Die machen nicht auf empörte Diva, die fühlen sich ernsthaft angegriffen. Die CDU in Anhalt ist der Laden, dessen Vize-Fraktionsvorsitzende fordern konnten, "das Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen" und sich gegen den "linken Mainstream aus gesteuertem Gutmenschentum" zu positionieren, was sowohl von der Landes- als auch von der Bundespartei nicht viel mehr Kritik brachte als einen Verweis darauf, dass die aktuelle Beschlusslage anders sei.
Ja, offiziell sind sie natürlich gegen Rechtsextremismus, aber nur wenn er pöbelig und unfein in Springerstiefeln auftritt, weil man ja schon auf gutes Benehmen bedacht ist. Gegen die Ideologie selbst gibt es Abgrenzungen nur verbunden mit gebetsmühlenartigem "die Linken sind genau so schlimm!!!111" und wenn es wie jetzt zum Schwur kommt, scheitert die Abgrenzung gegen Rechts (merkwürdigerweise nie die gegen Links) daran, dass man gar keine Rechtsextremen erkennen kann, gegen die man sich selbstverständlich abgrenzen würde, wenn es sie denn gäbe.
Es gibt einen schönen Text von Saul Padover, den ich jetzt leider nicht finden kann, aber in dem er etwas ganz ähnliches beschreibt: Nach dem 2. WK waren selbstverständlich alle Deutschen gegen die Nazis, aber diese Nazis waren sehr schwer zu fassende Wesen -- es gab Hitler und die paar Leute aus seinem engsten Kreis, die praktischerweise größtenteils tot waren, aber sonst hatte niemand jemals einen leibhaftigen Nazi zu Gesicht bekommen. Fragen sie doch mal im Nachbardorf, da wurde angeblich einer gesichtet...