschen umgebracht zu werden, sondern es als sicher annimmt.

 

"Das alles ist für mich eine fremde Welt. Es ist kaum vorstellbar, aber von ihr ausgesprochen, erscheint es mir unverrückbar wahr.

 

Was war das für ein Angreifer in der Schneiderei? Was war das für ein ... WESEN?"

 

Als sie aufhört zu erzählen, überlege ich kurz, was ich hierauf erwiedern könnte.

 

"Wer würde so etwas schon erfinden? Natürlich glaube ich ... Dir.

 

Mir ist klar, dass Clive Feinde hat ... merkwürdige Feinde, die ihn verfolgen. Darum bin ich ja bei ihm ..."

 

"... und weil meine Mutter mich vor einem Fehler bewahren wollte", setze ich in Gedanken hinzu.

 

"Ich habe noch nicht verstanden, wer ... oder was ... genau ihn verfolgt und warum, aber die Sache mit dem Toten im Bootshaus war schon ... verrückt.

 

Und weil Du mit Clive auf Herm warst und dort irgendetwas schlimmes vorgefallen sein muss, verwundert es mich nicht, dass Du in einer ähnlichen Situation bist.

 

Ihr müsst mir nicht heute alles erklären. Ich werde in jedem Fall alles tun, was ich kann, um Euch zu helfen!

 

Aber was kann ich tun? Wie kann ich helfen?"

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Ich schaue nach unten.

"Warte, lass mich euch einen Beispiel erzählen, was sie fähig sind. Hartmut und ich waren in Norwegien, ich war gerade wieder gesund, nach mehr als ein Jahr Irrenhaus.."

meine Worte verlieren sich ein wenig.

"...wir wollten uns ein wenig erholen, die Natur geniessen, und sind zu einem Schiessplatz hingefahren. Hartmut hatte einen Freund unter den norwegischen Offizieren. Wie auch immer. Plötzlich wurden wir angegriffen. Erst versuchte ein Mann auf ein Motorrad mit einer Granate uns zu töten. Aber ich kriegte ihn. Unser Auto war kaputt, und so sind wir in den Wald geflohen. Wir wurden getrennt. Ich war allein und unbewaffnet. Sie fingen an, auf mich zu schiessen, und ich wurde zweimal getroffen. Ich schaffte aber irgendwann eine von ihnen zu erischen, und mir gelang, einen Gewehr zu schnappen. Ich habe mich so gut verteidgt, wie ich konnte, sieben von denen konnte ich aussschalten, aber irgendwann hat mich einer von Ihnen uberweltigt..und..er..hat mich.."

Ich verstummte, und schüttele den Kopf.

"..wie auch immer, die Rechnung werde ich nie ausgleichen dürfen"

Ich erzähle weiter, ohne die beide anzuschauen.

"..dann wurde ich in einer Hütte eingesperrt, da waren duzende Leichen, und Fässe mit Gift, Fosphat, dieser Gift..ich sollte so sterben. Aber ich habe es überlebt, Hartmut fand mich."

"Ich kam ins Krankenhaus, Hartmut wurde verhaftet. Da kamen sie wieder, und ich wurde entführt, dabei töteten sie Ärtze und Krankeschwester. Ich weiss nicht was sie mit mir anstellen wollten. Etwas ging schief, und die Polizei schaffte mich zu befreien, aber ich wurde erneut angeschossen"

 

Ich hebe meinen Kopf.

 

"Diese Leute sind absolut skrupellos. Der Mann, der mich jagte damals ist ein sadistisches Schwein, und mächtig dazu. Er kann gedanken kontrollieren, und kennt viele Möglichkeiten Leute zu foltern. Hartmut meint immer noch, ich sei ihm und die Orga egal. Gut, ich muss es glauben. Sie könnten mich aber benutzen, um an ihn ranzukommen. Deswegen habe ih ihn jetzt verlassen. Und auch weil er sich weigert, mir alles was er weisst zu erzählen. Ich habe keine Lust mehr. Ich habe einen Sohn, und er wird ihn schützen. Sowas kann ich nicht. Er kann untertauchen. Ich werde mit euch kommen"

 

Ich schaue Cainnech an. Vielleicht wiedere ich ihn jetzt an.

"Wie du helfen kannst? Weiss ich nicht. Einfach bereit sein. Aber vielleicht irre ich mich, und keine wird mich je mehr suchen"

Edited by Nyre
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Clive

 

Wieder eine dieser schrecklichen Erfahrungen Matildes aus Norwegen. Die Worte hallen in meinem Verstand wieder:

 

...wir wollten uns ein wenig erholen, die Natur geniessen, und sind zu einem Schiessplatz hingefahren. Hartmut hatte einen Freund unter den norwegischen Offizieren. ... Plötzlich wurden wir angegriffen. ... ich kriegte ihn. ... Wir wurden getrennt. Ich war allein ... Ich schaffte es aber irgendwann eine von ihnen zu erwischen ...  Ich habe mich so gut verteidgt, wie ich konnte, sieben von denen konnte ich aussschalten, aber irgendwann hat mich einer von Ihnen überwältigt..und..er..hat mich..

 

Und sofort sind sie wieder da, meine Zweifel an Hartmuts Aufrichtigkeit:

 

"Er fährt sie zu einem abgelegenen Schießplatz ... und die Organisation wartet dort schon mit einem großen Aufgebot auf sie. Kann das ein Zufall sein? Um so viele gedungene Mörder zusammenzutrommeln und an einen abgelegenen Ort ... einen Truppenübungsplatz (?) ... zu bringen, benötigt Zeit. Von wem außer Hartmut hätte die Organisation wissen können, wohin Hartmut Matilde bringt ... und das so rechtzeitig, dass man einen Hinterhalt mit so vielen Männern vorbereiten konnte? Und vorher noch die ganzen Menschen umbringt, die Matilde in der Hütte gesehen hat? 

 

Kann es ein Zufall sein, dass Hartmut von Matilde getrennt wurde? Kann es ein Zufall sein, dass offenbar nur Matilde Gegner ausgeschaltet hat? Matilde berichtet von keinem einzigen Mann, den Hartmut getötet hätte. Nur Männer, die angegriffen haben, keine durchmischten Einwohner der Gegend. Und wieder eine Vergewaltigung. Warum haben es offenbar alle Männer der Organisation darauf abgesehen, mit Matilde ... Die Organisation ist doch keine Gruppe von Triebtätern.

 

Und nachdem das Werk vollbracht ist, lässt man Matilde einfach an einem Ort zurück, wo Hartmut sie 'zufällig' findet und wieder mitnimmt? Ich kann das nicht glauben!

 

Ich glaube Hartmut nicht, dass Matilde so unwichtig ist. Ich glaube, dass es der Organisation gerade auf Matilde ankommt. Es geht nicht um die Vergewaltigung an sich. Es geht um die Zeugung. Jeder von diesen Bastarden wollte mit Matilde ein Kind zeugen. Jeder wollte der erste sein, dem dies gelingt. Und Hartmut war da im Ergebnis nicht anders als der Rest dieser kranken Schweine.

 

Matilde muss für die Mitglieder der Organisation etwas an sich haben ... vielleicht ein Erbe in sich tragen ... was sie zur Mutter eines ... besonderen ... Kindes prädestiniert."

 

Ich betrachte Matilde traurig.

 

"Was sehen diese Bestien nur in dir? Ich sehe ein trauriges Mädchen, dass nicht verstehen kann, warum das alles mit ihm geschieht. Ein Mädchen, dass vermutlich schon bei sich selbst nach einer Schuld sucht, weil es keinen anderen Grund dafür geben kann, dass es immer wieder sie trifft.

 

Aber kann ich Dir sagen, dass Hartmuts Liebe möglicherweise von Anfang an eine große Lüge war und auch er nur Alexander haben wollte? Kann ich Dir sagen, dass Hartmut Dich vielleicht nur benutzt ... missbraucht hat? Mein Gott, das darf nicht sein. Es würde Dich zerstören! ... Vielleicht irgendwann in der Zukunft einmal.

 

Aber ich sollte Cainnech warnen ... für den Fall, dass Hartmut irgendwann zurückkehrt, um einzufordern, was unter Matildes Herzen wächst."

 

 

Cainnech

 

Ich höre Matildes Bericht.

 

Ich spüre Wut in mir wachsen. Wut über diese Männer und was sie dieser Frau angetan haben. Damals war sie noch jünger, kaum mehr als ein Kind ... alleine, ohne eine Familie, die sie hätte auffangen können ... ohne eine Mutter, die sie hätte trösten können.

 

Zugleich bin ich wütend auf mich, weil ich mich hilflos fühle. Was soll ich ihr sagen? Was könnte ich ihr sagen? Gibt es Worte, die bei so etwas Trost spenden könnten ... Worte von einem Mann? Ich bin wütend, weil ich sie in den Arm nehmen will und mich nicht traue, es zu tun.

 

Und ich bin wütend, weil Matilde so ruhig bleibt. Ich möchte aufspringen, sie an den Schultern packen und durchschütteln. Ich will sie anbrüllen, sich damit nicht abzufinden, nicht so ruhig zu bleiben, nicht zu resignieren! Ich will, dass sie weint oder hasst, dass sie in meine Arme kommt oder mich auffordert, diesen Schweinen die Schädel einzuschlagen. Ich will, ... dass sie meinen Zorn lenkt, damit ich einen Kanal dafür finde.

 

Als Matilde ihren Bericht beendet hat, sieht sie mich an ... mich ... nicht Clive. Da liegt Unsicherheit in ihrem Blick ... eine unausgesprochene Frage hängt zwischen uns. Und meine Wut verfliegt, bis nur noch der Schmerz in meinen Händen verbleibt, dort, wo sich meine Fingernägel in die Handflächen gebohrt haben.

 

Ich weiche ihrem Blick nicht aus. "Nein, Matilde, so bin ich nicht", versuche ich ihr mit meinen Augen zu antworten.

 

Aber mein Mund geht seiner eigenen Wege und vollbringt dabei nichts besseres als ein gepresstes: "Wenn DIE sich Dir noch einmal nähern sollten, bekommen sie es mit ein paar aufrechten Iren zu tun! Das verspreche ich Dir! Ich werde bereit sein."

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Ich schaue die beide dankbar an.

"Vielleicht ist es nur wichtig, dass ich erstmal untertauche. Im Prinzip ist mein Tod schon sogut wie sicher. Die einzige Moeglichkeit waere, dass die Orga mich aufnimmt. Und da besteht keine Chance...und ich wuerde es auch nicht wollen. Noch etwas. Ich kann ..wie soll ich sagen. Ich kann Zaubern. Ich habe es ein wenig gelernt. Ich..."

 

Ich verstumme. Das kling echt bescheuert, aber wie soll ich es sonst erklaeren?

 

"Ich kann es euch zeigen, vielleicht?"

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Clive

 

Ich möchte nicht, dass Matilde sich verpflichtet fühlt, hier und jetzt noch mehr von sich und ihrer Geschichte preiszugeben. Darum greife ich Matildes Hinweis auf und gebe dem Gespräch einen Stoß in eine andere Richtung:

 

"Ich glaube, wir können noch einiges voneinander lernen. Aber dieses Wissen ... birgt auch Gefahren in sich. Wir sollten uns behutsam herantasten. Aber Du solltest alles mitnehmen, was Du brauchst. Besitzt Du ... Schriften?

 

Zunächst sollten wir Deine Angelegenheiten hier regeln, vielleicht Alexander und Hartmut einen Vorsprung verschaffen, der ihnen hilft."

 

Zu Cainnech gewandt fahre ich fort: "Es kann gut sein, dass Du früher als uns lieb ist Gelegenheit erhältst, Dich mit denen anzulegen, Cainnech. Ich möchte, dass Du ab jetzt Matilde hilfst. Die Verfolgungsjagd im Taxi gestern hat mir gezeigt, dass ich bei so etwas an meine Grenzen stoße. Ich fühle mich zwar ... erstaunlich gut, aber ich kann mit Matilde im Notfall nicht mithalten. Und falls es ernst wird, will ich nicht ein Hindernis sein.

 

Hartmut meinte zwar, der Angriff von gestern hätte mir gegolten. Aber das glaube ich nicht. Ich sehe dafür keinen Anhaltspunkt. Dieses ... Wesen ... in der Schneiderei wollte ausdrücklich Matilde. Das Ziel des Anrufers war Matilde. Matilde ist in Gefahr, nicht ich!"

 

Es klopft und die Witwe Loock bringt den Tee. Dabei strahlt ihr Gesicht die übliche Mischung aus Missbilligung und Neugier aus. Das verstummen der Anwesenden entgeht ihr sicher nicht.

 

"Vielen Dank, Mrs. Loock. Das ist sehr freundlich von Ihnen", versuche ich die Wogen zu glätten. Dann warte ich, bis die Witwe die Tür wieder hinter sich geschlossen hat.

 

"Wir sollten unsere nächsten Schritte planen.

 

Sollen wir den Eindruck vermitteln, dass Hartmut hier in der Pension ist? Das könnte zu weiteren Angriffen führen. Andererseits sucht man Alexander und Hartmut dann möglicherweise nicht woanders. Wenn Du hier bist, Matilde, und Cainnech hinter geschlossenen Vorhängen einen zweiten Schatten wirft, können wir die von der Orga vielleicht für ein paar Tage an der Nase herumführen ... mit ein wenig Schattenspiel hier und da, das auf Hartmut schließen lassen könnte, eine eheliche Diskussion oder eine Umarmung vielleicht? Du legst Dich in beide Betten, Matilde, und wir schaffen ein wenig Kleidung und Rasierzeug für die alte Glucke herbei ... Was meinst Du?

 

Oder willst Du all Deine Angelegenheiten hier Mr. Kilmister überlassen und sofort aufbrechen, Matilde? Auch dann müssten wir zunächst ins Büro, um mit ihm alles zu regeln."

 

 

Cainnech

 

"Zaubern? ...

 

Die Worte, die mir so bedeutungsschwer erscheinen, wie ein Blutschwur, ein blasphemischer Pakt zwischen Clive und mir, hallen in meiner Erinnerung wieder:

 

'Und was soll ich Dich lehren, das Schulwissen oder auch alles andere?'

 

'Das andere auch!'

 

Seither hat Clive behutsam begonnen, mich in einige Geheimnisse einzuweihen. Merkwürdige Phänomene, die die moderne Wissenschaft nicht erklären kann und die Antworten, die arkane Lehren hierauf geben. Immer war es eine schmale Gratwanderung zwischen Finsternis und Unglaube. Aber Clive blieb stets an der Oberfläche. Immer vertröstete er mich auf später, wenn ich mit meinen Fragen tiefer vordringen wollte. Vertraut er mir nicht oder will er mich schützen? Ich weiß es nicht.

 

Aber vielleicht traut Matilde mir ein wenig mehr zu. Vielleicht wird sie mir verraten, was der Doc verbirgt?

 

Ich werde sie danach fragen, sobald ich sie alleine sprechen kann ... ohne den Doc."

 

Bevor zu offensichtlich wird, dass ich gerade meine eigenen Pläne schmiede, melde ich mich wieder zu Wort:

 

"Es wird mir ein Vergnügen sein, denen eins auf die Nase zu geben. ... Niemand von uns weiß, wann er dem Tod begegnet, Matilde. Mein Vater hat den Großen Krieg überlebt, er hat das Giftgas besiegt und ist nach hause gekommen, obwohl ihn alle ... bis auf Clive ... schon totgesagt hatten. Darum machen wir das Beste aus der Zeit, die wir haben! Warten wir ab, bis wir die letzte Karte ausgespielt haben."

 

Ich versuche Matilde aufzumuntern: "Notfalls klaue ich eine Maschine und entführe Dich. Ich bezweifle, dass die mir in der Luft auch gewachsen wären. Du wirst sehen, wie klein auch diese Mistkerle von oben betrachtet sind. Letztendlich sind auch sie nur Ameisen, die über einen Erdkrumen krabbeln."

Edited by Joran
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